Bummeln am Hafen und Markt, Eis schlecken auf der Kaimauer
In der Meyer Werft in Papenburg werden die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt gebaut.
Weiße Riesen, dunkles Moor, flaches Land
Wird in Papenburg ein Kreuzfahrtschiff zur Nordsee überführt, sind zahlreiche Schaulustige auf den Deichen Zeugen eines Spektakels, das eigentlich Präzisionsarbeit ist. Die Hotelhochhäuser im Schiffsmantel erreichen über die geflutete Ems mit nur einer Handbreit Wasser unter dem Kiel, unter hochgeklappten oder abgebauten Bahn- und Straßenbrücken hindurch den Dollart, eine Wattenbucht an der Emsmündung. Von fern sieht es aus, als führen die weißen Riesen über grüne Wiesen.
Ganz nah kommt man den künftigen Luxuslinern im Besucherzentrum der weltbekannten Meyer Werft. Mit allen Sinnen lernen Groß und Klein dort den »technisch komplexen Ablauf im Schiffbau« kennen: bei Führungen, anhand von Filmen und Modellen und durch riesige Schaufenster in die überdachten Baudocks, wo die Schweißfunken fliegen und Kabinentürme in die Höhe wachsen. Eine bequem ausgestattete Musterkabine auf der Besuchergalerie weckt Vorfreude auf die nächste Kreuzfahrt.
Szenenwechsel: Im Freilichtmuseum Von-Velen-Anlage erschreckt man angesichts der Armut der einstigen Moorkolonisten. In die Einöde gelockt, stachen sie mit dem Spaten Torfsoden, schichteten sie zum Trocknen auf und wuchtete sie mit Handkarren auf die Frachtkähne, die auf den Kanälen unterwegs waren. Die Kolonisten ernährten sich von Buchweizen und hausten teils bis Mitte des 20. Jahrhunderts in primitiven Hütten. »Dem Ersten der Tod, dem Zweiten die Not, dem Dritten (erst) das Brot«. Die Spruchweisheit wird hier mehr als einsichtig.
Im Kontrast dazu steht der größte Dampfpflug der Welt im Emsland Moormuseum. Kraft brauchte es, um den schweren Boden zu bearbeiten. Auf dem elf Kilometer langen Moor-Energie-Erlebnispfad von dort zum Erdöl-Erdgas-Museum (Twist) im Bourtanger Moor lassen sich das Naturwunder Moor und sein Nutzen für den Menschen erkunden.
Mitmachen!
FREIZEITSPASS OHNE ENDE
Schloss Clemenswerth bei Sögel ist die einzige barocke Jagdsternanlage der Welt.
»Ankommen, Koffer los und Kinder laufen lassen«, verspricht der Familien-Ferienpark Schloss Dankern bei Haren (Ems). Mit rechnerisch einer »Spiel-, Freizeit und Sportmöglichkeit« pro Hektar ist ein (verlängertes) Wochenende fast schon zu wenig, um nur einen Teil der Attraktionen – von Tauchen im Dankernsee bis Spaßbad und Hochseilgarten – entdecken und erleben zu können. »Basislager« für Familien ist das Ferienhaus – im Wald, am See oder auf der Heide – auf einem riesigen Gelände, das seinen Namen von einem barocken Wasserschloss aus dem 17. Jahrhundert hat (Besichtigung nur mit Führung). Für Eltern findet sich immer ein ruhiges Plätzchen, von dem aus man den Nachwuchs im Auge behalten kann. Es sei denn, man kämpft beim Adventure Golf gemeinsam um Punkte. Teenager können ihr Geschick beim »Seabob« erproben – und dabei gleichzeitig eine gute Figur machen.
Mit dem Fahrrad unterwegs
Das Fahrrad ist das beste Transportmittel zur eingehenden Erkundung des überwiegend flachen Emslands. 3500 Kilometer Radwege erschließen eine Region, größer als das Saarland. Ob am Kanalufer, entlang der Ems, durch das idyllische Hasetal oder das beschauliche Hügelland des Hümmling. Zum Rast- und Spielplatz und zum Umsteigen ins Kanu oder Kajak sowie zur familienfreundlichen Herberge geleiten die frechen »Emspiraten« Jenny und Jack.
