Vom kommissarischen Leiter des Landbezirks Minsk wurde ein kommissarischer Verwalter der Kolchosen ernannt. Folgende Sofortaufgaben sind angeordnet: Erstellung einer Übersicht über Viehbestand und bebaute Felder, ferner Rückgängigmachung aller Aufteilungen in den Kolchosenbetrieben. In Minsk ist die sofortige Herausgabe eines Mitteilungsblattes in weißruthenischer Sprache vorgesehen. Auflageziffer wird zunächst 5000 betragen. Inhalt besteht aus allgemeinen Bekanntmachungen, Wehrmachtsbericht und Frontberichten. Politische Themen sollen zunächst nicht behandelt werden. Sender Baranowicze hat Mangel an Sendestoff, auch genügend Schallplatten fehlen. d) Im Gebiet um Orscha, Krupka, Schiklow, 200 km ostw. Minsk ist bei der Bevölkerung Ablehnung bolschewistischer Herrschaft feststellbar, jedoch aus vorwiegend wirtschaftlichen und sozialen Gründen. Bevölkerung ist noch stark verängstigt. Wirtschaftsleben ist völlig lahmgelegt, Lebensmittel sind sehr knapp. Die Bevölkerung sucht Trümmerstätten nach brauchbarem Gut ab. In Krupka, Schiklow und anderen Orten sind vom Einsatzkommando 7b kommissarische Stadtverwaltungen geschaffen worden. Schiklow ist zu 4/5 hauptsächlich durch Brandstiftung vernichtet. Bewohner fürchten sich, ein Amt in der Stadtverwaltung zu übernehmen, da sie Rache der Komsomolführer befürchten. Trotzdem ist es gelungen, einen Stadtrat aus 8 zuverlässig erscheinenden Russen zu bilden. Erste Maßnahmen sind bereits getroffen: 1) Räumen der von Juden bewohnten Häuser und Unterbringung in ein Ghetto (Dabei Fälle von Aussatz und Lepra bei Juden festgestellt). 2) Abgabe von Mehl aus Wehrmachtsbeständen an die Bevölkerung. 3) Arbeitsaufnahme des Stadtkolchos veranlaßt. Die Arbeit des komm. Magistrats hat auf die Bevölkerung beruhigend gewirkt. In Schiklow wurde außerdem ehemalige Basis für 22 Kolchosbetriebe festgestellt. Die Funktionäre und Leiter sind geflohen. Infolge Plünderungen sind Bestände außer einem kleinen beschlagnahmten Mehllager nicht vorhanden. Die Kolchosen in der Umgebung sind teilweise wieder im Betrieb. Ein Sabotagefall (Abmähen grünen Getreides) durch Komsomolangehörige wurde von Bauern verhindert. Deutsche Befehlsstellen für landwirtschaftliche Betriebe werden dringend erwartet. Vereinzelt wurde festgestellt, daß Molotow in ländlichen Bezirken noch Ansehen genießt, während Stalin als Schuldiger am Kriegsausbruch verurteilt wird. Z. B. wurden Stalin-Bilder zerrissen, Molotow-Bilder unbeschädigt gelassen. e) Im Wilnaer Bezirk hält der Gegensatz Polen-Litauer an. Polen glauben sich in der Versorgung zurückgesetzt, Litauer glauben Anlaß zu Verhaftungen und Beschlagnahmungen bei Polen zu haben. Allgemeine Zustimmung jedoch zu deutschen Maßnahmen, vor allem zum Vorgehen gegen die Juden. Die früher erwähnte litauische Organisation hat sich, wie jetzt festgestellt werden konnte, nach Einrücken der deutschen Wehrmacht selbst aufgelöst. Die aktiven Kräfte sind zur Aktivistengruppe übergegangen. In der Universität ist verstärkte Tätigkeit der Schaulisten feststellbar. Dort besteht auch eine Spannung zwischen faschistischen und katholischen Gruppen. Faschistische Gruppen sind in der Minderzahl.
Von den Einsatzgruppen C und D liegen keine Meldungen vor.
III) Militärische Ereignisse:
Heeresgruppe Süd:
Feind: Heftiger Feindwiderstand vor der rechten Armee wurde erst um die Mittagsstunde des 26. schwächer. Vor der Panzergruppe versucht der Feind aus der Umklammerung westl. Monastyrischtsche zu entkommen. Vor der linken Arme stellenweise heftige Gegenangriffe. Erweiterung der Brückenköpfe, weiteres Aufschließen Richtung Balta und Obodowka. Rechte Armee: Erreichte Linie: Trostjanez–Gaissin–Sitkowzy–Daschew. Panzergruppe: Verfolgung des zurückgehenden Feindes nach Südosten, wobei eine Vorausabteilung bei Monastyrischtsche in die feindl. Rückzugsbewegung stieß. Im Osten der Panzergruppe stießen Teile einer Pz.Div. über Borjaka vor und schlossen den Feind westl. Medwin ein. Bei Olschanitza, Winzentowka und Ksawerowka wird gekämpft. Linke Armee: Teile im Angriff nach Norden südostw. Teterew.
