Matthias Kehle

Lieblingsplätze Nordschwarzwald


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Giersteine bei Bermersbach

      Ein weithin unbekanntes Dorf, wunderschön gelegen auf einer Terrasse 160 Meter steil oberhalb von Forbach, ist Bermersbach. Busse fahren nur gelegentlich, Touristen verirren sich hierher selten und wenn, dann zieht es sie zu den merkwürdigen, sagenumwobenen Giersteinen, von denen zwei besonders ins Auge fallen. Der größte misst 13 Meter im Umfang, auf ihm wurde 1905 eine Treppe angelegt. Der Teufel soll auf den Steinen aus Forbachgranit gestanden sein, um den satanischen Bannkreis zu verteidigen, als Missionare nahten – so erzählt eine Sage. Als ihm das nicht gelang, soll er mit seinen Krallen die Rillen in den Block gegraben haben. Eine andere Erzählung berichtet, der Teufel habe auf den Felsen Suppe gekocht, die übergelaufen sei und so die Rillen verursacht habe. Theorien von Tieropfern (»Blutrillen«) und Spekulationen über heidnische oder keltische Kultstätten haben sich als nicht haltbar erwiesen. Selbst Geologen rätseln, ob es stimmen kann, dass die Murg einst viel höher gelegen Richtung Rhein floss und die Felsen hinterließ, bevor sie sich im Laufe der Jahrmillionen nach und nach tiefer ins Gestein grub. Die Rillen und die Kugelform sind inzwischen immerhin eindeutig auf Verwitterungsprozesse zurückzuführen.

      Jedoch ist nicht einmal der Name der unter Denkmalschutz stehenden Steine geklärt: Er mag von »Geiern« herrühren oder von »Kirren« (Kirchweg nach Forbach), in einer Karte von 1720 sind sie als »Irrsteine« eingetragen. Die Bermersbacher hegen und pflegen ihre rätselhafte Attraktion. Sie haben vom Dorfrand bis zu den Steinen eine Allee aus Dahlien angelegt. Ein großer Kinderspielplatz, ein überdachtes Rondell und ein »Insektenhotel« machen die Giersteine zu einem Ort, an dem man gerne länger verweilt, zumal der Ausblick ins Murgtal und nach Forbach traumhaft ist.

      Im Murgtal-Museum in Bermersbach sind eine historische Feuerwehr, ein alter Kaufladen, eine ehemalige Dorfschule und viele Alltagsgegenstände aus der langen Geschichte der Dörfer im Murgtal zu sehen.

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      Giersteine

      Der Giersteinstraße bis zum Ende folgen

      76596 Forbach-Bermersbach

      Murgtal-Museum

      Kirchstraße 15

      76596 Forbach-Bermersbach

      07228 390 (Tourist-Information Forbach)

       www.murgtalmuseum-bermersbach.de

      Forbach: Schwarzenbachtalsperre bei Raumünzach

      Was gibt es Schöneres als einen glitzernden See, in dem sich Wolken, Hügel und tannengrüne Wälder spiegeln! Der See, den die Schwarzenbachtalsperre aufstaut, ist ein solcher. Doch er ist wie viele beliebte Attraktionen mit Vorsicht zu genießen, wenn man Ruhe sucht. Wer dem Massenandrang, insbesondere dem Biker-Treff, entfliehen möchte, sollte die Gegend rund um Parkplatz und Staumauer meiden und die Nordwestseite erkunden. Sofern der See genügend Wasser führt, finden sich dort gar zwei kleine Buchten. Hier kann man in die Sonne blinzeln und die Landschaft genießen oder einfach auf die umliegenden Gipfel steigen.

      Der größte See im Nordschwarzwald ist rund 2,5 Kilometer lang. 65 Meter hoch ist die begehbare, 400 Meter lange Staumauer. Ihr Bau war in den 1920er-Jahren eine technische Meisterleistung, über die zahlreiche Schautafeln informieren. Mehr als 2.000 Mann aus aller Herren Länder arbeiteten an Deutschlands erster Gussbeton-Talsperre. Nach vier Jahren Bauzeit hatte das Land Baden 1926 ein neues Elektrizitätswerk. Im Zweiten Weltkrieg bombardierten die Alliierten die Staumauer, beschädigten sie aber nur leicht. Wie schnell sich moderne Mythen bilden, offenbarte sich hier. Es gab Berichte, denen zufolge am Grunde des Sees noch mehrere Gebäude und gar ein Kirchturm stehen sollten. Die Aufklärung erfolgte im Jahr 1997, in dem zuletzt das Wasser abgelassen wurde. Obwohl nicht schön anzusehen, strömten Neugierige scharenweise und fanden nur ein paar Münzen, Waffen und andere Gegenstände aus der Kriegszeit.

