Def Leppard, On Through The Night (1980)
Diamond Head, Lightning To The Nations (1980)
Girlschool, Hit And Run (1981)
Iron Maiden, Iron Maiden (1980)
Iron Maiden, Killers (1981)
Judas Priest, British Steel (1980)
Motörhead, Ace Of Spades (1980)
Motörhead, Overkill (1979)
Raven, Wiped Out (1982)
Saxon, Wheels Of Steel (1980)
diverse Interpreten, Metal For Muthas (1980)
Tank, Filth Hounds Of Hades (1982)
1981 hatte sich der Heavy Metal bereits eine Art kleineres Vermächtnis geschaffen, das er für sich arbeiten lassen konnte. Für echte Fanatiker aber gab es keine Ruhepause. Punk war als Modeerscheinung in den Hintergrund getreten, und Hardrock schleppte sich als routiniertes Alltagsgeschäft dahin, doch Heavy Metal bot ständig neue Anreize und bediente sich gierig anderer Stile. Neben den bekannteren harten Riffproduzenten rückten nun die Boogie-Woogiebeeinflussten Spider, die dreisten Sabbath-Nachahmer Witchfinder General und die frechen Angel Witch nach, die den schamlosen Metal-Gesang mit manischen Punkrhythmen verschmolzen und dabei ein besonderes Interesse an einem zeitgemäßen Thema wie der Gleichberechtigung der Frau zeigten.
In einer so vielfältigen Szene wie der NWOBHM musste es jemanden geben, der als Sammelbecken für den ganzen verachteten Schmutz und Dreck fungierte, der andernorts verabscheut wurde. Das waren Venom, die Lieblinge des Kerrang!, die mit militantem Satanismus und einer „Sie wollen Böses? Wir geben ihnen Böses!“-Philosophie vor allem aggressivere Gelüste bedienten. Dabei hatten sie sich von Kiss inspirieren lassen, sich bezüglich der Umsetzung des Ganzen allerdings auch am perversen römischen Kaiser Caligula orientiert. Venom spielten schnelles, dreckiges Zeug, bei dem es nur um die Geschwindigkeit ging, und garnierten es mit okkulter Bildlichkeit, um die Kritiker zu verschrecken. Venoms Debüt von 1981, Welcome To Hell, und der 1982 erschienene Nachfolger Black Metal waren mit gold- und silberfarbenen Pentagrammen, Ziegenköpfen und satanistischem Unsinn übersät. Zudem waren Bassist und Sänger Conrad Lant alias Cronos, Gitarrist Jeff Dunn alias Mantas und Schlagzeuger Tony Bray alias Abaddon darauf abgebildet, wie sie Waffen schwangen und schleimig wie neugeborene Teufel aussahen. Neben ihnen wirkten Motörhead zivilisiert und die Sex Pistols wie eine freundliche Kinderbande.
Obwohl dies zu jener Zeit kaum zu erahnen war, wurden Venom zu einer der einflussreichsten Bands der NWOBHM. Zwar wurde ihr albernes Auftreten in der Regel von Journalisten und anderen Musikern ignoriert, aber die Fans waren fasziniert. Venom konnten kein stimmiges Tempo halten und mischten ihren Sound mit überzogenem Einsatz von Hall und Verzerrern ab, damit ihr Unvermögen verborgen blieb; Songs wie „Poison“ und „Live Like An Angel, Die Like A Devil“ lösten sich gegen Ende in heulendem Lärm auf. Mit anderen Worten: Venom brachen mit den Vorstellungen von Sorgfalt und künstlerischer Raffinesse und ersetzten sie durch einen aufregenden chaotischen Strudel.
Wie Cronos in einem Interview mit The 7 Gates of Hell erzählte, begann das Chaos in einer malerischen englischen Kapelle: „Wir haben in Newcastle in einer Methodistenkirche geprobt, die wir für fünf Pfund jeden Samstag gemietet hatten. Und jedes Mal nahm Abaddon kleine Sprengkörper mit, die er während der Proben zündete. Wir haben geprobt, und er hat diese Scheiß-Feuerwerkskörper abgeschossen! Einmal hat ein Nachbar die verdammte Feuerwehr gerufen, weil überall aus der Kirche riesige rote Rauchwolken aufstiegen. Das war ein idealer Probenraum, und ich glaube, es war auch genau die richtige Atmosphäre, um Liebeslieder an den Satan zu schreiben!“
Zwischen Venom und ihren ebenfalls aus Newcastle stammenden Labelkollegen Raven bestand eine kaum freundlich zu nennende Rivalität. „Wir mögen Raven nicht“, sagt Venom-Schlagzeuger Abaddon. „Es ist so: Wir sind nicht auf die harte Tour nach oben gekommen, von wegen ‚erst mal zwanzig Jahre lang in den Clubs spielen, und dann darf man seinen Durchbruch haben‘. Neat Records haben uns wirklich übers Ohr gehauen. Wir haben denen bergeweise Geld eingebracht, aber sie haben es benutzt, um Raven und Tygers of Pan Tang zu promoten. Wir mögen sie als Bands, aber irgendwie ist alles schief gelaufen.“ Venom wurden allgemein als Witz betrachtet, aber sie trotzten der Herablassung mit Arroganz. Durch sie entstand schließlich eine Kluft zwischen dem ambitionierten, traditionellen Heavy Metal und dem unheiligen Black Metal, wie er Jahre später aus Venoms feurigem Atem geformt werden sollte.
