Wolfram Letzner

Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten Deutschlands


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      Die Datierung der Anlage von Raddusch wie auch die der slawischen Befestigungsanlagen in der Lausitz beläuft sich auf das 9. und 10. Jh. und reizt damit das in diesem Buch vorgesehene Zeitfenster aus. Als Grund für die umfangreichen Befestigungen wird gerne angeführt, in dieser Phase habe das junge Heilige Römische Reich Deutscher Nation zunehmend in Richtung Osten expandiert und die hier siedelnden Slawen massiv unter Druck gesetzt.

      Die Rekonstruktion der Burg als Museum

      Nachdem der Tagebau Seese-Ost eingestellt worden war, kam für die Region die Frage auf, wie es wirtschaftlich weitergehen sollte. Tourismuskonzepte spielten dabei in den 1990er-Jahren eine bedeutende Rolle. So wurde ab 1992 die Idee entwickelt, in Raddusch die Slawenburg wieder aufzubauen. Damit sollte ein Ort entstehen, an dem die Archäologie der gesamten Region präsentiert werden konnte. Im Jahr 2003 wurde schließlich die Slawenburg als Museum eröffnet.

      Bedingt durch die zusätzliche Nutzung entstand eine Idealrekonstruktion im äußeren Erscheinungsbild, die sich in den Dimensionen an der ersten Bauphase orientierte. Nach außen ist die Anlage mit einer Verkleidung aus Eichenholz und Lehm versehen, während das Wallinnere aus einer Ringkonstruktion aus Beton besteht, in der sich heute die Ausstellungsräume und die touristische Infrastruktur befinden.

      Die ständige Ausstellung hat die Zielsetzung, die archäologischen Funde aus der Niederlausitz zu präsentieren. Sie umfasst dabei alle zeitlichen Perioden. Natürlich finden sich hier auch viele Funde, die in Raddusch gemacht wurden. Ein Stück, das besondere Aufmerksamkeit verdient, ist der „Götze von Raddusch“, die Darstellung eines slawischen Gottes; diese Bildnis wurde in einem der Brunnen geborgen und wird um die Mitte des 10. Jhs. datiert.

      Im Umfeld des Museums, einem etwa 111 ha großen Freigelände, wurde versucht, die historische Landschaft nachzubilden, so wie sie sich im 9. oder 10. Jh. darstellte. Darüber hinaus errichtete man einen „Zeitsteg“, auf dem die Natur und die lokalen Kulturen in verschiedenen Zeitaltern dargestellt werden.

      Slawenburg Raddusch, Zur Slawenburg 1, 03226 Vetschau, OT Raddusch, Tel 035433-55522, www.slawenburg-raddusch.de

      Literatur

      M. Ullrich, Slawenburg Raddusch – Eine Rettungsgrabung im Niederlausitzer Braunkohleabbaugebiet (2003); M. Ullrich, F 46 Raddusch, in: J. Herrmann (Hrsg.), Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik (1989) 651 f.

      Als Karl der Große kam, entdeckten die Ur-Bremer das Christentum. Diese Geschichte findet ihren baulichen Niederschlag im St. Petri-Dom, dessen älteste bauliche Überreste bis in diese Zeit zurückreichen. Während der letzten Renovierungen konnten unter der Kirche wichtige Funde gemacht werden, die heute im Dom-Museum ausgestellt sind.

      [08] Bremen – die Domgrabung

      Bremen

      Wenn wir uns in Bremen und Bremerhaven in einem Zeitfenster bewegen wollen, dass bis zum frühen Mittelalter reicht, stehen wir im Hinblick auf Ausgrabungen weitgehend auf verlorenem Posten. Dies liegt vor allem daran, dass beide Städte erst mittelalterliche Gründungen sind. Mit dem Fund der „Kogge von 1380“ im Jahr 1962 bei Baggerarbeiten im Bremer Hafen, die sich heute im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven befindet, gibt es einen für den hier abgesteckten Zeitrahmen leider etwas zu späten Sensationsfund.