      Die Südseite des Sees grenzt direkt an den Nationalpark. Die Schwarzenbachtalsperre wird eingefasst von zwei der zwölf Tausender des Nordschwarzwalds: der Badener Höhe und dem Hohen Ochsenkopf, beides attraktive Wanderziele. Vor allem auf dem steilen Pfad zur Badener Höhe genießt man immer wieder herrliche Blicke auf den glitzernden See.

      Vom westlichen Ende des Stausees führt ein kurzer und einfacher Wanderweg zum Herrenwieser See, einem der zehn Karseen im Nordschwarzwald. Er gehört zu den wenig besuchten, stillen Plätzen der Region.

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      Schwarzenbachtalsperre

      Von Raumünzach der L83 folgen

      76596 Forbach-Raumünzach

      Seebach: Hornisgrinde

      Es ist ein faszinierender und geschundener Berg, die Hornisgrinde, mit 1.164 Meter höchste Erhebung des Nordschwarzwalds. Fast das ganze 20. Jahrhundert herrschte hier das Militär, der Gipfel war bis 1997 Sperrgebiet. Unter den hochsensiblen Hochmoor- und Grindenflächen sind noch zahlreiche militärische Hinterlassenschaften verborgen, die zerfallenden Bunkeranlagen sind einmal im Jahr zugänglich. Ein gewaltiges Windrad und ein 206 Meter hoher Sendemast verunstalten den langen Bergrücken. Faszinierend jedoch ist der Blick von ganz oben hinab in die Tiefe, die Rheinebene liegt rund 1.000 Meter unter dem Betrachter. Wenn dort im Herbst und Winter dicker, kalter Nebel liegt, ist es auf der Hornisgrinde mild, sonnig und klar. Die Sicht reicht nach Norden bis zum Hochtaunus und nach Süden bis zu den Berner Alpen – eine Strecke von über 400 Kilometern.

      Das Klima auf dem Gipfel ist extrem. Im Winter kann es so stürmisch und kalt werden, dass Eisfahnen an den beiden Aussichtstürmen waagrecht in den Wind ragen. Windschutz bieten eine neue Hütte und der Aussichtsturm des Schwarzwaldvereins am südlichen Ende des Plateaus. Er ist verglast und beheizt, sodass man die Fernsicht zu den Alpen ohne eisige Finger genießen kann. Besonders eindrücklich sind gelegentliche Fata Morganen, bei denen die Alpengipfel in der Ferne binnen weniger Minuten immer wieder andere, teils skurrile Formen annehmen.

      Im Sommer und an schönen Wochenenden ist die Hornisgrinde dank des nahen Mummelsees überlaufen. Wer die ausgetretenen Wege verlässt, wird diesen exponierten Berg schnell lieben lernen und seine Geschichten erkunden. Während etwa der Gipfel badisch ist, findet sich einige Höhenmeter tiefer im Wald versteckt der historische Dreifürstenstein, der höchste Punkt des württembergischen Landesteils – früher mussten sich drei Fürstentümer die Hornisgrinde »teilen«.

      Wer den Sonnenaufgang erleben möchte, übernachtet im Ski- und Wanderheim »Ochsenstall«, auf 1.036 Metern zwischen der Hornisgrinde und Unterstmatt gelegen. Die Hütte ist vom Gipfel in 30 Minuten erreichbar.

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      Hornisgrinde

      Startpunkt für Wanderung: Parkplätze am Mummelsee

      B500 (Schwarzwald­hochstraße)

      77889 Seebach

      Ski- und Wanderheim »Ochsenstall«

      Hundsrücken 1

      77815 Bühl-Unterstmatt

      07226 920911

       www.wanderheim-ochsenstall.de