Datis Kharrazian

Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto anders behandeln


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sondern immer nur alle drei Tage eine weitere hinzuzufügen.

      Wie lässt sich nun herausfinden, ob das Immunmodulationsprogramm funktioniert? Die Beachtung der Symptome ist natürlich wichtig, doch mithilfe von Blutuntersuchungen müssen gleichzeitig die Zytokine und T- und B-Zell-Populationen überwacht werden. Sie sollten allmählich den Normbereich erreichen, und Antikörpertests sollten negativ ausfallen. Das heißt allerdings nicht, dass die Krankheit geheilt ist, sondern nur, dass sie ruht.

      Hilfe bei Hashimoto

      Eine 36 Jahre alte Frau mit Sklerodermie (Bindegewebsverhärtung der Haut bzw. von Haut und inneren Organen; Anm. d. Übers.) wurde von der Betreuerin ihrer beiden Kinder zu uns geschickt. Sie war bei einem Chiropraktiker in Behandlung, der mit NAET gegen ihre Nahrungsmittelallergien vorging. (NAET ist eine von der indischen Ärztin Nambudripad entwickelte Methode zur „Löschung“ von Allergien: Nambudripad‘s Allergy Elimination Techniques; Anm. d. Übers.) Ihre antinuklearen Antikörper (ANA) waren massiv erhöht und lagen bei 1:1380. ANA findet man bei Patienten mit verschiedenen Autoimmunerkrankungen. Umfangreiche Blutuntersuchungen ergaben sowohl einen erniedrigten TSH- sowie einen niedrigen T4-Wert. Die Frau litt unter extremer Müdigkeit und war nicht in der Lage, das Bett zu verlassen. Zu den weiteren Symptomen gehörten ein starkes Verlangen nach Zucker, Sodbrennen, Gewichtszunahme und Cellulitis am ganzen Körper.

      Sie begann mit der Einnahme der von Kharrazian entwickelten Substanzen zur Autoimmunmodulation. Nach zwei Monaten hatte sie genug Energie, um mit einem Bewegungsprogramm beginnen zu können.

      Eine zweite Serie von Blutuntersuchungen, die 60 Tage nach Beginn der Therapie durchgeführt wurden, ergaben Normwerte für TSH und T4. Vier Monate nach ihrem ersten Besuch in unserer Praxis ließ sie bei ihrem Endokrinologen den ANA-Wert überprüfen. Er war auf 26 gefallen. Als sie ihn fragte, was die Ursache für den dramatischen Rückgang sei, meinte er, der erste Test sei wohl falsch gewesen. Er konnte sich nicht erklären, warum sich ihre Autoimmunerkrankung durch unsere Therapie gebessert hatte. Zu diesem Zeitpunkt spielte sie mehrmals in der Woche zwei Stunden Tennis. Sie nahm ab und ihre Cellulitis war auf dem Rückzug. Der Endokrinologe bestimmt ihren ANA-Wert alle zwei Monate, er hat sich stabil im Bereich von 26–28 eingependelt.

      David Peterson (DC), Wellness Alternatives, Town and Country, Missouri

      Blutuntersuchungen zur Immunfunktionsdiagnostik

      Die technologischen und methodischen Fortschritte haben uns wunderbare Möglichkeiten zur Beurteilung der Gesundheit eröffnet. Zusammen mit diesen innovativen Untersuchungen wird die naturheilkundliche Medizin zu einem sehr wirksamen therapeutischen Modell.

      An erster Stelle steht die Diagnose einer eventuellen Autoimmunerkrankung. Um Hashimoto festzustellen, untersuche ich die Patienten auf TPO- und Tg-Antikörper. Ist das Testergebnis negativ, sprechen die Symptome jedoch deutlich für eine solche Störung, wiederhole ich den Test, da der Antikörper-Titer schwanken kann. Manchmal bitte ich Patienten auch, zwei Wochen vor der Blutentnahme glutenhaltige Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, um die Autoimmunreaktion zu verstärken.

      Anschließend befasse ich mich intensiv mit der Funktionsweise des Immunsystems. Ich bestimme die Zytokine TH-1 und TH-2, um festzustellen, ob eine TH-1- oder TH-2-Dominanz vorliegt. Unterzieht sich der Patient einer Immunmodulationstherapie, teste ich erneut auf diese Zytokine, um herauszufinden, ob das Immunsystem auf dem Weg zu einem besseren Gleichgewicht ist. Bei diesen Untersuchungen sollte man immer den prozentualen Anteil der Zytokine im Blick behalten, nicht ihre Gesamtzahl.

      Nicht vergessen darf man, dass die Immunmodulation mit emulgiertem Vitamin D, Fischöl, Glutathioncreme, einer glutenfreien Ernährung und einer ernährungsphysiologischen Unterstützung bei der Behandlung von Hashimoto unbedingt erforderlich ist, egal ob eine TH-1- oder eine TH-2-Dominanz vorliegt.

      Hashimoto Thyreoiditis und andere Beschwerden

      Eine Hashimoto-Patientin suchte mich auf und klagte über Doppelbilder. Die Anwendung von Glutathioncreme und emulgiertem Vitamin D in therapeutischen Konzentrationen führte innerhalb von drei Wochen zu einer Normalisierung der Schilddrüsensymptome, und die Doppelbilder verschwanden.

