Portier, während bereits die ersten Kollegen vom Erkennungsdienst sich in der Eingangshalle des Hotels breit machten. Eins schien wohl auf jeden Fall festzustehen. Die Geschäfte, die im Hotel Parrinder stattfanden, würden wohl zum Erliegen kommen, solange wir hier ermittelten. Wer wollte schon gerne unter den Augen des Gesetzes mit einer Prostituierten erwischt werden?
Der Portier Brad Myers und gab uns etwas unwillig Auskunft. Immerhin bestätigte er die Geschichte, die Norman Brodie uns erzählt hatte.
Über Eileen Genardo wusste er angeblich nichts Näheres.
„Wie ich Ihnen schon einmal sagte, hier werden nur Zimmer vermietet. Manche dauerhaft, andere nur stundenweise. Von wem Miss Genardo Besuch bekam, wie oft oder womit sie ihr Geld verdiente, geht mich nichts an.“
„Wo finden wir Mister Ricone?“, fragte ich.
„Er bewohnt ein Penthouse über dem ‚Hidden Joy’. Soll ich dort anrufen?“
„Ja, bestellen Sie ihn ruhig her“, schlug ich vor.
In der Zwischenzeit hatten unser Erkennungsdienstler Sam Folder und Mell Horster einen Blutfleck auf dem Boden gefunden. Zwar war der Boden der Eingangshalle gründlich gereinigt worden, aber es gab noch immer kleinste Blutreste die Sam mit Luminol sichtbar machte.
„Über einen DNA-Vergleich können wir feststellen, ob es sich um das Blut von Jack Mancuso handelt“, meinte er.
Etwas später wurde auch ein Einschussloch in der Wand hinter der Rezeption entdeckt. Es war frisch zugespachtelt worden und sollte durch ein Bild verborgen werden.
Zur Verstärkung tauchten unserer Kollegen Fred LaRocca und Josy O'Leary am Ort des Geschehens auf.
Wir machten uns systematisch daran, erstens Eileen Genardos Zimmer nach Hinweisen zu durchsuchen und zweitens die anderen Bewohnerinnen des Hotels zu befragen.
Leider erwiesen sich die als wenig gesprächig. Angeblich hatte keine der jungen Frauen, die hier einquartiert waren, näheren Kontakt zu Eileen gehabt.
Das Gegenteil konnten wir ihnen leider nicht beweisen.
Das Telefon auf Eileens Zimmer war ein altmodisches Modell ohne Display. Aber über die Anruflisten der Telefongesellschaft konnten wir vielleicht näheres über ihre Freier erfahren, von denen sie möglicherweise einer umgebracht hatte. Wir fanden außerdem ein handschriftliches Verzeichnis von Telefonnummern. Dahinter waren jeweils nur Vorname oder Abkürzungen angegeben.
Unsere Innendienstler würden die zu den Nummern gehörenden Anschlüsse im Handumdrehen herausbekommen.
„Vielleicht ist ja ein Treffer dabei“, hoffte Milo.
„Kommt immer darauf an, was man als Treffer bezeichnet“, erwiderte ich.
„Zum Beispiel jemanden, der schon mal einschlägig aufgefallen ist.“
„Warten wir es ab.“
18
Ein ziemlich lautes Stimmengewirr brachte uns dazu, in die Eingangshalle zurückzukehren, um zu sehen, was dort los war.
Unsere irischstämmige Kollegin Josy O'Leary war in ein ziemlich heftiges Wortgefecht mit Sonny Ricone verwickelt. Ich erkannte Ricone sofort von den Polizeifotos, die man sich über NYSIS ansehen konnte. Er war ziemlich ungehalten, aber man konnte beim besten Willen nicht verstehen, worüber er sich nun eigentlich so aufregte.
„Myers hat ihn offenbar schon in Grundzügen informiert“, stellte ich fest.
Wir gingen die Freitreppe hinunter.
Ricone schwieg auf einmal und starrte uns an.
„Ich habe Mister Ricone zu erklären versucht, was wir hier tun, aber er hat leider nicht viel Verständnis dafür“, sagte Josy.
„Guten Tag, Mister Ricone. Ich denke, wir können uns in gepflegterer Atmosphäre unterhalten, oder?“, begrüßte ich ihn.
„Wenn Sie meinen Rausschmeißer verhaften und außerdem noch die Privatsphäre meiner Hotelbewohner missachten!“, hielt er mir entgegen und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei reckte er sich hoch empor, sodass er Ähnlichkeit mit einem Soldaten hatte, der Haltung annahm.
„Norman Brodie ist verhaftet worden und auf Sie wird auch noch ein Verfahren im Zusammenhang mit Jack Mancusos Tod zukommen!“ Während ich das sagte, hielt ich ihm meinen Ausweis unter die Nase.
„Wieso ich?“
„Sie hängen mit drin, weil auf Ihre Veranlassung hin die Leiche verschwinden sollte!“
„Dann verhaften Sie mich doch!“, meinte er provozierend und hielt mir seine überkreuzten Arme entgegen. „Na, los!“
„Keine Sorge, Sie werden schon vor Gericht kommen“, versicherte ich ihm. „Einstweilen könnten Sie uns noch verraten, wieso Sie Ihrem Bluthund befohlen haben, die Leiche verschwinden zu lassen, wenn es wirklich Notwehr war?“
Er grinste schief. „Erstens dürfte es Ihnen angesichts der Tatsache, dass es mehrere Zeugen gibt, schwer fallen, das Gegenteil zu beweisen. Und zweitens hatte Jack...“ Er zögerte.
„Na los!“, forderte ich ihn auf. „Sie können Jack nicht mehr schaden, wenn Sie etwas Unschmeichelhaftes über ihn erzählen!“
Er sprach in einem gedämpften Tonfall weiter und kam etwas näher. „Ich möchte, dass Sie keinen falschen Eindruck von Jack bekommen. Er war früher bei mir Türsteher im ‚Hidden Joy’. Aber die Zeiten sind lange vorbei. Er hat ein paar Jahre an der Nadel gehangen und vielleicht hat das seine Persönlichkeit verändert. Jedenfalls hat er seit einiger Zeit ziemlich schlechten Umgang.“ Sonny Ricone grinste. „Er soll häufig mit Jaden Nichols gesehen worden sein.“
Ein Krieg unter Zuhältern!, dachte ich. Das ist genau das, was uns im Moment noch fehlt.
„Sind Sie mit diesem Nichols verfeindet?“, fragte Milo.
„Er macht mir das Leben zur Hölle, wo er nur kann“, berichtete Ricone. „Wir hatten vor acht Wochen eine Razzia im Club ‚Hidden Joy’. Es stellte sich heraus, dass jemand Rattendreck in die Küche gebracht hatte, damit das Gesundheitsamt die Zulassung zurücknimmt. Da steckten auch die Leute von Jaden Nichols dahinter.“
„Sind Sie mit diesen Vorwürfen zur Polizei gegangen?“
Sonny Ricone lachte heiser. „Machen Sie Witze? Jedenfalls denke ich, dass Nichols hinter Jack Mancusos Auftritt steckt.“
„Es soll um eine Ablösesumme für Eileen Genardo gegangen sein.“
Ricone