Haut, die im Dunklen verborgen,
vergiftet das Heute ins Morgen
und tötet die Seele aus Leid.
Denn was am Anfang geborgen,
geliebt und bewahrt war vor Sorgen,
muss weichen den Zeichen der Zeit.
Was schmerzlich als Fluch nur dem Träger vertraut,
lebt schweigend und lichtlos als Schattenhaut.
Anfang und Ende
16. Juli 1963, 21:30 Uhr
Sie konnte ihr eigenes Blut riechen. Der Schmerz, dieser unglaubliche Schmerz wollte nicht von ihr verschwinden. Er ließ ihr kaum die Möglichkeit zum Atmen. Sie schrie, doch es kam nur noch ein heiseres Krächzen. Noch während sie gegen das Messer ankämpfte, das in ihr zu stecken schien, war plötzlich alles vorbei.
Ende und Anfang.
Und während der Tag und ihre Kraft dahindämmerten, hörte sie wie von Ferne, dass ihr jemand etwas zurief.
16. Juli 1963, 22:25 Uhr
„Es ist ein Mädchen!“, sagte die Hebamme und strahlte die Mutter an.
Ein Glück, dachte sie, er hatte sich so sehr ein Mädchen gewünscht. Allmählich kehrten ihre Kräfte zurück. Der kurze Schlaf hatte ihr gut getan.
„Hier ist Ihre Tochter. Wie soll sie denn heißen?“
Vorsichtig bettete Hebamme Ute die Kleine in die Armbeuge der Mutter.
„Wir wollten sie gerne Susanne Michaela nennen“, antwortete Gisela abwesend und hatte nur Augen für das winzige Gesicht. Sie bemerkte nicht einmal, wie sich leise die Tür schloss und sie plötzlich allein im Raum war. Nein, nicht ganz allein. Susi machte auf sich aufmerksam. Sie schmatzte und gluckste im