erhalten geblieben. Die Werke befanden sich vor der Russenzeit vorwiegend in jüdischen Händen. Sie wurden von den Russen nationalisiert und im Industriekommissariat verwaltet und zwar vorwiegend wieder von Juden. Die Betriebe waren während der Russenzeit voll beschäftigt, die Fabrikeinrichtungen sind vernachlässigt worden. Die Erzeugnisse waren schlecht und teuer. Im einzelnen handelt es sich um: 8 Sägewerke mit eigenen Kraftstationen, 1 mit Elektroantrieb. Es lagern z. Zt. etwa 15000 Festmeter Schnittware und 23000 Festmeter Rohholze. Wegen zu großen Vorrats an Fertigwaren stehen die Werke still. 1 Fournierfabrik – 1500 cbm Fertigware und eben so viel Rohholz. Nur teilweise in Betrieb. 2 Möbelfabriken – in Betrieb. 1 Zündholzdrahtfabrik für landwirtschaftliche Maschinen – in Betrieb. 1 Maschinenfabrik – arbeitet für Wehrmacht. 1 Nagelfabrik (außerhalb Wilnas) – Stillstand wegen Mangels an Schwefelsäure. 4 Sohlenlederfabriken, 1 ausgebrannt, Häutevorräte für 2–3 Monate. Auch Juchtenlederverarbeitung. 1 Lederfabrik für Samischleder – teilweise in Betrieb. 2 Schuhwarenfabriken – teilweise in Betrieb. 2 Ölmühlen – 3 Schichten-Betrieb geplant. Erzeugung von 5000 kg Speiseöl täglich. Nur noch Vorratsgefäße bis Ende Juli vorrätig. 1 Mühle z. Zt. außer Betrieb, da Mangel an Maschinenöl. 2 Textilfabriken. 4 Papierfabriken – teilweise in Betrieb. 1 Tabakfabrik – in Betrieb, Rohstoffe mittlerer Güte für längere Zeit. 2 Bierbrauereien – voll in Betrieb. Alle Industriebetriebe werden z. Zt. durch Vertrauensleute des litauischen Bürgerkomitees geleitet. Der Handel wird für das Wilnaer Gebiet zentral geleitet und zwar vom Vertrauensmann des Präsidenten des Bürgerkomitees. Eine zur Russenzeit eingeführte Dreiteilung und Schaffung von Zentralstellen ist beibehalten worden. Es handelt sich dabei um den 1. Kooperativ Ruta mit ca. 140 Lebensmittel-und Delikateßgeschäften, 2. die Prampekyha mit dem Zusammenschluß aller sonstigen Branchen (Textil, Eisen, Leder usw.) und 3. die Maisprekyha als Zusammenfassung aller offenen, nicht in der Ruta organisierten Lebensmittelgeschäfte. Als Leiter dieser Organisationen fungieren schon vor der Russenzeit eingesetzte oder neu berufene Direktoren. Der Leiter der Prampekyba stammt allerdings aus der Russenzeit. Z.Zt. sind die Organisationen bemüht, die jüdischen Verwalter der offenen Geschäfte durch Litauer oder Polen zu ersetzen. Es fehlt aber angeblich an branchekundigen Kräften, so daß die Umbesetzung nur langsam vor sich geht und Litauer aus Kowno geholt werden sollen. Außer Lebensmittelgeschäften sind bereits auch andere geöffnet, so für Geschirr, Eisenwaren, Elektrobetrieb, Textilwaren und Kosmetik. Die Öffnung der restlichen Geschäfte erfolgt nach und nach, und zwar rechnet man mit der Öffnung vom 3–5 Geschäften pro Tag. Die im Wirtschaftsraum von Wilna vorhandenen Waren werden auf einen Wert von 28 Mill. Rubel geschätzt und müßten genügen, bei normalem Handelsgang den Bedarf der Stadt für 3–4 Monate zu decken. Hinsichtlich des Vertrauens der Bevölkerung zur derzeitigen Währung wird noch eine unsichere Haltung eingenommen, insbesondere von der Landbevölkerung. Nach einer Verfügung der Sicherungsdivision ist es der Staatsbank in Wilna verboten, Reichsbanknoten anzunehmen oder umzuwechseln, russische Rubel gegen Reichskreditscheine umzuwechseln. Russische Rubel gelten neben den Reichskreditscheinen. Die Relation 1:10 von Rubel und Mark erscheint für das litauische Gebiet zu gering.1 Da aber die Preise weiter im Osten steigen, wird dieses Verhältnis beibehalten. Dem Arbeitsmarkt soll die Meldung von 30000 Arbeitslosen durch das Bürgerkomitee eine Entlastung bringen, Die Arbeitslosen werden zu Notstandsarbeiten und zunächst zur Ausbesserung der Straße Wilna–Kowno herangezogen. Die Durchführung wird von der Feldkommandantur überwacht.
Von den Einsatzgruppen C und D liegen keine Meldungen vor.
