Marietta Brem

Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman


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versprochen, immer nett und höflich zu ihr zu sein?«

      »Bin ich doch auch, Vati.«

      »Mußt du auch noch schwindeln Adina?« fragte der Vater.

      Vilma Stein war ebenfalls aufgestanden. »Wie kannst du behaupten, daß Adina schwindelt, Wolfgang?« fragte sie. »Wie wäre es, wenn du dir erst einmal anhören würdest, was deine Tochter zu der ganzen Sache zu sagen hat. Warum bist du so davon überzeugt, daß Frau Berger die Wahrheit sagt? Mir war diese Frau noch nie sympathisch.«

      »Keine unserer Haushälterinnen war dir bis jetzt sympathisch, Schwiegermutter«, erwiderte der junge Mann. »Mir gibt es jedenfalls zu denken, daß Frau Berger die fünfte Haushälterin war, die wir innerhalb von zwei Jahren hatten.«

      »War?« fragte Adina.

      »Ja, sie hat fristlos gekündigt.«

      »Dann sind wir sie endlich los«, stellte das Mädchen zufrieden fest. »Ich konnte ihr nie was rechtmachen, immer hatte sie etwas auszusetzen. Heute auch.«

      »Gut, dann erzähle mir bitte, was heute vorgefallen ist«, forderte der Vater sie auf.

      »Komm, setzen wir uns wieder«, schlug Vilma Stein vor. »Wolfgang, du trinkst doch eine Tasse Kaffee mit?«

      »Ja, danke!«

      »Adina, geh bitte in die Küche und bitte Marianne, uns noch ein Gedeck und frischen Kaffee zu bringen«, forderte Vilma Stein ihre Enkelin auf.

      »Gut, Großmama!« Adina entfernte sich.

      »Es gibt viele Eltern, die sich ein Kind wie Adina wünschen würden«, bemerkte Vilma Stein. »Sie ist nicht nur bildhübsch und gescheit, sondern hat auch ein erstklassiges Benehmen. Ich gehe gern mit ihr aus.«

      »Frau Berger ist da gänzlich anderer Meinung«, sagte Wolfgang. »Ich habe sie nicht gern gehen lassen, aber mir blieb nichts anderes übrig. Schließlich kann ich sie nicht zwingen, sich von einer Zehnjährigen tyrannisieren zu lassen.«

      »Und daß sie deine Tochter schikaniert hat, scheint dir völlig gleichgültig zu sein«, meinte Vilma Stein. »Adina hat mir oft erzählt, wie sie von ihr hin- und hergehetzt worden ist. Adina ist kein kleines Kind mehr. Sie ist auf dem Weg, eine reizende junge Dame zu werden. Man kann sie nicht herumkommandieren wie eine Fünfjährige.«

      »Aber eine Frau im Alter Frau Bergers kann man wohl kommandieren?« fragte Wolfgang Kayser schärfer als beabsichtigt.

      »Eine Haushälterin!«

      »Auch eine Haushälterin ist ein Mensch mit Gefühlen, die man verletzen kann«, meinte Wolfgang. »Kein Wunder, daß Adina Angestellten gegenüber so gleichgültig ist. Du bestärkst sie ja noch darin.«

      »Jetzt bin ich wieder schuld.«

      »Streitet ihr euch?« fragte Adina. Sie kam auf die Terrasse gelaufen. »Ich möchte nicht, daß ihr euch zankt.« Sie ließ sich auf ihren Stuhl fallen. »Marianne bringt gleich das Gedeck und den Kaffee.«

      »Das ist nicht mehr nötig«, erklärte der Antiquitätenhändler. »Ich muß ins Geschäft zurück. Ich bringe dich nur vorher nach Hause. Gegen sieben bin ich dann auch da.«

      »Wolfgang, willst du das Kind wirklich mutterseelenallein im Haus lassen?« fragte Vilma Stein. »Ich könnte ja ein paar Tage zu euch kommen. Wenigstens solange, bis du eine neue Haushälterin hast.«

      »Großmama könnte doch auch für immer bei uns wohnen«, warf Adina ein. »Das wäre ’ne Wucht, Vati.« Sie lehnte sich an Wolfgang. »Mit Großmama zu Hause, müßtest du dir nie wieder Sorgen um mich machen.«

      »Wir können es Großmama nicht zumuten, ihre Ruhe aufzugeben und zu uns zu ziehen«, sagte Wolfgang Kayser rasch. »Sie würde es schon bald bereuen.«

      »Das glaube ich kaum, Wolfgang«, wandte die Betroffene ein. »Was könnte es Schöneres für mich geben, als mich um Adina zu kümmern.« Sie strich ihrer Enkelin durch die weißblonden Haare. »Schließlich ist sie alles, was mir von meiner Tochter geblieben ist.«

      »Nein, Schwiegermutter, ich kann dieses großherzige Angebot nicht annehmen«, erwiderte Wolfgang. »Adina, verabschiede dich jetzt von deiner Großmutter.«

      »Auf Wiedersehen!« Das Mädchen schlang die Arme um Vilmas Hals.

