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Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941


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III B

       Aus:BAB, R 58/214

      1 In der „Wolfsschanze“, Hitlers Hauptquartier in Ostpreußen, fand am 16.7.1941 eine mehrstündige Besprechung über die zukünftige Besatzungspolitik in der Sowjetunion statt, die umfangreiche radikalisierende Maßnahmen zur Folge hatte. Abgesehen von dem nicht anwesenden Himmler war mit Göring, Rosenberg, Keitel u. Bormann der Kern der NS-Elite versammelt; Cüppers: Wegbereiter der Shoah, S. 133 ff.

      2 Die Erschießung der jüdischen Männer durch das SK 1b fand zwischen 7. u. 13.7.1941 im Dünaburger Eisenbahnerpark statt; Urteil LG Karlsruhe v. 20.12.1961, BAL, B 162/14150; dto. LG Dortmund v. 19.6.1969, BAL,B162/14378; vgl. Ezergailis: The Holocaust in Latvia, S. 271ff.

      3 In Rositten (Rezekne) hatte am 5.7.1941 ein Judenmassaker durch Letten stattgefunden, nachdem vom NKWD ermordete Einwohner aufgefunden worden waren. Daran beteiligten sich auch deutsche Soldaten; Bfh. Pz.Gr. 4 an XXXXI. u. LVI. AK v. 8.7.1941, BA-MA, RH 21–4/439. Kriegspfarrer Walter S. schrieb seiner Frau am 6.7.: „Die Juden, die als Drahtzieher hinter der ganzen Sache stehen, wurden niedergeschlagen, wo man sie fand. Die ärgsten erreichte man natürlich wieder nicht, die haben sich jeweils nach Rußland in Sicherheit gebracht. Was noch zurückgeblieben war, wurde gelegentlich einfach mit der Schaufel niedergeschlagen. Daß sich daran nicht nur die Letten beteiligten, sondern auch Leute von der Organisation Todt, die die Straßen ausbessern, erregte erfreulicherweise bei unserem Stabe allgemeine Entrüstung. An die Wand stellen, damit war jeder einverstanden, aber nicht so regellos niederschlagen“, abgedr. bei: Lothar Steinbach: Ein Volk, ein Reich, ein Glaube? Ehemalige Nationalsozialisten und Zeitzeugen berichten über ihr Leben im Dritten Reich, Berlin-Bonn 1984, S. 221.

      4 Diese Einsatzplanung blieb praktisch irrelevant, da Leningrad von deutschen Truppen nicht erobert wurde. Sie kann allerdings als beispielhaft für das flexible, von den Einheiten vor Ort maßgeblich bestimmte u. von der Führung positiv sanktionierte Vorgehen gelten; vgl. Browning/Matthäus: Die Entfesselung der „Endlösung“, S. 405ff.

      5 Wilhelm: Die Einsatzgruppe A, S. 476, übernimmt diesen Schreibfehler u. macht irrtümlicherweise Dr. Horst Barth zum Kdr. des EK 2. Barth war jedoch Leiter V beim BdS Krakau u. hielt sich nie in Lettland auf; BAB, BDC, SSO Dr. Horst Barth; Vern. dess. v. 14.7.1964, BAL, B 162/1640, Bl. 697ff.

      6 Zu den Judenmorden in Riga: Angrick/Klein: Die „Endlösung“ in Riga, S. 63 ff.

      7 Am 14.7.1941 wurden dort 408 Juden liquidiert, am 15.7. weitere 219 „in Zusammenarbeit mit dem litauischen Ordnungsdienst“, EG B/Abt. III an HGr. Mitte für 9.–16.7.1941, NARB, 655–1–3.

      8 Zu den NKWD-Morden in Dobromil u. Sambor: Musial: Konterrevolutionäre Elemente sind zu erschießen, S. 122ff.

      9 Vgl. Urteil LG Tübingen v. 31.7.1969, BAL, B 162/14382.

      10 Zu den Erschießungen in Sokal u. Luzk: Urteil LG Darmstadt v. 29.11.1968, BAL, B 162/14436– 14438.

      11 Franz Schulz, geb. 1894, Soldat Erster Weltkrieg, 1933 NSDAP u. Gestapo, 1939 SS als Stubaf.; BAB, BDC, SSO Franz Schulz.

Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Berlin, den 17. Juli 1941
IV A 1 – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. [Stempel: Geheime Reichssache!]
[Stempel: Lagezimmer]

      34 Ausfertigungen, 22. Ausfertigung

      Ereignismeldung UdSSR Nr. 25

      I) Politische Übersicht:

      a) Im Reich: Es liegen keine besonderen Meldungen vor.

      b) Übrige besetzte Gebiete:

      Chef der Einsatzgruppe Belgrad meldet: In der Nacht v. 13.7.41 auf den 14.7.41 wurde von kommunistischer Seite der Versuch unternommen, zwei Brücken in der Nähe von Obrenovac sowie den Eisenbahnviadukt bei Ritanj zu sprengen. Außerdem wurden mehrere Telefonleitungen durchschnitten. Größerer Schaden ist durch die Sabotageversuche nicht entstanden. 10 führende Kommunisten aus dem Ort Obrenovac wurden erschossen.

