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Milo und ich saßen später in unserem gemeinsamen Dienstzimmer, das wir uns teilten. Wir sind zwar Außendienstmitarbeiter des FBI, aber die Arbeit mit dem Computer ist für uns ein wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit.
Ich gab den Namen Donna McNolan in den Computer ein. Zunächst versuchte ich es über NYSIS und AIDS. Es stellte sich heraus, dass ihre Fingerabdrücke gespeichert waren, da sie sich vor ein paar Jahren einmal für den Dienst in der Stadtverwaltung von Jersey City beworben hatte.
Ansonsten gab es im Internet jede Menge Artikel über sie und von ihr. „Seltsam“, murmelte ich. „Donna McNolan behauptet ja, dass sie Journalistin wäre....“
„Ist sie etwa etwas anderes, Jesse?“
„Nein, aber eigentlich gehören Modeschauen zu ihrem Ressort. Sie gehört zum Redaktionsteam der Zeitschrift New Beauty.“
„Dann gehören Reportagen über Serienmörder eigentlich gar nicht zu ihrem Gebiet?“, vergewisserte sich Milo. „Vielleicht will sich Miss McNolan als ernsthafte Fachjournalistin mit großen Reportagen einen Namen mache.“
„Sie braucht sich keinen Namen mehr zu machen – sie hat ihn schon, auch wenn mir das bislang nicht aufgefallen ist.“
Milo grinste. „Liegt vielleicht daran, welche Zeitschriften du liest.“
„New Beauty gehörte bis jetzt jedenfalls nicht dazu!“
„Siehst du!“
Ich lehnte mich in meinem Bürosessel zurück. „Ich hatte gleich das Gefühl, dass nicht alles der Wahrheit entspricht, was Donna McNolan uns aufgetischt hat.“
„Wetten, wenn sie dich nachher noch anruft, weil Susan Michaels ihr gegenüber doch noch das Herz geöffnet hat, ist dein ganzes Misstrauen im Handumdrehen vergessen, Jesse?“
„Möglich.“
Das Telefon auf meinem Schreibtisch klingelte.
Ich nahm ab, aber es war nicht Donna McNolan, sondern Jennifer Garrison.
„Agent Trevellian?“
„Am Apparat.“
„Sie haben mir Ihre Karte gegeben und gesagt, dass ich Sie anrufen könnte, wenn ich noch etwas aussagen möchte.“
„Ich bin ganz Ohr, Miss Garrison.“
„Nicht hier am Telefon, Agent Trevellian. Um fünf Uhr an der Ecke Howard Street und Lafayette Street in Manhattan. Dort gibt es einen Coffee Shop, dessen Namen mir leider entfallen ist.“
„Wir werden pünktlich sein“, versprach ich.
Sie unterbrach das Gespräch. Ich hatte zwischendurch die Lautsprecherfunktion eingeschaltet, sodass Milo das meiste hatte mithören können.
„Die Frau scheint ziemlich viel Angst zu haben“, lautete der Kommentar meines Kollegen. „Sonst würde sie sich nicht am anderen Ende der Stadt verabreden.“
In diesem Moment kam Max Carter mit einem Computerausdruck in unser Büro.
„Wir wissen jetzt, weshalb Norman Brodie sofort die Flucht ergriffen und sich so vehement gewehrt hat, als du ihn verhaften wolltest Jesse.“
„So?“
„Dies hier kam gerade herein. Das ist der Bericht über die ballistische Untersuchung an Brodies Waffe. Die Waffe ist fabrikneu und noch nirgends aktenkundig. Das gilt allerdings nicht für den Schalldämpfer.“
Genau wie der Lauf einer Waffe hinterließ auch ein Schalldämpfer charakteristische Riefen an einem Projektil.
„Sag bloß, der wurde bereits benutzt!“
„Vor zwei Wochen wurde Alex Waters erschossen. Waters soll ein Handlanger von Jaden Nichols gewesen sein.“
„Dann hat Norman Brodie angenommen, dass du ihn deswegen verhaften willst!“, war Milo überzeugt. „Schließlich kann er sich in dem Fall ja wohl nicht auf Notwehr herausreden.“
„Ein Zuhälterkrieg – wie wir schon vermutet haben“, murmelte ich. „Vielleicht sollen wir Brodie mal mit diesen Erkenntnissen konfrontieren. Möglicherweise ist er dann ja auch in anderen Dingen kooperationsbereiter.“
Ich wählte die Nummer der Gefängnisverwaltung von Rikers Island, wo Brodie derzeit wegen seiner Schussverletzung im Kliniktrakt untergebracht war, um mich anzumelden.
Nachdem ich mich ein paar Hierarchiestufen hoch gefragt hatte, bekam ich schließlich die Auskunft, dass Brodie vernehmungsfähig war.
„Lass uns nach Rikers Island fahren“, wandte ich mich an Milo. „Der Kerl sorgt im Hotel Parrinder für die Sicherheit und ich wette, dass er mehr weiß, als er uns gesagt hat.“
„Du denkst an diesen Kerl, der Frauen die Haare abschneidet?“
„Es könnte doch sein, dass die Frauen von dem Typ erzählt haben, weil sie sich bedroht fühlten.“
„Und wenn er aussagt, dass Sonny Ricone sein Auftraggeber bei dem Mord an Alex Waters war, haben wir eine Handhabe, ihn aus dem Verkehr zu ziehen...“
„...was die Aussagebereitschaft der Frauen, die er auf den Strich, schickt mit Sicherheit erhöhen würde.“
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Wir fuhren nach Rikers Island und suchten Norman Brodie in seinem Krankenzimmer auf.
„Sie haben mich ganz schön erwischt!“, meinte er, als er mich sah