Fragment.
Doch deutle nur! Der Herr in Zorneswettern
Geht über dich hinweg und führt’s zu End.
5. Wunder über Wunder
Du wunderst wunderlich dich über Wunder,
Verschwendest Witzespfeile, blank geschliffen.
Was du begreifst, mein Freund, ist doch nur Plunder,
Und in Begriffen nicht mit einbegriffen
Ist noch ein unermeßliches Revier,
Du selber drin das größte Wundertier.
SÄNGERGLÜCK
Herbstlich alle Fluren rings verwildern,
Und unkenntlich wird die Welt.
Dieses Scheidens Schmerzen sich zu mildern,
Wenn die Zauberei zerfällt,
Sinnt der Dichter, treulich abzuschildern
Den versunknen Glanz der Welt.
Selig Herze, das in kühnen Bildern
Ewig sich die Schönheit hält!
Dein Wille, Herr
Dein Wille, Herr, geschehe!
Verdunkelt schweigt das Land,
Im Zug der Wetter sehe
Ich schauernd Deine Hand.
O mit uns Sündern gehe
Erbarmend in’s Gericht!
Ich beug’ im tiefsten Wehe
Zum Staub mein Angesicht,
Dein Wille, Herr, geschehe!
ABEND
Schweigt der Menschen laute Lust:
Rauscht die Erde wie in Träumen
Wunderbar mit allen Bäumen,
Was dem Herzen kaum bewußt,
Alte Zeiten, linde Trauer,
Und es schweifen leise Schauer
Wetterleuchtend durch die Brust.
Es schauert der Wald vor Lust
Es schauert der Wald vor Lust,
Die Sterne nun versanken,
Und wandeln durch die Brust
Als himmlische Gedanken.
Gewalt’ges Morgenrot
Gewalt’ges Morgenrot,
Weit, unermeßlich – du verzehrst die Erde!
Und in dem Schweigen nur der Flug der Seelen,
Die säuselnd heimzieh’n durch die stille Luft. –
TOAST
Auf das Wohlsein der Poeten,
Die nicht schillern und nicht goethen,
Durch die Welt in Lust und Nöten
Segelnd frisch auf eig’nen Böten.
Es geht wohl anders
Es geht wohl anders, als du meinst,
Derweil du rot und fröhlich scheinst
Ist Lenz und Sonnenschein verflogen,
Die liebe Gegend schwarz umzogen;
Und kaum hast du dich ausgeweint,
Lacht Alles wieder, die Sonne scheint –
Es geht wohl anders als man meint.
AM ABEND
Was ist mir denn so wehe?
Es liegt ja wie im Traum
Der Grund schon wo ich stehe,
Die Wälder säuseln kaum
Noch von der dunklen Höhe.
Es komme wie es will,
Was ist mir denn so wehe –
Wie bald wird alles still.
Die fernen Heimathöhen
Die fernen Heimathöhen,
Das stille hohe Haus,
Der Berg, von dem ich gesehen
Jeden Frühling in’s Land hinaus,
Mutter, Freunde und Brüder,
An die ich so oft gedacht,
Es grüßt mich alles wieder,
In stiller Mondesnacht.
Waldeinsamkeit
Waldeinsamkeit!
Du grünes Revier,
Wie liegt so weit
Die Welt von hier!
Schlaf’ nur, wie bald
Kommt der Abend schön,
Durch den stillen Wald
Die Quellen gehn,
Die Mutter Gottes wacht,
Mit ihrem Sternen-Kleid
Bedeckt sie Dich sacht
In der Waldeinsamkeit,
Gute Nacht, gute Nacht! –
SPRUCH
Drüben von dem sel’gen Lande
Kommt ein seltsam Grüßen her,
Warum zagst du noch am Strande?
Graut dir, weil im falschen Meer
Draußen auf verlornem Schiffe
Mancher frische Segler sinkt?
Und von halbversunknem Riffe
Meerfei nachts verwirrend singt?
Wagst du’s nicht draufhin zu stranden,
Wirst du nimmer drüben landen!
Hast du doch Flügel
Hast du doch Flügel eben
Und das gewalt’ge Wort;
Halt’ hoch dich über dem Leben,
Sonst geht’s über dich fort.
Gleichwie auf dunklem Grunde
Gleichwie auf dunklem Grunde
Der Friedensbogen blüht,
So durch die böse Stunde
Versöhnend geht das Lied.
Laß nur die Wetter
Laß nur die Wetter