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Der blaue Hopsmajor


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       Der Hund mit den Schellen (Ulrich Boner)

      Von schalkhafter Freude

      Von einem Hund liest man das,

      Daß er gar bös und schalkhaft was,

      Seine Gebehrde waren nicht gleich

      Den Werken, wann er sanftiglich

      Gebehrd´te, und war doch Schalkheit voll.

      Deß ward gewahr viel Mancher wol;

      Den er biß in seine Waden,

      Der hatt den Spott und auch den Schaden.

      Dieß trieb er lang und manchen Tag,

      Daß er kein Unseld6 nie verlag.

      Heimlich gieng er den Leuten nach,

      wenn er biß, so ward ihm gach7

      Zur Flucht; dieß ward viel oft geseit

      Dem Meister sein; es war ihm leid,

      Eine Schelle er ihm anhieng

      An seinen Hals; wo er da gieng,

      Daß man ihn hörte, wo er was,

      Und man sich hütete desto baß

      Vor seiner großen Schalkheit.

      Deß ward der böse Hund gemeit,

      Und freute sich sehr, daß sein Leben

      Verdient hat, daß man ihm sollt geben

      Eine Schelle an seinem Leib.

      Die Hochfahrt ihn in großen Keib8

      Bracht wider sein Geschlechte do.

      Der Schellen war der Hund viel froh.

      Ein alter Hund gegangen kam,

      Dem war wol kund, warum der Mann

      Dem Hund die Schellen hat geben,

      Daß man dran kennt sein böses Leben.

      Zu ihm sprach er: weß freust du dich?

      Daß du Thor verschmähest mich,

      Und dein Geschlecht, das wird dir leid.

      Viel besser ist der, der nicht treit

      Eine Schelle, die dir ist gegeben,

      Daß man erkenne dein schalkhaft Leben,

      Die du durch Ehre meinst zu tragen.

      Deine Bosheit sollst du lieber klagen.

      Die Schelle die bezeuget wol,

      Daß du bist aller Schalkheit voll.

      Wer um sein Schalkheit Ruhm begehrt,

      Das Rühmen das ist Scheltens werth.

      Wer sich von Hochfahrt übertreit,

      Wird der zu Spott, wem ist das leid?

      Wer sich freut, so er übel thut,

      Der hat einen teuflischen Muth.

      Welcher Mensch alleine will gut wesen,

      Der läßt seins Gleichen kaum genesen.

      Wer wähnt, daß er der Beste sey,

      Dem wohnt ein Gauch9 nahe bei

      So hat auch dieser Hund gethan,

      Deß mußt er mit der Schelle gahn,

      Die ihm um Schalkheit war gegeben;

      Die Schelle bezeugt sein böses Leben.

      Sollten die Bösen Schellen han,

      Mit Schellen säh man manchen Mann,

      Der nun viel kostbar meint zu seyn,

      Deß Bosheit der Welt würde Schein:

      Aus: Boner´s Edelstein in Hundert Fabeln, mit Varianten und Worterklärungen, hg. von

      Johann Joachim Eschenburg, Berlin 1810, S. 209-211.10

       Vom Baurn und seinen Hunden (Burkhard Waldis*)

      Weit ab von den leuten wont ein Baur;

      In einem Wald ließ ers jm saur

      Mit hauen und mit spalten werden,

      mit hacken, reutten in der Erden,

      Das er jm richt ein Acker zu.

      Wie er lang het gearbeit nu,

      Zerran jm an Speiß und an Brodt,

      In drang die anstehende not.

      Wolt er des hungers sich erwehren,

      Hub an, sein Lemmer zu verzeren,

      Darnach die Ziegen, B

ck vnd Schaf;

      Zuletst das loß die Ochssen traff:

      Dern hub er einen an zu schlachten.

      Als das sahen sein Hundt, sie dachten,

      Besprachen sich: „was w

ln wir than?

      Weil er die Ochssen jetzt greifft an,

      Di jn teglich helffen ernehren,

      Und jm allzeit den Acker ehren,

      Weil er derselben nicht verschont,

      Und jn jetzund der massen lont,

      Was wolt geschehn und armen Hunden?

      Unser leben nicht reten kunden;

      Drumb ist nichst bessers, das wir fliehen,

      Nicht lenger hie bey jm verziehen.

      Denn wenn es solt die meinung han,

      Unsers gebeins kem nicht darvon.―

      Es seind viel Herren, den man dient,

      Das man bey jn offt gnade findt;

      Ir diener ifft geiessen lan,

      Der trew, die sie bey jn gethan.

      Dagegen man auch teglich heut,

      Findt gar viel ungeschickter leut,

      Die jhrer diener treuen rath

      Ihren fleiß und alle wolthat

      Mit Tyrannen abgunst vnd schelten

      In allem b

sen widergelten,

      Stellen dem offt nach Leib und Gut,

      Der jn all treu von hertzen thut.

      Solchs m

gn vor die Augen stellen

      All, die eim andern dienen w

llen,

      Das sie ein solchen Herren treffen,

      Der nicht gedencket, sie zu aessen.

      Wenn er jr treue soll belohnen,

      Thut er sie schmehen vnd behohnen,

      Das straffet Gott zu seiner zeit:

      Verdienter lohn im Himmel schreit.

      Aus: Esopus von Burkhard Waldis. Erster Theil, hg. v. Heinrich Kurz, Leipzig 1862, S. 95-

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