Datis Kharrazian

Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto anders behandeln


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oder aufgrund von Blinklichtern auf einem Monitor, Fernseher oder einer Filmleinwand. Eine Autoimmunerkrankung des Kleinhirns liegt wahrscheinlich auch der Gluten-Ataxie zugrunde, einer Krankheit, bei der durch Gluten neurologische Probleme ausgelöst werden.

      Es liegt also nahe, dass es diesen Patientinnen und Patienten, trotz normalisierter TSH-Werte durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen, immer schlechter geht. Hätte man von Anfang auf eine immunmodulierende Behandlung gesetzt, könnten sie ihre Leben mehr genießen, wären gesünder und würden den Kampf gegen die Autoimmunerkrankung nicht verlieren.

      Das Wichtigste aus diesem Kapitel

      • Da die Hashimoto Thyreoiditis eine Autoimmunerkrankung ist, wird sie oft nicht diagnostiziert und sowohl von Schul- als auch von Alternativmedizinern falsch behandelt.

      • Hashimoto-Patienten sprechen oft unzureichend auf Schilddrüsenhormone an oder leiden sowohl unter Symptomen einer Unter- wie auch einer Überfunktion.

      • Anhand von Antikörpern gegen TPO und TGB lässt sich eine Hashimoto Thyreoiditis nachweisen. Manchmal sind Testergebnisse falsch negativ, da das Immunsystem Schwankungen unterliegt. Sprechen die Symptome sehr deutlich für Hashimoto, sollte die Untersuchung auf Antikörper wiederholt werden. Manchmal sind vor einem Antikörpertest Provokationstests mit Gluten nötig.

      • Da sich eine Hashimoto Thyreoiditis durch die Einnahme von Jod verschlimmert, sollten Sie diese im Erkrankungsfall strikt vermeiden.

      • Zahlreiche Studien konnten eine Verbindung zwischen einer Glutenintoleranz und Hashimoto nachweisen. Ernähren Sie sich daher gegebenenfalls glutenfrei, meiden Sie Weizen und weizenähnliche Getreide wie Gerste, Roggen, Dinkel, Triticale, Kamut und Hafer. Die Molekularstruktur des Glutens ist der der Schilddrüse sehr ähnlich, wodurch das bei einer Glutenintoleranz übereifrige Immunsystem irritiert wird.

      • Zu den Risikofaktoren einer Hashimoto Thyreoiditis gehören Glutenintoleranz, Insulinresistenz, PCOS, Östrogenschwankungen, Vitamin-D-Mangel, chronische Infektionen, Entzündungen oder eine Reaktion des Immunsystems auf Schwermetalle oder Umweltschadstoffe.

      Hashimoto Thyreoiditis und Diabetes

      „Vor einigen Jahren wurde bei mir Diabetes diagnostiziert. Den Grund dafür konnten meine Ärzte nicht finden. Keiner der Risikofaktoren traf auf mich zu, ich war nicht übergewichtig, verlor auch nicht an Gewicht oder aß zu viel. Etwa ein Jahr später erhielt ich auch die Diagnose Hashimoto Thyreoiditis. Meine Ärzte wollten mir ein Medikament zur Unterstützung der Schilddrüse verschreiben, obwohl sie bezüglich meiner Krankheit völlig ratlos waren.

      Schließlich konnte Dr. Mark feststellen, dass mein Problem weder mit dem Diabetes noch mit der Schilddrüse, sondern mit dem Immunsystem zu tun hatte, das meine Bauchspeicheldrüse und die Schilddrüse attackierte und für diese Krankheiten verantwortlich war. Seit ich bei Dr. Mark in Behandlung bin, habe ich meinen Blutzucker unter Kontrolle. Ich konnte meine Diabetesmedikamente reduzieren und muss keine Schilddrüsenhormone einnehmen. Die Hypopigmentierung (zu wenig Farbpigmente), von der meine Hände seit 20 Jahren betroffen sind, beginnt sich zurückzubilden. Es stellt sich heraus, dass auch das an einer Autoimmunstörung lag.

      Ich kann Dr. Mark gar nicht genug danken. Durch seine Maßnahmen, die empfohlene Ernährungsumstellung und Nahrungsergänzungsmittel, hat sich meine Gesundheit verbessert. Meinen schulmedizinischen Ärzten ist das nicht gelungen.

      Phil, ein Patient von Mark Flabbery (DC),

      HealthWise Chiropractic & Nutrition, Simi Valley, Kalifornien

      KAPITEL 3

      Hashimoto ist eine Erkrankung des Immunsystems

      Lauras Schilddrüsenerkrankung begann vor acht Jahren, mit 53. Bis dahin war sie eine dynamische, quirlige „Macherin“, die nie Probleme mit dem Gewicht hatte. Doch mit einem Mal fühlte sie sich kraftlos und sie begann zuzunehmen. Sie hatte Haarausfall, konnte sich nicht mehr richtig konzentrieren und verlor ihre Lebensfreude, als zahlreiche weitere gesundheitliche Probleme, unter anderem mit der Blase, auf sie herabstürzten. Zeitweise wurde sie auch von Kurzatmigkeit, Herzrasen und Panikattacken überfallen. Nun quält sich Laura, von Natur aus wissbegierig und reiselustig, in die Arbeit und wieder nach Hause.

