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Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941


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[Stempel: Lagezimmer]

      41 Ausfertigungen, 29. Ausfertigung

      Ereignismeldung UdSSR Nr. 34

      I) Politische Übersicht:

      a) Im Reich: Es liegen keine Meldungen vor.

      b) Besetzte Gebiete:

      Frankreich:

      Der Beauftragte des Chefs der Sipo u. d. SD, Dienststelle Paris, meldet: In der Zeit v. 14.–22. Juli 1941 haben sich im Bereich der franz. Nordbahn, größtenteils in der Nähe von Paris, verschiedene Sabotagefälle bezw. Anschläge auf wichtige Eisenbahnverbindungen ereignet, deren Urheberschaft zweifellos auf kommunistische Aktionen zurückzuführen ist. Der erste Fall dieser Art ereignete sich am 14.7.41 in der Nähe des Bahnhofs Stains (Paris Nord), bei welchem auf einer Verbindungsstrecke am Ferngeleise Eisenbahnschienen durch Herausziehen der Befestigungsnägel und Lösen von Verbindungslaschen gelockert worden sind. Dieser Anschlag hatte keine weiteren Folgen, da er rechtzeitig entdeckt werden konnte. In der Nacht vom 16. zum 17.7.41 entgleiste zwischen den Bahnstationen Epinay und Epinay-Villetaueuse ein Güterzug mit 70 Waggon Stroh, der nach Frankfurt/M., bestimmt war. 2 Maschinen und 10 Waggons wurden zum Teil erheblich beschädigt und der Eisenbahnverkehr auf 1 1/2 Tage unterbrochen. Der Lokomotivführer und der Heizer der einen Maschine wurden verletzt. Weitere Schäden sind nicht entstanden. Ein weiterer Anschlag wurde auf der Fernstrecke der Nordbahn in der Gegend von Beauvais (Dep. Oise) verübt, wobei ebenfalls Schienennägel herausgezogen und Laschen losgeschraubt worden sind. Hierbei entstand nur geringfügiger Schaden. In der Nacht v. 21. zum 22.7.41 wurde vor dem Maschinendepot Landy in St. Denis (Paris Nord) eine dort in Bereitschaft stehende Lokomotive in Fahrt gesetzt, die auf die in der Nähe liegende Drehscheibe fuhr und entgleiste. Die Drehscheibe wurde beschädigt, jedoch konnte der Schaden nach 18-stündiger Arbeit behoben werden. Während dieser Zeit waren 12 andere Maschinen an der Ausfahrt verhindert und eine erhebliche Betriebsstörung entstanden. Wenn der Anschlag vollständig gelungen wäre, so wäre das ganze Depot mit über 100 Maschinen für längere Zeit stillgelegt worden. In allen diesen Fällen wurden umfassende Ermittlungen nach den Tätern aufgenommen. Bis jetzt haben die Ermittlungen noch zu keinem Ergebnis geführt. Daß es sich um kommunistische Anschläge handelt, geht u. a. daraus hervor, daß bei dem Anschlag im Maschinendepot Landy (St. Denis) Hunderte von kommunistischen Flugblättern mit der Aufforderung zur Sabotage und zu passiver Resistenz unter den Arbeitern und Angestellten des Depots verbreitet worden sind. Die Belegschaft dieses Depots ist zu 90 % kommunistisch verseucht. Dem Militärbefehlshaber in Frankreich wurde vorgeschlagen, als Sicherungsmaßnahme zunächst 100 bekannte Kommunisten des in Frage kommenden Eisenbahnpersonals vorläufig zu internieren und im Wiederholungsfalle solcher Anschläge die Wortführer derselben standrechtlich zu erschießen. Am 24.7.41 wurden bereits 20 als Hetzer bekannte Eisenbahner von der Belegschaft des Maschinendepots Landy, St. Denis, festgesetzt. Weitere Festnahmen werden im Laufe der nächsten Tage durchgeführt.

