unumgänglich, mit einer offenen Haltung in die Welt hinauszugehen.
Vor allem Nepal hat mich in dieser Hinsicht sehr begeistert, wo die Menschen trotz bitterer Armut sehr oft viel fröhlicher und hilfsbereiter sind als wir inmitten unseres materiellen Reichtums. Mein dortiger Freund Sonam Sherpa ist mir ein großes Vorbild. Er stellt – mit großer Bescheidenheit und Umsicht – immer das Wohl seiner Gäste in den Mittelpunkt seines Tuns.
Wandern hat mein Leben bereichert und verändert
Ich persönlich bin durch das Wandern ein anderer Mensch geworden. Wandern hat ganz entschieden zu meiner persönlichen Entwicklung beigetragen. Vor allem das Wandern in anderen Kulturkreisen hat mich seit jeher fasziniert und geprägt und hat letztlich vor über 20 Jahren zur Gründung meines Unternehmens „Weltweitwandern“ geführt.
Bei all meinen Wanderungen treibt mich stets die Neugier im Gepäck an. Ich fragte mich schon früh: „Da muss es noch etwas geben? Das Leben muss doch mehr sein als arbeiten, essen, feiern und schlafen?“ Daran knüpfen sich existenzielle Fragen: „Wo ist der Sinn? Wozu bin ich hier? Und wie kann ich einen Beitrag leisten?“ Unterwegs beim Wandern in der Natur erschließen sich dann persönliche Antworten auf diese Fragen. Diese Antworten muss aber jeder Mensch für sich persönlich erkunden – und das Wandern unterstützt dabei.
Neue Perspektiven, neues Leben, neues Lieben
Am Beginn einer neuen Lebenschance steht bei vielen Menschen oft die Unzufriedenheit mit der aktuellen Lebenssituation oder eine starke Trauer, einige haben auch einen schmerzhaften Verlust erlitten. Eine längere Wanderung – vielleicht sogar in einem anderen Kulturkreis – schafft den nötigen Abstand und gibt auch wertvolle Impulse für ein In-Angriff-Nehmen neuer Lebensperspektiven. Zu Hause versinkt man leichter in trüben Gedanken und depressiven Stimmungen. Hier wirkt das Rausgehen in die Natur oft wahre Wunder. Auch das Wandern in einer netten Gruppe kann dazu sehr viel beitragen. Fremden Menschen, die nichts von einem wissen, öffnet man sich oft leichter.
Wandern hat eindeutig das Potenzial, Anstöße zu liefern, ausgetretene Denk- und Lebenspfade zu verlassen und neue Horizonte zu erschließen. Wer sich auf eine (längere) Wanderung einlässt, begibt sich möglicherweise in vielerlei Hinsicht auf neues Terrain. Im Rhythmus der Wanderbewegung fließen auch die Gedanken, sortieren sich neu und formieren sich außerhalb gewohnter Denkbahnen.
Wenn man dann gestärkt, klarer und ausgeglichener von der Wanderung in den Alltag zurückkommt, passieren oft die unglaublichsten Dinge, beziehungsweise ist dann viel Kraft für eine Veränderung vorhanden.
Nicht nur mein eigener Lebensweg ist ein perfektes Beispiel für die potenziell lebensverändernde Kraft des Wanderns. Diese disruptive Wirkung – wie es heute in der Businesssprache oft heißt – konnte ich in meinem Umfeld schon an zahlreichen Beispielen persönlich beobachten. Mit den vielen Geschichten von Freunden, Bekannten oder Teilnehmern von Wanderreisen, die Inspiration für neue Lebensziele schöpften, könnte ich wohl ein weiteres Buch füllen.
Meine Glücksregeln für das Wandern
Am Anfang mit einfacheren Touren und Wegen beginnen
Beginnen Sie mit einfachen Wanderungen in Ihrer Umgebung, anstatt sich gleich mit einer anstrengenden Tour zu überfordern. So kommen Sie in Schwung und mit jeder gewanderten Stunde werden Sie – Schritt für Schritt – fitter und Ihre Motivation, Erfahrung und Freude steigen.
