Matthias Kehle

Lieblingsplätze Nordschwarzwald


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sehen sind, werden sich mit dem Klimawandel verändern – in welche Richtung ist kaum vorherzusagen. Zwischen diesen Wäldern liegen weltberühmte Orte. Das gilt vor allem für Baden-Baden mit seinen Thermen, dem Casino oder der Lichtentaler Allee. Berühmt wurden Calw und Kloster Hirsau – dank dem Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse, der ein Kind des Nordschwarzwalds war. Viele seiner Texte sind hier angesiedelt. Klöster, Schlösser, Burgen und Ruinen finden sich zuhauf in dieser alten, vielseitigen Kulturlandschaft. Das schönste Schloss ist Favorite, die eindrucksvollste Burg Schloss Ortenberg, die prächtigste Ruine das verwunschene Kloster Allerheiligen. Am Rande des Nordschwarzwalds, in Karlsruhe, wurde das Auto erfunden und so ist es nicht verwunderlich, dass einige Sehenswürdigkeiten mit dem Auto zu tun haben: ein skurriles Fahrzeugmuseum in Marxzell, eine Retro-Tankstelle in Freudenstadt oder das Unimog-Museum in Gaggenau. In Baden übrigens hat der Guide Michelin die meisten Gourmet-Sterne vergeben, knapp hinter der württembergischen Grenze laden die Top-Restaurants Deutschlands ein, eines davon wird hier vorgestellt. Ganz normale, bürgerliche Gastronomie darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. Wer am Westrand des Schwarzwalds entlangfährt, etwa auf der A5, sieht vor allem eines: Weinberge, Weinberge, nichts als Weinberge! Der badische Wein gilt als Weltklasse, vor allem einige Rieslinge, und so ist ein Blick in ein bekanntes Weingut ein Muss. Im Nordschwarzwald befindet sich zudem die »Europäische Schnapshauptstadt« Oberkirch mit vielen weithin bekannten Brennereien – die Zahl geht in die Hunderte!

      Der Oberrhein und der Nordschwarzwald waren schon immer besiedelt, bereits Keltenfürsten haben hier ihre Grablege, ein uraltes Kirchlein in Kentheim zeugt von einer langen christlichen Tradition. Viele Kultur- und Architekturdenkmale, etwa die Hirschapotheke in Offenburg oder das Ettlinger Schloss mit seinem Delfinbrunnen, aber auch das Museum Frieder Burda in Baden-Baden bezeugen dies. Mühlen, Bergwerke, Stauseen – dem Nordschwarzwald fehlt eigentlich nichts. Na gut, vielleicht ein paar ganz hohe, vergletscherte Berge und ein Meeresstrand, aber das ist schon alles. Es ist die perfekte Gegend, um zu essen, zu trinken, zu wandern, für Freizeit, Kultur und Sport. Oder ganz einfach gesagt: zum Genießen!

      Der lange umstrittene Nationalpark Schwarzwald ist der erste in Baden-Württemberg und wurde 2014 gegründet. Er ist 100,62 Quadratkilometer groß. Weit über 2.000 Tierarten leben hier.

1 Schönstes Hochmoor im Schwarzwald

      Gernsbach: Wildsee am Kaltenbronn

      Der Wildsee, auf etwa 900 Metern Höhe zwischen Bad Wildbad und Gernsbach gelegen, ist die mit 2,3 Hektar größte Hochmoorfläche im Schwarzwald und gilt als größter Hochmoorkolk Deutschlands. »Kolk« bedeutet, dass das Moor rein durch Wasseransammlung entstanden ist. Ein Teil ist mit Schwingrasen bedeckt, auf dem See haben sich kleine Inseln gebildet. Am Ende der letzten Eiszeit, vor etwa 10.000 Jahren, versumpfte die Hochfläche auf den wasserundurchlässigen Buntsandsteinschichten. Durch die Sauerstoffarmut zersetzte sich die anspruchslose Vegetation nicht vollständig und bildete eine bis zu acht Meter dicke Torfschicht. Hier gedeihen Überlebenskünstler wie Torfmoose und Wollgräser, das Moor ist umgeben von Bannwäldern mit zahllosen Birken.