Heeresgruppe Mitte:
Vor dem Südflügel der rechten Armee noch starker Feindwiderstand. Vor der Panzerarmee ist es dem Feind gelungen, eine neue Front aufzubauen. Der Feind führte mehrere Angriffe aus südöstl. Richtung und gegen die Brückenköpfe östl. Smolensk. Vor der linken Armee nur schwacher Feind. Rechte Armee: Erreichte Linie: Kapcevichy–Blusk–B. Simniza. Abwehrkampf bei Blagowitschi. Panzerarmee: Ablösung von Panzer-und mot. Verbänden durch nachrückende Inf.Div.
Heeresgruppe Nord:
Feind: Vor der rechten Armee sucht der Feind den Stoß in das Sumpfgebiet östl. Betzamitso und Staraja Russa aufzuhalten. Bei linker Armee versuchten die bei Dorpat eingeschlossenen Feindgruppen in nordwestl. Richtung durchzubrechen. Die Angriffe wurden abgewiesen. Rechte Armee: Die in der Richtung Staraja Russa vorgehenden Teile haben die Gegend Dolshino–westl. Iwja–St. Morina erreicht. Panzergruppe: Südl. Smerdy heftige Waldkämpfe. Südl. Kingisepp wurde der Feind auf das Ostufer der Luga geworfen.
Finnland:
Südostfront: Erreichte Linie: 6 km nördl. Sortavala–Tuloksa. Ostfront: Gegend südwestl. Uchta erreicht.
Verteiler:
RFSS und Chef der Deutschen Polizei
Chef der Sicherheitspolizei und des SD
Chef der Ordnungspolizei
OK W-Führungsstab–Oberstleutnant Tippelskirch
Alle Amtschefs
Gruppe II D
Gruppe II A
II A 1
Gruppe II B
II B 2
Gruppe III B
Gruppe III D
Gruppe VI C
IV A 2
IV A 4
IV B 4
Gruppe IV C
IV D, IV D 1, IV D 2, IV D 3, IV D 4
IV E, IV E 5
Einsatznachrichtenführer–RR Paeffgen
Pol.Rat Pommerening
IV-GSt.
IV A l d (7 Reserve)
Aus:BAB, R 58/215
1 „Der sich noch im Minsker Zivilgefangenenlager befindliche Rest von 2500 Juden wird laufend weiter aussortiert. Jüdische Intelligenz ist nicht mehr darunter. […] Soweit die noch im Lager vorhandenen Juden nicht unbedingt zu dringenden wirtschaftlichen Arbeiten benötigt werden, erfolgt weiter eine laufende Liquidierung“, EG B/Abt. III an HGr. Mitte für 9.–16.7.1941, NARB, 655–1–3. Damit machte Nebe klar, daß die EG eine weitergehende Zielsetzung verfolgte, da hier nicht mehr von der jüdischen Intelligenz die Rede war und die SS ihre Begründung für das Überleben von Juden nunmehr auf wirtschaftliche Belange verlagert hatte; vgl. Urteil LG München I v. 21.7.1961, BAL, B 162/14193.
2 Die am 17.7.1941 erlassenen Richtlinien für die in die Stalags abzustellenden Kdo. des CdS (BAB, R 58/240) ordneten an: „Aufgabe der Kommandos ist die politische Überprüfung aller Lagerinsassen u. die Aussonderung u. weitere Behandlung a) der in politischer, krimineller oder in sonstiger Hinsicht untragbaren Elemente unter diesen, b) jener Personen, die für den Wiederaufbau der besetzten Gebiete verwendet werden können.“ Unter den zu Exekutierenden waren neben „Parteifunktionären“, „Aufwieglern“ u. „fanatischen Kommunisten“ auch „alle Juden“ aufgeführt. Die Richtlinien gingen auch an die EG.
3 BAB, R 58/574; abgedr. in: Werner Röder: Sonderfahndungsliste UdSSR, Erlangen 1977.
Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD | Berlin, den 29. Juli 1941 |
IV A I – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. |
45 Ausfertigungen, 23. Ausfertigung
Ereignismeldung UdSSR Nr. 37
I) Politische Übersicht:
a) Im Reich: Aus dem Reich liegen keine besonderen Meldungen vor.
b) Besetzte Gebiete:
Holland: