Mark Blake

Peter Grant - Ein Leben für Led Zeppelin


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Es war Grants erste Hit-Single.

      Im April 1970 spielten Led Zeppelin in der Miami Beach Convention Hall in Florida. Nach der Show nahm Grant sie mit zu einem Auftritt von Little Richard in einem nahegelegenen Ressort. Peter hatte vorab angerufen und einen Tisch reserviert, doch sie verspäteten sich und trafen inmitten eines Songs ein. „Richard sah das und stutzte“, sagte Grant. „Er hörte auf zu spielen.“

      Das ältliche Publikum drehte sich zu ihnen um und blinzelte den bärtigen Riesen und seine langhaarigen Gefährten an, während die sich ihren Weg durch die Menge bahnten. „Seht ihr den Mann da drüben“, rief ein begeisterter Little Richard und zeigte auf Grant. „Das ist Mister Peter … Er hat mir in Paris einmal das Leben gerettet.“

      Im Juni 1964 verbrachte „Mister Peter“ zwei Wochen mit Little Richard auf Tour durch Europa. In den späten Fünfzigerjahren hatte dieser plötzlich zu Gott gefunden und dem Rock’n’Roll zugunsten des Gospels entsagt. Als Don Arden mit einem großen Scheck vor seiner Nase wedelte, wandte er sich erneut der Teufelsmusik zu und begeisterte sein Publikum auf einer Tour durch Großbritannien. Little Richard rockte wieder, doch war es oft ein Problem, ihn auf die Bühne zu bekommen.

      Im Hauptquartier von Swan Song Records und in Hotelsuiten rund um den Erdball unterhielt Grant seine Hörer mit Little-Richard-Anekdoten. So verkündete Richard einmal, dass er an diesem Abend nicht im Lewisham Odeon auftreten würde, und weigerte sich, sein Hotelbett zu verlassen. Grant wickelte den Sänger in ein Laken, warf ihn sich über die Schulter und schleppte ihn in den bereits wartenden Wagen.

      Richard lieferte noch eine weitere Episode von dieser Europa-Tour. Obwohl er bereits mit dem Flugzeug angereist war, behauptete er, unter Flugangst zu leiden. Richard sollte mit einem Verbindungsflug von Düsseldorf aus nach Paris weiterreisen, weigerte sich aber partout, ein Flugzeug zu besteigen. Dieses Mal war kein Laken zur Hand, in das man ihn schnell hätte einwickeln können. „Ich musste einen Taxifahrer überreden, uns den ganzen Weg von Düsseldorf nach Paris zu transportieren“, erzählte Grant. „Aber so ist das nun mal. Du musst deinen Act am Zielort abliefern, was auch immer es kosten mag.“

      Nach ihrer Ankunft in der französischen Hauptstadt, verweigerte der Veranstalter Richard die volle Gage. Es kam zum Streit und die Polizei wurde gerufen. Die Fäuste flogen und Grant intervenierte: „Die Polizisten wurden ein wenig zu grob und ich warf zwei von ihnen zu Boden.“

      In Miami erzählte Little Richard die ganze Geschichte. Es ergab sich ein eindrucksvolles Bild des schillernden Entertainers und seines bulligen Betreuers, wie sie in Paris zu entkommen versuchten, während die benommenen Polizisten auf dem Rücken lagen.

      1992 trat Richard in der Londoner Wembley Arena auf und traf auch Grant zum ersten Mal seit Miami wieder. „Mister Peter! Mister Peter“, schrie er aufgeregt. „Fühl mal meinen Knöchel!“ Richard tastete das in einer Anzughose steckende Bein ab und berührte schließlich vorsichtig die Socke des Sängers. Darin befanden sich eine Kreditkarte und ein aufgerolltes Bündel Bargeld. Grant hatte Richard gewarnt, niemals seine Wertsachen in einer Garderobe zurückzulassen – und drei Jahrzehnte später nahm sich dieser die Warnung immer noch zu Herzen.

      Wie schon bei Don Arden vor ihm, verbreiteten sich die Geschichten, die Grants Hingabe an seine Mission belegten, innerhalb der Branche. 2012 insistierte David Arden, dass Don trotz seines schlechten Rufs immer fest an Talent geglaubt hatte: „Er blieb stets davon überzeugt, dass man mit Talent alles erreichen könnte. Wenn es aber an Talent mangelte, hieß es bei ihm: ‚Verpiss dich, oder ich trete dich die Treppe hinunter.‘“

      So hätte er auch Peter Grant zusammenfassen können. Nachdem er bereits Ardens „Macht der Angst“ zu schätzen gelernt hatte, entdeckte Grant auch noch die Macht der Suggestion. Ob er nun vorgab, eine Waffe zu tragen, oder den Animals einredete, er würde eine Band managen, auch wenn das nicht stimmte: Die Leute kauften es ihm ab. Don Arden bestätigte: „Peter Grant lernte von mir, dass man alles schaffen konnte, wenn die Tarnung stimmte.“

      Grant wendete diese Taktik auch bei den Nashville Teens an. Peter hatte die Popgruppe aus Surrey entdeckt, sie für die Agentur unter Vertrag genommen und für die Chuck-Berry-Tour gebucht. Inzwischen hatte Mickie Most sie bei Decca Records untergebracht und wurde ihr Produzent. Die erste Single der Teens, „Tobacco Road“ – ein Song aus der Feder des Country-Songwriters John D. Loudermilk, der vom Aufwachsen in North Carolina handelte – wurde über den Atlantik transferiert und avancierte zum größten Hit der Combo.

