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Panitzsch


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findet seine Parallele in Zweinaundorf, wo das Oberdorf 1335 als „Gotschalges Nuendorf“ erscheint.30 Harald Schieckel nahm an, dass der Leipziger Stadtvogt Gottschalk von Schkeuditz der Ortsgründer war.31 Neuerlich würde man damit im östlichen Leipziger Land Besitz der Familie von Schkeuditz antreffen. Das edelfreie Geschlecht lässt sich vor seinem Aussterben nach 1224 also in enger Bindung an die Wettiner sowie die römisch-deutschen Könige feststellen.

      Susanne Baudisch hat sich für Nordwestsachsen intensiv mit dem lokalen Adel und dessen Siedlungsbemühungen auseinandergesetzt.32 Dabei konnte sie feststellen, dass es im 12. Jahrhundert zunächst edelfreie Geschlechter waren, die in kleinem Maßstab die Besiedlung vorantrieben. Häufig ließ sich dabei ein Klientelverhältnis zu den Markgrafen von Meißen, den Magdeburger Erzbischöfen oder den Bischöfen von Merseburg oder Naumburg erkennen. Dabei stellte Susanne Baudisch fest, dass die Parthenaue bis um 1200 ohne Nennung kleiner Herrschaftsträger blieb – was auch mit den dort vorherrschenden Straßenangerdörfern ohne Herrensitz zu tun hat.33

      Nach dem bisher Festgestellten, darf angenommen werden, dass die Herren von Schkeuditz diese Lücke ausfüllten, ohne freilich durch die entsprechenden Herkunftsnamen Spuren in der Überlieferung zu hinterlassen. Dass die Familie über Erfahrungen beim Landesausbau verfügte, belegt eine Urkunde des Halberstädter Bischofs Otto von Schkeuditz, der 1123 über den Rodezehnten der slawischen und deutschen Bevölkerung in Unterwiederstedt (bei Hettstedt) verfügt hatte.34 Zu überprüfen ist noch, ob die im 13. Jahrhundert zur Burg Schkeuditz zählenden Dörfer wenigstens zum Teil auf Siedlungsbemühungen der Herren von Schkeuditz zurückgingen35 und welche Verbindung zu den gleichfalls als Siedlungsinitiatoren auftretenden Herren von Wahren bestand.

      Für das Engagement der Herren von Schkeuditz östlich von Leipzig seien die Argumente nochmals zusammengefasst: der Besitz Sommerfelds durch einen Herren von Schkeuditz vor 1220, die Verschwägerung mit den Herren von Friedeburg und der damit verbundene Besitzübergang an diese, der für den Stammsitz Schkeuditz sicher gleichermaßen gilt wie für die Dörfer im Osten von Leipzig, deren Umfang sich weitgehend mit dem Kirchspiel Panitzsch deckt, schließlich die Stiftungen Gertruds von Schkeuditz (Marienkapelle auf dem ehemaligen Hof der Herren von Schkeuditz in Leipzig, Abtnaundorf) und der Ortsname Gottschalksnaundorf (Zweinaundorf-Oberdorf).

      Dass die Herren von Schkeuditz im Osten Leipzigs oder im Umfeld ihres Stammsitzes im Auftrag oder in Anlehnung an die Merseburger Bischöfe gesiedelt hätten, ist nicht anzunehmen, da sie sich kaum in deren Urkunden nachweisen lassen.36 Die ältere Forschungsmeinung, es handele sich bei den Panitzscher Besitzungen um eine Siedlungskomplex der Herren von Friedeburg in Anlehnung an die Merseburger Bischöfe ist zurückzuweisen, da sich die Familie erst seit der Mitte des 13. Jahrhunderts in der Umgebung der Merseburger Bischöfe nachweisen lässt – zu einer Zeit, da das östliche Leipziger Land bereits besiedelt war.37

      Vielmehr ist zu fragen, in welche Interessenssphäre die Herren von Schkeuditz eingebunden waren, die ihr Auftreten im östlichen Leipziger Land zusätzlich abstützen. Die Herren von Schkeuditz bezeugten zumeist Urkunden der wettinischen Markgrafen von Meißen und dürften zu deren engsten Vertrauten gehört haben. Es ist insbesondere auf den Leipziger Stadtbrief (1156/70) zu verweisen, in dem Gottschalk von Schkeuditz erstmals als Stadtvogt erscheint. Diesem folgte 1191 und 1195 Heinrich von Schkeuditz, der 1224 letztmals genannt wird. 38 Sein Titel „advocatus“ kann nur auf das Leipziger Vogtamt bezogen werden, das offenbar in der Familie von Schkeuditz vererbt wurde. Die Übertragung des Vogtamtes durch die wettinischen Leipziger Stadtherren an die Herren von Schkeuditz zeugt von einer besonderen Vertrauensstellung, war doch die Stadt im ausgehenden 12. und beginnenden 13. Jahrhundert heftig umstritten. Dabei ist nicht nur an die Merseburger Bischöfe zu denken, sondern auch an die Magdeburger Erzbischöfe, die das benachbarte Taucha in jener Zeit intensiv förderten39 und weiter östlich, ausgehend von den Kirchengründungen in Machern und Brandis, mit Hilfe der Herren von Brandis und unterstützt durch die Merseburger Bischöfe, Siedlungsbemühungen unternahmen.40 In Dewitz lässt sich 1212 einmalig ein Ministeriale nachweisen, der nach Susanne Baudisch das Gegengewicht zu den magdeburgischen Besitzungen um Taucha bildete.41 Zwischen den genannten Orten erstreckt sich der Siedlungskomplex von Panitzsch. Folgt man weiterhin der Annahme, dass dieser durch die Herren von Schkeuditz aufgesiedelt wurde, erhält dies eine logische Stütze durch deren Rolle als wettinische Gefolgsleute, die so ein Gegengewicht zum magdeburgischen Taucha bildeten. Dieses befand sich seit 1004 mit dem umliegenden Burgbezirk (Burgward) im Besitz des Erzstifts Magdeburg.42 Zu vermuten ist, dass der große Sprengel der Taucher Moritzkirche mit dem Filial Portitz sowie Cradefeld, Dewitz, Sehlis, Merkwitz, Graßdorf, Plaußig, Seegeritz und Plösitz den Umfang des Burgwards Taucha umreißt.43 Ob Panitzsch ursprünglich ebenfalls zum Sprengel oder Burgward gehörte, muss dahingestellt bleiben.44

