erspähen wir Strauße, Bergzebras und vereinzelte Exemplare der zähen Oryx am Straßenrand.
Letztere, die schöne Antilope mit den bis zu anderthalb Meter langen schlanken Hörnern, ist das Nationaltier Namibias. Wegen ihrer auffälligen Gesichtszeichnung, die an europäische Gämsen erinnert, wird sie auch Gemsbock genannt, zudem ist der Name Spießbock gebräuchlich. Sie ist ein Musterbeispiel für Anpassungsfähigkeit und Zähigkeit, denn sie kann sehr lange Zeit ohne Wasser auskommen und ihren Flüssigkeitsbedarf allein durch pflanzliche Nahrung decken. Ihr weißer Bauch reflektiert die Hitze des Bodens, ein ausgeklügeltes System in der Nase kühlt ihr Blut. Ihre Körpertemperatur kann sie trotzdem auf deutlich über 40 Grad steigern, ohne Schaden zu nehmen. Auch die Oryxantilope ist also ein wahrer Überlebenskünstler. Und nicht nur das: Es gibt Wissenschaftler, die der Ansicht sind, dass diese Tiere das Vorbild für die mythologischen Einhörner darstellen. Denn betrachtet man die pferdeähnliche Antilope von der Seite, so verschmelzen ihre eng beieinanderstehenden Hörner zu einem einzigen.
Es gibt noch weitaus mehr Lebewesen in der Wüste Namib, damit wollen wir uns später befassen, wenn wir einen Blick auf Namibias Tier- und Pflanzenwelt werfen. Nach unserem Ausflug ins Sossusvlei bleibt an dieser Stelle nur noch eine Frage: Wie kommt die Farbe in die Wüste?
Die Antwort ist ganz einfach. Nicht nur im Sossusvlei, sondern vielerorts in Namibia sticht der intensiv rotbraune Boden ins Auge. Diese Färbung wird durch den hohen Anteil an Eisenoxid verursacht. Mit anderen Worten: Die Wüste rostet!
Rock Shandy – Namibias Nationalgetränk gegen den Durst
Zutaten:
Zitronenlimonade
Sodawasser
Angostura Bitter
Scheiben einer unbe-
handelten Zitrone
Eiswürfel
Zubereitung:
Zitronenlimonade und Sodawasser zu gleichen Teilen mischen und ein paar Spritzer Angostura hinzugeben. Eine Zitronenscheibe sowie einige Eiswürfel in ein hohes Glas geben und mit der Mischung übergießen.
Rock Shandy ist in Namibia als Erfrischung sehr beliebt. Gerne reicht man ihn auch als fast alkoholfreien Dämmerschoppen beim obligatorischen „Sundowner“, dem gemeinschaftlichen Bewundern des spektakulären namibischen Sonnenuntergangs. Die meisten greifen dabei allerdings zu Drinks mit höherem Alkoholgehalt, Spitzenreiter in der Sundowner-Beliebtheitsskala ist Gin Tonic.
Allen Widernissen trotzend – Namibia kulinarisch
„Willkommen im Land der Fleischesser!“ Das war einer der allerersten Sätze, die ich in Namibia hörte, ausgesprochen von einer weißen Farmersfrau auf einem riesigen Landgut in der Nähe von Windhoek. Und damit hatte sie im Grunde schon alles Wesentliche über die Küche ihrer Heimat gesagt. In einem so durstigen Land tut man sich mit jeder Form von Ackerbau schwer, um nicht zu sagen, er ist in den meisten Gebieten so gut wie unmöglich. Deshalb spielt Fleisch in der namibischen Küche eine ganz herausragende Rolle.
Das ist keine gute Nachricht für Vegetarier, die Namibia bereisen wollen, und schon gar nicht für Veganer. Tatsächlich ist fleischfreie Kost hier eher die Ausnahme, und wer auf Fleisch oder tierische Produkte im Allgemeinen verzichten möchte, der sollte das bei der Reiseplanung berücksichtigen und die Möglichkeiten im Vorfeld abklären. In größeren Hotels ist das meist weniger problematisch, aber kleine Lodges bieten oft ein einheitliches Menü für alle Gäste, und das besteht nun einmal im Wesentlichen aus Fleisch. Sonderwünsche sollten also angemeldet werden.
Schon für die Buschleute und die Damara stellte die Jagd ein unverzichtbares Element bei der Nahrungsbeschaffung dar. Und dennoch lebten sie keinesfalls ausschließlich von Fleisch. Denn auch in der Namib, im Binnenhochland und in der Kalahari gibt es Früchte, Nüsse und essbare Wurzeln. Große Bedeutung kommt diesbezüglich dem Mankettibaum zu, der bis zu 25 Meter hoch werden kann und am liebsten als Solitärgewächs in der offenen Grassavanne gedeiht. Seine Wurzeln ragen tief bis ans Grundwasser hinab, trotzdem wirft er im trockenen namibischen Winter sein Laub ab. Dieser Baum ist ein wahrer Segen, denn er bringt eine ganze Masse von Früchten hervor. Ihr Fleisch ist süß und erinnert geschmacklich an Datteln, genau wie deren Fruchtfleisch kann man es trocknen und damit einen Nahrungsvorrat für mehrere Monate schaffen. Dann kaut man es langsam, es lässt sich aber auch ein nahrhafter Brei daraus kochen.
