Almut Irmscher

Das Namibia-Lesebuch


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der Gem Squash, eine im Süden von Afrika weit verbreitete Kürbissorte. Optisch ähnelt er kleinen, runden Zucchini, hat aber einen nussigeren Geschmack. Neben Gem Squash spielen Kartoffeln, Mais und Mangold eine große Rolle in der Gemüseküche. Im größeren Stil haben Obst und Gemüse erst mit den Import- und Kühlmöglichkeiten unserer Zeit in die lokalen Rezepte Einzug gehalten.

      Es gibt allerdings zwei ganz besondere Pilze, die fast nur in Namibia vorkommen. Zum einen ist das der Kalaharitrüffel, ein sehr seltener Pilz, der während der Regenzeit unter der Erdoberfläche runde dunkelbraune Fruchtkörper bildet. Die Buschleute sammeln ihn seit jeher als Speisepilz, sie erkennen ein Vorkommen an feinsten Rissen und winzigen Buckeln im Boden. Kalaharitrüffel schmecken milder als die Trüffel, die wir in Europa kennen.

      Zum anderen gedeiht in der Regenzeit der Omajova, auch Termitenpilz genannt. Er wächst nämlich am unteren Bereich von Termitenhügeln und bildet weiße Schirme, die recht groß werden. Diese müssen schnell gesammelt werden, denn auch manche Tiere, wie zum Beispiel Warzenschweine, sind scharf darauf. Geschmacklich ähneln die Omajovas unseren Champignons, man kann sie braten oder in Suppen, Eintöpfen und Saucen verwenden.

      Alle namibischen Speisen würzt man kräftig mit verschiedenen Gewürzen und mit Kalahari-Salz, das aus unterirdischen Salzseen gewonnen wird, in denen 280 Millionen Jahre altes Steinsalz gelöst ist. Alternativ kann man Salzperlen aus der Namib verwenden. Diese entstehen durch Meerwasser, das im Küstenbereich verdunstet. Das darin enthaltene Salz wird vom Wind zu Kügelchen geformt und mitunter weit ins Landesinnere der Wüste getragen. An der Küste bei Swakopmund und Walvis Bay gab es große natürliche Vorkommen von Meersalz, die in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts ausgebeutet wurden. Hier wird nun Meerwasser zur Verdunstung in Becken geleitet, um weiterhin Salz gewinnen zu können.

      Die in Namibia servierten Desserts sind durchweg von kolonialen Einflüssen geprägt. Die San, die Damara und die ursprünglichen Hirtenvölker kannten den Luxus einer süßen Nachspeise nicht. Umso süßer und kalorienreicher sind die durchweg als „Pudding“ bezeichneten Leckereien, die heutzutage ein namibisches Menü abrunden. Zumindest in den bessergestellten Haushalten. Denn obwohl Namibia zu den wohlhabenderen Staaten Afrikas gehört, ist die Arbeitslosigkeit mit gut 34 Prozent sehr hoch. Entsprechend krass öffnet sich die Kluft zwischen Arm und Reich.

      Die Farmersfrau, die mich zu Beginn dieses Kapitels in Namibia willkommen hieß, gehörte zur privilegierten Bevölkerungsschicht. Sie begrüßte mich in fließendem Deutsch, ganz offensichtlich ihre Muttersprache. Trotzdem ist sie Namibierin, und das schon in der vierten Generation. Wie ist es dazu gekommen?

      Mielie-Pap mit Chakalaka-Gemüse

      Zutaten für 4 Personen:

      300 g Maismehl

      100 g Hirse

      800 ml Milch (oder Sauermilch)

      40 g Butter

      8 Tomaten

      2 rote Paprikaschoten

      2 grüne Paprikaschoten

      2 Zwiebeln

      4 Möhren

      ¼ Weißkohl

      2 Knoblauchzehen

      1 Dose Baked Beans

      ½ Bd. Koriander

      1 Chilischote

      2 El Tomatenmark

      1 El brauner Zucker

      2 El Worcestersauce

      2 Tl scharfes Currypulver

      1 Tl Senfpulver (oder Senf)

      ½ Tl Nelkenpulver

      ½ Tl geriebene Muskatnuss

      Speiseöl

      Pfeffer, Salz

      Zubereitung:

      Die Milch in einen Topf geben, salzen und erhitzen (nicht aufkochen). Das Maismehl mit dem Schneebesen rührend in die heiße Milch geben. Die Hitze reduzieren und das Ganze 20 Minuten leicht simmern lassen, dabei mit dem Deckel abdecken, aber immer wieder umrühren.

