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war das Licht, weil das Meer auf zuverlässige Weise mehr Licht reflektierte und damit heller erschien als das Festland – bis der Mensch mit seinen Strandbungalows und Straßenlaternen ankam. Da sie nach wie vor an die früheren Bedingungen angepasst sind, kriechen die Babyschildkröten heute tragischerweise Richtung Festland und damit ihrem sicheren Tod entgegen. Nur eine rasche nachträgliche genetische Evolution oder eine Intervention durch den Menschen kann ihr Aussterben noch verhindern.8

      Fehlanpassungen sind eine unvermeidliche Folge der Evolution in sich verändernden Umgebungen, und zwar für alle evolutionären Prozesse – die kulturellen und persönlichen wie die genetischen. Wenn wir uns Adaptationen ansehen, die im evolutionären Sinne soziale Pathologien darstellen, gemeinsam mit den »maladaptiven« evolutionären Fehlanpassungen, dann wird recht schnell klar: Wir müssen etwas tun, um die evolutionären Prozesse an unsere normativen Zielvorgaben anzupassen. Ansonsten wird Evolution eher zum Problem als zur Lösung. Glücklicherweise macht die bewusste Evolution eine solche Anpassung möglich.

       Bewusste Evolution

      Die Vorstellung, dass Evolution zweckfrei sei, Mutationen sich zufällig ereignen und Organismen sich lediglich an ihre unmittelbare Umgebung anpassen, war die Hauptlehre der sogenannten Synthetischen Evolutionstheorie, die in den 1940er-Jahren entstand. Diese Behauptungen haben sich in vielerlei Hinsicht als zu einfach erwiesen, selbst in Bezug auf die genetische Evolution. Nehmen wir das Beispiel der künstlichen Selektion, mit deren Hilfe der Mensch bei seinen Kulturpflanzen und Zuchttieren bewusst bestimmte Merkmale auswählt: Dies ist eine Form von genetischer Evolution mit einer bewussten Komponente, die der Mensch beisteuert. Doch auch Tiere wählen untereinander beständig Merkmale aus, und das Thema der »Selbstdomestikation« ist in der Erforschung der menschlichen Evolution zu einem heißen Eisen geworden.9 Wenn man Organismen als bewusst bezeichnen kann und ihre Entscheidungen die genetische Evolution beeinflussen, dann erhält die genetische Evolution eine bewusste Komponente. Diese Art von gelenkter Evolution wurde schon im frühen 20. Jahrhundert vorgeschlagen, doch sie erfährt erst jetzt die Aufmerksamkeit, die sie verdient.10

      Die kulturelle Evolution des Menschen besitzt eindeutig eine bewusste Komponente. Die überholten Lehrbegriffe und Dogmen können eine Erklärung dafür sein, warum es so lange gedauert hat, bis diese Erkenntnis in der Wissenschaft auftauchte, obgleich sie den spirituell orientierten Gemeinschaften dieser Welt immer offenkundig erschien. Allerdings ist es wichtig zu verstehen, dass die kulturelle Evolution des Menschen auch eine große ungerichtete Komponente besitzt, basierend auf den Kollisionen und unvorhergesehenen Folgen unserer Intentionen. In mancherlei Hinsicht besteht unser Leben aus vielen ungewollten gesellschaftlichen Experimenten – einige wenige überdauern, während viele wieder zerfallen. Das, was funktioniert, entwickelt sich größtenteils, ohne dass irgendjemand wüsste, wie oder weshalb dem so ist. Und wie gesagt: Was im Kleinen funktioniert – etwa ein landwirtschaftliches Verfahren oder eine neue Militärtechnik –, kann in einem größeren Rahmen zum Teil des Problems werden. In der Zukunft muss die kulturelle Evolution des Menschen noch bewusster und zielgerichteter in Bezug auf das globale Wohlergehen verlaufen, als dies je zuvor der Fall war.

       Wir steuern auf den Omegapunkt zu

      Die »harte« Evolutionsforschung unterstützt heute die Vision der Evolutionary Leaders in einem viel höheren Maße als in den 1970er-Jahren, als wir, die Autoren, in das Fachgebiet eintraten. Es ist, als segelte man mit dem Wind statt gegen ihn. Und dennoch: Selbst mit dem evolutionären Wind im Rücken wird es einer Menge wissenschaftlichen Know-hows bedürfen, um die kulturelle Evolution in eine Richtung zu steuern, die Lösungen anbietet, statt Probleme zu verursachen. Wir freuen uns in der Zukunft auf eine breitere Kommunikation zwischen den Evolutionary Leaders und den »harten« Evolutionswissenschaftlern.