      Grant betreute die Band, während sie auf Tour ging, um die Single zu bewerben. „Peter war ein großer, lieber Bär“; erinnert sich ihr Leadsänger Ramon Phillips. „Er seufzte oft ‚Kommt schon, Jungs‘. Er veränderte sich dramatisch, als er mit Led Zeppelin so mächtig wurde. In Don Arden hatte er einen guten Lehrmeister.“

      Eine Sache beunruhigte Grant jedoch bezüglich der Nashville Teens: Sie waren nämlich gar keine Teenager. „Peter kam vor einem Gig zu mir und sagte: ‚Rasier dir die Schnurrhaare ab‘“, erzählt der frühere Sänger Arthur Sharp. „Ich hatte mich zwar rasiert, aber ein paar Haare übersehen. Für Peter war das nicht gut genug. ‚So siehst du nicht aus wie ein Scheiß-Achtzehnjähriger.‘ Ich war 24, was ein Problem war.“

      Während sich „Tobacco Road“ langsam die Charts emporarbeitete, wandte Grant die Macht der Suggestion erneut an. Ramon Phillips hatte bei einer Show in Hastings einen verzückten Fan kennengelernt. Susan Penry-Davey war die 17-jährige Tochter eines prominenten ortsansässigen Juristen und folgte der Band zu ihrem nächsten Auftritt nach Welwyn Garden City. Grant ging dabei ein Licht auf. „Nach der Show saßen wir bei mir in der Wohnung, als Peter anrief. Wir sollten uns mit ihm treffen und das Mädchen mitbringen“, sagt Phillips. Am nächsten Tag brachte der Daily Mirror eine Story mit der Schlagzeile „Polizei stoppt Beat-Romanze“. Darin wurde behauptet, dass Penry-Daveys Vater die Polizei verständigt hätte, nachdem seine Tochter mit dem Leadsänger der Nashville Teens durchgebrannt war. „Peter roch das Geld und die Möglichkeit, mehr Platten zu verkaufen. Susan machte bereitwillig mit und wir wurden fotografiert, wie wir in einem Polizeiwagen vorfuhren“, erzählt Phillips. Nur gehörte die Karre auf dem Foto gar nicht der Polizei und der angebliche Zivil-Bulle, der die jungen Liebenden abführte, war kein Geringerer als Peter Grant höchst persönlich. Niemand hinterfragte die Geschichte und „Tobacco Road“ stürmte in die britischen Top-10 und amerikanischen Top-20.

      Eine Story nahm Don Arden aber mit ins Grab. Dasselbe galt für Peter Grant. Ab 1965 fungierte Arden als Manager der Small Faces, einer Gruppe von winzig anmutenden Ostlondoner Teenagern, deren Leadsänger der ehemalige Kinderstar Steve Marriott war. Arden bezahlte nicht nur ihr gemeinsames Haus, sondern auch ihre Einkäufe in Londons Modeboutiquen. Außerdem behielt er sämtliche Einnahmen, die ihre Hits abwarfen. The Small Faces waren de facto mittellos.

      Als ihn die Eltern der Jungs zur Rede stellten, erklärte ihnen Arden, die Jungs hätten ihre Moneten für Drogen verschwendet. Der anschließende Rechtsstreit und die erbitterten Wortgefechte zwischen Arden und den Small Faces zogen sich noch Jahrzehnte hin, lange nachdem die Band sich aufgelöst hatte.

      Grants Behandlung der Small Faces etablierte ihn für immer in der Rolle des Showbiz-Erzschurken. Egal, welche Ähnlichkeiten zwischen den Männern auch bestanden haben mochten: „Don war die Art Manager, die Peter – so verriet er mir – nicht sein wollte“, sagt Barrie Keeffe. „Peter verabscheute die Art, wie Don seine Künstler behandelte.“

      Dennoch, so gestand er Keeffe und Ed Bicknell, war er auch Komplize bei Dons verwerflichstem Coup. Der Manager Robert Stigwood betreute später die Karrieren von Eric Clapton und den Bee Gees, bevor sie an großen Filmhits wie Saturday Night Fever mitwirkten. In den frühen Sechzigerjahren hatte Stigwood versucht, die Small Faces von Don Arden fort zu locken. Dons Vergeltung war so unmittelbar wie schockierend. So wie die meisten Storys mit Don Ardens und Peter Grants Beteiligung änderte sich auch diese mit jeder Neuauflage. Jedoch bestritt Stigwood, der 2016 verstarb, niemals ihren Wahrheitsgehalt.

      Angesichts der Vorstellung, eine seiner Gruppen an einen Rivalen zu verlieren, trommelte Arden ein paar harte Jungs zusammen. Ihre Anzahl variiert zwischen 5 und 20 – je nachdem, wer davon erzählt. Arden erklärte ihnen jedenfalls, was sie zu