Datis Kharrazian

Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto anders behandeln


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eine Patientin von Mark Flannery (DC),

      HealthWise Chiropractic & Nutrition, Simi Valley, Kalifornien

      Schritt 3: Das Antigen entfernen, das den Autoimmunangriff auslöst

      Ziemlich oft stellt sich heraus, dass ein spezifisches Antigen – ein Nahrungsmittel, Schimmelpilze, Bakterien, ein Virus oder Parasit – den Autoimmunangriff auslöst. Das perfekte Beispiel bei der Hashimoto Thyreoiditis ist Gluten, das jedes Mal einen Angriff auf die Schilddrüse auslöst, wenn ein glutenintoleranter Mensch es zu sich nimmt. Manche Menschen entwickeln auch eine Immunreaktion auf Haptene, das sind Umweltchemikalien oder Schwermetalle, die eine solche Reaktion auslösen. Festzuhalten ist jedoch, dass es nicht bei jedem Menschen zu einer Autoimmunreaktion auf Antigene oder Haptene kommt. Wir alle leiden zum Beispiel mehr oder weniger unter der Toxizität von Schwermetallen, aber nicht jedes Immunsystem startet auch einen Angriff auf Quecksilber, Blei, Kadmium oder andere Metalle. (Der Einfachheit halber bezeichne ich Haptene ebenfalls als Antigene, auch wenn sich Haptene auf anorganische Verbindungen wie Schwermetalle bezieht im Vergleich zu organischen Verbindungen bei Antigenen.)

      Ein bakterieller Zusammenhang

      Forscher haben herausgefunden, dass die Antikörper-Prävalenz gegen Yersinia enterolytica, durch die eine Bakterien-Exposition nachgewiesen wird, bei Hashimoto-Patienten im Vergleich zu Gesunden um das Vierzehnfache erhöht ist.182 Der Test auf dieses spezielle Bakterium und seine Beseitigung ist ein Beispiel dafür, dass die Antigenelimination ein wirksames Mittel im Umgang mit Hashimoto sein kann.

      Ist ein Antigen für die Stimulation eines Autoimmunangriffs verantwortlich, könnte eine immunologische Testreihe zeigen, dass die Werte für TH-1- und TH-2-Zytokine erhöht und jene für T-Suppressorzellen niedrig sind. Das ist ein Hinweis darauf, dass sich der Körper gerade in einer hitzigen „Schlacht“ gegen etwas befindet, dass das Immunsystem als den Autoimmunmechanismus auslösenden Feind erkennt. Eine weitere wichtige immunologische Testreihe bestimmt das Verhältnis zwischen T-Helferzellen und T-Suppressorzellen. Dies ist der CD4/CD8-Test (CD4 bestimmt die T-Helferzellen und CD8 die T-Suppressorzellen). Wird eine Autoimmunerkrankung wie die Hashimoto Thyreoiditis üblicherweise durch eine Antigenreaktion angetrieben, liegt das Verhältnis von CD4 zu CD8 größer 2. Zeigen Folgeuntersuchungen ein sinkendes Verhältnis, dann wissen Sie, dass die ergriffenen Maßnahmen wirken.

      Herauszufinden, welches das verantwortliche Antigen ist, kann eine knifflige Angelegenheit sein, doch es ist wichtig. Auch Fragen an den Patienten zu seiner Gesundheit und Lebensweise ergeben wesentliche Hinweise, zum Beispiel, ob es eine Schimmelbelastung in der Wohnung gibt, ob eine Hepatitis C vorliegt oder sie am Arbeitsplatz oder bei der Ausübung eines Hobbys Schwermetalltoxinen ausgesetzt waren. Immunologische Tests zum Auffinden von Antikörpern gegen spezielle Antigene sind auch hilfreich, sobald man die Möglichkeiten eingegrenzt hat. Streichen Sie bei Hashimoto möglichst umgehend Gluten vom Speiseplan, da es ein häufiges Antigen ist. Es ist typisch, dass Antigene wie Schimmelpilze, Viren, Parasiten und andere organische Stoffe ebenfalls den TH-1-Reaktionsweg in Gang setzen. Haptene, also anorganische Stoffe wie Schwermetalle, Pestizide und andere Verbindungen aus der Umwelt, kurbeln hingegen den TH-2-Reaktionsweg an. Doch das ist nur eine allgemeine Aussage, keine Regel. Reagiert jemand auf TH-1- und TH-2-Stimulatoren mit einer Verschlechterung des Befindens, ist das ein Hinweis darauf, dass ein Hapten eine Autoimmunerkrankung ausgelöst haben kann. In diesem Fall ist es entscheidend, dass die immunologischen Barrieren wieder aufgerichtet werden; von ihnen wird in diesem Kapitel noch die Rede sein.

      Wie bei allen Autoimmunerkrankungen beginnt eine effektive Immunmodulation mit der Unterstützung der T-Regulatorzellen durch emulgiertes Vitamin D, EPA/DHA und einer Glutathioncreme, mit der man Glutathion wirksam über die Haut einschleusen kann.

      Wann man den dominanten Reaktionsweg stimulieren sollte

      Was den Umgang mit einem aktiven Antigen auszeichnet, ist die Unterstützung des dominanten TH-Reaktionswegs, um das Antigen zu eliminieren oder zur Remission zu bringen. Das trägt zur Wiederherstellung des Gleichgewichts und zur Beruhigung des gestressten Immunsystems bei.

