If You Want Blood, You’ve Got It (1978)
Judas Priest, Sad Wings Of Destiny (1976)
Kiss, Double Platinum (1978)
Led Zeppelin, Presence (1976)
New York Dolls, New York Dolls (1973)
Rainbow, Rising (1976)
The Runaways, Queens Of Noise (1977)
Scorpions, In Trance (1975)
Scorpions, Tokyo Tapes (1978)
Robin Trower, Live (1976)
UFO, Lights Out (1977)
Bloodrock, 3 (1971)
Thin Lizzy, Jailbreak (1976)
Das Cover von Black Sabbaths Evil Woman
Ritchie Blackmore bei Rainbow (Roy Dressel Photography)
Black Sabbath um 1973 (Warner Bros.)
Ronnie James Dio (Roy Dressel Photography)
Das Programm der Never Say Die-Tour (aus der Sammlung von Omid Yamini)
Ozzy Osbourne 1977 (Austin [Hardrock69] Majors)
II: England rockt hart: die New Wave of British Heavy Metal
1977: Die erste offizielle Motörhead-LP wird veröffentlicht
1980: British Steel von Judas Priest krönt einen Reigen hervorragender LPs, darunter Iron Maidens gleichnamiges Debüt, On Through The Night von Def Leppard, Wheels Of Steel von Saxon und Ace Of Spades von Motörhead
20. Februar 1980: AC/DC-Sänger Bon Scott stirbt
Juni 1981: Die erste Ausgabe von Kerrang! wird in London veröffentlicht
1981: Judas Priest und Iron Maiden touren durch Nordamerika
Als Judas Priest und andere Mitte der Siebziger den Heavy Metal von seinen Hardrockwurzeln befreiten, war eine andere musikalische Revolution, Punk genannt, ebenfalls mit Großreinemachen im Hause Rock ’n’ Roll beschäftigt. Punk ging mit schlichter visueller Brutalität gegen den überentwickelten Fließbandglamour von Millionärsbands wie Kiss und Led Zeppelin vor: grelle Haarfarbe, Sicherheitsnadeln, die als Schmuck getragen wurden, teilweise rasierte Schädel. Es war ein Mischmasch, eine zusammengewürfelte Musikmode, welche die kulturellen Werte übertrieb und hinterfragte, das Anständige umkehrte und das Kranke feierte.
Wie bei der Ted- und der Mod-Szene zuvor befanden sich auch die Boutiquen der Punks in den Londoner Modevierteln im Zentrum der Stadt – besonders wichtig war der von dem Sex-Pistols-Manager Malcolm McLaren gegründete Laden auf der King’s Road. Als sich der Punkrock Ende der Siebzigerjahre nach New York und Los Angeles verlagerte, brachte er persönliche Stile und Moden durcheinander und entzündete eher eine soziale Rebellion, als dass er eine musikalische Revolution auslöste. Vor allem aber erlaubte Punk seinen Vertretern die Freiheit, so zu spielen, wie sie wollten, und offen ihre Meinung zu sagen. Mitglieder der großen Punkbands Sex Pistols und The Clash hatten vor dem befreienden Ausbruch des Punk in den Pubs Hardrock gespielt. Dementsprechend schockierten Hymnen wie „Anarchy In The UK“ und „London Calling“ sehr viel weniger durch ihren Sound als durch das, was sie über die Zustände in Großbritannien aussagten.
Für Bands wie die süffisanten Fall oder die strengen Wire war musikalische Einfachheit bereits eine Aussage an sich. Bei anderen wie X-Ray Spex war sie bedingt durch ihre Unerfahrenheit. Für die radikalen Black Flag aus Los Angeles bedeutete ein derart mangelndes Interesse an musikalischem Können eine Einschränkung. Gitarrist Greg Ginn sagte gegenüber L. A. Weekly: „Ich dachte, wenn man sich schon eine Band schimpft und behauptet, Musik zu machen, dann ist es nicht zu viel verlangt, dass man an fünf Abenden pro Woche ein paar Stunden übt. Aber viele Leute haben gedacht: ‚Na ja, wir machen lieber Party oder hängen rum oder so.‘ Und im Punkrock gab es diese Mentalität sehr oft: ‚Warum muss man denn so viel üben?‘ Die angesagte Einstellung war ja schließlich: Alles ist nichtig, und das Leben ist nichts wert, also warum soll man sich die Mühe machen und üben?“
Viele Brandreden im Punk waren unausgegorene Heavy-Metal-Versuche. Die Londoner The Damned verwendeten zum Beispiel harte Powerakkorde in ihren Stücken, und der gespenstische Sänger Dave Vanian hatte sich bleich geschminkt und kleidete sich wie ein Vampir. Auf die Idee, eine Band zu gründen, kamen The Damned – wie die meisten britischen Punks – durch die Ramones, ein Quartett aus Queens, New York, deren Großbritannientour 1976 das Schneller-und-lauter-Zeitalter einläutete. Gekleidet in eine Uniform aus Bluejeans und schwarzen Motorradlederjacken, verheimlichten die Ramones ihre Liebe zu Black Sabbath nicht. Sie leiteten ihr hartes, treibendes Repertoire, das zudem deutliche Spuren ihrer Schwäche für die Rockerbands der Fünfziger und für Doo-Wop trug, beinahe vollständig aus den durchdringenden Akkorden von „Paranoid“ ab.
Das Interesse der Musikszene für Heavy Metal, das ohnehin nie groß gewesen war, verschwand vollkommen, als sich die Majorlabels darum rissen, alles unter Vertrag zu nehmen, was einen Irokesenschnitt und Sicherheitsnadeln vorzuweisen hatte. Die Sex Pistols verspotteten eine der sie inzwischen verklagenden Firmen mit dem Song „EMI“ und stichelten auch dann noch gegen die Kapitalisten, als sie gerade selbst versuchten, einen besseren Vertrag auszuhandeln. Nach nur drei Jahren jedoch war die Schlacht am Punkbuffet vorbei, die ungehobelte Revolte hatte sich selbstzerstörerisch aufgerieben. Der Bassist der Sex Pistols, Sid Vicious, starb des Mordes angeklagt und auf Kaution auf freiem Fuß; die Band und ihr Gefolge hatten sich in alle Winde zerstreut. „Ich glaube, Punk war wichtig, sei es auch nur, um zu zeigen, wie ein Crash-and-burn-System in der Rockmusik funktioniert“, meint Rob Halford von Judas Priest. „Das war aber auch schon alles. Es gab da nur wenige große Momente von bleibender Bedeutung.“
Trotz der spastischen Spuckerei auf den Straßen machte sich im Punk genau der Snobismus breit, den Black Sabbath zehn Jahre lang gemieden hatten. Nachdem die Punks vom Erfolg gekostet hatten, gewann Standesbewusstsein die Oberhand über die Drohgebärden. Wie die Rolling Stones einige Jahre zuvor legten sich jetzt auch Punks Grundbesitz zu und gingen musikalisch dazu über, ihre Ideen bei der jamaikanischen Reggaemusik zu klauen. „Die Überalterung ist dem Punk schon eingebaut“,meint Paul Stanley von Kiss,„dadurch,dass man darüber singt, ein Habenichts zu sein.Aber durch den Erfolg hat man plötzlich was,und die Wut darüber, dass man arm ist, wird ganz schnell begraben, sobald sich die Platte verkauft. Die Idee ist toll, genau wie die Wut und die Emotionen, aber letztlich muss man sich weiterentwickeln, und die Musik muss für sich sprechen können.“
Punk erneuerte das englische Verständnis der eigenen musikalischen Identität und brachte eine frische Welle von rudimentärem Heavy Metal ins Rollen. 1977, im selben Jahr, in dem das Label auch The Damned erstmals vorstellte, veröffentlichten Stiff Records das Debütalbum von Motörhead, einer Band, deren Hingabe an Extreme selbst Punkrock zahm und zahnlos wirken ließ. Der Chef von Motörhead, Ian Kilminster alias Lemmy, war ehemals Roadie der Jimi Hendrix Experience und ein beliebtes Mitglied der LSD-erprobten Space-RockHilfsarbeiter Hawkwind gewesen. Lemmy – mit Warzen im Gesicht und Zahnlücken im Mund – setzte sich mit einer Tätowierung über die Regeln natürlicher Schönheit hinweg und bildete