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Der blaue Hopsmajor


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Texte der Neuzeit (16.-18. Jahrhundert)

       Der Wolf und der Hund (Jean de la Fontaine*)

      Ein Wolf war nichts als Haut und Knochen,

      Die treuen Hunde waren schuld daran.

      Wie er nun einst so matt des Wegs gekrochen,

      Traf er die schönste, stärkste Dogge an,

      Die sich vom Herrenhof verlaufen hatte.

      Der Hund war solch ein fester, wohlgenährter Klotz,

      Daß neben ihm der Wolf nur eine hagre Latte.

      So gern der's auch getan, so schien's ihm leider Gotts

      Höchst ungeraten, diesen Burschen anzuspringen,

      Denn solch ein Gegner war so leicht nicht zu verschlingen.

      So also sprach voll Demut unser Wolf ihn an

      Mit Komplimenten über seine Wohlgestalt.

      Da sprach der Hund: „Mein schöner Herr, liegt Euch daran,

      So fett zu sein wie ich, nun, so verlaßt den Wald,

      In dem nur arme Schlucker lungern.

      Ihr lebt ja nur, um zu verhungern,

      Habt Tag und Nacht nicht Ruh und nichts zu schnabulieren;

      Folgt mir, Ihr werdet ein vergnügtres Leben führen.“

      Da sprach der Wolf: „Was hätte ich dafür zu leisten?“

      Der Hund: „Fast nichts! Nur Leute zu verjagen,

      Die Bettelsäcke oder Stöcke tragen,

      Dem Hausgesind zu schmeicheln, und am meisten

      Dem Herrn. Als Sold bekommt Ihr schöne Rester,

      Hühner- und Taubenknochen – ja, mein Bester! –

      Und manches Kosewörtchen obendrein.“

      Der Wolf glaubt schon im Paradies zu sein.

      Er weint vor Glück und will den Hund begleiten.

      Da sieht am Hundehals er eine Stell,

      Wo abgeschabt erscheint das schöne Fell.

      „Was ist das?“ fragt er. – „Nichts!“ – „Wieso?“ – „Ach, Kleinigkeiten!“ –

      „Nun was denn?“ – Drauf der Hund:

      „Das Halsband meiner Kette rieb mich wund.“ –

      „Wie? Was? In Ketten dienet Ihr?

      Lauft nicht, wohin Ihr wollt?“ –

      „Nicht immer. Doch was tut's?“ – „Es tut so viel, daß mir

      Die Lust vergeht nach Eurem schönen Sold.

      Ich ging nicht mit um eine ganze Kuh!“

      Und Meister Wolf hat sich getrollt

      Und läuft noch immerzu.

      Aus: Fontaine, Jean de la, Fabeln, übers. von Theodor Etzel, Berlin 1923, S. 9-10.

      *1621-1695

       Der Esel und der Hund (Jean de la Fontaine)

      Man muß einander helfen, fordert die Natur.

      Der Esel, sonst die beste Kreatur,

      Versäumte einmal dies;

      Weiß nicht, warum er's unterließ.

      Er trabte in gemessnem Schritt

      Gedankenlos durchs Feld,

      An seiner Seite lief der Bauer mit,

      Dem sich sein treuer Hofhund zugesellt.

      Der Mann legt unter Bäumen sich zum Schlaf,

      Der Esel macht sich drauf ans Grasen

      Und freut sich, daß er's günstig traf:

      Rings grünt ein schmackhaft frischer Rasen.

      Zwar fehlt die Distel, doch er fügt sich drein.

      Für heute nicht zu anspruchsvoll zu sein,

      Obschon ein Mahl, das keine Distel würzt,

      Dem Tafelnden die reinste Freude kürzt.

      Nun, Langohr weiß es zu ertragen

      Und sich für diesmal zu bescheiden.

      Der arme Hund sah zu mit leerem Magen

      Und sprach: „Ach Freund, wie muß ich Hunger leiden!

      Wenn du dich bücken möchtest, könnte ich mein Essen

      Aus deinem Korbe mir von deinem Rücken nehmen.“

      Doch Langohr hatte keine Lust, beim Fressen

      Zu diesem Freundschaftsdienst sich zu bequemen.

      Er blieb den Bitten stumm und kalt,

      Und schließlich sprach er mit Bedacht:

      „Freund, warte, bis der Herr erwacht,

      Der gibt dir dann, was dir gehört.“

      Kaum ist's gesagt, stürzt aus dem Wald

      Ein Wolf, den auch der Hunger plagt.

      „Zu Hilfe!“ ruft der Esel ganz verstört.

      Der Hund bleibt regungslos und sagt:

      „Freund, warte, bis der Herr erwacht

      Und sich zu deinem Schützer macht.

      Flieh nur einstweilen, bis er kommt!

      Das ist mein Rat, der dir am besten frommt.

      Und holt der Wolf dich etwa ein,

      So schlage unbedenklich drein,

      Es ist nicht lange her, daß man dich neu beschlagen.“

      Er brauchte weiter nichts zu sagen,

      Schon nahm der Wolf den Esel fest beim Kragen.

      Ich meine, daß es stets das beste sei,

      Der eine steht dem andern treulich bei.

      Aus: Fontaine, Jean de la, Fabeln, übers. von Theodor Etzel, Berlin 1923, S. 154-154.

       Der Mann und der Hund (Gotthold Ephraim Lessing*)

      Ein Mann ward von einem Hunde gebissen, geriet darüber in Zorn, und erschlug den Hund.

      Die Wunde schien gefährlich, und ein Arzt musste zu Rat gezogen werden.

      „Hier weiß ich kein besseres Mittel“, sagte der Empiricus, „als dass man ein Stück Brot in die

      Wunde tauche, und es dem Hunde zu fressen gebe. Hilft diese sympathetische Kur nicht, so“

      – hier zuckte der Arzt die Achsel.

      „Unglücklicher Jähzorn!“, rief der Mann, sie kann nicht helfen, denn ich habe den Hund

      erschlagen.

      Aus: Lessing´s Werke, Erster Theil: Gedichte und Fabeln, hg. von Carl Christian Redlich,

      Berlin 1868-1877, S. 213.

      *1729-1781

       Die Hunde (Gotthold Ephraim Lessing)

      „Wie ausgeartet ist hierzulande