Die Vorbereitung der Wandertour ist wichtig für das Gelingen
Investieren Sie ausreichend Zeit in die Planung, Vorbereitung und das Konsultieren der Wetterprognose für Ihre Wanderung. Dieses Buch bietet Ratschläge, Tipps und Anregungen dafür. (Siehe ab Seite 28)
Die richtige Ausrüstung ermöglicht mehr Leichtigkeit und Sicherheit
Auf kurzen Waldspaziergängen unter der Baumgrenze können Sie auch mit handelsüblichen Turnschuhen und einem Werbegeschenk-Rucksack wandern. Für „richtige“ Wandertouren brauchen Sie aber passende Wanderschuhe mit hochwertiger Sohle, einen gutsitzenden Rucksack, ausreichend Trinkwasser und entsprechenden Kälte- und Wetterschutz. (Siehe ab Seite 84)
Der langsame Beginn ist des Wanderns Sieges-Garantie
Meine goldene Regel: Gehen Sie die ersten 30 Minuten bewusst besonders langsam. Wer mit niedrigem Tempo startet, kommt meist viel weiter. Sie werden sehen, mit dem langsamen Schritt zu Beginn werden Sie in den nächsten Stunden einige der Menschen überholen, die zu Beginn an Ihnen vorbeigezogen sind. Auch ich als Profi-Wanderer gehe immer bewusst langsam, auch wenn das zuerst manch einen komischen Blick von Mitreisenden oder Journalisten erntet. Denn ich weiß, es macht sich immer bezahlt, und ich lasse mich nicht aus dem Konzept bringen.
Mit Gleichgesinnten wandert es sich leichter
Haben Sie wanderbegeisterte oder zu begeisternde Kollegen, Kolleginnen oder Bekannte? Wenn ja, fragen Sie doch einfach einmal nach, ob Sie jemand begleiten möchte. Denn mit Bekannten zu wandern erhöht die Freude und man ist nicht alleine, wenn etwas passiert. Vielleicht bringt Ihr Mitwanderer ja auch schon Ideen für die nächsten Touren mit? Wenn Sie niemanden konkret kennen, sind Wandervereine oder Wanderreiseveranstalter eine tolle Möglichkeit in Gruppen zu wandern und in das Wandern einzusteigen. (Siehe ab Seite 144)
Neugierde erweitert den Horizont
Es gibt eine beinahe unüberschaubar große Anzahl an Wanderzeitschriften, Wanderbüchern, Internetplattformen, Blogs, Wanderkarten etc. Durchstöbern Sie, was Ihnen Freude bereitet, erweitern Sie Ihr Wissen über gute Ausrüstung, faszinierende Wandergebiete und vertrauenswürdige Veranstalter. Einige Lektüre-Tipps habe ich in diesem Buch zusammengetragen. (Siehe Seite 220) Tolle Anregungen für lohnende Ziele bekommt man häufig auch von Mitwandernden unterwegs.
Sich Zeit lassen und keine „Unbedingt-Ziele“
Gönnen Sie sich den Luxus, sich Zeit zu lassen! Das Genießen des Unterwegs-Seins und all der kleinen Dinge am Wegesrand schafft viel mehr Wandergenuss, als ein stures Hinauflaufen auf den Gipfel mit der Stoppuhr in der Hand. Die Rücksichtnahme auf gemütlichere Mitwandernde oder Kinder führt oft zu wertvollen Eindrücken und man sieht Dinge, die man ansonsten übersehen hätte. Planen Sie ausreichend Zeitreserven ein und kehren Sie lieber einmal auch vorzeitig um, wenn Zeit oder Bedingungen für den Gipfel nicht mehr passen.
Gelassenheit bei ungeplanten Änderungen
Wenn Sie einmal wegen Schlechtwetter, Konditionsproblemen oder Schwierigkeiten am Weg Ihr geplantes Ziel nicht erreichen, bleiben Sie gelassen. Genießen Sie das, was gerade ist. Die Vorfreude auf ein besseres Wetter, einen leichteren Aufstieg oder Ähnliches bleibt Ihnen immer erhalten.
Unterwegs mit Lahoucine im Hohen Atlas von Marokko
MEINE ERFAHRUNG:
In solchen Situationen finde ich den Blick über den Tellerrand so wichtig, den man auf Reisen in andere Kulturen gewinnt. Zum Beispiel fällt mir die Gelassenheit meines marokkanischen Freundes Lahoucine ein. Wann immer ihn jemand der Wandergäste zu einer klaren Aussage drängt, ob wir diesen oder jenen Gipfel noch erreichen werden, antwortet er mit „Inschallah“. Das bedeutet so viel wie „So Gott will“. Dieser Ausdruck hat nicht nur eine religiöse Komponente, sondern ist vor allem die entwaffnende Antwort auf alle gestressten Nachfragen von Mitteleuropäern zu Höhenmeter, dem Tempo oder den zurückgelegten Kilometern. Nach