John Martin Littlejohn

Das große Littlejohn-Kompendium


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diese Veränderungen, von denen wir annehmen, dass sie sich in den Zellen vollziehen, auf der Basis molekularer Aktivität die Grundlage von Bewusstsein bilden, dann muss Bewusstsein eine materielle und keine psychische Qualität besitzen, denn das Ergebnis kann nicht mehr enthalten als die Ursache enthält. Dies schließt aber auch eine Erklärung des Bewusstseins durch einfache Substanzveränderungen oder Materiebewegungen aus.33

      Bewusstsein ist daher unerklärbar, es sei denn, wir hypothesieren das Psychische, wie wir es auch mit dem Physiologischen tun. Beide bilden je in ihrer Sphäre die Grundlage ihrer eigenen Aktivität. Sofern wir das Nervensystem so betrachten, dass es aus einer Komplexität von Nervenmechanismen besteht, wobei jeder Mechanismus in seiner schlichten Form eine Aktivität mit einer Bewusstseinskomponente konstituiert, dann würde das gesamte Nervensystem aus der psychischen Perspektive eine komplexe Folge von bewussten Zuständen darstellen. Bewusstsein kann dann nicht nur bezogen auf das gesamte Gehirn existieren, sondern muss auch in allen Zellen vorhanden sein, die das komplexe Gehirn widerspiegeln. Sobald das Sensorium am Körper stimuliert wird, erfolgt eine Übertragung des Sinneseindrucks in das Zentrale Nervensystem und darauf hin eine reflektorische Bewegung. Dabei handelt es sich um eine nicht vom Gehirn ausgehende unwillkürliche Reflexreaktion. Und doch gibt es bei diesem Vorgang auch ein Bewusstsein der Veränderungen, die im Kontext der Rezeption und Distribution der Impulse stattfinden. Das Zentrum der Reflexreaktion außerhalb des Gehirns besitzt also eine enge Verbindung zu den Zellen in der grauen Substanz des Gehirns, sodass jeder sensorische Bereich des Körpers auch eine Verbindung mit einem Teil des Gehirns besitzt. Sinneseindrücke können ihrerseits reflektorische Reaktionen aus diesen zerebralen Zentren nach peripher und zu anderen Zentren bewirken, was zu unwillkürlichen Bewegungen führt; die Impulse können jedoch ebenso zu den volitionalen Kortexzentren verlaufen und willentliche Bewegungen auslösen. Jede willentliche Aktion ist daher im Wesentlichen ebenfalls eine Reflexreaktion, die von einer zeitgleichen bzw. vorausgegangenen afferenten Stimulation abhängt.

      Sinneseindrücke, die auf die Zellen oder auf Kombinationen von Zellen einwirken, werden gespeichert. Auf diese Weise wird ein Gedächtnis als Grundlage für die Volition konstituiert; auf dieser Basis kann sie beim Auftreten von Impulsen agieren. Ergänzen wir dies mit der Tatsache, dass der Nervus opticus bei einer Bildprojektion auf der Retina die entsprechenden Impulse zu den für die Koordination zuständigen Corpora quadrigemina und weiter in den optischen Kortex überträgt. Dieses Bild erzeugt bei Einprägung in einer Zelle ein Erinnerungsbild, das ins Bewusstsein gerufen werden und eine Aktivität auslösen kann. Solche sensorischen Eindrücke können jedoch nicht nur das zerebrale Bewusstsein stimulieren, sondern ebenso die Koordinationszentren im Zerebellum. Es ist wahrscheinlich, dass sich sensorische Bereiche sowohl im Zerebrum als auch im Zerebellum befinden. Ist dem so, dann repräsentieren die Gehirnwindungen des Zerebrum und Zerebellum34 das willentliche Element bzw. den Sitz der regelmäßigen rhythmischen und unwillkürlichen Elemente aller Bewegungen. Werden durch die Aktivität eines Objekts oder von Objekten verschiedene Sinnesempfindungen als Stimuli auf verschiedene Teile der sensorischen Fläche hervorgerufen, beginnen molekulare Veränderungen in verschiedenen kortikalen Bereichen. Empfängt das Bewusstsein verschiedene Sinneseindrücke, können die eben genannten Bereiche über sie verbindende Assoziationsfasern so kombiniert werden, dass eine bestimmte Gewohnheit erzeugt wird. Diese kombinierten Impulse entsprechen dem mentalen Bild und können sodann Muskelbewegungen auslösen. Somit hängen die Bewegungen weithin von den stimulierenden Ursachen ab. Sind die Stimuli stark genug, verlaufen sie zu den Nervenzellen im Gehirn, wo sie aufgrund ihrer Stärke einen so lebendigen Eindruck auf die Zellen ausüben, dass der Eindruck auch dann noch fortdauert, wenn die Stimulation an sich aufgehört hat. Er kann infolge einer leichten äußeren oder inneren Stimulation wieder aufgerufen werden.