      Nun die Hirse in einem Sieb unter fließendem Wasser abspülen und in die Masse einrühren. 5 Minuten weiterköcheln, dabei immer wieder rühren. Sollte die Masse gar zu fest werden, etwas Wasser hinzugeben.

      Dann den Herd ausschalten und die Masse darauf noch 20 Minuten stehenlassen, dabei mit dem Deckel abdecken. Vor dem Servieren die Butter hinzugeben, schmelzen lassen und gut verrühren.

      Für das Chakalaka-Gemüse Tomaten und Paprika waschen, putzen und in mundgerechte Stücke schneiden. Die Möhren putzen und in Scheibchen schneiden.

      Den Strunk des Weißkohls entfernen und den Kohl in feine Streifen schneiden. Die Zwiebeln schälen und würfeln. Die Chilischote entkernen und zusammen mit den enthäuteten Knoblauchzehen fein hacken. Die Korianderblättchen abzupfen und grob hacken.

      In einem Topf einen Schuss Speiseöl erhitzen, Möhren, Paprika und Zwiebeln hineingeben und scharf anbraten, bis sie zu bräunen beginnen. Nun das Tomatenmark hinzugeben, verrühren und kurz mitbraten. Weißkohl, Tomaten, Knoblauch und Chili hinzufügen, aufkochen, dann die Hitze reduzieren. Mit dem Deckel abdecken und 10 Minuten bei milder Hitze köcheln lassen, gelegentlich rühren. Dann die Baked Beans, Zucker, Curry, Worcestersauce, Nelken- und Senfpulver unterrühren, salzen und kräftig pfeffern. Noch einmal 5-10 Minuten bei schwacher Hitze köcheln lassen, ab und zu rühren. Vor dem Servieren den Koriander unterrühren.

      Das Mielie-Pap auf Tellern anrichten und das Chakalaka-Gemüse darübergeben.

      Das Gericht reicht man zum Grillfleisch, man kann es natürlich auch als vegetarische Mahlzeit servieren.

      Clash der Welten – deutsche Kolonialisten in Südwest

      Mir sind zwei recht alte Bücher in die Hände gefallen. Das eine gab mir mein Nachbar, es ist 1913 erschienen und erzählt die Geschichte des deutschen Soldaten Alfred von Winkler aus Südpreußen, der Ende des 19. Jahrhunderts in Cuxhaven aufbricht, um bei der sogenannten Schutztruppe im damaligen Deutsch-Südwestafrika Dienst zu tun.

      Das andere handelt von den Erfahrungen des Gustav Voigts aus Meerdorf bei Peine im heutigen Niedersachsen, den es zunächst nach Chile verschlägt, der aber, als dort 1891 eine Revolution ausbricht, ebenfalls nach Deutsch-Südwest kommt. Im Gegensatz zu von Winkler dient Voigts zunächst nicht als Soldat, sondern beabsichtigt von Anfang an, sich im Süden Afrikas eine Existenz aufzubauen. Er handelt mit Vieh, und im Lauf der Jahre gelingt es ihm, immer größere Ländereien in der deutschen Kolonie zu erwerben. 1926 beläuft sich sein Besitz schließlich auf 25 Farmen mit einer Gesamtfläche von 200.000 Hektar.

      Von Winkler hingegen ist so angetan von Südwestafrika, dass er seinen kargen Lohn spart, um sich nach Ende seiner dreijährigen Dienstzeit ein vergleichsweise bescheidenes Landstück von 3.000 Hektar Größe in der Region Omaheke, dem Stammland der Herero, zu kaufen. Das gibt es für relativ kleines Geld und zudem zu äußerst günstigen Kreditbedingungen. Denn der deutschen Regierung ist daran gelegen, die Kolonie dauerhaft mit ihren Landsleuten zu besiedeln.

      Die jungen Männer haben aber noch mehr gemeinsam. Voigts und von Winkler sind Bauernsöhne, und in ihrer Heimat ist es üblich, dass der elterliche Landbesitz an den jeweils Erstgeborenen fällt. Und das sind beide nicht. Voigts schildert recht anschaulich die Aussichtslosigkeit der Situation jüngerer Bauernsöhne. Um eine höhere Bildung finanzieren zu können, fehlt das Geld, außer einer einfachen Beamtenlaufbahn oder dem Amt eines Pfarrers bleibt ihnen nur die wenig verlockende Aussicht, ihr Dasein als niederer Knecht zu fristen. Viele Bauernsöhne jener Zeit suchen deshalb ihr Glück in der Ferne, mit der Hoffnung, dort zu eigenem Landbesitz zu