      Eine andere Patientin mit derselben Diagnose hatte starke Gelenkschmerzen. Nach etwa drei Wochen der gleichen Therapie sowie zusätzlichen Nährstoffen zur Dämpfung des TH-1-Reaktionsweges hatten ihre Beschwerden vollständig nachgelassen. Sie hatte so viel Energie – nach eigener Aussage sei es ihr seit 15 Jahren nicht mehr so gut gegangen.

      Brian Hickey (DC), Arlington Natural Wellness Center, Arlington, Texas

      Ein Provokationstest mit Supplementen

      In etwa 30 Prozent der Fälle zeigen Blutuntersuchungen keine eindeutige Dominanz eines Reaktionsweges an. Wenn das der Fall ist, kann ich diesen mithilfe von TH-1- und TH-2-Stimulatoren ermitteln. Hierfür suche ich im Anamnesegespräch nach Hinweisen: Fühlt sich der Patient besser oder schlechter, wenn er Kaffee trinkt oder eine Substanz wie Echinacea einnimmt? Klagt ein Hashimoto-Patient nach der Einnahme von Echinacea über Reizbarkeit und Schlafstörungen, ist das ein Hinweis auf eine mögliche TH-1-Dominanz, da Echinacea den TH-1-Reaktionsweg stimuliert.

      Ich gebe meinen Patienten dann eine Dreitagesration einer speziell formulierten Substanz-Kombination für den TH-1- bzw. den TH-2-Reaktionsweg mit nach Hause. Zuerst nehmen sie die TH-1-Kombination ein und beobachten das Befinden, anschließend die TH-2-Kombination. (Die beiden Präparate sollten nicht gleichzeitig eingenommen werden, damit eine Beurteilung unterschiedlicher Reaktionen möglich ist.) Manchmal sind die Auswirkungen sehr deutlich: Es kann bei einem Präparat zu einem Aufflammen der Schilddrüsensymptome, beim anderen zu einer merklichen Besserung des Befindens kommen. Manche Menschen bemerken jedoch keinen Unterschied, und dann geht die Suche weiter.

      Anmerkung: Dieser Provokationstest sollte nur unter der Aufsicht eines Arztes erfolgen. Manche Menschen neigen zu Autoimmunreaktionen in Gehirn und Nervengewebe, z. B. bei Muskeldystrophie oder Autismus. Diese Methode ist daher absolut kontraindiziert, wenn das Risiko einer Zerstörung von Nerven- oder Hirngewebe besteht.

      Hashimoto ist eine Erkrankung des Immunsystems

      „Meine späten Teenagerjahre waren durch ständig wiederkehrende Atemwegsinfekte, Hautausschläge, Müdigkeit, stechende Bauchschmerzen, starke Menstruationsbeschwerden, unregelmäßige Periodenblutungen und Gewichtszunahme belastet. Schließlich wurde mit Anfang 20 die Diagnose Hypothyreose gestellt, und ich sollte Schilddrüsenhormone einnehmen. Ich beschloss, einen auf Ernährung spezialisierten Chiropraktiker aufzusuchen, mit dessen Hilfe meine Schilddrüsenhormone wieder Normalwerte erreichten. Es ging mir tatsächlich etwas besser und ich nahm ab, aber die Hautausschläge, die Müdigkeit, die starken Menstruationskrämpfe und die unregelmäßigen Periodenblutungen hielten an.

      Etwa ein Jahr später ließ ich von einem Endokrinologen wieder ein Blutbild machen. Er stellte die Diagnose Hashimoto Thyreoiditis. Ich war fassungslos! Mein Arzt schien davon überzeugt zu sein, dass ich lebenslang Schilddrüsenhormone einnehmen müsste. Diesen Weg hielt ich jedoch nicht für die Lösung meines Problems und kümmerte mich verstärkt um meine Ernährung. Ich suchte Hilfe bei Dr. Mark Flannery, der von Kharrazian ausgebildet worden war. Er nahm sich die Zeit, mir zu erklären, dass nicht meine Schilddrüse als solche erkrankt war, sondern dass mein Immunsystem diese attackierte.

      Nach einer Reihe von Blutuntersuchungen begann ich mit einem sehr einfachen Programm, das auf das Immunsystem abzielte – und nicht auf die Schilddrüse. Ich wunderte mich, dass Dr. Flannery mir keine speziellen Ergänzungsmittel für die Schilddrüse verordnete. Die Ergebnisse der Bluttests belegten jedoch, dass ich auf die richtige Schiene gesetzt worden war. Das brachte den Endokrinologen schier um den Verstand, für ihn war es undenkbar, dass ich keine Medikamente eingenommen haben sollte. Meine Energie kehrte zurück, Haare und Haut waren weicher als je zuvor, der Menstruationszyklus wurde regelmäßig, und ich habe seit mehr als zwei Jahren keine Regelkrämpfe mehr. Meine gute Gesundheit verdanke ich der Fachkenntnis über das Immunsystem