      Dies ist die physiologische Erklärung für das assoziative Entstehen von Gewohnheiten, das einen ebenso bedeutenden Platz in der Psychologie einnimmt wie Gedächtnis und Erinnerung. Durch die beständige Wiederholung dieser Prozesse werden die Sinneseindrücke so eng mit dem Zellkörper verbunden, dass sie einen inhärenten Teil des Zelllebens bilden. Dieser kann von Generation zu Generation vererbt werden, was eine physiologische Erklärung für mentale Intuitionen erklärt. Sie repräsentieren folglich Modifikationen des Gehirns unter dem Einfluss der mentalen Entwicklung; jedes Gehirn stellt seine eigene Stufe des Fortschritts in der Evolution dar. Liegen zahlreiche und unterschiedliche Sinneseindrücke zugleich vor, stellen wir eine große Variation der Zellveränderungen und eine entsprechende Variation bei den mentalen Phänomenen fest. Sind diese Sinneseindrücke so im Gehirn fixiert, dass auch der Stimulus aus einem anderen Areal des Gehirns eine Reaktion bewirkt, besteht ein voll entwickelter mentaler Zustand. Auf diese Weise können die Bilder beispielsweise optisch oder palpatorisch erfasster Szenen in den Gehirnzellen gespeichert und durch einen mentalen Stimulus wieder abgerufen werden.

      Manche Psychologen meinen, dass sie spontan erregt werden können. Dies entspricht jedoch wahrscheinlich nicht den Tatsachen. Was als spontane Erweckungen erscheinen könnte, hängt immer von einer schwachen und oft indirekten Stimulation ab. Das Sehen eines Objekts kann Sinneseindrücke ansprechen, die früher mit einem derartigen Objekt oder einem analogen verbunden waren. Oft reicht eine einfache Stimulation aus, um schlafende Sinneseindrücke zu wecken. So stellen wir fest, dass Phänomene, die zunächst als rein willentlich und willkürlich erscheinen, reflektorisch werden oder schließlich aufhören, mit der bewussten Volition verbunden zu werden. Beim Kind wird das Laufen beispielsweise erst durch beharrliche willentliche Anstrengungen möglich. Später werden diese Bewegungen ganz unbewusst ausgeführt. Auf die gleiche Weise können mentale Phänomene derart unbewusst werden, dass man manche Aktionen als instinktiv ausgeführt bezeichnet.

      Es gilt allgemein als anerkannt, dass es unbewusste mentale Aktivitäten geben kann.35 Das Ergebnis dieser mentalen Aktion wird erst später bewusst. Die mentale Entwicklung impliziert den rezeptiven Zustand der Nervenzellen und ebenso die aktive Operation dieser Zellen bei den Veränderungen, die in der molekularen Entwicklung eingeschlossen sind. Diese werden etwa durch die Fähigkeit zur Selektion differierender Sinneseindrücke, durch Konzentration auf bestimmte Sinneseindrücke, durch die Aktivität der Zellen im Kontext der spezifischen Sinneseindrücke und durch die Kraft zur Assoziation dieser Sinneseindrücke reguliert.

      Alle diese Elemente sind physiologisch über das Zentrale Nervensystem erklärbar und können durch Disziplin stabilisiert werden. Die Entwicklung des Gehirns hängt somit weitgehend von seiner richtigen Benutzung ab. Die Individuen unterscheiden sich in ihrer ursprünglichen Konstitution der Nervensysteme, was die verschiedenen Grade an Intelligenz und psychischen Initiativen impliziert. Diese beruhen jedoch primär auf einer vererbten Aneignung, die mit dem System von den Ahnen übermittelt wird.

      Mithin ist jedem bei der Geburt nicht nur ein Körper, sondern auch ein Geist verliehen – die Grundlage des mentalen Charakters und der Entwicklung. Wenn der Mensch von diesem Anfangspunkt seiner mentalen Geschichte aus startet, wird seine weitere Entwicklung überwiegend durch Umwelt und Erziehung bestimmt. Auch die Willenskraft kann durch Übung verstärkt werden, wobei hemmende Einflüsse weitgehend auf Erziehung beruhen.

      2. ABSCHLUSSREDE ZUR APRILKLASSE 1898

      Journal of Osteopathy (V), 1898, S. 115–121.

      Graduierte: Es ist mir eine große Ehre, Ihnen im Namen der gesamten Fakultät einige Worte der Gratulation zu diesem glücklichen Ereignis in Ihrer Berufslaufbahn zu sagen. Nachdem Sie zwei Jahre in dieser klassischen Institution verbracht haben, die weltweit als einzigartige Gründerschule der Osteopathie bekannt ist, erhalten sie nun die Autorisierung dieser Schule, die eine Imprimatur des Gemeinwesens und auch die Befugnis durch uns, Ihre Lehrer, umfasst. Sie bestätigt, dass Sie vollständig dazu qualifiziert sind, überall unter dem weiten Himmel die osteopathische Profession zu praktizieren. Wir hoffen, dass Sie sich nicht so fühlen, wie sich der arme Hawthorne fühlte, als er in klagenden Tönen diese Zeilen schrieb: „Ich kann nicht Arzt werden und von den Krankheiten der Menschen leben.“ Sie leben deshalb nicht von den Krankheiten, sondern von deren Erfassung zum Zweck der späteren Heilung.

      Zur Neige des 19. Jahrhunderts ist es ein bedeutendes Vorrecht, in seinem Leben an den wissenschaftlichen Fortschritten und Bewegungen teilzuhaben, die