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Our Moment of Choice


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aufeinander abstimmen und zusammenarbeiten. Durch dieses Aufeinander-abgestimmt-Sein wird eine Selbstbefreiung des Einzelnen in der Gruppe ermöglicht, und die Teilnehmer bekommen Zugang zu den Lösungen, die bereits in ihnen schlummern.

      Gemessen an seiner Einfachheit scheint das ein leichtes Vorhaben zu sein, doch ist es gleichzeitig in seiner Komplexität auch ein gewaltiges. Jeder einzelne Bestandteil – das Zusammenkommen der Menschen, ihre Vielfältigkeit, das Zuhören – hat seine Schwierigkeiten. Viele Change-Maker sind innerlich herausgefordert, weil sie keinerlei Erfahrung damit haben, wie sie sich auf ihre eigene Weisheit einstimmen können, statt sich von ihrem inneren Kritiker beherrschen zu lassen. Diese Stimme aus Selbstzweifel, Nicht-Genügen, Sich-Vergleichen, Hochstapler-Syndrom, Angst, Sorge, Scham usw. kann das göttliche Genie blockieren, das durch jedes Lebewesen fließt. Aus vielerlei Gründen fällt es Menschen auf der inneren Ebene schwer, anderen zu vertrauen oder zueinander in Beziehung zu treten; dies gilt besonders im Hinblick auf soziale Identitäten wie Rasse, Gesellschaftsschicht, Geschlecht, Sexualität, Nationalität, Religion und Alter. Gewöhnlich scheitern Beziehungen und Kommunikation in Momenten des Konflikts und lassen die Menschen noch weiter voneinander entfernt zurück. Die meisten von uns haben bislang noch nicht die Werkzeuge kennengelernt – und noch viel weniger praktiziert –, mit denen sich Konflikte von Niederlagen in Durchbrüche verwandeln lassen. Auf der systemischen Ebene haben Bildungseinrichtungen, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft oftmals noch mehr Mangel, Gewalt und Isolation erzeugt, sodass kaum Raum blieb, um uns gemeinsam zu entspannen und die Fülle an Möglichkeiten zu spüren.

      Ja, mitten in der politischen Spaltung, den sozialen Verwerfungen, der wirtschaftlichen Unsicherheit und den ökologischen Umwälzungen unserer Zeit habe ich oft das Gefühl, auf einem schmalen Grat zwischen Neuland und dem Abgrund zu balancieren. Es erfordert meine ganze Energie, Engagement und Mut, präsent zu bleiben, dem Kommenden ins Auge zu schauen und auf dem klaren Weg, der meine Werte widerspiegelt, voranzugehen. Doch alleine schaffe ich das nicht. Wenn es hart auf hart kommt, brauche ich meine geliebte Gemeinschaft, die mir zeigt, dass es vorwärtsgeht, indem wir uns einander zuwenden, statt uns gegeneinander zu positionieren.

       Eine bewusste Gemeinschaft nähren

      Culture eats strategy for breakfast (»Die Kultur verspeist die Strategie zum Frühstück«) – so lautet ein berühmtes Manager-Zitat. Veränderungen entstehen nicht bloß dadurch, dass man bessere Ideen hat oder geeignete Maßnahmen entwickelt. Natürlich sind diese wichtig, aber sofern sie nicht in einen ganzheitlichen Rahmen eingebunden sind, werden sie schon bald durch innere oder äußere Konflikte zu Fall gebracht werden. Stattdessen müssen wir gemeinschaftlich positive Kulturen kreieren, die auf längere Sicht zu Veränderungen einladen, und sie entsprechend nähren und am Leben erhalten, sodass die großartigen Samen, die wir einbringen, sich zu Schösslingen, zu blühenden Pflanzen und schließlich zu Bäumen, zu Wäldern und zur neuen Normalität für unsere Welt entwickeln.

      Mein Freund Roni Krouzman (Gründer von The People Piece) spricht von Kultur als einer Mischung aus Strukturen, bestimmten Fähigkeiten und Geisteshaltungen. Das heißt, alle diese Elemente müssen berücksichtigt werden, wenn wir gemeinschaftlich Kulturen kreieren wollen, die auf Fülle, Verbundenheit und Wohlstand für alle gründen. In jener Art von Kultur können unsere Seelen und unsere Problemlösungen gleichermaßen gedeihen.

      Ich betrachte die »YES!-Jams« inzwischen als wirksame Kultur schaffende und Kultur verändernde Plattformen. Die »Jams« wenden Strukturen an, die Inklusion und die Gesamtheit von Selbst und Gemeinschaft würdigen – etwa die »Check-in-Kreise«, die gemeinschaftlichen Teams und den Fluss zwischen kollektiver und Selbstorganisation. Sie fördern wichtige Fähigkeiten wie das Praktizieren von Selbstgewahrsein; anderen zuhören, ohne emotional zu reagieren oder zu bewerten, zu interpretieren oder Dinge lösen zu wollen; sein Herz mit anderen teilen; sich während Konflikten entspannen; wertschätzende Befragungen durchführen. Durch diese Strukturen und ihre geschickte Anwendung werden lebens- und weltverändernde Geisteshaltungen wie Präsenz, Mitgefühl, Großzügigkeit, »Leere«/shunyata und Liebe verankert und zusätzlich verstärkt. Die »Jams« wirken der dominierenden Kultur von Trennung, des »Teile und herrsche« entgegen und bringen stattdessen eine Kultur gegenseitiger Verbundenheit, Ganzheit und gemeinsamer, dynamischer Führung hervor.