      Das streng geschützte Gebiet ist touristisch durch einen Bohlenweg erschlossen, der nur zu Fuß passiert werden darf, mitunter federt das Holz unter den Schritten auf dem weichen Torfuntergrund. Ein solches Moor ist hochsensibel. Schon Kalkstaub an Wanderstiefeln kann das System verändern, weshalb der kalkhaltige Schotter auf den Waldwegen der Umgebung durch kalkarmen ersetzt wurde. Auch das Füttern der Enten und das »Entsorgen« von Essensresten ist streng verboten. Vor allem unter der Woche kann der Wanderer, auf einer der Bänke sitzend, die Stille genießen und Libellen beobachten.

      Ab dem 18. Jahrhundert schien das Ende des Moores besiegelt. Nachdem 1701 ein erster Weg und 1708 eine Anlage zur Holzflößerei gebaut wurde, kam 1829 ein Entwässerungssystem hinzu. Teile des Hochmoores wurden um 1850 abgebrannt und neu aufgeforstet, zweimal wurde Brenntorf abgebaut, zuletzt 1919. Zehn Jahre später jedoch erklärte man einen Teil des Moores zum Bannwald, aber erst im Jahr 2000 wurde das Wildseemoor großflächig zum Naturschutzgebiet.

      Vom Wildsee aus kann man in verschiedene Richtungen wandern. Empfohlen sei ein Abstecher zum Gasthaus Grünhütte in etwa drei Kilometern Entfernung. Hier genießt man badisch-schwäbische Küche.

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      Hochmoor Wildsee

      Startpunkt für Wanderung: Parkplätze um das Infozentrum Kaltenbronn

      Kaltenbronner Straße 600

      76593 Gernsbach-Kaltenbronn

      07224 655197

       www.infozentrum-kaltenbronn.de

      Waldgaststätte Grünhütte

      07081 8627

       www.gruenhuette.de

2 Spielend lernen

      Gernsbach: Infozentrum Kaltenbronn

      Wer in der großartigen Landschaft rund um die Hochmoore von Hohloh und Wildsee wandert, sollte unbedingt das Infozentrum Kal­tenbronn besuchen. Das ganze Gebiet liegt außerhalb des Nationalparks, dennoch bietet das Haus Wissen satt. Es ist kein simples Museum, sondern ein multimedialer »Lernort«. Das hört sich trocken an, doch in den sechs Räumen erfährt der Besucher spielerisch, wie Auerhühner – einst Jagdtrophäen adliger Jäger – leben, was alles in Totholz kreucht und fleucht oder mehr über die wechselvolle Geschichte der kleinen Ansiedlung auf dem abgelegenen und im Winter eisigen Kaltenbronn. Die Ausstellungsmacher arbeiten mit allen Medien. Mit Moosen und Schwämmen kann man experimentieren, vieles lässt sich anfassen, wer will, darf schnuppern und somit alles höchst sinnlich erleben. Mittels einer interaktiven Reliefkarte erfahren Besucher einiges über touristische Angebote wie beispielsweise Wanderrouten oder Naturparkwirte.

      Im Zentrum jedoch stehen die Bäume, die Bannwälder sowie das Leben und Überleben in den Hochmooren während der letzten 10.000 Jahre. Besonders unterhaltsam ist ein Zeichentrickfilm über das Verhältnis zwischen Badenern und Württembergern, »Gelbfüßlern und Sauschwobe«: Sie erklären sich gegenseitig die Vorzüge ihres jeweiligen Landesteils, schließlich führt die »Grenze« mit unzähligen historischen Grenzsteinen mitten durch den Nordschwarzwald – hier oben verläuft sie direkt über den Wildsee. Neben eindrucksvollen Bildern stehen im Infozentrum die Klänge im Vordergrund: Melodiös klingen die Rufe von Waldohreulen, Fichtenkreuzschnäbeln oder Wintergoldhähnchen. Es lohnt sich immer wieder zu kommen, denn Wechselausstellungen, etwa über Insekten, sowie Vorträge, Führungen und Kinderprogramme runden das Angebot in dem historischen und stimmungsvollen Gebäude ab.

      Voller Bauch studiert nicht gern, ein leerer auch nicht – schräg gegenüber des Infozentrums lohnt eine Einkehr ins Hotel-Restaurant Sarbacher, vor allem wegen der Schwarzwälder Kirschtorte.

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      Infozentrum Kaltenbronn

      Kaltenbronner Straße 600

      76593 Gernsbach-Kaltenbronn

      (L76 b von Gernsbach aus)

      07224 655197

       www.infozentrum-kaltenbronn.de

      Hotel Sarbacher

      Kaltenbronner Straße 598

      76593 Gernsbach-Kaltenbronn

      07224 93390