Durch die kroatische Sicherheitspolizei sind zur Festnahme der Kommunisten sofort entsprechende Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden. Agram ist in weitem Umkreis durch die Ustaschapolizei abgesperrt. Es gelang inzwischen, einen Teil der Flüchtlinge zu stellen und zu erschießen. 70 Kommunisten dürften erschossen worden sein, während sechs Angehörige der Wachmannschaft des KZ-Lagers ermordet wurden. Die kroatische Polizei beabsichtigt, weitere 300 Kommunisten zu verhaften. Als Vergeltungsmaßnahme wird ein Großteil von ihnen standrechtlich erschossen werden.
II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:
Finnland:
Der Verbindungsführer des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD beim AOK Norwegen in Finnland1 meldet: Am 22. 6. 41 traf ich über Saßnitz–Trelleborg–Stockholm–Haparanda in Rovaniemi ein. Meldung beim Oberbefehlshaber Norwegen erfolgte am 23. 6. Am 24. 6. Verbindung mit der finnischen Staatspolizei aufgenommen. Sie hat mir 6 Beamte und 3 Dolmetscher zur Verfügung gestellt, dazu alles Material über die kommunistische Arbeit in dem von mir zu bearbeitenden Teile Kareliens und Murmansk. Bei der geringen Anzahl von Männern muß ich mich auf das Kampfgebiet der deutschen Divisionen beschränken, von Salla-Kandalakscha im Süden bis Murmansk. In den Kampfberichten der dem AOK unterstellten finnischen Divisionen wurden bisher keine Gefangennahmen gemeldet. Da Murmansk der wichtigste Ort des Bezirks ist, werde ich möglichst mit dem Gebirgskorps in Murmansk einrücken. Die praktische Arbeit besteht in der Aussonderung der Kommissare und der führenden Kommunisten.2
Einsatzgruppe A: Standort Pleskau. Es liegen keine Meldungen vor.
Einsatzgruppe B: Standort Minsk.
Besprechung beim Befehlshaber des rückwärtigen Heeresgebietes 102 und Höheren SS-und Polizeiführer3 hat völlige Übereinstimmung hinsichtlich unserer weiteren Tätigkeit ergeben. Die Sicherungsdivisionen legen größten Wert auf Zusammenarbeit mit der Sicherheitspolizei. Da mit Vorrücken des rückwärtigen Heeresgebietes weitere Sicherungsdivisionen eingesetzt werden, wird der jeweilige Einsatz der EKs stets mit Ia des rückwärtigen Heeresgebietes besprochen. Die ursprüngliche Annahme, daß sich die Sicherungsdivisionen automatisch vorschieben und die EKs mit ihnen vorrücken könnten, trifft jetzt nicht mehr zu.4 Die Sicherung des Nachschubs und die damit verbundene Befriedung des Raumes bedingt einen jeweils taktischen Einsatz der Einsatzkommandos. Durch die Zubilligung, daß von Warschau und Lublin aus Unterstützungstrupps die vorrückenden Einsatzkommandos ablösen und ihre Arbeit übernehmen konnten, war die Durchführung der sicherheitspolizeilichen Aufgaben in dem bisher durchschrittenen Raum gewährleistet. Da nunmehr diese Unterstützungstrupps nur in dem ehemals polnischen Gebiet tätig werden sollen, muß, wenn das rückwärtige Heeresgebiet etwa in die Linie Smolensk–Roslawl oder Wjasma–Kirow vorrückt, zwischen der alten russisch-polnischen Grenze und etwa der Linie Witebsk–Gomel sicherheitspolizeilich ein leerer Raum entstehen. Es fehlt also gewissermaßen die 2. sicherheitspolizeiliche Welle. Die Partisanentätigkeit der Russen im rückwärtigen Gebiet erfordert aber unbedingt eine sicherheitspolizeiliche Tätigkeit.5 Die Liquidierungen laufen täglich weiter. Soweit nicht auf frischer Tat betroffen, werden die Liquidierten listenmäßig erfaßt. Verschiedentlich ist beobachtet worden, daß Juden nunmehr in die Wälder flüchten und sich dort verborgen zu halten versuchen. Die eingesetzten Weißruthenen haben sich bisher wenig aktiv gezeigt und verlassen sich völlig auf jede kleinste Anregung. Dr. Tschors wurde klargemacht, was von ihnen und ihrer Unterstützung erwartet wird. Insbesondere hinsichtlich der Aufklärung der Bevölkerung, die noch sehr apathisch und zu stärkerer Mitarbeit zwecks Erfassung von Kommunisten, Funktionären, Kommissaren, Intelligenzjuden usw. heranzuziehen ist. EK 8: Standort Baranowicze mit Vorauskommando nach Sluzk und Teiltrupp in Lachowicze. Sonderaktion gegen 60 Kommunisten durchgeführt.
Einsatzgruppe C: Standort Shitomir.