      Jede/-r Teilnehmer*in gibt und empfängt gleichzeitig etwas von der »Jam«-Kultur, indem wir wirkmächtige Netze aus Sinnhaftigkeit, Wissen und Unterstützung knüpfen und die Welt verkörpern, die wir gerne sehen würden. Die »Jam«-Kultur unterstützt außerdem Change-Maker, dabei zu lernen, während schwieriger Konflikte tiefer zu schürfen. Indem wir lernen, unsere Kampf-Flucht-Erstarrungs-Reaktionen zu erkennen und zu verlangsamen, erleben wir Möglichkeiten, zu wachsen und uns zu verbinden. Die »Jams« bieten einen Raum sowohl für innere als auch für äußere Heilung, sodass wir uns in schwierigen Augenblicken für einen produktiven Weg entscheiden können. Die Kultur ermutigt jeden von uns, unsere Interaktionen mit den bestehenden Systemen neu zu gestalten und in ihnen die Räume zu finden, die Polarisierung und Trennung in Verständigung und Verbundenheit transformieren.

      Nachdem die »Jammer« sowohl individuell als auch gemeinschaftlich in die Tiefe gegangen sind und ihre Antworten auf diese Fragen ausgelebt haben, verbreiten sie »Jammen« in ihren Familien, unter Freunden, Kollegen, engagierten Menschen, Nachbarn und Fremden. Sie integrieren bestimmte Praktiken in ihr Leben, verändern Strukturen und arbeiten mit transformierenden Geisteshaltungen, die auf dem Wert und Respekt gegenüber jedem Menschen gründen, dem sie begegnen. Dabei geht es nicht um theoretische Veränderungen; vielmehr werden diese ganz praktisch gelebt – durch die Art unseres Handelns und unseres Seins. Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug verkleinern die »Jammer« den Abstand zwischen »Jam«-Leben und Alltag. Sie transformieren den Rest der »realen« Welt in eine Welt echter Authentizität: Es geht um »Calling, connection, commitment and community« (Berufung, Verbundenheit, Engagement und Gemeinschaft).

       Eine Einladung zum »Jammen«

      Die »Jams« laden jeden von uns ein, über folgende Fragen nachzudenken und sie in der Praxis umzusetzen: Wie können unsere Arbeit, unser Spiel und unser Leben die Verbundenheit in unserer Welt verstärken? Wie kann jeder von uns Respekt erlernen bzw. lernen zu »re-spektieren« – im lateinischen Wortsinn von »zurückblicken, sich nochmals umsehen« –, jenseits unserer ersten Urteile und Reaktionen, und bereit sein, zuzuhören, unsere Wahrheiten zu teilen und das komplexe und ganzheitliche Bild unseres gemeinsamen Menschseins anzuerkennen? Wie kann jede/-r von uns die göttliche Präsenz jedes Lebewesens zelebrieren, die Weisheit von Herz, Seele und Körper vertiefen und sich jenseits von Gut und Böse positionieren? Wie kann jede/-r von uns von Nutzen sein, die Gemeinsamkeit fördern und kollektiv eine Vision von der Zukunft errichten?

      Jede/-r von uns spielt eine Rolle bei der Ausgestaltung des kollektiven Raums, und die Tiefe und Breite jenes Raums macht Platz für übergeordnete Lösungen und bislang unvorstellbare Resultate. Und so wie jede Lösung, die wir brauchen, längst schon da ist, existiert auch jede Person auf dem Planeten bereits mit der ihr eigenen Genialität und Aufgabe. Manchmal fehlt es lediglich an der liebevollen Spiegelung durch andere Menschen, die uns hilft, uns selbst klarer zu sehen, und an der Gemeinschaft, die uns antreibt.

      Natürlich fände ich es klasse, wenn Sie irgendwann mal selbst einen »Jam« erleben könnten, aber mir ist auch klar, dass dies vielleicht nicht möglich sein wird. Deshalb lade ich Sie ein, »Jammen« – als eine Reihe von Praktiken und Prinzipien – in Ihr eigenes Leben, Ihren Berufsalltag und Ihre Gemeinschaft zu übernehmen:

      Praktizieren Sie Zuhören, ohne emotional zu reagieren, zu bewerten, zu interpretieren oder Dinge lösen zu wollen. Das Herzstück des »Jammens« besteht in einer anderen Art des Zuhörens – die viel Raum für den Sprecher und für Sie selbst lässt. Versuchen Sie anderen in Ihrem Umfeld zuzuhören, ohne darüber nachzudenken, was Sie anschließend sagen oder wie Sie darauf reagieren werden. Eine solche Art des Zuhörens, die Raum schafft, kreiert kraftvolle Beziehungen und bringt Kreativität und Bewusstheit hervor.

      Beziehen