Noch interessanter sind allerdings die Kerne dieser Früchte, die nussartigen Samen, die als Mongongonüsse bezeichnet werden. Unter deren harter Schale verbirgt sich ein haselnussgroßes essbares Inneres, das sehr ölhaltig und entsprechend gehaltvoll ist. Um da ranzukommen, muss man die Schale mit einem Stein aufbrechen. Sie ist nämlich wirklich sehr robust. Auch Elefanten und Kudu-Antilopen verzehren gerne die Früchte des Mankettibaums, die Samen verlassen dabei ihren Verdauungstrakt unversehrt. In den Kothaufen findet man sie dann im wahrsten Sinne des Wortes zuhauf, Menschen können sie dort ganz bequem einsammeln. Kurz gesäubert und dann aufgeknackt, sollen sie nach der vorhergegangenen Prozedur angeblich ganz besonders schmackhaft sein. Aus Mongongonüssen wird inzwischen auch Öl hergestellt, das nicht nur in der Küche, sondern auch als Mittel zur Schönheitspflege eingesetzt wird. Es soll, so wird behauptet, für besonders zarte, glatte Haut und kräftiges Haar sorgen.
Ähnlich großzügig wie der Mankettibaum beschenkt der Marulabaum, auch Elefantenbaum genannt, Mensch und Tier mit seinen Früchten. Selbst bei nur spärlichen Regenfällen bringt er eine ganze Menge goldgelber Früchte hervor, auch hier enthält der Kern einen ölhaltigen, essbaren Samen. Die dünne Schicht des Fruchtfleischs schmeckt säuerlich und erfrischend, es beginnt sehr schnell mit der Gärung. Die Ovambo im Norden Namibias feiern ein Marula-Frucht-Fest und genießen dabei den mit Wasser vermischten Saft, der innerhalb weniger Tage zu einer Art Marula-Bier vergoren ist. Außerdem wird der auch bei uns erhältliche Amarula-Likör aus den Früchten hergestellt, und selbst Tiere wissen deren schnelle Gärung zu schätzen.
Für großes Vergnügen unter den Zuschauern sorgten die nach Verzehr von Marula-Früchten offenbar betrunkenen Elefanten im südafrikanischen Film „Die lustige Welt der Tiere“ von 1974. Wissenschaftler meinen allerdings, dass der Alkoholgehalt der Früchte bei weitem nicht ausreichen kann, um einen Elefanten in einen Rauschzustand zu versetzen. Verantwortlich für das Torkeln der Dickhäuter war wohl eher eine giftige Käferpuppe, die sie unbeabsichtigt als Beikost verzehrten. Buschleute verwenden diese Puppen zur Herstellung vergifteter Pfeilspitzen.
Eine Rolle in der pflanzlichen Ernährung spielt außerdem seit jeher die Nara, ein dorniger Strauch, der zur Familie der Kürbispflanzen gehört und nur in Namibia vorkommt. Sein Habitat ist ein bis zu 60 Kilometer breiter Streifen entlang der gesamten Küste der Namib, er wächst in Rivieren und überall, wo das Grundwasser für die bis zu 30 Meter in die Tiefe reichenden Wurzeln erreichbar ist. Seine Früchte werden etwa so groß wie ein Straußenei, sowohl das Fleisch als auch die öl- und eiweißhaltigen Samen sind genießbar. Nara-Öl spielt inzwischen bei der Herstellung von Kosmetika ebenfalls eine Rolle.
Für die als Jäger und Sammler lebenden Völker Namibias genoss zudem die Tsamma-Melone Bedeutung. Dabei handelt es sich um eine recht nahrhafte Wildform der Wassermelone, deren Geschmack kartoffelähnlich ist.
Sollten Sie nach dem kulinarischen Schauder im Absatz über die Mongongonüsse inzwischen erleichtert aufgeatmet haben, so muss ich Sie leider doch noch einmal aus unseren mitteleuropäischen Essgewohnheiten entführen und Ihnen einen weiteren Schrecken einjagen. Beginnen wir ganz harmlos mit dem Mopane, einem sehr verbreiteten Laubgehölz, das je nach Bedingungen strauchartig oder als Baum wächst. Der Mopane ist äußerst genügsam, gedeiht auch auf magersten Böden und bei extremer Trockenheit. Er stellt einen wichtigen Lieferanten für Brennholz dar, auch als