Shitomir hat bis Kriegsausbruch 90000 Einwohner. Ca. 30 % Juden, 15 % Polen, Rest Ukrainer, ca. 4000 Volksdeutsche. Jetzt ca. 40000 vorhanden.6 Shitomir von Russen durch Brandstiftung stark zerstört. Seitens der Bevölkerung Einmarsch der Deutschen begrüßt. Ernährungslage angespannt. Russen Vorräte vernichtet. Kommissarische Stadtverwaltung mit deutscher Unterstützung versucht, Lebensmittel beizuschaffen. Eingesetzter Kommissar tatkräftig, eigene Initiative. Notlage wird gemeistert. Arbeitskräfte, um Ernte sicherzustellen, vorhanden. Deutsche Propaganda nicht vorhanden. Auswirkung ungünstig. Durch Rücksprache mit Ortskommandantur erreicht, daß Rundfunkgeräte nach Überprüfung Eigentümer wieder ausgehändigt. Stadtsprechanlage in Betrieb gesetzt. Mit Stadtkommandant vereinbart, Bekanntmachungen, Heeresbericht, Propaganda über Sprechanlage an Bevölkerung durchgeben. Zuverlässiger Ukrainer Ansprache an Bevölkerung.
Einsatzgruppe D: Standort Piatra Neamt. Es liegen keine Meldungen vor.
III) Militärische Ereignisse:
Heeresgruppe Süd:
In Bessarabien vor der deutschen Armee nur noch feindliche Kav.Spähtrupps ohne planmäßige Führung. Gegner hat seine Angriffe gegen die rechte Flanke eingestellt. Nördlich des Dnjestr ist der Feind im Rückzug aus der Stalin-Linie nach Osten. Vor der Südgruppe der linken Armee geht der Gegner unter dem Schutz von Nachhuten am Abschnitt Janow-Höhe 323 (30 km südlich Berditschew) zurück. Vor den nach Südosten vorgehenden Panzern verteidigte sich der Gegner in allgemeiner Linie Rushin–Belaja-Zerkow. Gegen eigene Truppen am Irpen-Abschnitt westl. Kiew stärker werdende Feindangriffe aus Norden und Nordosten. Erreichte Linie: Kischinew in eigener Hand. Die rechte Armee und Südgruppe der linken Armee sind zur Verfolgung übergegangen.
Heeresgruppe Mitte:
Gegenüber der Panzerarmee leistet der Feind gruppenweise noch hartnäckigen Widerstand. Eine zusammenhängende Operation des Gegners erscheint hier jedoch nicht mehr möglich. Bewegungen aus dem Raume Rshew auf die von Dorogobush nach Norden laufende Befestigungslinie lassen darauf schließen, daß die russische Führung versucht, sich mit zusammengefaßten Resten zerschlagener Divisionen oder mit neu aufgestellten Verbänden an diese Linie anzuklammern. Angriffe auf die Südflanke der Heeresgruppe aus dem Raum Gomel durch die bisher kaum in Aktion getretene 21. russ. Armee sind noch im Gange. Rechte Armee: Weiter schwerer Abwehrkampf gegen feindl. Angriffe beiderseits Rogatschew. Besonders nördl. Rogatschew ist der feindliche Angriff sehr stark. Mitte und Nordflügel der Armee erreichten bis 16.7. abends mit VA7 und teilweise vordersten Teilen der Infanterie den Djnepr. Erreichte Linie: Tschewikow (25 km südwestl. Kritschew)– Chislawitschi–Smolensk (genommen)–30 km südwestl. Bjeloj–Usmyn–Newel. Linke Armee: Nach Einnahme von Polozk wurde Verfolgung des geschlagenen Gegners aufgenommen. Der Raum um Baravuha wurde gesäubert und in der Verfolgung die Linie Trud–Dretun erreicht.
Heeresgruppe Nord:
Das allgemeine Feindbild vor der Heeresgruppe hat sich nicht geändert. In Estland deuten Schanzarbeiten und tiefe Gliederung der feindl. Artl. auf Verteidigungsabsichten. Heftige Feindangriffe an allen Teilen der Front wurden abgewehrt. Panzergruppe: Vorgeprellte Teile einer Pz.Div. wurden mit Rücksicht auf beiderseitige Flankierung durch den Feind planmäßig und ohne Einbusse in die Gegend hart westl. Soltzy zurückgenommen. Brückenköpfe bei Sabsk und Ivanovkoje konnten trotz feindl. Gegenstöße unter Sicherung der Flanken verstärkt werden. Gegend 5 km ostw. Gdov erreicht. Rechte Armee: Der vor dem Südflügel der Armee nach Osten zurückgehende Feind wird im Zuge der Strasse Ust. Dalossa–Pustoska am Ausweichen gehindert. Der im Raum westl. Novozew eingeschlossene Feind leistet heftigen Widerstand mit Ausbruchsversuchen. Erreichte Linie: Bahnlinie Polozk–Opotska südostw. und ostw. Sobez–Pustoska und nörd. Zadritso–Novozew. Linke Armee: Am Zeltsa-Abschnitt ostw. Janek wurde feindl. Widerstand gebrochen, Vorgehen Richtung Gdov. Am Käru-Abschnitt bei Reussa wird gekämpft.
Finnland:
Südostfront: Auf der Karelischen Enge wurde ein feindl. Vorstoß abgewiesen, 10 feindl. Panzer vernichtet. Nördlich des Ladoga-Sees starker Feindwiderstand. Finnischer Angriff wurde hier eingestellt. Vor der übrigen Front der Karelischen Armee wurden Angriffe mit Erfolg weiter fortgesetzt. Matkaselkä wurde genommen. Südostw. des Jänisjärvi gelang es, durch Bildung von beweglichen Vorausabteilungen den Ladoga-See bei Kitelä zu erreichen und damit die rückwärtigen Verbindungen von Sortavala nach Osten zu sprengen. Erreichte Linie: Kangasjärvi–Matkaselkä