Kap. 3.2 u. Kasten 3.2).
2.1.2 Postnatale Entwicklung
Stoffwechsel- und Organentwicklung
Kinder bauen ihren Körper im Wachstum auf und aus (
Erst ab dem fünften Lebensmonat kann allmählich mit der Zufütterung von Breimahlzeiten begonnen werden (
Auch die Leber ist nach einem halben Lebensjahr noch nicht in der Lage, alle Inhaltsstoffe zu verstoffwechseln. Anders als das Milchfett ist z. B. das Öl von frittierten Speisen für Säuglinge noch nicht verdaulich. Das Gewicht der Leber ist in diesem Alter im Vergleich zum Körpergewicht recht hoch. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie in dieser Entwicklungsphase viele Funktionen (wie Entgiftung, Fettstoffwechsel) ausüben muss (von Harnack & Heimann, 1994).
Die Niere von Säuglingen ist ebenfalls noch nicht auf die Verarbeitung von viel sog. Kochsalz (NaCl) eingestellt, selbst für die erwachsene menschliche Niere ist dies belastend. Muttermilch beinhaltet nur minimale Mengen dieser Salze. Die Beikost (
Kochsalz, schwer verdauliche Fette (Fette mit nur/viel langen gesättigten Fettsäuren, die z. B. für Frittiertes und stark Gebratenes benutzt werden) und scharfe Gewürze sind daher für die Verdauung und den Stoffwechsel bei einem Säugling und Kleinkind belastend und können zu Störungen führen. Auch durch pathogene Keime belastete bzw. gefährdete Lebensmittel – wie nicht erhitzter Honig, rohes Fleisch oder auch nicht frisch zubereitete Speisen – stellen eine gesundheitliche Gefahr dar, da das Immunsystem noch nicht ausreichend entwickelt ist. Dies gilt für alle anderen Quellen von pathogenen Mikroorganismen und deren Gifte (wie z. B. Aflatoxine beim Schimmel) (
Der Magen der Säuglinge ist noch sehr klein (als »Faustregel« gilt, dass der ungefüllte Magen eines Menschen so groß ist wie seine Faust). Säuglinge können daher nur kleine Nahrungsmengen aufnehmen. Die Körperentwicklung beeinflusst so auch den Zeitrhythmus des Essens, denn Kinder haben nur sehr geringe Speichermöglichkeiten für Nährstoffe und vor allem für Flüssigkeiten. Je jünger sie sind, desto häufiger müssen sie gefüttert werden. Schlucken sie beim Trinken zu viel Luft, kann dies auch schnell dazu führen, dass die Nahrung wieder ausgespuckt wird. Ebenso können Verdauungs- oder Zahnprobleme kleinere Trinkmengen und häufigere Mahlzeiten erfordern.
Die Organentwicklung wird erst Ende des ersten Lebensjahres so weit abgeschlossen, dass das Kind fast alle Nährstoffe verdauen und verstoffwechseln kann. Manz und Manz (2005) nehmen an, dass die »funktionelle Unvollkommenheit« auch eine »funktionale Andersartigkeit« sein kann, durch welche Energien für andere Entwicklungen gesichert werden (ebd., S. 90). Auf jeden Fall bedeutet diese funktionelle Unvollkommenheit zum einen, dass die Nahrung der Körperentwicklung angepasst sein muss (
Alle Ess-, Verdauungs- und Stoffwechselprozesse werden über das Gehirn koordiniert (Elmadfa & Leitzmann, 2019; Pudel & Westenhöfer, 2003, S. 85 ff.). Die Entwicklung des Gehirns von Säuglingen verläuft sehr dynamisch.
Bei der Geburt sind bereits (fast) alle Nervenzellen des Gehirns und wohl auch ein Großteil der notwendigen Verbindungen vorhanden. Dennoch beträgt zum Zeitpunkt der Geburt die Gehirnmasse mit 300 bis 400 Gramm nur etwa ¼ der des Erwachsenen. Mit 6 Monaten entspricht das Gehirngewicht knapp 50 %, mit 2 ½ Jahren 75 % und mit 5 Jahren 90 % des ausgewachsenen Gehirns. (Krombholz, 1999)
Dieses Wachstum des Gehirns und die damit verbundene physische und psychische Entwicklung sind nur mit einem ausreichenden (aber nicht zu großen) Anteil an Eiweiß an der Nahrung möglich (
Die Entwicklung der Organe sowie die Einstellung auf Essen und einen Ess- bzw. Trinkrhythmus sind teilweise mit Unwohlsein (z. B. Bauchschmerzen) verbunden, welches die Säuglinge nur über Unruhe und Weinen bzw. Schreien äußern können (vgl. Holodynski & Oerter, 2018;
Mit dem ersten Lebensjahr sind die für die Ernährung wichtigsten Organentwicklungen noch nicht vollständig, aber weitgehend abgeschlossen. Kinder (und deren Verdauung und Stoffwechsel) müssen in den folgenden Lebensjahren langsam und Schritt für Schritt an neue Lebensmittel, Garmethoden und damit erzeugte Speisen gewöhnt werden (
Entwicklung der Sinne
Essen ist ein Prozess, bei dem fast alle Sinne einbezogen sind: Neben den Sinnen, die durch die Nahrung angesprochen werden, wird auch die soziale Situation des Fütterns (körperliche Nähe der Fütternden verbunden mit körperlicher Berührung, Bildern, Sprachlauten, Geräuschen und Gerüchen) sinnlich empfunden und wahrgenommen.
Für die Essentwicklung haben die Sinne sehr unterschiedliche Funktionen. Alle Sinnesorgane sind bei Geburt zwar schon angelegt, aber noch nicht alle voll funktionstüchtig. Die Säuglinge können schon schmecken und riechen (d. h. Aromen wahrnehmen bzw. sinnlich empfinden) und erweitern stetig die Akzeptanz von Speisen. Die Muttermilch schmeckt