Ersterwähnung ausschlaggebend. Für Panitzsch ist das ein Schriftstück, das auf den 14. Februar 1267 und für Borsdorf auf den 27. Juli desselben Jahres datiert ist. Dabei handelt es sich um eine Teilungsurkunde, die der Bischof Friedrich I. von Merseburg für zwei Brüder, Hoyer den Jüngeren von Friedeburg und den Älteren ausstellte. Dabei wurde „villa bansc cum omnibus attinentiis = Dorf bansc mit sämtlichem Zubehör“, ergänze des ganzen Gebietes, Hoyer dem Jüngeren zugesprochen. Villa bansc geht vermutlich auf slaw. „bana = Tal oder Grube“, zurück, was auf die Parthenaue gedeutet werden kann. Was über das Flüsschen in seiner Gesamtlänge von nur 60 km und seine Anrainer gesagt werden kann, ist ganz erstaunlich. Bereits zwei Jahre später, am 29. April des Jahres 1269 wird der Ort gleich wieder erwähnt, da Hoyer der Jüngere von Friedeburg die villa bansc eben jenem Bischof Friedrich I. von Merseburg verkaufte, der zwei Jahre zuvor jene Ersterwähnungs- und Teilungsurkunde ausgestellt hatte.
Die Gebietsgrenze zur nördlich gelegenen Mark Landsberg bildete die Parthe. Es kam zu Streitigkeiten zwischen dem Bischof Friedrich von Merseburg und dem Markgrafen Dietrich von Landsberg, die auf dem Rücken der Bauern ausgetragen und erst nach mehreren Jahren beigelegt wurden.
Bereits einhundert Jahre vorher geht aus dem „Stadtbrief“ von Leipzig von Markgraf Otto dem Reichen hervor, der zwischen 1156 und 1170 datiert wird, dass man die Leipziger Messe „um 1165“ als Gründungsjahr angeben kann. Im Jahre 1268, ein Jahr nach der Ersterwähnung von Panitzsch stellte Markgraf Dietrich von Landsberg das Geleitschutzprivileg aus, was für die Entwicklung des Fernhandels von großer Bedeutung war: „Allen Kaufleuten, die in Leipzig Handel treiben wollen oder Warenlager besitzen, wird absoluter Schutz gewährt, auch wenn der Markgraf mit den Herren der Kaufleute in Fehde liegt!“ Der Schutz der Kaufleute stand also über kriegerischen Auseinandersetzungen. Schon damals galt: Business as usal!
Die urkundliche Ersterwähnung vom 14. Februar 1267 ist aber nicht die Geburtstunde von Panitzsch, sondern der Ort existierte viel länger. Allein als christliche Ansiedlung ist er mindestens 200 Jahre älter. Denn zwischen den Jahren 1050 und 1080 hat es aufgrund bodenarchäologischer Funde bereits eine erste christliche Missionsstation gegeben. Als Pioniere errichteten mittelalterliche Landnehmer, Lokatoren, zusammen mit Plebanen, Bauerpriestern, im hinteren Drittel des jetzigen Kirchenschiffes auf einer ca. 35m2 großen Grundfläche eine solche Missionsstation. An dieser Stelle des Hügels, des heutigen Kirchberges gab es bis 600 n. Chr. bereits ein germanisches und danach bis zum Jahre 900 ein slawisches Heiligtum. Die Slawen wurden durch die christlichen Siedler entweder nach Osten in das Gebiet der heutigen Oberlausitz abgedrängt oder wurden vom christlichen Glauben mehr oder weniger überzeugt und ließen sich taufen und wohnten schiedlich und friedlich zusammen.
Aus der Missionsstation wurde bald eine erste Stab- oder Pfahlkirche und danach ein hölzerner Fundamentschwellenbau errichtet. Die zeitlichen Abstände der neu errichteten Holzkirchen betrugen ca. 50 Jahre. Solange schätzt man deren Lebensdauer. Vielleicht wuchs auch die Zahl der Bevölkerung. Zwischen 1150 und 1200 wurde die erste Steinkirche auf Steinfundamenten mit Mauerwerk aus Feldsteinen, aus sogenanntem Muldenkiesel erbaut. Den romanischen Bau hat man erst nach 500 Jahren, 1705 in der Länge erweitert und in der Höhe aufgestockt. Anstelle kleiner romanischer Rundfenster wurden große lichtdurchlässige Barockfenster eingebaut, was dem gegenwärtigen Zustand entspricht und uns gut tut, in dem wir heute Gottesdienste feiern, Konzerte hören und Veranstaltungen wie Vernissagen und Ausstellungen erleben und Vorträge hören.
Der Handel im Kreuzungsbereich zweier mittelalterlicher Verkehrsadern, der via imperii in Nord- Südrichtung und der via regia in West-Ostrichtung war für die Entwicklung von Panitzsch von großer Bedeutung, sonst wäre es eine Wüstung geworden. Der Blaue Engel als eine alte Herberge mit seinem großen Hof war zugleich eine Ausspanne für Pferde. Aber nicht nur Kauf- und Fuhrleute, sondern auch Fernreisende kehrten ein und übernachteten hier. Der Blaue Engel lag in der Dorfmitte am Steinweg und war Teil der südlichen via regia, auch Hohe Straße genannt, der Handels- und Postverbindung von Breslau-Görlitz-Bautzen-Dresden-Großenhain nach Leipzig und über Merseburg-Erfurt-Eisenach-Frankfurt nach Paris und weiter bis Madrid oder Santiago de Compostella, auch als Jakobspilgerweg bekannt. In entgegengesetzter Richtung verlief die nördliche Strecke über Warschau, Moskau bis Nowgorod.
