Roland Werner

366 mal Hoffnung


Скачать книгу

gut, aufbauend, auf das Nötige konzentriert sein und vor allem anderen Segen bringen. Solches Reden ist wirklich mehr wert als Silber und Gold.

       Von Herzen angenommen?!

       Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob!

      RÖMER 15, 7

      Wer kennt sie nicht, Menschen, in deren Nähe man sich grundsätzlich wohlfühlt? Menschen, die uns das Gefühl geben, einfach angenommen und geliebt zu sein? Meine Tante Charlotte war so ein Mensch. Impulsiv, herzlich, engagiert, manchmal laut, aber auf jeden Fall fröhlich und zugewandt. Sie war jemand, die mit ihrem ganzen Leben ausdrückte, wovon unser Vers spricht.

      Wie kommt es eigentlich, dass der eine Mensch Herzlichkeit und Annahme ausstrahlt und ein anderer eher Kritik und Kontrolle? Dieser Satz von Paulus enthält eine Antwort auf diese Frage. Er zeigt auch, wie wir von der einen zur anderen Einstellung wechseln können: Die Erfahrung, selbst angenommen zu sein, befähigt uns dazu, andere annehmen zu können.

      Das war bei meiner Tante der Fall. Schon ihr Vater war ein zutiefst annehmender Mensch. Dabei war sein Leben nicht einfach. Als Zweitgeborener ging die väterliche Mühle nicht an ihn. Seine Frau, Erbin eines Bauernhofs, starb in jungen Jahren an Tuberkulose. Er blieb mit zwei kleinen Kindern zurück. Den Hof konnte er nicht allein bewirtschaften und verkaufte ihn auf Anraten von Verwandten, um in der Stadt ein neues Leben aufzubauen. Die Inflation der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts fraß alles Geld auf. Als ungelernter Arbeiter fand er eine Anstellung in Duisburg bei Thyssen. Dort lernte er seine zweite Frau kennen, meine Großmutter. Seine Kinder aus der ersten Ehe starben beide, als sie Mitte zwanzig waren. Auch das trug und ertrug mein Großvater und blieb ein positiver Mensch. Die Kraft dafür fand er im Glauben an Jesus Christus.

      „Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zum Lob Gottes!“ Die Gewissheit, von Gott angenommen zu sein, war für meine Tante, meinen Onkel, meine Großeltern und Eltern die tragende Grundlage ihres Lebens. Auf dieser Grundlage kann auch ich immer wieder einüben, mich selbst und andere anzunehmen.

       Der Weg des Friedens

       Gott richte unsere Füße auf den Weg des Friedens!

      LUKAS 1, 79

      Die Sehnsucht nach Frieden verbindet Menschen über alle Grenzen hinweg. Das wünschen wir uns: Frieden mit den Nachbarn, Frieden innerhalb der Familie, Frieden zwischen den Völkern, Frieden im eigenen Herzen.

      Im Namen des Friedens werden Lieder gedichtet und Konferenzen abgehalten. Für den Frieden schließen sich Aktionsgruppen zusammen und werden Resolutionen verfasst. Im Namen des Friedens werden Kriege geführt, um, wie man sagt, dauerhaften Frieden zu ermöglichen.

      Die Suche nach Frieden bewegt die Menschheit seit jeher. Und doch ist dauerhafter Friede gefährdet. Immer wieder brechen Konflikte auf, die zu Kämpfen führen und sich manchmal zu weltumspannenden Krisen ausweiten. Das 20. Jahrhundert, am Anfang als Goldenes Zeitalter besungen, entpuppte sich als eines der grausamsten in der Menschheitsgeschichte. Und auch in unserem 21. Jahrhundert ist es nicht weit her mit dem Frieden.

      Woher rührt die Neigung von uns Menschen, den Streit zu suchen, wo Versöhnung doch der bessere Weg wäre? Woher stammt unser Bemühen, recht haben und recht behalten zu wollen? Und wie wird Frieden möglich, trotz allem?

      Auch in der Bibel ist der Frieden ein wichtiges Thema. Schonungslos berichtet sie von Kriegen und Vernichtung. Sie erzählt, wie Menschen einander von Anfang an bekämpften und umbrachten. Die Bibel zeigt aber auch Wege zur Gerechtigkeit und zum Frieden. Sie zeigt uns, wie Friede möglich wird, weil Gott selbst Frieden und Versöhnung schenkt.