      »Auf Wiedersehen, mein Liebling! Und wenn etwas ist, dann ruf mich an oder setz dich gleich in ein Taxi, ja?« Vilma Stein küßte Adina auf die Stirn. »Du weißt, daß du jederzeit zu mir kommen kannst.«

      Adina nickte. »Ich hab’ dich schrecklich lieb, Großmama«, sagte sie. »Ich ruf dich heute abend an.«

      »Fein.« Die ältere Frau drückte ihre Enkelin noch einmal an sich.

      »Auf Wiedersehen!« Wolfgang reichte seiner Schwiegermutter die Hand.

      »Auf Wiedersehen«, entgegnete Vilma Stein kühl. Sie sah ihm ins Gesicht. »Ich wünschte, du würdest bei deinen Entscheidungen öfter an das Kind denken, Wolfgang«, sagte sie. »Vergiß nicht, es wurde dir von Ellen anvertraut.«

      »Ich bin überzeugt, in Ellens Sinne zu handeln«, antwortete Wolfgang. »Ellen hätte niemals geduldet, aus Adina einen Menschen zu machen, der auf andere herabsieht.«

      »Du mußt wissen, was du tust«, meinte Vilma Stein. Sie begleitete Tochter und Vater zum Wagen, der vor der Villa geparkt war. »Vergiß nicht mich anzurufen«, rief sie ihrer Enkelin noch zu, als diese in den Fond stieg.

      Adina machte es sich bequem. Schweigend starrte sie aus dem Fenster, während ihr Vater Gas gab und den Wagen auf die Straße zusteuerte. Erst nach einigen Minuten fragte sie: »Warum kannst du Großmama nicht leiden?«

      »Großmama und ich haben uns noch nie sehr gut verstanden«, erwiderte der Vater wahrheitsgemäß. »Sie hätte es lieber gesehen, wenn deine Mama einen anderen Mann geheiratet hätte. Aber was immer sie dir vielleicht auch darüber erzählt, Adina, Mama und ich waren sehr glücklich miteinander.«

      »Habt ihr euch nie gestritten?«

      »Ab und zu schon, aber Streit kommt in den besten Familien vor«, sagte der Mann. »Weißt du noch, wie schön es war, wenn wir zusammen in den Urlaub gefahren sind?«

      »Mutti hat mir das Schwimmen beigebracht«, erwiderte Adina. »Abends sind wir spazierengegangen und haben Eis gegessen. Und einmal in Italien sind wir ins Kino gegangen und haben uns die Aristocats angesehen. Wir haben überhaupt nichts verstehen können, trotzdem war es schön.«

      »Mama hat dich sehr lieb gehabt.«

      »Adina nickte. »Ich sie auch.«

      »Sie wäre sehr traurig, wenn sie wüßte, wie ungezogen du zu Frau Berger gewesen bist.« Wolfgang Kayser warf einen Blick in den Rückspiegel, aber statt Reue las er Trotz in Adinas Gesicht.

      »Sie war überhaupt nicht nett zu mir«, sagte die Zehnjährige. »Großmama gibt mir auch recht.«

      »Großmama hat bezüglich diesen Dingen noch eine sehr altmodische Meinung. Heute ist es zum Glück nicht mehr so, daß Hausangestellte kein Recht haben, ihre Meinung zu sagen. Und wenn Frau Berger dich gebeten hat, deine Sachen wegzuräumen, so war das völlig in Ordnung.«

      »Zu was ist sie denn da?«

      »Um den Haushalt sauberzuhalten und auf dich zu achten. Als Frau Berger vor drei Monaten zu uns kam, hatte sie den Vorsatz, dir auch etwas die…« Wolfgang unterbrach sich. Er hatte sagen wollen, dir auch etwas die Mutter zu ersetzen, doch das brachte er nicht über die Lippen. »Sie wollte dir auch eine Freundin sein, doch scheinbar hast du ihr nie die Chance gegeben, dir näherzukommen. Schade, daß Frau Berger nicht schon früher mit mir darüber gesprochen hat.«

      »So schlimm war ich gar nicht. Wenn sie sagt, ich sei immer ungezogen gewesen, dann lügt sie«, protestierte Adina. »Aber ich brauche mir auch nicht alles gefallen zu lassen. Großmama…«

      »Großmama lassen wir mal völlig