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WANN DER HAHN KRÄHT
Wann der Hahn kräht auf dem Dache,
Putzt der Mond die Lampe aus,
Und die Stern’ ziehn von der Wache,
Gott behüte Land und Haus!
VORWÄRTS!
Wie der Strom sich schwingt
Aus den Wolken, die ihn tränken,
Alle Bäche verschlingt,
Sie in’s Meer zu lenken –
Drein möcht’ ich versenken
Was in mir ringt!
Tritt nur mit in mein Schiff!
Wo wir landen oder stranden,
Erklinget das Riff,
Bricht der Lenz aus dem Sande,
Hinter uns dann in’s Branden
Versenk’ ich das Schiff!
GLEICHHEIT
Es ist kein Blümlein nicht so klein,
Die Sonne wird’s erwärmen,
Scheint in das Fenster mild herein,
Dem König wie dem Armen,
Hüllt Alles ein in Sonnenschein
Mit göttlichem Erbarmen.
DANK
Mein Gott, dir sag’ ich Dank,
Daß du die Jugend mir bis über alle Wipfel
In Morgenrot getaucht und Klang,
Und auf des Lebens Gipfel,
Bevor der Tag geendet,
Vom Herzen unbewacht
Den falschen Glanz gewendet,
Daß ich nicht taumle ruhmgeblendet,
Da nun herein die Nacht
Dunkelt in ernster Pracht.
TROST
Der jagt dahin, daß die Rosse schnaufen,
Der muß im Staub daneben laufen;
Aber die Nacht holt beide ein,
Setzt Jenen im Traume neben die Rosse
Und den Andern in seine Karosse –
Wer fährt nun fröhlicher? der da wacht,
Oder der blinde Passagier bei Nacht?
SCHIFFERSPRUCH
Wenn die Wogen unten toben,
Menschenwitz zu Schanden wird,
Weist mit feur’gen Zügen droben
Heimwärts dich der Wogen Hirt.
Sollst nach keinem Andern fragen,
Nicht zurückschaun nach dem Land,
Faß das Steuer, laß das Zagen!
Aufgerollt hat Gottes Hand
Diese Wogen zum Befahren
Und die Sterne, dich zu wahren.
SO ODER SO
Die handeln und die dichten,
Das ist der Lebenslauf,
Der Eine macht Geschichten,
Der Andre schreibt sie auf,
Und der will beide richten;
So schreibt und treibt sich’s fort,
Der Herr wird Alles schlichten,
Verloren ist kein Wort.
Wie wird nun Alles
Wie wird nun Alles so stille wieder!
So war mir’s oft in der Kinderzeit,
Die Bäche gehen rauschend nieder
Durch die dämmernde Einsamkeit,
Kaum noch hört man einen Hirten singen,
Aus allen Dörfern, Schluchten, weit
Die Abendglocken herüberklingen,
Versunken nun mit Lust und Leid
Die Täler, die noch einmal blitzen,
Nur hinter dem stillen Walde weit
Noch Abendröte an den Bergesspitzen,
Wie Morgenrot der Ewigkeit.
MEMENTO MORI
Schnapp’ Austern, Dukaten,
Mußt dennoch sterben!
Dann tafeln die Maden
Und lachen die Erben.
SINNGEDICHTE
Wie schön und wunderbar,
Da kaum noch der Tag brach an!
Seit nun alles so nüchtern und klar,
Hab ich keine Freude mehr dran.
DIE SPERLINGE
Altes Haus mit deinen Löchern,
Geiz’ger Bauer, nun Ade!
Sonne scheint, von allen Dächern
Tröpfelt lustig schon der Schnee,
Draußen auf dem Zaune munter
Wetzen unsre Schnäbel wir,
Durch die Hecken ’rauf und ’runter,
In dem Baume vor der Tür
Tummeln wir in hellen Haufen
Uns mit großem Kriegsgeschrei,
Um die Liebste uns zu raufen,
Denn der Winter ist vorbei!
Es träumt ein jedes Herz
Es träumt ein jedes Herz
Vom fernen Land des Schönen.
Dorthin durch Lust und Schmerz
Schwingt wunderbar aus Tönen
Manch’ Brücke eine Fei, –
O! holde Zauberei!
Scherz im Ernst
Scherz im Ernst und Ernst im Scherz,
Also hält’st du’s mit den Dingen,
Daß des Lebens Kampf und Schmerz
Selber heiter muß erklingen.
Alter Dichter, junges Herz,
Sollst noch lang auf Erden singen
Und dereinst dich himmelwärts
Jubelnd, wie die Lerche, schwingen.
DER WELSCHE HAHN