man das Gehen als solches genießen.
Keine Vergleiche und kein Jammern
Stellen Sie unterwegs keine Vergleiche mit schöneren Bergen, besseren Aussichten, tolleren Routen oder netteren Begleitern an. Ärgern Sie sich vor allem nicht über einen eventuell zu steinigen oder zu glatten Weg, unpassendes Wetter oder nervende Mitwandernde. Das verstellt Ihnen jede Möglichkeit, doch noch schöne Augenblicke zu erleben. Humor hilft immer. Gerade über Missgeschicke kann man später lachen, man hat etwas zu erzählen und außerdem erweitern schlechte Bedingungen zudem Ihren Erfahrungshorizont stark! Lernen Sie daraus und machen Sie, was in Ihrer Macht steht das nächste Mal besser. Vielleicht hilft Ihnen bei dem einen oder anderen Thema dieses Buch.
Nicht unterwegs Probleme wälzen
Sorgen und Probleme lassen Sie am besten zu Hause zurück. Laden Sie besser unbeschwert in der Natur Ihre Batterien auf! Dann hat man nach der Heimkehr mehr Energie und Abstand für die Lösung.
Im Hier und Jetzt verweilen
Versuchen Sie, beim Wandern möglichst häufig im Hier und Jetzt zu bleiben. Pausieren Sie zwischendurch auch einmal Ihre Gespräche oder Planungsgedanken, gehen Sie still und konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem, den eigenen Gehrhythmus und Ihre unmittelbare Umgebung: Farben, Formen, Geräusche und Gerüche … Wertschätzendes Beobachten bereichert und lässt alle Eindrücke frischer, farbiger und unmittelbarer wirken. Jeder Moment ist für sich kostbar und einmalig, daher sollte man ihn genießen. (Meditationsübungen für das Wandern finden Sie ab Seite 208.)
Zeit beim Heimkommen lassen
Auch beim Heimkommen gilt es, sich etwas Zeit zu lassen. Stürzen Sie sich nach Möglichkeit vor allem nach einer längeren Wanderung nicht gleich voll in den Alltag. Planen Sie eine Übergangszeit ein: zum Ankommen, um die Ausrüstung wieder gut zu versorgen und um die Wandererlebnisse auch innerlich zu sortieren und abzulegen.
ACHTUNG: BEWEGUNG MACHT SÜCHTIG!
Seien Sie gewarnt! Je mehr Sie in der Natur wandern, desto mehr Lebensfreude werden Sie entwickeln und desto öfter werden Sie wandern gehen wollen. Denn wer draußen wandert, findet mehr zu sich selbst und seiner inneren Stabilität.
Wandern & Nachhaltigkeit
Es ist meine innerste Überzeugung, dass man auf unsere Welt, die Natur, aber auch die Bewohnerinnen und Bewohner der Erde – ob Mensch, Tier oder Pflanze – achtgeben muss. Das große Wort Nachhaltigkeit beinhaltet viele Aspekte, die mich alle ständig beschäftigen: Welche Lebensmittel kaufe ich ein, wie geht man mit anderen Menschen, Wandergästen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder Dienstleistern um, welche Werte möchte ich meinen Kindern weitergeben, woher bezieht man seine Waren, welche Produkte sind wirklich nötig, wenn dafür lange Produktionsketten in Gang gesetzt werden, und vieles mehr.
Auch meiner Firma „Weltweitwandern“ – die 1999 aus dem Bauprojekt einer Solarschule für ein entlegenes Bergdorf in Ladakh in Indien entstanden ist – liegt der soziale Anspruch in der DNA. Wir bemühen uns stetig darum, im Bereich Nachhaltigkeit mehr zu machen und besser zu werden. Dass die Menschen in unseren Reiseländern von unseren Reisen profitieren und ein Teil unseres verdienten Geldes auch im Reiseland bleibt, ist für mich selbstverständlich. Auch die Begegnung mit dem Team vor Ort auf Augenhöhe und ein offener Zugang, um voneinander zu lernen, sind Aspekte der Nachhaltigkeit, die ich als normal empfinde.
Nachhaltigkeit ist für mich kein Randthema, denn es sollte in jedem Tun und Handeln mitgedacht und in die Erwägungen miteinbezogen werden. Nachdem wir heutzutage so viele Informationen über globale Zusammenhänge, Umweltverschmutzung und Gefahren wie noch nie zuvor haben, sollte jeder Mensch bewusst und achtsam agieren.
