im Krankenhaus, auf dem vermerkt stehen musste, dass es mindestens eine Stunde Sicherheitseinweisung und Rundgang für mich gibt. So wollte das Medical Council sicherstellen, dass ich nicht am ersten Tag in den OP geworfen werde – wie das im Übrigen hier so üblich ist – und man mir gezeigt hat, wo die Notausgänge sind und die Feuerwehrschläuche hängen. Kein Witz. Ich rufe im Krankenhaus an, Sally, meine ›Verbindungsoffizierin‹, mittlerweile Chefin des Anästhesie-Departments, kennt das und sagt: »Kein Problem, mache ich sofort. Wann fliegst du?«
»Wenn das jetzt ausreicht, in neun Tagen ...«
»Na, viel Glück!«
Zu Hause sitzen wir auf Kartons und Koffern. Ansonsten ist die Wohnung leer und bereit für unseren Nachmieter. Frisch geweißelt.
Ich rufe wieder beim Medical Council an: »Fehlt noch etwas? Haben Sie jetzt alles?«
»Ja, jetzt ist alles vollständig.«
»Wann können Sie der Botschaft das Okay geben?«
»Jetzt, wo wir alles haben, dauert es: siebzehn Tage.«
Wir packen wieder aus. Den Flug haben wir verschoben.
IELTS ODER: WIE DRUCKE ICH GELD?
Viele Leute überlegen sich, wie sie Geld drucken können. Die Bundesbank kann das legal. Die amerikanische Notenbank auch, und die kann so viel Geld drucken, dass sie eine Inflation provoziert, wenn sie das will. Anderen Menschen ist das verboten – das bedeutet natürlich nicht, dass das niemand versucht, doch es ist schwierig. Wie hat Bertolt Brecht gesagt: »Nur Amateure überfallen eine Bank; Profis gründen eine.« Wem dazu das Geld fehlt und bei wem Crowdfunding auch nicht funktioniert, der muss sich etwas anderes einfallen lassen. Beliebt ist es, Dinge zu produzieren, die Menschen brauchen. Besser Dinge, die sie immer brauchen. Noch besser Dinge, von denen sie abhängig sind. Noch mal besser Dinge, die teuer sind. Da fallen Ihnen sicher viele Sachen ein. Wenn Sie jetzt ein Monopol auf den Verkauf haben, super! Auch gut: Ihr Produkt nimmt keinen Speicherplatz ein. Physisch, meine ich. Und Sie müssen es nicht herstellen. Am besten wäre doch, Sie hätten ein Produkt, das Sie in der Herstellung nichts kostet, das keinen Lagerraum einnimmt, das nur Sie vertreiben, das die Menschen brauchen und das sie immer wieder verkaufen können. Dass es völlig legal ist, ist ein weiteres Plus. Es dient sogar der Sicherheit.
Wovon spreche ich hier? Ganz einfach: von der Kontrolle über einen Sprachkenntnistest. Wenn ich in einem anderen Land arbeiten will, ist es sinnvoll, dass ich die Sprache des Landes auf einem meiner Arbeit entsprechend hohem Niveau beherrsche. So weit, so gut. Wenn jemand in Deutschland arbeiten will, muss er den europäischen Sprachtest mit einem Niveau von C1 ablegen. Mit C1 kann man sich unterhalten und höhere Konzepte können vermittelt werden. In die Medizin übersetzt: Kann ich Medikamente in der richtigen Dosierung aufziehen, und verstehe ich, warum ich das jetzt tun soll? Für Englisch gibt es verschiede Testsysteme, die das Sprachniveau nachweisen. Vielen ist der TOEFL-Test (Test of English as a Foreign Language) bekannt, den die Amerikaner fordern, wenn man dort arbeiten möchte. Der prüft amerikanisches Englisch. Für Europa gibt es das Common European Framework of Reference for Languages (CEFRL). Es stellt sich heraus, dass nicht nur Deutsche Abkürzungen lieben. Da der TOEFL amerikanisches Englisch prüft, kann man den natürlich auf gar keinen Fall für England, Australien oder Neuseeland verwenden, das wäre ja so, als ob Deutsche auch Österreicher verstehen würden. Und deshalb gibt es den IELTS. Das steht für International English Language Testing System. Da der amerikanisches und britisches Englisch prüft, ist der am besten und nach Ansicht mancher Länder als Einziges geeignet, das richtige Sprachniveau nachzuweisen. Der Test hat vier Teile:
1 Listening (circa 30 Minuten)
2 Academic Reading bzw. General Training Reading (circa 60 Minuten)
3 Academic Writing bzw. General Training Writing (circa 60 Minuten)
4 Speaking (circa 10–15 Minuten)
Er wird in 0–9 unterteilt. 9 entspricht einem ›Native Speaker‹, bedeutet, so gut wie ein Muttersprachler. Man kann den Test als ›general‹ oder ›academic‹ ablegen, je nachdem, in was für einem Umfeld man zu arbeiten gedenkt.