Teil des gut ausgebauten Radwandernetzes ist auch die Deutsche Fehnroute mit Start- und Endpunkt Papenburg. Das Wort »Fehn« für Moor ist auch Bestandteil von Ortsnamen, z.B. Rhauderfehn im Overledingerland. Die Fehnkultur war eine Form der Moorerschließung, welche das Moor über (schiffbare) Kanäle entwässerte und die obere Bodenschicht (Weißtorf) für die (lukrative) Rinderhaltung »aufmischte«.
Zu seinem Vergnügen ließ sich der kunstsinnige Kirchenfürst Clemens August im 18. Jahrhundert im wildreichen Hümmling ein Jagdschloss bauen. Clemenswerth bei Sögel besteht aus einem exquisit ausgestatteten Zentralpavillon, sieben weiteren Pavillons und der Schlosskapelle (mit Kapuzinerkloster). Sie alle sind durch einen Stern von Alleen verbunden, die hinter den Gebäuden in einen großen Park ausgreifen. In Clemenswerth macht auch der Emsland-Rundweg (Rheine–Papenburg) Station.
Nicht verpassen
NIEDLICHE HEULER
Neben dem Seehund lebt auch die Kegelrobbe an der deutschen Nordseeküste.
In der Seehundstation Nationalparkhaus in Norden-Norddeich sind die Seehundbabys, die Heuler, die Stars. Allerdings haben sie die Planschbecken nicht freiwillig mit ihrem natürlichen Lebensraum auf den Sandbänken getauscht. Aber Hauptsache, es gibt frischen Fisch! Die Fütterungen sind Höhepunkte des Tages, für alle Kleinen vor und hinter den Panoramafenstern. Haben die verwaisten Seehunde genug Fett zugelegt und Energie getankt, werden sie ausgewildert. Die Station ist nur vorübergehend ihr Zuhause. Früher wurden die Robben zur Belustigung der Badegäste geschossen. Heute stehen sie unter Schutz und sind Teil des Weltnaturerbes Wattenmeer. Zur Seehundstation gehört auch das Waloseum am Osterlooger Weg. Unter dem Skelett eines 15 Meter langen Pottwals kann das Leben der größten Meeressäuger erforscht werden. Im Obergeschoss lernt man den Vogelreichtum der Nordseeküste kennen.
Dörper Weg 24,
www.seehundstation-norddeich.de
Vom Meer zur See
Und wo ist das Meer? Salz in der Luft spürt man bereits auf der Brücke über die Leda in die alte Handels- und Reederstadt Leer (Ostfriesland). An der Uferpromenade hinter dem Renaissancerathaus, moderne »Docklands« gegenüber, haben Ausflugsboote und Segeljachten festgemacht. Das Meer ist nun nicht mehr weit. Hinter dem Ems-Jade-Kanal breitet sich das Große Meer mit seinen schilfgesäumten Ufern aus, ein Natur- und Wassersportparadies.
Das »richtige« Meer, norddeutsch »die See«, kommt in der Gemeinde Krumhörn in Sicht, aber auch erst dann, wenn man die Kleinen am Trockenstrand von Upleward geparkt hat und über den Deich lugt. Bei Ebbe hat der Fernblick ins Landesinnere zuweilen größeren Reiz: Inmitten fruchtbarer Marsch beleben mächtige Kirchtürme in Warftendörfern, deren Namen häufig auf »um« enden, und Windkraftanlagen für die deutsche Energiewende den Horizont. Ein Deichspaziergang, natürlich gegen den Wind, führt zum kleinen, gelb-rot gestrichenen Pilsumer Leuchtturm, dem Wahrzeichen Ostfrieslands. Wer Glück hat, entdeckt im Fahrwasser des Leyhörns einen Krabbenkutter. Er hat in Greetsiel seinen Heimathafen, dem wohl schönsten »Fischerdorf« an der niedersächsischen Nordseeküste gleich um die Ecke.
Windmühle am Greetsieler Sieltief. Ihre dahinterstehende Zwillingsschwester ist gut versteckt.
Entdeckungen im Emsland
Infos und Adressen
ANREISE
Mit dem Auto über die A31 (»Ostfriesenspieß«) oder A28 (Oldenburg–Leer). Mit der Bahn: IC bis Münster (Westf.) oder Osnabrück, weiter mit IC (Norden-Norddeich) oder Regionalexpress (Rheine).
Tipp: