Mark Blake

Peter Grant - Ein Leben für Led Zeppelin


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einen besseren Vertrag, höhere Tantiemen und die Möglichkeit, in Amerika auch für andere Firmen Acts produzieren zu dürfen. Klein hatte sein Versprechen somit gehalten und kassierte bei allen zukünftigen Produktionen von Mickie Most eine saftige Provision, was den Produzenten später noch in Bedrängnis bringen sollte.

      Vor allem Kleins spätere Geldgeschäfte mit den Beatles waren es, die ihn als skrupellosen Erbsenzähler entlarvten, der damit seinen Teil zum Untergang der größten Popgruppe der Welt beitrug. Und doch war sein Coup im Namen von Mickie Most ein Vorbote dessen, was Peter Grant für Led Zeppelin erreichen sollte. Klein demonstrierte Grant, dass Künstler über Macht verfügten.

      Diese Bereitschaft, es einfach mal darauf ankommen zu lassen, war etwas, worin Grant später besonders brillieren sollte. „Das war die Essenz von Peters Genie“, glaubt Abe Hoch, ein früherer Vizepräsident von Swan Song Records. „Wenn man einen Klienten hat, der willens ist, auch mal ‚Fickt euch!‘ zu sagen und die Tür hinter sich zuzuknallen, dann verfügt man über unvorstellbare Macht.“

      Grant lernte von Klein, so wie er auch schon bei Arden gelernt hatte, nur waren Dons Tage nun eben gezählt. „Es war Peter Grant, der mich davon in Kenntnis setzte“, so Arden. „Teil seines Jobs bei den Animals war es, die Kohle einzutreiben und sie dann bei mir abzuliefern. Als er nun in London eintraf, behauptete er, er hätte keine. Er sagte, die Band wäre von Allen Klein abgeworben worden und ich müsste mich mit ihm unterhalten.“

      Das falsche Spiel rund um den Vertrag der Animals war eine Sache, aber Arden hatte außerdem versäumt, Grant und Mark Wildey ihre Provisionen auszuzahlen. Don schuldete Peter nun 1.800 Pfund. Jahre später, als Arden in Los Angeles lebte und Grant am Sunset Strip erspähte, rief er ihm von der anderen Straßenseite aus zu: „Mach dir keine Sorgen, Peter, der Scheck ist schon in der Post.“ Das wurde schon bald zum Running Gag.

      Grant zürnte ob der groben Ungerechtigkeit, bis ein Freund, der Agent Harold Davison, ihn beiseite nahm und ihm riet, es als Lehrgeld zu sehen. Grant ließ Don Arden hinter sich, sollte aber die nächsten zwanzig Jahre damit verbringen, diesem Geld hinterherzurennen.

      Laurence Myers traf Grant zum ersten Mal 1965. Myers war der Buchhalter der Rolling Stones und erinnert sich, wie er mit Mick Jagger einst über den Ruhestand diskutierte. „Er sagte zu mir: ‚Laurence, es ist ja nicht so, als würde ich mit 50 immer noch Rock’n’Roll machen.‘“ Mickie Most engagierte ihn dafür, dass er sich ums Finanzielle kümmerte und überschrieb ihm anstelle eines Gehalts zehn Prozent seiner Firmen.

      Myers hatte Allen Kleins Unterredung mit EMI beigewohnt und war erneut mit von der Partie, als Most und Grant versuchten, ausstehende Gelder bei Don Arden einzutreiben: „Mike Jeffery informierte Mickie, dass es eine Diskrepanz in den Büchern der Animals gäbe und Don ihnen noch etwas schuldete. Also bat er Mickie und Peter, sich darum zu kümmern.“ So erhielt er einen Einblick in Grants Arbeitsweise.

      Die drei Männer erschienen vor Ardens Büro und warteten, bis er fertig telefoniert hatte. „Ich konnte Don am Telefon schreien hören: ‚Ich breche dir deine verdammten Beine!‘ Ich war doch bloß ein Buchhalter. Wo hatte ich mich da nur hineinmanövriert? Vorab hatte Peter noch zu mir gesagt, dass es mit Don zwar ein wenig angespannt werden würde, ich mir aber keine Sorgen zu machen bräuchte. Als ob er mich davor warnen wollte, dass alles nur Show sein würde.“

      Als sie vorgelassen wurden, behandelte Arden seine Besucher mit einer Mischung aus Desinteresse und unverhohlener Abneigung. Myers ergriff als Erster das Wort: „Ich stellte mich als offizieller Repräsentant der Animals vor und erklärte ihm mit meiner besten Buchhalterstimme, meine Prüfung hätte ergeben, dass er ihnen 6.000 Pfund schuldete. Inzwischen fing Peter an, auf den Schreibtisch einzuhauen. Dann hob er ihn an und ließ ihn mehrmals auf den Fußboden krachen, während er schrie: ‚Gib uns unser Geld, Don! Komm schon, du Mistkerl!‘“

      Myers versuchte den Krach mit seiner Stimme zu übertönen. Irgendwann nahm Arden ihn schließlich doch noch wahr und fragte ihn unwirsch: „Was willst du, du kleiner Pischer?“ Das war ein jiddischer Ausdruck.

      Myers erklärte, dass er sich eine gerichtliche Verfügung besorgen würde. Arden öffnete daraufhin ganz gelassen eine Schublade, die randvoll mit solchen Verfügungen war: „Ach, du willst mir eine gerichtliche Verfügung zukommen lassen?“ Dann schnappte er sich die Lade und kippte ihren Inhalt aus dem Fenster und brüllte: „Wenn ihr in fünf Minuten immer noch hier seid, dann fliegt ihr hinterher.“ Arden wollte niemandem auch nur einen Penny bezahlen.

      Trotz seines draufgängerischen Auftritts an jenem Tag empfand Myers ihn in der Regel als angenehmen, ruhigen und mitunter gar unsicheren Mann. Die Vorstellung, Grant könnte eine Hit-Band managen, erschien ihm unwahrscheinlich. „Ich hätte nie gedacht, dass Peter einen solchen Erfolg haben würde“, gesteht Myers. „Er war nicht gebildet und wirkte nicht sehr intelligent. Allerdings war ich nie bei ihm, wenn er mal ausgesprochen klug auftreten wollte. Wenn sich alle im Büro über das Weltgeschehen unterhielten, hielt sich Peter zurück. Das war nicht sein Ding. Unterschätzte ich ihn? Ja, das tat ich.“

      „Es gab zwei Peters“, ergänzt Chris Hayes. „Der Business-Peter war ein Rottweiler, wohingegen der andere Peter sanftmütig war. Jeder hielt ihn für einen Erzschurken, aber er war unglaublich sensibel. Das fiel mir gleich auf.“

      Während sich Mickie Mosts Karriere im Aufwind befand, versuchte Grant sein eigenes Netz weiter auszuwerfen, als dies bei RAK der Fall war. Im Mai 1965 verkündete die Zeitschrift The Stage die Gründung von Peter Grant Associates, „eine Agentur für Personen in der Unterhaltungsindustrie“, zu finden in der Dean Street 101. Allerdings scheint diese Firma letzten Endes nie zustande gekommen zu sein.

      Im selben Monat besuchte Grant Kanada. Die Gruppe She Trinity stammte aus Toronto und galt als reines Frauenensemble, das seine Instrumente selbst spielte, in weniger aufgeklärten Kreisen aber als Kuriosität. Die Gruppe verschlug es daraufhin nach London, wo Mickie Most mehrere Singles für sie produzierte, darunter auch eine Version von „Yellow Submarine“. Aber leider gelang ihnen kein einziger Hit. Grant beschrieb die Erfahrung als Manager der Band als „Desaster“.

      Ein wenig mehr Erfolg hatte er hingegen mit dem inzwischen verstorbenen kanadischen Komiker Ray Cameron, den Grant noch aus seinen Tagen als Busfahrer kannte. Cameron lebte in England und hatte bei vielen Unternehmungen Don Ardens als Ansager fungiert. Peter managte ihn lange Zeit in den Sechzigerjahren. Weit größere Erfolge feierte Ray aber als Autor für den DJ und TV-Moderator Kenny Everett. Als Stand-up-Comedian sollte Cameron auch von seinem Sohn Michael McIntyre übertroffen werden.

      Als seine Karriere als Manager langsam in die Gänge kam, kehrte Grant mit den Animals und Hermanʼs Hermits wieder nach Amerika zurück. Er hinterließ dabei sowohl bei Eric Burdon als auch beim Manager der Hermits einen bleibenden Eindruck. In seiner Autobiografie Am Anfang war es tierisch erinnerte sich Burdon an zwei Zwischenfälle, die einen Einblick in Grants Background ermöglichten.

      Auf ihrem Weg zum Memphis Coliseum wurde der Tourbus der Animals vom Ku Klux Klan, der Flugblätter verteilte, zur Seite gewunken. Offenbar geriet Grant in Rage. „Er schrie mit rotem Gesicht die Klan-Leute an: ‚Wischt euch eure Ärsche damit ab, ihr Scheißköppe!‘“, behauptete der Sänger. Später beschrieb Burdon noch, wie Grant den Hotelmanager eines Holiday Inns, der einem schwarzen Roadie der Animals den Zutritt verweigerte, zur Rede stellte. Burdon nahm an, dass Grant besonders sensibel auf Vorurteile reagierte, da er ja Jude war. Grant sollte ihn nie korrigieren.

      Irgendwann stießen schließlich noch Mickie Mosts jüngste Klienten, Hermanʼs Hermits, zur Tour-Karawane. Ihr Leadsänger Peter Noone und seine Truppe waren gerade erst dem Teenager-Alter entwachsen. Ihr Manager Harvey Lisberg sah in Grant den perfekten Aufpasser für ihren ersten Abstecher nach Los Angeles. Er bekam außerdem Peters Anekdoten über Gene Vincent und dessen Knarre oder über Little Richard und das Bettlaken zu hören. „Das war damals schon alles Legende!“, so Harvey. Auch war er von Peters Beschützerinstinkt und Sinn für Humor angetan.

      Grant hatte zwischenzeitlich zugenommen, wofür er zum Teil die schlechten Essgewohnheiten in Amerika verantwortlich machte. Als er mit Hermanʼs Hermits in Los Angeles weilte, beschloss er, sich von nun an gesund zu ernähren,