      Lassen Sie mich dies anhand einiger vereinfachter Beispiele erklären. Angenommen, ein Patient mit Hepatitis C, einer chronischen Leberinfektion, erkrankt an Hashimoto Thyreoiditis. Eine immunologische Testreihe zeigt, dass die Krankheit das Ergebnis einer aktiven Antigenreaktion ist – beide Reaktionswege, TH-1 und TH-2, sind entgleist und das Verhältnis von CD4 zu CD8 liegt höher als 2. Da ein aktives Antigen, zum Beispiel ein chronisches Virus, unter Umständen Autoimmunangriffe auslösen kann, unterstütze ich das Immunsystem dabei, die Hepatitis C in einen inaktiven Zustand zu bringen. Detaillierte Informationen zur Behandlung von Viren würden den Rahmen dieses Buches sprengen, aber in diesem Fall sollte ein viraler Belastungstest zur Überwachung der Leberinfektion sowie eine immunologische Testreihe zur Bestimmung einer TH-1- oder TH-2-Dominanz durchgeführt werden. (Selbst wenn beide Werte erhöht sind, liegt einer immer höher als der andere.) Ist der TH-1-Reaktionsweg der dominantere, wird dieser weiter mit Präparaten stimuliert, um dem Körper bei der Überwindung des Virus zu helfen; entsprechend verfahre ich bei einer TH-2-Dominanz. Das ist das genaue Gegenteil meiner Vorgehensweise bei einer durch eine Funktionsstörung des Immunsystems verursachten Hashimoto Thyreoiditis: In diesem Fall stützt man den geschwächten TH-Reaktionsweg. Befreit man das Immunsystem von der chronischen Infektion, kann es sich erholen, und die Autoimmunangriffe gehen zurück.

      Zur Überprüfung der Reaktion verordne ich wieder Supplemente, die auf die Immunmodulation zielen – alle drei Tage wird jeweils eine ergänzt.

      Immunologische Barrieren wieder aufrichten

      Manchmal kann eine aktive Infektion durch ein Antigen auch von einem Schwermetall, zum Beispiel Quecksilber, herrühren. Werden die Schranken des Darms, des Respirationstrakts oder des Gehirns durchlässig, können Antigene wie Quecksilber diese Barrieren passieren, und potenziell zu einer chronischen und starken Immunreaktion führen sowie möglicherweise das für eine Autoimmunerkrankung codierende Gen antriggern. Obwohl die meisten Menschen eine gewisse Menge Quecksilber im Körper haben, reagiert nicht jedes Immunsystem so darauf als wäre es ein Infektionserreger.

      Wenn Quecksilber oder andere Umweltgifte zu einer Autoimmunreaktion führen, kann dies durch Antikörpertests auf diesen speziellen Stoff verifiziert werden. Ist der Test positiv, ist die Eliminierung des Stoffes eine Möglichkeit, die Hashimoto Thyreoiditis zu behandeln.

      Eine neuere Studie untersuchte zum Beispiel bei Quecksilber-empfindlichen Menschen die Auswirkung von Zahnamalgam auf eine vorliegende Hashimoto Thyreoiditis. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass die Entfernung des quecksilberhaltigen Amalgams in den Zähnen zur erfolgreichen Behandlung der entsprechenden Patienten beitrug.

      In anderen Fällen kann die Freisetzung des gespeicherten Quecksilbers, zum Beispiel durch Chelatbildung, eine Autoimmunreaktion verschlimmern. Ein Beispiel hierfür ist Autismus. Viele Ärzte machen Autismus an einer Schwermetallvergiftung fest und verschreiben sogenannte Chelatbildner. Ich dagegen glaube, dass eine Immunreaktion auf Quecksilber einen Autoimmunangriff auf Nerven- oder Hirngewebe auslösen und so Autismus verursachen kann. Die Chelatbildung setzt gespeichertes Quecksilber in das System frei und kann einen autoimmun bedingten autistischen Zustand verschlimmern, zu weiterem Gewebeuntergang sowie einer Symptomverschlechterung führen.

      In dieser Situation ist es am wichtigsten, die Integrität der immunologischen Barrieren wiederherzustellen (vgl. das Therapieschema zur Sanierung des Leaky-Gut-Syndroms in Kapitel 6), insbesondere, wenn Antikörper gegen Immunglobulin M (IgM) erhöht sind. Dadurch wird verhindert, dass Quecksilber an unerwünschte Stellen gelangen kann, z. B. Hirn- und Nervengewebe. Bitte bedenken Sie, dass es nicht ausreicht, die richtigen Nährstoffe zuzuführen, um diese Schranken wieder aufzubauen, sondern dass Stress diese Gewebe zusätzlich erheblich schwächt. Da schwankende Blutzuckerwerte ein ganz besonders großer Stressor sind, ist es von entscheidender Wichtigkeit, den Blutzuckerspiegel ins Gleichgewicht zu bringen (vgl. Kapitel 5). Wurde die Autoimmunerkrankung durch die Wiederherstellung intakter Barrieren erfolgreich gedämpft,