Paul Trynka

Sympathy For The Devil


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in der Gegend gab. „Man konnte sich kaum eine klassischere britische Familie aus der Mittelschicht vorstellen“, erinnert sich Roger Jessop. „Das meine ich nicht abfällig.“ Die Jessops standen den Jones’ nahe und empfanden sie als „reserviert, aber freundlich“. Sie pflegten entgegen den heute üblichen Gewohnheiten keine sozialen Kontakte – weder Dinner-Partys noch Pub-Besuche – doch Rogers Vater Frederick, ein Erdkundelehrer an der Grundschule für Jungen, half dem zehnjährigen Brian bei den Hausaufgaben, während Lewis Roger bei Mathematik und den Ingenieurwissenschaften verwandten Problemen unterstützte. Lewis erwies sich als geduldiger und logisch ausgerichteter Lehrer. Er bearbeitete eine Aufgabe methodisch und erfreute sich an der Eleganz einer korrekten mathematischen Lösung.

      Dem jungen Brian Jones sah man sicherlich den Sohn eines Wissenschaftsfanatikers an. Er vermochte sich sprachlich adäquat auszudrücken und war selbstsicher. Mit seiner Hornbrille und dem Lächeln, bei dem eine Zahnlücke sichtbar wurde, wirkte er jedoch unbeholfen. Einem Lehrer nach verhielt er sich gewissenhaft und ernst, beinahe „schon übertrieben tugendhaft“. „Er war schon ‚nerdy‘“, erklärt Roger, der sich daran erinnert, wie Brian sich an einen hohen Aussichtspunkt nahe der Dean-Close-Privatschule zurückzog, die er damals besuchte. Dort verbrachte er die Zeit mit dem sogenannten „Trainspotting“, dem Sammeln der Nummern von Lokomotiven und Eisenbahnzügen.

      Einige Menschen bemerkten allerdings schon früh die Sensibilität, die ihn von seinen pflichtbewussten und konventionellen Eltern unterschied. Trudy Baldwins Familie besuchte zusammen mit den Jones’ die Gottesdienste in der St. Philips und der St. James Church, wo Brian, gekleidet in eine makellose weiße Robe, ab dem Alter von zehn Jahren im Chor sang. Die beiden Familien entwickelten eine engere Beziehung, und Trudy, einige Jahre älter als Brian, beaufsichtigte die Jones-Kinder regelmäßig als „Babysitter“. Sie erinnert sich gut an den jungen Brian, besonders daran, dass er ihr die Geschichte einer verstorbenen Schwester enthüllte, von denen die Baldwins niemals etwas gehört hatten: „Brian erzählte mir von einem anderen Kind der Familie – einer Schwester, die verstorben war, und zeigte mir Fotos von ihr. Mir das mitzuteilen, schien ihm ein dringliches Bedürfnis zu sein, als wäre es ein Thema, über das man bei ihnen nicht redete. Meine Eltern standen ihnen nahe, aber ich glaube nicht, dass sie je etwas davon erfuhren. Es muss schrecklich gewesen sein, so etwas zu verbergen.“

      Wie viele Cheltenhamer blickt Trudy Baldwin auf ihre Erziehung zurück und wundert sich, wie streng und gefühllos das alles war, bestimmt von Respektbezeugung und emotionaler Unterdrückung. Den Eltern zu gefallen, wurde mit Freude und Anerkennung honoriert. Diesem Reglement war auch Brian Jones unterworfen, zu Hause und auf der Dean Close, wo die großen im gotischen Baustil errichteten Gebäude sich über das Grundstück erstreckten. Ohne sich großartig zu bemühen, zählte er zu den klügsten Schülern seines Jahrgangs, vor allem in den Fächern Englisch und Französisch, aber er konnte auch in der Mathematik mit guten Ergebnissen punkten.

      Brians konventionelles und leicht weltfremdes Erscheinungsbild wurde von den zahlreichen Interessen begleitet, die er mit dem Vater teilte, insbesondere der Faszination hinsichtlich des Ingenieurwesens. Im Alter von ungefähr zehn Jahren erhielt er von seinen Eltern eine teure, technisch erstklassige grüne Miniaturdampfmaschine, an der er versunken und konzentriert herumtüftelte und sie mit Methyl-Alkohol antrieb. Die Begeisterung für Maschinen hielt bis zur Pubertät an: Man konnte ihn oft dabei beobachten, wie er die Regale für Spielzeug-Lokomotiven im Modellgeschäft an der High Street durchstöberte oder wie er sich mit seinem Freund Tom Wheeler auf dem Fahrrad davonmachte, um einen Nachmittag mit dem „Trainspotting“ zu verbringen. Wenige Jahre später interessierte ihn und seine Freunde John Appleby und Tony Pickering das Straßenbahnnetz in Derbyshire. Sie verbrachten Stunden mit dem Sandstrahlen von Karosserien und dem Schaufeln von Schotter für die Strecke.

