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Der blaue Hopsmajor


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       Der Hund (Christian Fürchtegott Gellert*)

      Phylax, der so manche Nacht

      Haus und Hof getreu bewacht,

      Und oft ganzen Diebesbanden

      Durch sein Bellen widerstanden;

      Phylax, dem Lips Tullian,

      Der doch gut zu stehlen wußte,

      Selber zweimal weichen mußte;

      Diesen fiel ein Fieber an.

      Alle Nachbarn gaben Rat.

      Krummholzöl und Mithridat

      Mußte sich der Hund bequemen

      Wider Willen einzunehmen.

      Selbst des Nachbar Gastwirts Müh',

      Der vordem in fremden Landen

      Als ein Doktor ausgestanden,

      War vergebens bei dem Vieh.

      Kaum erscholl die schlimme Post,

      Als von ihrer Mittagskost

      Alle Brüder und Bekannten,

      Phylax zu besuchen, rannten.

      Pantelon, sein bester Freund,

      Leckt ihm an dem heißen Munde.

      „O!“ erseufzt er, „bittre Stunde!

      O! wer hätte das gemeint!

      „Ach!“ rief Phylax, „Pantelon!

      Ist's nicht wahr, ich sterbe schon?

      Hätt' ich nur nichts eingenommen,

      Wär' ich wohl davon gekommen.

      Sterb' ich Ärmster so geschwind:

      O! so kannst du sicher schreien,

      Daß die vielen Arzeneien

      Meines Todes Quelle sind.

      Wie zufrieden schlief' ich ein!

      Sollt' ich nur so manches Bein,

      Das ich mir verscharren müssen,

      Vor dem Tode noch genießen.

      Dieses macht mich kummervoll,

      Daß ich diesen Schatz vergessen,

      Nicht vor meinem Ende fressen,

      Auch nicht mit mir nehmen soll.

      Liebst du mich und bist du treu,

      O! so hole sie herbei;

      Eines wirst du bei den Linden,

      An dem Gartentore finden;

      Eines, lieber Pantelon,

      Hab' ich nur noch gestern morgen

      In dem Winterreiß verborgen;

      Aber friß mir nichts davon.“

      Pantelon war fortgerannt,

      Brachte treulich, was er fand;

      Phylax roch, bei schwachem Mute,

      Noch den Dunst von seinem Gute.

      Endlich, da sein Auge bricht,

      Spricht er: „Laß mir alles liegen!

      Sterb' ich, so sollst du es kriegen;

      Aber, Bruder, eher nicht.

      Sollt' ich nur so glücklich sein

      Und das schöne Schinkenbein,

      Das ich – doch ich mag's nicht sagen,

      Wo ich dieses hingetragen.

      Werd' ich wiederum gesund;

      Will ich dir, bei meinem Leben,

      Auch die beste Hälfte geben;

      Ja du sollst –“ Hier starb der Hund.

      Der Geizhals bleibt im Tode karg,

      Zween Blicke wirft er auf den Sarg,

      Und tausend wirft er mit Entsetzen

      Nach den mit Angst verwahrten Schätzen.

      O schwere Last der Eitelkeit!

      Um schlecht zu leben, schwer zu sterben,

      Sucht man sich Güter zu erwerben;

      Verdient ein solches Glück wohl Neid?

      Aus: Gellert, Christian Fürchtegott, Poetische und prosaische Werke, Erster Theil: Fabeln und

      Erzählungen, Berlin o.J., S. 24-26.

      *1715-1769

       Der Hirsch, der Hund und der Wolf (Friedrich von Hagedorn*)

      Ein jeder Frommer thut, was man in Hamburg thut:

      Das Gute glaubt er oft, allein das Böse selten.

      Ihn lehrt der Lauf der Welt, daß Neid und Frevelmuth

      Der Tugend Henker sind, und auch die Frömmsten schelten.

      Sonst ist's ein bloßes Glück, wenn einen Bösewicht

      Die Unschuld und das Recht, trotz seiner Kunst! beschämen.

      Ein Wolf jagt' einen Hund. Der bat, aus Zuversicht,

      Den Hirsch, ihn ungesäumt in seinen Schutz zu nehmen.

      Der Flüchtling wird erhört; doch ihn verfolgt sein Feind,

      Und spricht: Ich komm', o Hirsch, dein einzig Kalb zu rächen.

      Der Schnapphan hat's erwürgt; ich sah es, ich, dein Freund,

      Und den verwirkten Hals soll ihm kein andrer brechen.

      Der Hund verneint die That. Er fleht, und schwört dabei:

      Es sei ihm, von Natur, das Wildpret recht zuwider.

      Ihm zeigt der strenge Hirsch sein fürchterlich Geweih.

      Beklagter seufzt und heult, und wirft sich vor ihm nieder.

      Als drauf sein Kläger ihm mit neuen Zeugen droht,

      Kömmt, gleich zu rechter Zeit, das Hirschkalb hergesprungen.

      Den frechen Lügner trifft Verwirrung, Furcht und Tod;

      Doch dieses Beispiel schreckt nur wenig Lästerzungen.

      Aus: Hagedorn, Friedrich von, Sämmtliche poetische Werke, Leipzig o.J., S. 114-115.

      *1708-1754

       Als der Hund tot war (Matthias Claudius*)

      Alard ist hin, und meine Augen fließen

      Mit Tränen der Melancholie!

      Da liegt er tot zu meinen Füßen!

      Das gute Vieh!

      Er tat so freundlich, klebt´ an mir wie Kletten

      Noch als er starb an seiner Gicht

      Ich wollt´ ihn gern vom Tode retten,

      Ich konnte nicht.

      Am Eichbaum ist er oft mit mir gesessen,

      In stiller Nacht mit mir allein;

      Alard, ich will dich nicht vergessen

      Und scharr´dich ein.

      Wo du mit mir oft saß´st bei unsrer Eiche,

      Der Freundin meiner Schwärmerei.