Um in Australien zu arbeiten, muss man 7,0 im Schnitt durch alle vier Teile erreichen und darf nirgendwo unter 7,0, liegen. Für Neuseeland muss man im Schnitt 7,5 erreichen und darf nicht unter 7,0 in den einzelnen Bereichen liegen. Ich kenne einen Anästhesisten, der den Test direkt im Land ablegen wollte, weil er meinte, dann würde sein Englisch automatisch besser. Sein Englisch wurde besser, aber ein Test misst selten das, was er soll, und nachdem er viermal durchgefallen war, surfte er für den Rest des Jahres, während seine Frau das Geld verdiente, bis sie wieder nach Deutschland zurückgingen. Nicht die schlechteste Variante, wenn Sie mich fragen. Ich lerne seit der siebten Klasse Englisch, habe an zwei Sprachschüleraustauschprogrammen teilgenommen, gehe im Kino meistens in die englische Originalversion und lese sowohl Romane als auch wissenschaftliche Literatur auf Englisch. Trotzdem entschließe ich mich dazu, Nachhilfe zu nehmen, nachdem ich mir den Test näher angesehen habe. Bei jemandem, der den Test selbst lange Jahre abgenommen hat und mir beibringt, wie man mit speziellen Sätzen seine Grammatikkenntnisse zeigen kann. Dennoch ist der Test für mich schwieriger, als erwartet. Aber egal: Am Ende kommt eine 7,5 heraus, und mir stehen beide Länder in Down Under offen. Für die nächsten zwei Jahre. Richtig, der Test hat ein Verfallsdatum. Clever. Nach zwei Jahren muss man den wiederholen, wenn man das Land verlassen hat. Womit wir wieder beim anfangs angesprochenen Gelddrucken wären. Der Test ist nämlich nicht billig. Und er wird zum Beispiel in England von jedem gefordert, der da arbeiten möchte. Von jedem? Ja. Stellen Sie sich vor, Sie sind eine südafrikanische Anästhesistin. Ihre Muttersprache ist Englisch. Englisch ist die Landessprache, Sie haben auf Englisch studiert und immigrieren dann nach Neuseeland. Dort sprechen und arbeiten Sie nur auf Englisch, und Sie haben einen britischen Pass – alle Einwohner der Commonwealth-Staaten können einen britischen Pass beantragen.
Jetzt sollen Sie einen IELTS machen, für Ihr Jahr in England. Und zwar, obwohl Sie den vor drei Jahren schon mal gemacht haben. Und ohne den Test gibt es keine Arbeitserlaubnis. Das nenne ich eine legale Gelddruckmaschine.
OFFICER GOODBOY
Die Reise von Deutschland nach Neuseeland ist lang. Egal, wie man es dreht und wendet, ob man über Asien oder über Amerika fliegt, man muss auf die andere Seite der Kugel – weiter weg geht nicht. Dabei fällt mir ein: Ist Ihnen schon mal aufgefallen, wenn Sie sich auf der Erde von Norden nach Süden bewegen und immer weiter fliegen, bewegen Sie sich irgendwann wieder nach Norden. Wenn Sie aber von Ost nach West fliegen, egal wie weit, fliegen Sie immer weiter nach Westen. Und so weit ist der Flug, dass man sich über solche Sachen Gedanken machen kann. Als Zwischenstationen bieten sich zurzeit und je nach persönlichem Gusto Singapur, Hongkong, Houston oder L.A. an. Danach ist man mit Umsteigen und circa 26 bis 30 Stunden Flug schon da. Neuseeland ist ein Einwanderungsland, und seine Bewohner haben ein spezielles Verhältnis zu unerwünschten Tieren oder Pflanzen. Da es dort bis zur Besiedelung durch die Europäer keine Landraubtiere gab, haben die Vögel teilweise evolutionsbedingt ihre Fähigkeit zu fliegen verloren: Der Kiwi als Nationalvogel kann das zum Beispiel nicht mehr. So wurde er bedauerlicherweise zu einer leichten Beute für eingeschleppte Hunde, Katzen und Ratten.
Mit der Flora ist das ähnlich: Die Schotten brachten den Ginster mit, um ihre Schafweiden damit zu begrenzen. Wie man heute auf Luftaufnahmen sehen kann, gefällt es dem gelben Ginster sehr gut in Neuseeland, und im Sommer sind große Teile des Landes gelb anstatt wie ursprünglich grün. Aus diesem Grund gibt es neben der Passkontrolle und dem Zoll zusätzlich eine Biosecurity. Diese dient nicht dazu, Zombies aus dem Land fernzuhalten, sondern, das Einschleppen von Schädlingen für Flora und Fauna zu verhindern. Schon im Flugzeug bekommt man einen Film zu sehen, der