Christian Hlade

Wanderwissen kompakt


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einfache Übung ist, kann man auch vieles falsch machen und selbst Profis können durch das Beherzigen einiger Tipps ihren Wandergenuss steigern. Wer auf einer Wanderung schon einmal zu schnell losgegangen ist und sich dann auf der ganzen Strecke nicht mehr erholen konnte, oder wer aufgrund mangelhafter Ausrüstung, falscher Schuhwahl oder schlechter – weil kniebelastender – Haltung beim Bergabgehen am nächsten Tag „all seine Sünden abbüßte“, kann möglicherweise ein schmerzhaftes Lied davon singen und soll in meinem Buch Tipps finden, um solche Fehlschläge in Zukunft zu vermeiden.

      Ich hoffe sehr, Sie haben Freude mit meinem Buch, können für sich Nützliches mitnehmen und damit glücklicher und sicherer unterwegs sein.

      Ihr Christian Hlade

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EINLEITUNG Grundgedanken zum Wandern

       Unterwegs entlang Irlands einzigem Fjord, Killary Harbour.a

       Wandern, um den Horizont zu erweitern

       Was Wandern für mich persönlich bedeutet

      Wandern heißt für mich Schritt für Schritt neuen Landschaften, anderen Menschen, fremden Kulturen und auch mir selbst zu begegnen. Wandern umfasst unglaublich viele Aspekte, und jeder Schritt bringt immer wieder Neues hervor!

      In meiner Jugend war das Wandern für mich eine wichtige Flucht aus dem Alltag: Abenteuer erleben, mich anstrengen und dadurch abschalten. Als ich noch Architekt war – mit viel Sitzen, Baubesprechungen und Deadlines – flüchtete ich immer wieder zum Ausgleich in die Natur, sonst hätte ich dieses Leben nicht ertragen. Für mich selbst ist und war Wandern aber niemals nur eine weitere Freizeitbeschäftigung. Schon seit meiner frühen Jugend nutze ich das Wandern auch zum Entdecken und Erforschen. Wandern ist für mich so vieles: Zufluchtsort, Seelenausgleich, Abenteuer, Sinneserweiterung, Bewegungs- und Problemtherapie und vor allem meine Berufung.

      Nach einem langen Studium, der für mich nicht besonders erfüllenden Arbeit als Architekt und anderen „Umwegen“ konnte ich glücklicherweise mein Lebenselixier, das Wandern, zum Beruf machen. Inspiriert von ausgedehnten Wanderungen durch den Himalaya und der Verwirklichung einer solarbetriebenen Schule für das Dorf Lingshed gründete ich 1999 mein Reiseunternehmen „Weltweitwandern“. Seitdem wandere ich mit Gruppen um die Welt und entdecke zusammen mit örtlichen Partnern und Guides spannende Wanderdestinationen wie Madeira, Marokko, Nepal und viele andere mehr. Ich bin wirklich sehr dankbar dafür! Und wenn es bei mir oder in meinem Unternehmen zwischendurch einmal nicht so gut läuft, dann gehe ich wandern und finde dadurch Wege, wie ich das Problem lösen kann. Und dabei ist mir immer noch etwas Gutes eingefallen.

       Wandern als Alltags-Ausgleich

      Beim Wandern entkommt man sehr wirkungsvoll und rasch dem Hamsterrad des Alltags. Bereits beim Aufbrechen und Losgehen lässt man schon vieles hinter sich. Beim Wandern hat man im Wesentlichen nur eine klare, einfache Aufgabe: Man muss seine Füße vorwärtsbewegen und kann immer wieder an- und innehalten. Es ist wohltuend, sich im eigenen, selbstbestimmten Tempo zu bewegen und nicht wie im Alltag in einem oft vorgegebenen. Gönnen Sie sich das, es tut gut!

      Ist schließlich bei einer Wanderung das Ziel erreicht, oben am Gipfel oder unten in der Hütte, macht sich meist ein Gefühl der Freude über den Erfolg breit. Und: Oben anzukommen bringt einen Perspektivenwechsel mit sich. Durch die Weite der Landschaft und das Hinunterschauen auf die winzigen Dinge im Tal relativiert sich vieles. Wenn man die kleine Welt unten am Fuße des Bergs von oben betrachtet, wird einem bewusst, welche Fülle das Leben bietet und wie verhältnismäßig klein die eigenen Probleme und der eigene Ärger in Wahrheit sind. Problemberge schrumpfen im Nu zu Alltagszwergen.