       AUF DEN PUNKT GEBRACHT

      Eine Brücke zwischen Naturwissenschaften und Spiritualität schlagend, berichten David Sloan Wilson und Kurt Johnson von einer Revolution in der Mainstream-Wissenschaft, die zu einem neuen »Mutlilevel«-Verständnis der natürlichen Selektion führt. Die alte Sichtweise postdarwinistischer Wissenschaft bestand darin, dass die natürliche Selektion immer zugunsten des stärksten Mitbewerbers verläuft – und diese Sicht vom »Überleben des am besten Angepassten« (Sozialdarwinismus) hat unsere globale Wirtschaft, Geschäftswelt und Politik beherrscht. Die Mainstream- Wissenschaft ist inzwischen der Meinung, dass eine Selektion des stärksten Mitbewerbers in der Natur nur auf den unteren Komplexitätsebenen stattfindet. In Gruppen und Hierarchien wählt die natürliche Selektion denjenigen aus, der sich am kooperativsten erweist. Diese zeitgemäße Veränderung bringt die wissenschaftliche Perspektive des Evolutionsprozesses auf eine Linie mit der Kernbotschaft der Weisheitstraditionen.

       Aktiv werden: Das können Sie tun …

      Machen Sie sich einmal Gedanken über das spirituelle Gesetz der Kooperation – wie dieses die kollektive Evolution der Menschheit lenkt und wie es sich gleichermaßen in der Natur widerspiegelt. Suchen Sie Menschen aus Ihrem geschäftlichen Umfeld, aus Ihrer Schule oder Uni oder Ihrer Gemeinde, mit denen Sie gemeinschaftlich zum Wohle aller tätig werden können.

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       »Jammen«: Das Kultivieren von Verbundenheit, Gemeinschaft, Zusammenarbeit und Befreiung des Selbst in der Gruppe

       von Shilpa Jain

      Dieser Tage haben mein Mann Austin und ich es uns zur Gewohnheit gemacht zu sagen: »Ich bin, ja, wir sind beide zu hundert Prozent gesegnet!« Das ist zum einen eine Anerkennung all der Geschenke, Privilegien und Unterstützung, die wir in unserem Leben bekommen haben: unsere Familien und Freunde, unsere jeweilige Ausbildung, unsere Arbeits- und Reisemöglichkeiten, unser Zuhause und unsere Gemeinde in der Bay Area von San Francisco. »Zu einhundert Prozent gesegnet sein« heißt für uns aber auch, Stellung zu beziehen. Wir entscheiden uns bewusst dafür, die Herausforderungen in unserem Leben und in dieser Welt ebenfalls als einen Segen zu betrachten. Sie öffnen uns für unsere Empfindsamkeit und wecken unsere Kreativität und unser Vorstellungsvermögen. Wir sehen sie als Einladungen, weiter und tiefer zu gehen und alles, was wir sind und was wir besitzen, im Namen von allem, was wir lieben, einzusetzen.

      Ich habe die Ehre, die Geschäftsführerin von »YES!« zu sein, einer gemeinnützigen, seit 30 Jahren bestehenden Organisation, die junge (und nicht mehr ganz so junge) Generationen von Change-Makern miteinander vernetzt, inspiriert und mit ihnen an der Schnittstelle zwischen persönlicher, zwischenmenschlicher und systemischer Transformation zusammenarbeitet (Sie finden uns unter yesworld.org). Die Programme, die zu unserem Aushängeschild geworden sind, heißen »Jams«; sie versammeln jeweils rund 30 Personen, die sich alle das Ziel gesetzt haben, einen Beitrag in Richtung Heilung, Liebe, Gerechtigkeit und Verbundenheit in der Welt zu leisten. Nach dem Modell einer musikalischen Jam-Session ist jede Person eingeladen, ihre Fragen, Probleme, Weisheiten, Hoffnungen, Ängste, Talente und Ressourcen einzubringen und einander intensiv zuzuhören, um zusammen neue und einzigartige Synergien zu gestalten. Mit Verletzlichkeit, Integrität und Ehrlichkeit lassen die Jam-Teilnehmer*innen ihre Masken fallen und öffnen sich einem gemeinsamen Prozess des Lernens, Verlernens und auf einer höheren Ebene Dazulernens – über sich selbst, über einander, über die Erde und darüber, wie wir die Welt kreieren können, die wir gerne haben würden. »Jams« sind kraftvolle Treibhäuser für die Weisheit von Körper, Herz und Seele, und diese Weisheit lenkt unseren Weg nach vorn.

      Ich selbst »jamme« inzwischen seit über 18 Jahren und habe immer wieder beobachten können, dass es die Gemeinschaft ist, die im Mittelpunkt aller Lösungen steht, die wir für unsere Welt benötigen. Tatsächlich existiert jede einzelne Lösung, die wir brauchen, schon längst – manchmal als vollständige Lösung und manchmal als Einzelteile eines Puzzles, das wir mithilfe von Beziehungen