      II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

      Der Befehlshaber der Sipo u. d. SD Krakau meldet:

      a) Einsatz im ehem. russ.-Polen: Entsprechend der mir auf Grund meines FS-Antrages erteilten Genehmigung habe ich aus Angehörigen der Sipo und des SD im Generalgouvernement Einsatzkommandos bezw. Einsatztrupps zur Erfüllung Aufgaben sicherheitspolizeilicher und SD-mäßiger Art in dem Generalgouvernement gegenüberliegenden neubesetzten Raum des ehem. russ.-Polen gebildet. Die Kdos. bezw. Trupps haben über die alte sowjetrussische Grenze die ihnen zugewiesenen Standorte bezogen und ihre Tätigkeit aufgenommen. Die bezogenen Standorte sind folgende: EK Lemberg mit Trupps in Lemberg, Tarnopol, Drohobycz und einem fliegenden Trupp. EK Brest mit Trupps in Brest, Pinsk, Luzk, Rowno, Kowel, Rawa-Ruska. EK Bialystok mit Trupps in Bialystok, Nowogrodek, Baranowicze, Grodno. Für die notwendige zusammenfassende usw. Tätigkeit besteht ein kleiner Stab unter meiner Führung in Lemberg. Verbindungsmöglichkeit nach Lemberg und zu den einzelnen EK besteht in Ermangelung einer FT-Anlage nur über Kurier Radom bezw. Lublin (Kdr. d. Sipo u. d. SD).1

      b) Lage im ehem. russisch-Polen: Einstellung zu Sowjets allgemein ablehnend. Anti-bolschewistische Tendenz. Verwaltung: Bürgermeister in den Städten restlos, auf dem Lande größtenteils eingesetzt. Nach Äusserungen des Unterstaatssekretärs Kundt Verwaltungsaufbau wie folgt: 5 Gebietskommissare und 5 Stadtkommissare (beide in Personalunion) in Rowno, Luzk, Tarnopol, Lemberg und Drohobycz. Gebiets-und Stadtkommissare sind Hoheitsträger des Reiches. Bevölkerung kann Verwaltungsstellen bis zum Leiter eines Kreises (Oblast) einnehmen. Wirtschaftliche Lage: Lebenswichtige Betriebe, mit Ausnahme der Gebiete, wo geordneter Rückzug der Russen möglich (Drohobycz-Boryslaw), wenig zerstört. Tätigkeit im allgemeinen im vollen Umfange aufgenommen. Versorgung mit Lebensmitteln vorerst sichergestellt. In Städten unzureichend (Brot und Fleisch), Lebensmittel aber wider Erwarten vorgefunden. Ansätze des Marktverkehrs, Bauern liefern fast nur im Tauschhandel. Von Zahlungsmitteln fast ausschließlich deutsches Geld gefragt, Rubel ungern genommen, da Ausserkraftsetzung erwartet. Betrieb der Ladengeschäfte ruht fast vollkommen. Landwirtschaft: Feststellung überall erfolgt. Saatenstand nach russischen Verhältnissen mittel bis gut, mit Ausnahme der Gehöfte, wo größere Kampfhandlungen stattfanden. Kulturelle Gebiete: Besuch der Gottesdienste äusserst stark. Kirchen machen Ansprüche auf frühere Besitzungen (Klöster und Güter) geltend. Vereinzelt Genehmigung seitens der Wehrmacht. Nach bisheriger Übersicht von Sowjets nichts verschleppt. Einsetzung von komm. Verwaltern und Vereinbarung mit Sonderbeauftragtem des Reichserziehungsministeriums, Hofrat Watzke. Von einzelnen Volksgruppen Wunsch nach eigener Presse. Für Ukrainer auf hies. Veranlassung Rechnung getragen durch Herausgabe einer politisch farblosen ukrainischen Tageszeitung in Lemberg. Sonstige Zeitungen sowie Parteiorgane (Bandera-Gruppe) Herausgabe unterbunden. Volksgruppen: Volksdeutsche melden sich laufend. In Bialystok bisher 10 Familien. Angeloaka bei Lemberg volksdeutsches Dorf mit ca. 91 Familien. Bei jüdischer Bevölkerung Rückkehrerstrom in größere Städte festzustellen. Auftreten zunächst zurückhaltend und ängstlich, jetzt trotz schärfster Maßnahmen z. T. herausfordernd frech. Versuche im Wirtschaftsleben zu verbleiben, angeblich unentbehrlich. Bildung von Judenräten im Gange. Einführung des Armbindenzwanges erfolgt. Polen versuchen sich loyal aufzuspielen. Widerstandsgruppe bereits in Erscheinung getreten (Lemberg). In Lemberg sehr viel polnische Intelligenz vorhanden. Weißruthenen vielfach zurückhaltend. Intelligenz wenig vorhanden, daher voraussichtlich zur Aufbauarbeit wenig brauchbar. Spannungen zwischen Polen und Weißruthenen bereits bemerkbar.

      c) Stimmung unter der ukrainischen und polnischen Bevölkerung: Die Stimmung unter ukrainischer Bevölkerung ist im allgemeinen als gut zu bezeichnen. In den letzten Tagen macht sich jedoch immer mehr die radikale Propaganda der Bandera-Gruppe bemerkbar. Ansässige Bevölkerung verurteilt das Treiben der Bandera-Gruppe. Die Unabhängigkeitspropaganda dieser Organisation nicht