Nané Lénard

SchattenHaut & SchattenWolf


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      Peter brummelte vor sich hin und sagte kein Wort mehr, bis sie sich auf dem Hof der Wache am Hasphurtweg verabschiedeten.

      Ja, die Tage sind zu lang, dachte Hetzer. Aber eins ergibt sich aus dem anderen. Es werden auch wieder ruhigere Zeiten kommen.

       Moni

      Als Hetzer an diesem Abend nach Hause kam, lag ein Zettel auf dem Tisch.

      Darauf stand: Alle sind gefüttert, Emil ist schon im Stall, die Katerbrüder gestreichelt und mit Gaga bin ich eine Stunde im Wald gewesen. Arbeite nicht so viel. Gönn dir auch mal eine ruhige Stunde. Der Eintopf steht im Kühlschrank. Liebe Grüße, Moni

      Ja, sie war wirklich ein Schatz. Er hatte nämlich heute wirklich überhaupt keine Lust, zu gar nix mehr. Kein wirkliches Wochenende, lange Abende – das forderte seinen Tribut. Nicht einmal ein Feuer wollte er noch anzünden. Einfach noch essen und dann ab ins Bett. Mehr oder weniger vorsichtig näherte er sich dem Topf im Kühlschrank. Als er das letzte Mal einen Deckel hochgehoben hatte, war ihm der Appetit vergangen. Jetzt duftete ihm ein Kohleintopf entgegen. Auf einem Teller neben dem Topf lagen vier Kohlwürstchen. Er holte sich einen Suppenteller, legte zwei von den Würstchen hinein und schöpfte den Eintopf darüber, der völlig fleischlos war. Ein Glück. Nach drei Minuten in der Mikrowelle stand der dampfende Teller vor ihm. Der Rest würde für morgen reichen. Mit dem Sattsein kam die Müdigkeit. Doch er wollte noch schnell Moni anrufen und sich bei ihr bedanken.

      „Kahlert, guten Abend.“

      „Hallo Moni, ich bin’s, Wolf. Ich wollte mich ganz herzlich bei dir bedanken, dass du dich so um uns alle kümmerst. Dein Eintopf war wirklich superlecker.“

      „Dann bin ich ja beruhigt, du Rumtreiber. Habt ihr viel zu tun? Ich habe das mit den Morden in der Zeitung gelesen. Da dachte ich mir, du könntest ein bisschen Unterstützung gebrauchen.“

      „In der Tat. Im Augenblick ist es ein bisschen viel. Aber es kommen auch wieder andere Zeiten. Ich würde dich gerne am Samstag zum Essen einladen.“

      „Nun hals dir mal nicht noch zusätzliche Arbeit auf. Das ist schon alles in Ordnung so. Ich liebe doch Tiere und kochen muss ich sowieso. Du weißt doch, dass sich ein Eintopf nicht für eine Person lohnt.“ Sie lachte.

      „Nein, im Ernst, Moni, ich würde mich wirklich freuen. Wir haben doch sonst kaum Zeit, uns mal in Ruhe zu unterhalten. Ich werde sonst ein Dienstkrüppel. Mir fehlt der zwischenmenschliche Austausch mit ganz normalen Leuten.“

      „Also gut. Aber dann hätte ich eine Bitte.“

      „Und die wäre?“

      „Könntest du bitte etwas ohne Fleisch kochen? Ich bin überzeugte Vegetarierin. Ich esse sonst wirklich alles, auch Fisch, nur bitte kein Fleisch von Zwei- oder Vierbeinern.“

      „Zweibeiner? Du bist lustig. Ein Kannibale bin ich sowieso nicht.“

      „Nimmst du mich auf den Arm? Ich meine Geflügel.“ Moni klang etwas beleidigt.

      „Nein, natürlich nicht. Ich wollte nur einen Witz machen. Ok, der war blöd. Siehst du, ich sage doch, ich werde ein Krüppel. Meine Gedanken sind schon ganz versehrt. Ich kann kaum noch normal denken. Nur Ermittlungen um mich herum.“

      „Armer Wolf, übertreibst du jetzt nicht ein bisschen?“

      „Vielleicht, ich will ja nur, dass du mir nicht mehr böse bist.“

      „War ich doch gar nicht. Ich möchte nur ernst genommen werden. Viele Menschen haben kein Verständnis für Vegetarier. Sie betrachten uns mit einem abschätzigen Lächeln.“

      „Das würde ich nie tun. Ich habe großes Verständnis dafür. Jetzt weiß ich auch, warum du mir die Würstchen auf den Teller daneben gelegt hast. Vor einiger Zeit habe ich selbst schon darüber nachgedacht, aber ich esse einfach zu gerne Fleisch. Nicht jeden Tag. Aber ab und zu. Wenn ich das aufgäbe, würde mich das in meinen Möglichkeiten einschränken. Ich koche doch so gerne mediterran.“

      „Hm, glaub mir, das ist alles nur eine Frage der Gewohnheit. Du würdest dich umstellen und dir würde sich ein neues Spektrum von Möglichkeiten auftun. Man muss sich nur damit beschäftigen. Ich will hier aber kein Apostel sein. Jeder muss so leben können wie er möchte. Dazu gehört auch das Verständnis für den anderen.“

      Wolf Hetzer schmunzelte. „Das hast du ja mit den Würstchen bewiesen. Vielen Dank. Ich werde mir etwas Tolles für dich einfallen lassen. Sei gespannt, Moni! Wir werden uns einen schönen Abend machen. So, und jetzt muss ich ins Bett. Mir fallen schon die Augen zu.“

      „Na, dann gute Nacht, Wolf. Schlaf schön. Und mach dir keine Sorgen um deine Liebsten. Ich kümmere mich schon um sie. Mir macht das Spaß.“

      „Danke, Moni. Wenn ich dich nicht hätte. Gute Nacht.“

      Erleichtert legte er auf. Da hatte er gerade noch die Kurve gekriegt. Moni war so ziemlich der letzte Mensch, mit dem er es sich verscherzen wollte. Und er hatte es wirklich nicht so gemeint. Manchmal schossen diese dummen Sprüche einfach so aus ihm heraus. Er musste besonnener werden. Müde spülte er die Zahnpasta aus dem Mund, löschte das Licht und kroch unter seine Decke. Puh, es war kalt geworden. Als sich die Bettwärme ausbreitete, schlief Hetzer ein.

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