       Wandern schenkt dem Körper das richtige Tempo

      Das Gehen erzeugt einen Rhythmus, der zu Geist und Körper passt und Ihnen die Chance gibt, klarer wahrzunehmen. Alle Sinne sind miteinbezogen: Sehen, Riechen, Fühlen, Hören als ganzheitliche Wahrnehmung der Umgebung, die man durchschreitet. Wer wandert, erhöht die Detailschärfe und vertieft seinen Blick auf die Welt um sich. Der Rhythmus der Schritte und des Atmens bringt das Bewusstsein automatisch ins Hier und Jetzt. Dinge, die sonst an einem vorbeirauschen, werden einem Wandernden mit großer Deutlichkeit gewahr. Jeder, der schon einmal längere Strecken gewandert ist, kennt das: Das Ankommen in der Gegenwart und das unmittelbare Erleben des Moments begleiten einen buchstäblich auf Schritt und Tritt.

       Wandern ermöglicht Begegnungen

      Nirgends kann man sich selbst intensiver begegnen als beim Alleinsein in den Bergen. Die Tiefe der Erfahrung funktioniert auch in Gesellschaft. Wenn man mit anderen Menschen auf einer Wanderung unterwegs ist, entstehen oft besonders gute Gespräche und menschliche Nähe. Wandern in der Natur macht den Kopf frei, die Gedanken werden im Rhythmus des Gehens kreativ und konstruktiv.

       Wandern als Wandler und Problemlöser

      Wer seinen Körper bewegt, hält auch seinen Geist in Schwung und die Gedanken kommen in neue Bahnen. So weiß man heute, dass der griechische Philosoph Aristoteles seine Vorlesungen vorzugsweise im Gehen abgehalten haben soll. Seine philosophische Schule „Peripatos“ heißt übersetzt „Spaziergang“ bzw. „Wandelhalle“. Wege entstehen bekanntlich im Gehen – im besten Fall auch neue Gedankengänge.

      Die inspirierenden und befreienden Effekte des Wanderns auf meinen Geist schätze ich bis heute ungebrochen. Immer wenn es mir im Alltag zu eng wird, wenn ich mich nicht mehr „raussehe“, dann ist ein Spaziergang, die Besteigung eines Hügels oder Berges oder in manchen Fällen eine längere Wander-Tour oder Wanderreise für mich das beste Mittel, um wieder Klarheit und den nötigen Abstand zu bekommen. Das hat nichts mit Davonlaufen zu tun, schließlich ist es unverzichtbar, sich dem Leben und seinen Problemen zu stellen. Aber es ist ein bewusstes Luftholen heraus aus den „Mühen der Ebene“.

      In einem Zustand geistiger Enge und Energielosigkeit kann es schwer sein, sich den Problemen gewachsen zu fühlen. Daher empfehle ich allen, beim Auftreten von Problemen und inneren Verstrickungen zuerst Kraft zu schöpfen, innezuhalten, wandern zu gehen – und sich erst dann mit neuer Klarheit und frischen Kräften an die Lösung von Lebensthemen zu wagen.

       Wandern erweitert den Horizont

      Ich persönlich habe meine bereicherndsten Momente bei Wanderreisen in andere Kulturen erlebt:

      •Wie man zum Beispiel mit wenig materiellem Besitz so glücklich sein kann, wie die Menschen, denen ich in Ladakh begegnet bin.

      •Wie man ohne Küche nur auf kleinen Gaskochern inmitten der marokkanischen Wüste die herrlichsten Gerichte zaubern kann.

      •Wie stark der Zusammenhalt und die persönliche Nähe in einer Wandergruppe sein kann, die sich erst einige Tage kennt.

      •Wie starke Freundschaften unter Gleichgesinnten unterschiedlicher Kulturkreise entstehen können – und diese oft enger und tiefer sind als mit Menschen, die mir in meinem Alltag zu Hause begegnen.

      •… und vieles mehr.

      Gerade beim Wandern in unbekannten Landschaften und der persönlichen, direkten Begegnung mit anderen Menschen und Kulturen bemerkt man oft, wie vielfältig die Wege und Lösungen auf unserer Erde ausfallen – und wie ähnlich wir uns zugleich als Menschen überall sind. Dabei erfährt man viel über sich selbst und über die eigenen manchmal starren, unreflektierten Muster. Das eröffnet vielfältige Inspirationen. Alte Gewohnheiten werden herausgefordert, unheilsame Denkmuster werden infrage gestellt und können sich neu sortieren.

      Was ich auf meinen Reisen zu Fuß durch die Welt am meisten zu schätzen gelernt habe, ist die Vielfalt. Ich bin überzeugt, dass wir dafür kämpfen müssen, Vielfalt in der Welt zu bewahren – den Artenreichtum der