Kariane Höhn

Essen und Ernährungsbildung in der KiTa


Скачать книгу

abhängig von der sozialen Lage. In vielen Studien zu Ernährung und Gesundheit wird einerseits die Bedeutung des Bildungsstands und der sozialen Lage für die Qualität der Versorgung hervorgehoben. Andererseits steht in vielen Diskussionen zur Ernährung weniger die Verhältnisprävention als die Verhaltenssteuerung im Mittelpunkt. In dem Zusammenhang ergeben sich zwei Problembereiche, die hier vertieft angesprochen werden, weil sie auch die KiTa besonders betreffen: Zum einen der Umgang mit Übergewicht und Adipositas und die damit verbundene Diskriminierung adipöser Kinder, zum zweiten die unreflektierte (Minder-)Bewertung des Ernährungsverhaltens von Menschen in sozial benachteiligten Lagen. Diese Minderbewertung kann auch Kinder und Eltern aus anderen Kulturen betreffen. Deren Essverhalten wird schnell abgewertet, was Kinder und Eltern in Konflikte bringen kann. Stattdessen ist ein respektvoller Umgang mit soziokultureller Diversität gefordert, für den auch Verständnis für die Hintergründe notwendig und hilfreich ist. Pädagogische Fachkräfte sollten also einerseits die Ursachen verstehen und zweitens nicht diskriminierend mit soziokultureller Diversität umgehen.

      In Kapitel 5 werden Antworten auf die Frage »Was sollen Kinder essen?« gegeben. Hier sind die zentralen Empfehlungen für das erste und zweite Lebensjahr sowie die in den nächsten Jahren folgenden (für alle gleichen) Orientierungen zusammengestellt. Die Betrachtung der Ernährung von Geburt an ermöglicht, für die KiTa die Entwicklung des Essens einordnen sowie Entwicklungen und Eigenarten der Kinder besser nachvollziehen zu können. Um im Dschungel von Empfehlungen, Ratgebern und Werbung den Überblick zu behalten, wird auch vorgestellt, welche Empfehlungen im deutschsprachigen Raum als wissenschaftlich legitimiert gelten und worauf im Umgang mit den Produkten der Lebensmittelindustrie zu achten ist.

      In Kapitel 6 werden die rechtlichen Voraussetzungen und Vorgaben, bezogen auf den Bildungsauftrag, zusammengefasst. Beispielhaft werden Aspekte der Qualitätsentwicklung rund um die Ausgestaltung der Mahlzeiten und Ernährungsbildung aufgezeigt.

      Diese Themen erhalten in der Ausbildung wie auch überraschenderweise im Betrieb der KiTa meist wenig Aufmerksamkeit. In verschiedenen, die Kinder- und Jugendhilfe betreffenden Rechtsgrundlagen sind Aussagen zum Recht auf ein gesundes Aufwachsen und eine gesunde Ernährung beschrieben. Diese können auch Argumentationshilfen in den Auseinandersetzungen um eine entwicklungsangemessene und gesundheitsförderliche Ernährung bieten.

      In Kapitel 7 werden die relevanten Handlungsfelder einer KiTa mit dem Fokus auf den Mahlzeiten und einer Ernährungsbildung beschrieben. Konkret geht es um die Begleitung des Kindes bei der Einnahme der Mahlzeit, die Kooperation mit den Eltern, die Zusammenarbeit im pädagogischen Team sowie mit dem Träger und das Aufgabenspektrum der Leitung. Die Anforderungen an die Professionalität des pädagogischen Personals werden beschrieben. Die folgenden wichtigen Praxisfragen werden unter Einbezug von Beispielen aus der Praxis beantwortet:

      1. Wie können Mahlzeiten als wiederkehrende Handlungen im Alltag für Kinder mit unterschiedlichem Entwicklungsstand, unterschiedlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten und kulturellen Hintergründen konkret gestaltet werden? Beschrieben wird, wie die Essentwicklung eines Kindes konkret durch pädagogische Arbeit und organisatorische Tätigkeiten unterstützt werden kann (image Kap. 7.2).

      2. Was lernen Kinder bei einer Mahlzeit, und wie kann eine Ernährungsbildung durch begleitende Angebote wie Erkundungen, Impulse, »kleine Sachen« unterstützt werden? Dazu werden die Bildungs- und Entwicklungsthemen vorgestellt. Wie können die Bildungsinhalte den Eltern vermittelt werden? Beispiele für eine Ernährungsbildung, die auch auf Elternabenden präsentiert werden können, werden beschrieben.

      3. Welche Gelingensbedingungen gibt es in Bezug auf

      • Raumorganisation und Ausstattung mit Möbeln und Geschirr (image Kap. 7.7)?

      • die zeitliche Organisation im Tagesablauf (image Kap. 7.4)?

      • die Arrangements für entwicklungsgerechte Tischgemeinschaft? Welche Relevanz haben Rhythmen und Rituale bei der Gestaltung der Ess-Situationen? Was muss bei der Alltagsorganisation bedacht werden, damit Mahlzeiten zu angemessenen Bildungsorten werden? Dazu werden z. B. sog. Scripts vorgestellt.

      • Bei der Darstellung wird dabei zwischen Kindern im Krippenalter (unter 3 Jahre) und im Kindergartenalter (über 3 Jahre) unterschieden. Beispiele unterstützen den Transfer in die eigene Praxis vor Ort.

      4. Wie gelingt es, in Kooperation mit den Eltern sog. Essbrücken zu bauen und das Kind beim Kennenlernen der Speisen und der Esskultur in der KiTa individuell so zu begleiten, dass es gerne in der KiTa isst? Am Beispiel eines Interviewleitfadens wird vorgestellt, wie in der Zeit des Ankommens und des Sich-Eingewöhnens die Versorgung zwischen KiTa und Familie erörtert werden kann (image Kap 7.6).

      Ein Perspektivwechsel hin zum Entdecken der Relevanz der Alltagshandlung Essen als einer pädagogischen Aufgabe soll in diesem Kapitel aufgezeigt werden, denn immer noch trifft man in der Praxis auf das Prinzip »schnell, schnell essen und dann richtig pädagogisch arbeiten«. Die Anforderungen, die sich aus einem solchen Perspektivwechsel an das Professionsverständnis und die Fachlichkeit pädagogischer Fachkräfte ergeben, werden dargestellt (image Kap. 7.5).

      Das als Beispiel dargestellte Inhaltsverzeichnis einer Verpflegungskonzeption (image Kap. 7.9) kann für Träger, KiTa-Leitung und das KiTa-Personal eine konkrete Hilfe bei der Erstellung einer eigenen Verpflegungskonzeption bieten.

      Im letzten Abschnitt werden verschiedene Verpflegungssysteme vorgestellt, damit die Vor- und Nachteile dieser Systeme für eine KiTa bewertet werden können, wozu die Kriterien der DGE zugrunde liegen (image Kap. 7.10). Ergänzt sind Hinweise zu Hygieneanforderungen.

      Alle Kapitel sollen möglichst auch für sich alleine verständlich sein, weshalb viele Verweise