Erst als im Jahre 1837 mit dem Bau der Staatsstraße zwischen Leipzig und Dresden begonnen wurde, die durch das südlicher gelegene Borsdorf verlief, verlor Panitzsch seine bisherige Bedeutung. Kurze Zeit gehörte Panitzsch zum Gerichtsamt Taucha, ab 1875 wieder zur Amtshauptmannschaft Leipzig. Seit dem Bau neuer Wohngebiete nach 1990 hat sich die Zahl der Bewohner von Panitzsch nahezu verdreifacht und er ist gleichberechtigter Ortsteil von Borsdorf.
Über einen Zeitraum von 750, ja von 1000 und mehr Jahren hat es hier eine bewegte Geschichte gegeben. Wir haben nicht nur den Eindruck, dass die Zeit immer schneller und rasanter verläuft und wir vor ihr hergetrieben werden, sondern die Ereignisse überschlagen sich. Die Kirchgemeinden Gerichshain-Althen, Borsdorf-Zweenfurth und Panitzsch bilden seit 2015 gleichberechtigte Schwesterkirchgemeinden mit Dienstsitz des Pfarrers in Borsdorf. Aber spätestens ab 2019 wird es eine weitere Strukturanpassung geben. Wenn die Zahlen nicht weiter sinken werden, dann werden für 4000 Gemeindeglieder nur noch zwei Pfarrstellen zur Verfügung stehen. Das entspricht flächenmäßig einem Gebiet von Püchau, Machern, Brandis, Beucha, Gerichshain-Althen, Zweenfurth-Borsdorf und Panitzsch. Das hat die Synode der evangelisch-lutherischen Landeskirche bereits vor dem großen Lutherjubiläum beschlossen. Was da an Veränderung auf uns zukommt, möchte man sich gar nicht vorstellen, geschweige denn erleben. Aber das Leben und der Glaube werden weiter bestehen. Hören wir den Predigttext für heute:
Jesus sprach: Mit dem Reich Gottes verhält es sich wie mit einem Menschen, der Samen aufs Land wirft und schläft und aufsteht, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst, – aber er weiß nicht wie. Denn die Erde bringt wie von selbst Frucht hervor, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. Wenn sie aber Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da!
Im Bildteil der Gleichniserzählung wird das Reich Gottes mit einem Menschen verglichen, der Samen auf das Land streut. Das ist seine Aufgabe, die er zu tun hat! Danach kann er zwar den Boden auflockern, befeuchten, hacken und düngen, aber alles andere hat er nicht mehr in der Hand, sondern das muss er der Natur oder Gott überlassen, je nachdem, ob man die Natur und ihre Gesetze gelten lässt oder ob man an Gott den Schöpfer aller Dinge glaubt und ihm vertraut.
Mit dem Verfasser dieses Gleichnisses versteht man dann, dass Gott uns als seine Werkzeuge einspannt, um an seinem Werk mitzubauen und entsprechend unseren Gaben und Aufgaben nachzukommen. Nach diesem Gleichnis kann sich der Mensch, wenn er seinen Teil dazu beigetragen hat, sogar schlafen legen, denn alles weitere geschieht wie von selbst. Der Mensch braucht sich nicht einmal als Werkzeug Gottes zu betrachten. Vielmehr muss er sich bewegen, um zu leben und zu überleben, wenn er sich nicht zurückbilden und verkümmern will. Das weiß und spürt jeder, der durch Krankheit einmal zwangsweise für längere Zeit „außer Gefecht“ war. Eine Aufgabe braucht jeder Mensch, denn ohne Beschäftigung, ohne eine mehr oder weniger sinnvolle, zielgerichtete Tätigkeit geht er zugrunde. Wenn der Halm, die Ähre, der Mensch Frucht gebracht hat, schickt er die Sichel, denn die Ernte ist da. Wie ein Halm mit Ähre vermag auch der Mensch Frucht zu bringen.
Das geht auch auf den biblischen Schöpfungsauftrag zurück: „Macht euch die Erde untertan!“ Diesen Imperativ hat der Mensch, wie vieles in der Ambivalenz der Dinge in seiner Selbstüberschätzung und Anmaßung missverstanden. Statt sie zu bewahren, hat er sie ausgebeutet.
Mir scheint, der Schöpfungs- wie der Taufbefehl stehen in einem gewissen Zusammenhang. Der Schöpfungsbefehl wird ohne Ehrfurcht und Rücksicht gegenüber der Schöpfung betrieben und hat ungeahnte Ausmaße angenommen. Dabei fand die gleichzeitige Mahnung der Bibel kaum Beachtung: „Herrscht über die Sünde!“ Das bedeutet, dass ein „Weniger“ im Sinne der Schöpfungserzählung und des Griffes nach dem Apfel „mehr“ wäre.
Aber was hat das mit dem Taufbefehl zu tun „Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker und lehret sie halten, alles, was ich euch befohlen habe. Und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis zur Vollendung