III) Militärische Ereignisse:
Heeresgruppe Süd:
Feind: Vor den nördl. des Dnjestr verfolgenden Truppen weicht der Feind zurück. Auch vor der Front der über Winniza und südl. vorgegangenen Armee ist der zähe Widerstand feindl. Nachhuten auf der ganzen Front gebrochen. Bei Andruschewka setzte sich der Gegner erneut fest. Starke Feindangriffe gegen die rechte Flanke der Panzergruppe. Hier brach er bei Oratov und nördl. nach Osten ein. Der rechte Flügel der rum. Armee gewann Brückenköpfe über den Pruth bei Chilia, Ismail und Reni. Erreichte Linie: Westufer des Dnjestr bis Wadu–Rastu–Kodyma–Wapnjarka. Panzergruppe: Teile der Gruppe sind im Angriff gegen Feind bei Andruschewka. Gegen die Durchbruchsversuche in der Westflanke beiderseits Oratov ist zum Gegenangriff angetreten. Angriff auf Uman ist im Gange. Bojorka erreicht. Teile der Gruppe im Raum um Belaja-Zerkow. Bei Fastow, das in eigener Hand ist, noch Kampf. Teile der linken Armee sind im Vorgehen auf Brusilow, im Kampf an der Irsa (Brückenkopf b. Malin).
Heeresgruppe Mitte:
Feind: Starke Feindkräfte in Mogilew eingeschlossen. Die in Smolensk eingeschlossenen Feindkräfte wehren sich nach wie vor zäh. Beiderseits Dubrowka leistet Feind hartnäckigen Widerstand. Rechte Armee setzt Vormarsch mit Teilen nach Osten und den Übergang über den Pripjet fort. Panzerarmee: Ausserordentlich schwierige Verhältnisse durch starke Regengüsse. Rechte Panzergruppe: Brückenkopf Jelnja. Linke Panzergruppe: Die Sperrfront bei Jarzewo wurde etwa 2 km nach Süden erweitert. Linke Armee: In den Räumen nördl. Cusino–südost. Nadwa–bei Wydra–beiderseits Dubrowka–ostw. Janowitschi–Dobromysl–Falkowitzi.
Heeresgruppe Nord:
Feind: Vor der rechten Armee kämpfen vor rechtem Flügel eingeschlossene Feindgruppen zäh und verbissen bis zur Vernichtung. Bei Bezamitso heftige Gegenangriffe. Rechte Armee erreichte Majewo–St. Naswa–Skokowo–Machjamara–südl. Asevo–B. Hrap–Gorsadzy. Panzergruppe: Soltzy genommen. Linke Armee: Boltsamaa gegen starken Feindwiderstand genommen. Gegend ost. Aidu erreicht.
Finnland:
Vor Hangö keine VerÄnderungen. Geringer Geländegewinn westl. Jänisjärvi. Karelien: Rechte Angriffsgruppe stieß über Salmi hinaus bis in Gegend 10 km nordostw. Widliza vor. Erreichte Ziele: 6 km südl. Kangasjärvi–10 km südwestl. Russielkä–Ladoga-Ufer– Straße 10 km nordwestl. Wedlosero–Kijuschina–Gora–Tschelkiosero. Nach Gefangenenaussagen hat Feind anscheinend Versorgungsschwierigkeiten. An verschiedenen Stellen sehr schlecht ausgebildete Truppen festgestellt.
Verteiler:
RFSS und Chef der Deutschen Polizei
Chef der Sicherheitspolizei und des SD
Chef der Ordnungspolizei
OK W-Führungsstab–Oberstleutnant Tippelskirch
Alle Amtschefs
Gruppe II D
Gruppe II A
II A 1
Gruppe II B
II B 2
Gruppe III B
Gruppe III D
Gruppe IV C
Gruppe VI C
IV A 2
IV A 4
IV B 4
IV D, IV D 1, IV D 2, IV D 3, IV D 4
IV E, IV E 5
Einsatznachrichtenführer–RR Paeffgen
Pol.Rat Pommerening
IV-GSt.
IV A 1 d (5 Reserve)
Aus:BAB, R 58/215
1 Währungspolitisch waren Militär-wie Zivilverwaltung nicht in der Lage, auf mittelfristige Sicht den Rubel als Zahlungsmittel aus dem Verkehr zu ziehen. Statt dessen versuchte man mit festgelegten Höchstpreisen den lokalen u. regionalen Wirtschaftskreislauf am Leben zu halten u. den Schwarzmarkt durch Geldmarktstabilität zu unterbinden. Außerdem konnte ‚zusätzlich‘ durch Reichskreditkassenscheine der freie Tausch in Rubel durch die ins Besatzungsgebiet einströmenden deutschen Landser zumindest ansatzweise gesteuert werden. Zudem unterlief bei der Redaktion ein Fehler: Eine Reichskreditkassenschein-Mark entsprach 10 Rubeln; RMF v. 10.10.1941: Stellungnahme zur Regelung der Währungsfrage in den neu besetzten Gebieten, BA-MA, RW 29/71.
Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD | Berlin, 26. Juli 1941 |
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