      Zwei Jahre lang, sagt sie, musste sie für ihre Schilddrüse „um eine Blutuntersuchung und eine Diagnose kämpfen.“ Schließlich schickte ihr Hausarzt sie zu einem Endokrinologen, der eine Hashimoto Thyreoiditis feststellte. Er nimmt alle drei Monate Blut ab und verschreibt ihr entweder ein neues Präparat oder passt die Dosierung ihrer Schilddrüsenhormone an, untersucht sie aber nicht auf Antikörper. Seiner Meinung nach lassen sich die Angriffe auf die Schilddrüse nicht stoppen, der TSH-Wert könne jedoch im Normbereich gehalten werden.

      „Mein Leben ist eine ständige Achterbahnfahrt“, sagt Laura. „Ich stelle Besserungen fest, wenn mir zum Beispiel ein neues Schilddrüsenmedikament verschrieben wird, und dann kommen die Symptome zurück. Ich habe die Nase voll von diesen Versuchen ‘auf gut Glück‘.“

      Laura wähnte sich alleine mit dieser Krankheit und glaubte, niemand müsse durchmachen, was sie zu erleiden hätte. Sie hatte keine Ahnung, dass sie sich in bester Gesellschaft mit Millionen von Amerikanern befand.

      Solche und ähnliche Geschichten höre ich in meiner Praxis immer wieder: Ein Mensch erhält die Diagnose Hashimoto Thyreoiditis, die TSH-Werte werden mithilfe von Schilddrüsenmedikamenten in den Normbereich gebracht, und trotzdem verschlechtern sich die Symptome. Eine Frau verliert ihre Haare und hat kaum noch Energie, um morgens aufzustehen – geschweige denn, sich um ihre Kinder zu kümmern. Eine andere Patientin fühlt sich wie benebelt, das Gedächtnis lässt nach, sie leidet unter Verstopfung und nimmt zu, was ihre Depressionen auch nicht bessert. Häufig zieht eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse weitere Autoimmunerkrankungen im Körper nach sich, zum Beispiel eine perniziöse Anämie, einen Typ-1-Diabetes, Gelenkbeschwerden und sogar neurologische Probleme.87, 88 Inzwischen aber haben sich die TSH-Werte im Normbereich eingependelt, der Arzt behandelt die Symptome mit immer mehr Medikamenten und Hormonen und erklärt seinen Patienten, bei ihnen sei alles in Ordnung. Nach meiner Auffassung ist gute Gesundheit gleichbedeutend mit Lebensfreude und sprühender Energie, was beides ganz sicher nicht auf unzureichend behandelte Hashimoto-Patienten zutrifft.

      Sie erinnern sich: Hashimoto ist keine Erkrankung der Schilddrüse, sondern eine Störung des Immunsystems, und daher muss das Immunsystem behandelt werden (auch wenn Schilddrüsenhormone bei zerstörtem Schilddrüsengewebe sicherlich gerechtfertigt sind).89, 90 Ein Grundverständnis unseres Immunsystems ist der erste Schritt zu einem erfolgreichen Umgang mit Hashimoto, zur Verhinderung weiterer Autoimmunerkrankungen und für eine bessere Lebensqualität. Da das Immunsystem insbesondere in Hinblick auf das Autoimmungeschehen so komplex ist, verwundert es nicht, dass es für viele Ärzte ein weißer Fleck auf der medizinischen Landkarte ist. Manche Ärzte glauben sogar, sie könnten einer Autoimmunerkrankung dadurch Einhalt gebieten, indem sie einfach nur die Thymusdrüse entfernen – in ihr ist schließlich die Immunregulation lokalisiert.

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      © Fotalia: Dan Race

      Werden die immunologischen Schranken des Körpers „durchbrochen oder überschritten“, kann es dadurch zur Stimulierung einer Autoimmunerkrankung kommen.

      In diesem Kapitel versuche ich so einfach wie möglich zu erklären, was das Immunsystem ist, wie es funktioniert und wie es die Hashimoto Thyreoiditis steuert. Was alles zum Immunsystem dazu gehört und welche Prozesse ablaufen müssen, damit es überhaupt funktioniert, ist enorm. Zum leichteren Verständnis will ich es mit einem Tatort vergleichen, bei dem es um Einbruch und Eindringen geht.

      Nehmen wir also an, Sie sind ein Haus. Es gibt Barrieren, die Sie vor der Außenwelt schützen, so wie es Fenster, Wände, ein Dach und Türen gibt, die das Hausinnere