Dazu die guten Nachrichten: Wandern und Wanderreisen sind an sich schon ganz vorne mit dabei, wenn man über sanften Tourismus spricht. Denn was gibt es Besseres, als sich wandernd durch die Natur zu bewegen, keinen Müll und keine Spuren zu hinterlassen. Man kann direkt von zuhause aus losstarten oder auch herrlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln an den Ausgangspunkt gelangen. Wandern ist DIE ideale Freizeitbeschäftigung des 21. Jahrhunderts!
Bei Wanderreisen, zu denen man fliegt, könnte man kritisieren, dass das Fliegen aufgrund des hohen CO2-Ausstoßes per se schlecht für die Umwelt ist. Aber so leicht ist die Kalkulation nicht. Beschäftigt man sich – wie mein Team und ich – intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit, weiß man, wie komplex das Thema ist.
Durch unsere Wanderreisen bauen wir mit Partnern vor Ort einen nachhaltigen Tourismus auf, geben Menschen in strukturschwachen Regionen Arbeit und Möglichkeiten, etwas Sinnvolles vor Ort aufzubauen.
Ich für mich sehe es so: Es ist im Bereich Nachhaltigkeit wichtig, bewusst und achtsam zu konsumieren. Wenn man reisen möchte – und das sehe ich als wirklich wichtig, um seinen Horizont zu erweitern – dann sollte die Reise bewusst ausgewählt werden. Achten Sie insbesondere auf einen guten Reiseveranstalter und auf eine entsprechend längere Reisedauer, wenn der Flug über eine sehr weite Distanz geht.
Nachhaltiges Wandern: Hinweise und Tipps
Gastbeitrag von Dr. Christian Baumgartner,
Experte im Bereich Nachhaltigkeit und Tourismus
Wandern ist von Natur aus eine äußerst umweltfreundliche Aktivität. Dennoch gibt es ein paar Hinweise, mit deren Hilfe man die Nachhaltigkeit des Wanderurlaubs noch erhöhen kann.
Mobilität
Der Klimawandel ist im vollen Gange. Wir merken das am Rückgang der Gletscher ebenso wie an den zunehmenden Wetterkapriolen: Dürrezeiten werden von plötzlichem Starkregen abgelöst, lange schneefreie Zeiten gehen in Rekordschneefälle über. Das führt insgesamt zu häufigeren Naturkatastrophen und einem mehr und mehr unvorhersehbaren Wetter. Der Klimawandel ist damit zum wichtigsten Umweltthema geworden, dessen Bekämpfung entscheidend für die Zukunft der Menschheit ist.
Der Tourismus trägt durch die hohe Mobilität einen großen Anteil zum Klimawandel bei. Auch der überwiegende Teil der Wanderer fährt mit dem Auto zu den Ausgangspunkten der Wanderungen oder fliegt zu den Wanderurlauben in andere Länder.
Da kann man nichts machen? Wir können schon etwas ändern, wenn wir wollen. Es sind vor allem unsere liebgewonnenen Gewohnheiten und Bequemlichkeiten, die wir verändern müssen. Vielleicht haben Sie schon während der Vorbereitungen bemerkt, dass fast alle Wanderausgangspunkte mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. – Und das ist viel stressfreier, als Sie annehmen. Für die letzten Kilometer stehen so gut wie überall lokale Wanderbusse oder Taxiunternehmen zur Verfügung. Die öffentliche Anreise hat zudem den Vorteil, dass man die Wanderung nicht als Rundtour zum eigenen Auto planen muss.
Die meisten Urlaubsregionen bieten Mobilitätskarten an – mit der Übernachtung gibt es dann eine gratis Benutzung der lokalen Verkehrsmittel. Der Kauf von Jahresermäßigungskarten der Bahn macht die Anreise nicht nur billiger, sondern motiviert auch, häufiger den Zug zu nehmen und das Auto stehen zu lassen.
Die Bahn bietet sich auch bei Reisen in benachbarte Länder an. Der vermeintliche Zeitvorteil des Flugzeugs wird meist durch die Anfahrt zum Flughafen, die Kontrollen dort, das Warten auf das Gepäck usw. deutlich relativiert. Sehr oft gewinnt man bei der Anreise per Bahn bereits am Reisetag durch den Blick durchs Zugfenster erste Einblicke ins Land und durch die Kontakte mit Einheimischen setzt schon ein richtiges Urlaubsfeeling ein.
Wenn sich ein Flug nicht vermeiden lässt, kann man CO2-Kompensation zahlen. Von manchen als „Ablasshandel“ bezeichnet, ist das eine reale Möglichkeit, die Menge an CO2, die eine Reise verursacht, durch ein Klimaschutzprojekt zu kompensieren. Anbieter wie der oftmalige Testsieger Atmosfair (www.atmosfair.de)