      Die mittelalterliche Gründung bedeutet aber nicht, dass an dieser Stelle vorher nie Menschen siedelten. An der Weser sind Siedlungen bekannt, die zwischen dem 1. Jh. n. Chr. und dem 8. Jh. entstanden sind. Eine von ihnen ist durch den aus Alexandria stammenden Geografen Claudius Ptolemaeus um die Mitte des 2. Jhs. n. Chr. namentlich überliefert worden.

      Wollen wir uns der frühen Geschichte Bremens zuwenden, so kommen wir schnell zur Rolle der Kirche, die ihr Missionswerk 782 begann, und der Erhebung der Stadt zum Bischofssitz um 787 durch Karl den Großen. Und dieser bedarf einer entsprechenden Kirche, dem heutigen St. Petri-Dom, der nun seit mehr als 1200 Jahren in unterschiedlicher Ausführung Bestand hat. (Abb. 8)

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      Aber auch Kirchen bedürfen im Lauf der Zeit umfangreicher Restaurierungen, die oft mit archäologischen Untersuchungen verbunden sind. Da der Dom aber wieder für den Gottesdienst genutzt werden sollte, war es unmöglich, die archäologischen Befunde in situ darzustellen. Zum Abschluss der letzten Renovierungsarbeiten richtete man daher im Dom selbst das Dom-Museum ein, das in den Räumen neben dem Hochchor gelegen ist.

      Das Dom-Museum im St. Petri-Dom

      Für das hier bestimmte Zeitfenster dürften vor allem die konservierten Fundamentreste einer Apsis und zwei Kleinfunde interessant sein, die sich in das 9. Jh. datieren lassen. Dabei handelt es sich um einen silbernen Denar und einen Schwertgurt aus Bronze. Darüber hinaus kann der Besucher anhand einer Fotodokumentation die Baugeschichte des Domes verfolgen.

      Aber die Ausgrabungen haben natürlich auch Funde aus späterer Zeit ans Tageslicht gebracht, die entsprechend präsentiert werden. Spektakulär sind etwa die Funde aus sieben mittelalterlichen Bischofsgräbern, die Textilien, Bischofsstäbe und Sakralgeräte enthielten. Weil die Textilien besonders lichtempfindlich sind, ist der Ausstellungsraum stark abgedunkelt. Inzwischen wurde ein weiterer Raum für Textilien eingerichtet. Ergänzt wird die Museumssammlung durch sakrale Kunst, Urkunden, Siegel u. Ä.

       www.stpetridom.de/index.php?id=40

      Literatur

      I.Weibezahn, Das Dom-Museum in Bremen (2007).

      Für den Besucher stellt sich die Freie und Hansestadt Hamburg als weltoffene Metropole, die viele Interessen bedient, dar. Wer aber nach archäologischen Spuren in der Stadt sucht, muss sich in die Peripherie begeben.

      [09] Hamburg – Wandern auf den Spuren der Vorzeit

      Hamburg

      Der Wanderweg

      In den 1970er-Jahren kamen Wanderpfade aller Art in Mode. Dieser konnte und wollte sich das Helms-Museum nicht verschließen und errichtete in der Fischbeker Heide, im Stadtteil Hamburg-Neugraben gelegen, einen archäologischen Wanderpfad. Diese Gegend bot sich an, weil hier zahlreiche ur- und frühgeschichtliche Denkmäler zu besichtigen sind. Der Pfad, im Jahr 2002 nochmals überholt, ist mit Informationstafeln ausgestattet und weist insgesamt elf Besichtigungspunkte auf.

      Bei diesen Besichtigungspunkten handelt es sich um Gräber, die vom Neolithikum über die Bronzezeit bis hin zur vorrömischen Eisenzeit reichen. (Abb. 9)

Abb.%2011_Hamburg_Arch_Wanderpfad_Fischbeker_Heide_Station_10.tif

      Bei einigen der Gräber konnte während der archäologischen Untersuchungen auch Keramik des frühen Mittelalters gefunden werden. Diese steht nicht mit den Bestattungen in Verbindung. Die Archäologen glauben vielmehr, dass hier alte heidnische Kulte weiter praktiziert wurden, als das Christentum schon zwangsweise durchgesetzt wurde.

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