Während sich Heavy Metal zu einem festen Bestandteil der englischen Musikkultur entwickelte, gab es ein neues, gemeinsames Ziel: die Eroberung hunderter anderer Städte von der Größe Londons. Nach der Aufnahmeflut von 1980 stürzten sich Judas Priest, Iron Maiden, Def Leppard und Motörhead auf ausgiebige Tourneen im Ausland. Raven, die Veteranen der NWOBHM, mieteten einen Laster und machten sich südwärts über Belgien auf eine lange Europatournee, um einem aufgeschlossenen Publikum zuvor ungehörte Musik nahe zu bringen. „Das war ein echter Kulturschock“, sagt John Gallagher. „Das letzte Mal waren wir als Kinder in Spanien gewesen. Das war kaum zu glauben. Die Leute haben total durchgedreht. In einem Club in Mailand haben sie eine Trennwand platt gemacht – so einen Raumteiler, wie es ihn in Schulkantinen gibt. Nach der Show wurden wir von Leuten überrannt, die alle Autogramme wollten, und von Frauen, die uns verständlich machten, dass sie was ganz Bestimmtes vorhatten. Das war uns noch nie vorher passiert. Wir fanden das toll.“
Durch den internationalen Export von Kerrang! wurde England zum Orientierungspunkt für Heerscharen von ausländischen Metalheads, von denen jeder Einzelne eigene Verbesserungen zur NWOBHM-Formel beitrug. Accept aus Deutschland bedienten einen wachsenden Metal-Markt mit knackigen, stampfenden Rhythmen. Loudness aus Japan, Riot und Manowar aus New York sowie Anvil aus Kanada hatten dichtere Riffs und elegantere Kostüme zu bieten als beispielsweise britische Kombos mit dubiosen Namen wie Split Beaver und Bitches Sin. Gleichzeitig fühlten sich die Londoner Headbanger von den zunehmend „amerikanisierten“ Def Leppard im Stich gelassen und zeigten sich bereit, Importe zu kaufen.
Um die NWOBHM zu überleben, brauchte eine Band neben musikalischen Fähigkeiten und gestreiften Hosen auch reichlich Hartnäckigkeit und Glück. „Da gab es zweitklassige und drittklassige Bands, die auf den Zug aufzuspringen versuchten“, sagt John Gallagher von Raven und meint Bands wie Brooklyn, Crucifixion, Fist und Tytan. „Alle Bands waren unterschiedlich, was man eigentlich nicht so oft hat. Die Szene war nicht homogen. Wie immer war es so: Ein oder zwei Bands hatten die richtigen Beziehungen, sahen gut aus oder trafen die richtigen Leute, aber eine Menge anderer blieben auf der Strecke. Wir hatten wirklich Glück, und wir taten, was wir konnten, damit sich die Leute für uns interessierten.“
Von den Bands der NWOBHM-Ära schrammten Diamond Head besonders knapp am Erfolg vorbei. Lightning To The Nations, ihr bestes Album, wurde 1980 aufgenommen und in einer einfachen weißen Hülle mit den Autogrammen der vier Bandmitglieder veröffentlicht. Auch ihre Songs waren sauber und modern, voll schneller, antiseptischer Härte, die Iron Maidens dunkle Gassen verließ und sich an den glänzenden Hochhäusern und Lebensmittelgeschäften eines neuen, noch unbekannten Großbritannien orientierte. Obwohl sie mit ihren kraftvollen Akkorden und ihrem Optimismus dazu beitrugen, die NWOBHM zu definieren, wurden sie zu geisterhaften Beobachtern ihrer eigenen, zum Scheitern verurteilten Karriere. Diamond Head ähnelten einem ätherischen Gespenst, das die Vergleiche mit Led Zeppelin in eine Verdammnis geschickt hatte, aus der es keinen Weg zur Erlösung fand.
Doch in dem unvollendeten Vermächtnis von Diamond Head entdeckten jüngere Musiker eine Art von Metal, der abseits dessen lag, was Judas Priest und Iron Maiden bisher vorgegeben hatten. Die ehrgeizigen Diamond-Head-Anhänger bei Metallica nahmen später vier der sieben Songs von Lightning To The Nations als Coverversionen auf (neben anderen ausgewählten NWOBHM-Titeln von Savage, Holocaust, Sweet Savage und Blitzkrieg). Dave Mustaine, der entscheidende vierzehn Monate bei Metallica spielte, bevor er Megadeth gründete, sagt: „Ich komme immer wieder auf Diamond Head zurück. Als ich mit [dem Metallica-Gitarristen] James Hetfield gesoffen und rumgehangen habe, haben wir immer Venom, Motörhead und Raven, Tank und Mercyful Fate, Diamond Head, Angel Witch, Witchfinder