      II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

      Einsatzgruppe A: Standort Nowoselje. Es liegen keine Meldungen vor. EK 1b: Standort Pleskau. Nachdem in Rositten und der weiteren Umgebung bisher der Selbstschutz eine rege, von Riga zentral geleitete Tätigkeit entfaltet hat, ist jetzt das gleiche für die zunächst örtlich entstandenen lettischen Verwaltungsstellen festzustellen. Den Anstoß hat offenbar der zur Organisation des Selbstschutzes tätige lettische Oberstleutnant Ankewitsch gegeben. Von den führenden Männern der errichteten Kreisverwaltung in Rositten ist bereits der größere Teil in Riga gewesen und hat sich von dort Weisungen geholt. Der lettische Landrat Wepers hat dem Ortskommandanten von Rositten eine Anzahl von konkreten Fragen bezüglich des Aufbaues der Verwaltung und der dringlich zu lösenden Probleme mit der Bitte um Weisungen vorgelegt. Aus diesen Fragen geht ohne weiteres hervor, daß auf weite Sicht gearbeitet und versucht wird, Maßnahmen deutscher Stellen zuvorzukommen. Die einzelnen Fragen lauten: 1) Was soll mit den zu russischer Zeit angelegten Neusiedlerhöfen werden? 2) Wie sollen die ehemaligen deutschen Umsiedlergüter, deren Besitzer nicht zurückgekehrt sind und die schon anderweitig in Besitz genommen wurden, behandelt werden? 3) Auf verschiedenen Höfen arbeiten inoffiziell russische Kriegsgefangene. Wie soll sich die lettische Verwaltung dazu verhalten? 4) Wie soll über zu russischer Zeit von Höfen abgetrennte Ländereien verfügt werden? 5) Was soll mit den Ländereien geschehen, die Kommunisten gehört haben? 6) Wie soll die Frage bezüglich des Inventars, Viehes usw. gelöst werden, das von den Russen anderen Bauern zugeteilt wurde? 7) Welche Wirtschaftsfragen in den Gemeinden sind den Ortskommandanten zur Entscheidung vorzulegen? 8) Wer bestätigt die Gemeinde-und Stadträte? 9) Es herrscht Mangel an Arbeitskräften, da die Söhne der Bauern z. T. durch die Russen verschleppt und z. T. beim Selbstschutz Dienst machen; besteht die Möglichkeit, einzelnen Bauern einzelne Kriegsgefangene zu geben? 10) Es wird gebeten, russische Kriegsgefangene zum Torfstechen anzusetzen. 11) Die lettische Verwaltung ist ohne Geld; es wird gebeten, einen Steuervorschuß erheben zu dürfen. 12) Es wird gebeten, bei Ankauf von Vieh den Bauern das Zuchtvieh zu belassen. 13) Es wird gebeten, den Bedarf der Wehrmacht durch Vermittlung der lettischen Verwaltungsstellen zu decken. 14) In welcher Form soll über die staatlichen Wiesen verfügt werden? 15) In welcher Form ist die Frage des Fischereirechts in den staatlichen Seen, das bisher durch die Kollektive ausgenutzt wurde, zu regeln? 16) Wie ist mit den Ländereien zu verfahren, die Bauern weggenommen und Landschulen zugeteilt wurden? 17) Wie ist mit den für Landschulen enteigneten Bauernhöfen zu verfahren? 18) Es fehlen für den Abtransport der Lebensmittel zu den Bahnhöfen und zu den Städten die Transportmittel. 19) Wem ist das Schulwesen zu unterstellen?

      Der Ortskommandant hat dem lettischen Landrat erklärt, daß alle bisher und in nächster Zukunft von den Letten durchgeführten und durchzuführenden Maßnahmen nur provisorischen Charakter hätten, ohne daß aus ihnen für später irgendwelche Folgerungen gezogen werden könnten. Die Hauptaufgabe wäre, zunächst dafür zu sorgen, daß die notwendigsten Wirtschaftsfunktionen wieder in Gang gesetzt würden und daß im besonderen alles getan würde, daß die Ernte vollständig eingebracht wird und bei der kommenden Landbestellung kein Land unbestellt bleiben darf. In diesem Sinne hat er auch die gestellten Fragen beantwortet unter Betonung, daß dadurch in keiner Form evtl. kommenden Entscheidungen deutscher Stellen vorgegriffen werden dürfe. Die Absicht der Letten wird noch klarer dadurch, daß sie an den Ortskommandanten mit dem Antrag herangetreten sind, eine lettische Polizei einzurichten. Dies dürfte auch daraus ersichtlich sein, daß die mit der Führung der Geschäfte des Landrates und der Bürgermeistereien beauftragten Letten darauf bestanden haben, daß Stadt-und Gemeinderäte eingesetzt würden; sie wollen dadurch offenbar den entstehenden lettischen Apparat auf breiterer Basis in der lettischen Bevölkerung verankern, um so evtl. deutsche Maßnahmen gegen die beauftragten Amtsträger zu erschweren und einer Resonanz in der lettischen Bevölkerung sicher zu sein. Der Oberstleutnant Ankewitsch hat die Absicht geäussert, in einigen Tagen wieder nach Riga zu fahren, offenbar um Bericht zu erstatten. Gegenüber diesem zielbewußten Arbeitseinsatz der Letten sind die deutschen Stellen verhältnismäßig unsicher, weil für sie bisher keinerlei Weisung über die Gestaltung der Verwaltung vorliegt. Sie sind daher oft geneigt, lettischen Forderungen nachzugeben, zumal sie annehmen, daß diese Forderungen in Einvernehmen mit den deutschen Stellen in Riga gestellt werden.

      Die Wirtschaftslage in Rositten kommt langsam in normale Bahnen. Die Bauern kommen bereits in die Stadt, um die für die Ernte nötigen Einkäufe zu tätigen. Die Preise für die benötigten Gegenstände, wie Sensen usw. entsprechen den zur Sowjetzeit üblichen. Mit dem Verkauf ihres Viehes halten die Bauern zurück, da sie kein Zutrauen zum Rubel haben. Die Fleischversorgung der Stadt ist noch mangelhaft, die Bedürfnisse der Zivilbevölkerung können nicht voll befriedigt werden. Die Versorgung geht durch das früher staatliche Unternehmen Bekona-Exports. Die Milch-und Butterversorgung ist noch vollkommen ungenügend; in Rositten ist eine Molkerei vorhanden mit einer Verarbeitungsmöglichkeit von 4–5000 Liter täglich. Z. Zt. werden aber wegen Mangels an Kraftfahrzeugen zur Anlieferung täglich nur 4–500 Liter erfaßt. Brot ist in genügender Menge vorhanden. Der Verkauf von Lebensmitteln an Juden ist verboten, sie bekommen lediglich über einen besonderen Bäckerladen Brot. Die Preise für Lebensmittel haben bisher keine Steigerung erfahren.

      Die Sicherheit im Landkreis Rositten kann im großen als gegeben angesehen