      Der pflichtbewusste Schüler erwies sich auf der Dean Close auch bei den traditionellen Sportarten als hervorragend. Das traf speziell auf das Kricket zu. Vater Lewis fuhr den dunkel lackierten Wolsely oft aus der Einfahrt, damit Brian und Roger Schläge und Werfen mit dem Ziel Garagentor üben konnten. Brian verbrachte einige Zeit bei den Jessops, besonders als er sich für die „Eleven-Plus“ vorbereitete, die übliche und für einige Schüler einschüchternde Prüfung, welche über die Eignung für Cheltenhams altehrwürdige Grammar School entschied. Mit Absolventen wie Handley Page, Gründer der berühmten Luftfahrtgesellschaft, war diese zweifellos ein angeseheneres Bildungsinstitut als Dean Close. Brian, aktiv und intelligent, erschien wie die Verkörperung eines Jungen von der Grammar School, der etwas im Leben erreichen würde. Doch Roger erkannte die ersten auftauchenden Probleme hinter der für Angehörige der Mittelschicht symptomatischen Fassade: „Brian war ein guter Werfer. Wir spielten oft Kricket in der Einfahrt. Doch dann begann er zu husten und zu keuchen. Er litt an Asthma, einer extremen Ausprägung der Krankheit. Es reichte immer noch, um im Schulteam zu spielen, da er sich zwei Runden lang hielt, doch er verfügte nicht über die Ausdauer, um ein komplettes Spiel zu überstehen. Ich glaube, das erfüllte ihn mit Verbitterung.“

      Möglicherweise lag die Entscheidung zum Kauf einer Klarinette in Brians Asthma begründet: Ein Blasinstrument zu spielen, war in den Fünfzigern für an der Krankheit leidende britische Kinder eine Standardtherapie. Andere Behandlungsmethoden waren hingegen primitiv – das Anblasen eines Tischtennisballs, damit er sich in verschiedene Richtungen bewegte, oder die Inhalation von Dampf aus einer Pfanne kochenden Wassers erwiesen sich mehr oder weniger als Placebos. Das Klarinettenspiel war der einzige positive Aspekt der damals selten vorkommenden Erkrankung, die sich beängstigend und darüber hinaus isolierend auswirkte.

      Mühelos absolvierte Brian die Prüfung und schrieb sich am 8. September in der Cheltenham Grammar School ein, ein einschüchterndes und bedrohliches Gebäude, dessen viktorianische Turmspitzen und Zinnen die Hauptstraße dominierten. Das Institut nahm Schüler aus Cheltenham und den Vororten auf, und es bestand eine strikte Hackordnung: Ältere Schüler waren wichtiger als jüngere und die „Überflieger“ – nachdem man die akademischen Fähigkeiten am Ende des ersten Halbjahres geprüft hatte – erfuhren gegenüber der schwächeren Leistungsgruppe eine Bevorzugung. Den Neuzugängen wurde wiederholt die Tradition der Schule eingepaukt, die bis in elisabethanische Zeiten zurückreichte. Darüber hinaus drückte man die Köpfe der nervösen Ankömmlinge in einem alten Verbindungsritual im zentralen Innenhof unter einen Wasserhahn.

      Der elfjährige Brian zählt zu einer kleinen Gruppe von Jungen, die sich von den Schikanen unbeeindruckt zeigten. Er war für sein Alter schon weit entwickelt, einer von nur zwei Jungs, die von der Dean Close kamen und sich leicht in einer solchen Gesellschaft zurechtfanden. Tatsächlich stach er sogar hervor: Er war blond, entspannt, im Hinblick auf seinen Bildungsstand den meisten seiner Altersgruppe weit voraus und sah „wie ein Engel“ aus, wie Philip ‚Pip‘ Price erzählt, ein Freund aus dem siebten Jahrgang, der an einem angrenzenden Tisch saß. „Das war mein erster Eindruck, ganz einfach wegen der blonden Haare und dem lächelnden Gesicht.“ Viele Schüler plagten sich mit den neuen Fächern ab, doch für Brian schien es eine lockere „Wochenendkreuzfahrt“ zu sein. Man hatte schnell den Eindruck, als bereiteten ihm die Unterrichtsstunden Freude. Während Dr. Arthur Bell, der im selben Jahr zur Schule kam, Brian später als einen „grundsätzlich sensiblen und verletzlichen Jungen“ charakterisierte, teilten Pip und die anderen diese Auffassung nicht. „Ich würde ihn nicht als schüchterne Person beschreiben. Zumindest nicht bezüglich seines Verhaltens in der Stadt und bei Leuten, die er kannte.“ Verglichen mit den meisten Kindern aus Cheltenham war er selbstbewusst, zeigte oft auf und half anderen Schülern.

      In den Nachkriegsjahren nahmen Grammar Schools Jungen aus einem breiten sozialen Hintergrund auf, womit Brian und die Klassenkameraden für eine neue Mobilität zischen den Schichten standen. Doch bevor sie das System definieren oder es unterminieren konnten, mussten sie sich anpassen. Jungen, die aus Cheltenhamer Arbeiterfamilien stammten, krönten ihre Laufbahn in steter Regelmäßigkeit als Doktoren oder Professoren. Mit Nachdruck wies man darauf hin, wie viele Schüler Stipendien in Oxford und Cambridge erhielten. Die Väter eines großen Teils der Schülerschaft arbeiteten bei Dowty oder dem GCHQ – eine Elite, offensichtlich auf den Erfolg hin programmiert, kluge Jungen, denen die Lehrer wohlgesinnt waren.

      In jenen Jahren hinterließ auch L. B. Jones einen starken Eindruck bei seinen Lehrern. „Überaus