      Die Bibel ermutigt uns zu einem Leben im Frieden. Wir sollen nach dem Frieden trachten und darum beten. Denn Gott allein kann bleibenden Frieden schaffen. Wer sich nach Frieden sehnt, kommt nicht an Jesus, dem Friedefürsten, vorbei: „Er ist unser Friede.“ (Epheser 2, 14) Er hat ganz auf Gewalt verzichtet und sein Leben am Kreuz gegeben. Er ist es, der unsere Füße auf den Weg des Friedens richtet.

       Das Geschenk der Gerechtigkeit

       Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben.

      SPRÜCHE 14, 34

      Gott liebt das Recht. Er selbst ist gerecht und erwartet von seinem Volk Gerechtigkeit. „Gerechtigkeit erhöht ein Volk … “ Das biblische Denken ist ganzheitlich. So ist auch Gerechtigkeit in der Bibel nie losgelöst zu verstehen. Gerechtigkeit und Frieden hängen eng zusammen und damit verbunden Gottesfurcht und Recht.

      Gerechtigkeit ist mehr als Chancengleichheit oder bloße Umverteilung von Gütern. Sie hat ihre Wurzel in der Gottesbeziehung und wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus. Gott will Gerechtigkeit, gerade im Leben der Menschen, die sich auf ihn berufen. Er ist ein Gott, der das Recht der Armen schützt und sie vor der Willkür der Reichen bewahrt. Wer mit Gott leben will, muss deshalb auch gerecht leben. So bedeutet das Wort „gerecht“ im Hebräischen auch „fromm“ und „gottesfürchtig“.

      Im Neuen Testament wird das Thema Gerechtigkeit noch grundlegender angesprochen. Kann ein Mensch aus eigener Kraft überhaupt gerecht leben? Die Wirklichkeit unseres Lebens zeigt: Kein Mensch ist ganz gut oder gerecht. Nicht nur unsere Worte und Handlungen, sondern auch unsere innersten Motive sind von Selbstsucht und Egoismus gekennzeichnet. Paulus macht deutlich: Wir sind angewiesen auf Gottes Vergebung. Wir können nicht auf unsere eigene Gerechtigkeit vertrauen, sondern darauf, dass er uns seine Gerechtigkeit zueignet durch Jesus, der allein ohne Sünde war (Römer 3, 20 - 24).

      Dass Gott uns durch Jesus aus Gnade gerecht spricht, soll aber nicht dazu führen, dass wir unser Leben einfach so führen, wie es uns gerade einfällt. Vielmehr führt uns das Geschenk der Gnade, die Gabe der Gerechtigkeit, die Gott uns zurechnet, dazu, unsererseits danach zu streben, gerecht zu leben. So sollen wir Gottes guten Willen in unserem Leben widerspiegeln, so dass er geehrt wird. (Matthäus 5, 11 - 16)

       Gottes gute Forderungen

       Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

      MICHA 6, 8

      Darf Gott das? Das könnte die erste Frage sein, die wir uns beim Hören dieses Bibelwortes stellen. Darf Gott, der Herr, etwas fordern? Sicher werden manche das verneinen. Wer ist Gott, dass er mir etwas zu sagen hätte? Gibt es ihn überhaupt?

      Der Prophet Micha redet zunächst einmal zu den Menschen, die Gott als ihren Herrn anerkennen. Sie, die Angehörigen des Volkes Israel, stehen in einer besonderen Beziehung zu ihm. Diese Zugehörigkeit bringt zugleich besondere Verpflichtungen mit sich. Gottes Volk zu sein bedeutet, sich auch nach Gottes Willen zu verhalten.

      Daran erinnert Micha die Israeliten seiner Zeit: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr dein Gott von dir fordert … “ Darf Gott etwas von seinem Volk fordern? Ja, das darf er. Und zwar aus zwei Gründen. Erstens, weil er Israels HERR ist, der Befreier und Erlöser, der sich mit ihnen für immer verbindet als ihr Gott. Und zweitens, weil das, was er fordert, nichts Willkürliches ist, sondern wahrhaft gut und lebensfördernd. So hat sich Gott gezeigt: Als Gerechter und als Helfer, barmherzig, treu, verlässlich, gütig, gnädig. Er, der wahre Gott, ist ganz anders als die Götter der Völker. Er verlangt keine Selbstverstümmelung und keine Kindesopfer. Was er fordert, ist etwas völlig anderes: Eine neue Herzenshaltung. Sein Volk soll „Gottes Wort halten“, „Liebe üben“, „demütig sein vor seinem Gott“. Gerechtigkeit, Güte, Demut. Diese Grundwerte spiegeln Gottes Wesen und Willen wider.

      Um zu erkennen, was gut und