      Eine später erkennbare Bindung Panitzschs sowie der südlich liegenden Dörfer Althen und Sommerfeld stellt die Pflicht zur Unterhaltung des Steinwegs in Taucha dar.45 Angesichts des unterschiedlichen Alters der Dörfer wird man daraus jedoch kaum auf die Zugehörigkeit zum Burgward Taucha schließen können. Vielmehr stellte dies eine wirtschaftliche Beziehung dar, konnten doch so die Bauern der betreffenden Dörfer ihre Produkte geleitsfrei auf den städtischen Markt bringen. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhundert förderte der Magdeburger Erzbischof Wichmann, parallel zur Stadterhebung Leipzigs, sein Städtchen Taucha.46 1174 werden indirekt Tauchaer Kaufleute erwähnt,47 der Bau einer Stadtmauer erfolgte 1220. Die wettinischen Markgrafen von Meißen erwehrten sich in dieser Zeit den Ansprüchen verschiedener Landesherren an Elster, Pleiße und Mulde durch die Ansetzung eigener Getreuer edelfreier und ministerialischer Geschlechter. Südlich von Taucha dürften die Herren von Schkeuditz, wie bereits ausgeführt wurde, diese Rolle übernommen haben. Es bleibt einem genaueren Blick auf den Gang der Besiedlung in Panitzsch und Umgebung vorbehalten, festzustellen, wie diese Siedlungsbemühungen zeitlich gelagert waren.

      Heinz Quirin hat zur Siedlungsgenese Panitzschs grundsätzliche Überlegungen angestellt, die nun wieder aufgegriffen werden können. Seine Vermutung, dass die abseits vom Ort stehende Panitzscher Kirche eher als die Siedlung entstand, ist zu überprüfen. Allerdings darf die Lage der Kirche48 nicht überbewertet werden – auch die Kirchen Thekla (Cleuden) und Engelsdorf sind abseits vom Ort errichtet worden, um einen erhöhten Punkt ausnutzen zu können.

      Gewichtig sind Quirins Äußerungen zur Panitzscher Dorf- und Flurform, die eine gestufte Entwicklung erkennen lassen. Im Osten des Dorfes sowie im regellosen Teil zwischen den beiden Häuserzeilen vermutet Quirin einen slawischen Weiler.49 Die ethnische Zuweisung von Siedlungen wird heute sehr kritisch gesehen. Vielmehr verdeutlichen die Schriftquellen und archäologische Funde ein friedliches Nebeneinander von slawischen und deutschen Siedlern, ja zumeist gemeinsame Siedlungsvorgänge. Allein die Übernahme eines slawischen Ortsnamens, wie im Falle Panitzschs, belegt, dass sich die Kulturen gegenseitig beeinflussten. Die von Heinz Quirin als älter erachteten Grundstücke waren stärker belastet (Abgaben, Frondienste) als die Höfe im übrigen Ort. Eine ursprüngliche Feldflur weist Quirin diesem Ortsteil nicht zu. Jünger sind die geschlossene nördliche Zeile und die südliche Zeile mit Gehöften. Mit diesen beiden Zeilen entstand offenbar die weitausgreifende Gewannflur, die die Praktizierung der Dreifelderwirtschaft sowie den schollenwendenden Pflug voraussetzt. Die kleinen blockartigen Gewanne nahe am Dorf könnten auf eine ältere Flureinteilung hindeuten, die später umgestaltet wurde. Dorf- und Ortsform deuten damit auf eine stufenweise Entstehung hin. Zu bedenken ist, dass der Panitzscher Dorfgrundriss auch der landschaftlichen Lage – Partheniederung im Süden, Höhenzug des Kirchbergs im Norden – geschuldet ist. Klassische Dorfformen wie südlich von Panitzsch lassen sich daher nicht feststellen, doch ist an die Erweiterung einer weilerartigen Ansiedlung durch eine dem Gelände angepasste straßenangerdorfartige Anlage zu denken. Die Grundstücke der nördlichen und südlichen Zeile waren wesentlich niedriger belastet als die im Osten gelegenen. Dies entspricht dem Charakter der Ostsiedlung des 12. Jahrhunderts, als die Siedler zu günstigen Bedingungen angesetzt wurden. Zugleich konstituierte sich die bäuerliche Gemeinde,