John Martin Littlejohn

Das große Littlejohn-Kompendium


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den Angriffen der Skepsis zu stürzen, die stets der Wahrheit vorausgeht. Sogar Schulmediziner haben in den vergangenen 50 Jahren die sogenannten orthodoxen Heilmittel in Frage gestellt. Und andere haben im Dunkeln nach irgendetwas getappt. Doch nun ist das positive Stadium erreicht worden, denn was die Skepsis nur in Frage stellen kann, vermag allein der Genius durch Neues zu ersetzen. Ich glaube, es gibt kein eindeutigeres Kennzeichen für Freiheit, als wenn ein Mensch fühlt, dass er seine Seele sein Eigen nennen und seinen Seelenfrieden besitzen kann, wenn andere ihn verfolgen und verleumden. In Molieres Stücken finden wir das unnachahmlich gezeichnete Bild eines Menschen, der von Natur aus ein Halbnarr war und durch Kunst in einen Arzt verwandelt wurde. Sein Geist wurde, wie es Goethe treffend formulierte, völlig gebrochen und in Spanische Stiefel eingeschnürt. „Nach vielen Hammerschlägen auf das Eisen“, wie Moliere sagt, bekam er sein Diplom. Doch seine höchste Empfehlung war, dass er sich blind an die Meinungen seiner Vorväter hielt. Ich hoffe, dass man das von Ihnen niemals sagen kann.

      1566 startete die medizinische Fakultät in Paris jene Bewegung, die durch Dr. Stills Werk von Erfolg gekrönt worden ist. In einem einstimmigen Beschluss akzeptierten sie damals eine Resolution, die u. a. Folgendes feststellte:

      „Das Gegenmittel ist schädlich und zu den Giften zu zählen. Auch durch irgendeine andere Aufbereitung lässt es sich nicht so verändern, dass es ohne Schädigung eingenommen werden könnte.“

      1615 verbot dieselbe Fakultät den Medikamentenverkauf und rief alle Richter dazu auf, streng mit jenen zu verfahren, welche die besagten Medikamente dennoch verschrieben, verabreichten oder zum Verkauf anboten. Beide Gesetze wurden vom Französischen Parlament ratifiziert und blieben über 100 Jahre in Kraft.

      Entdecker der Osteopathie

      Wir wollen Dr. Still nichts von der Ehre rauben, die ihm gebührt. Wir glauben nicht, dass die Osteopathie im antiken Griechenland oder sonst wo existierte, bis die stille, aber unbesiegbare Begeisterung dieses wahren Genius aus dem Mississippi-Tal an die Tür der Wahrheit klopfte, Eingang fand und in seiner unnachahmlichen Art eine neue Wissenschaft des Heilens hervorbrachte, die bis dahin in der Welt unbekannt gewesen war. Es ist absurd anzunehmen, die alten Griechen hätten irgendetwas über Osteopathie gewusst, denn sie kannten die fundamentalen Prinzipien nicht, auf denen sie aufgebaut ist. Aristoteles, den kein anderer Philosoph überragt, schrieb dem Gehirn keinen anderen Zweck zu als die Produktion von Gleitflüssigkeit für die Augen. Wenn die Osteopathie etwas darstellt, dann ist es die krönende Bekanntschaft mit dem Nervensystem und insbesondere mit dem Gehirn als dem Labor der Natur, in dem alle Bewegungen des Körpers und des Geistes geplant und von dem aus sie alle durchgeführt werden. Es war der Osteopathie in den Händen ihres berühmten Gründers vorbehalten, das Blut nicht nur als das Hilfsmittel des Lebens zu behandeln, als den Faden, der die verschiedenen Gewebe des Körpers unter der Leitung und Führung des Nervengewebes zu einem Ganzen zusammenfügt, sondern es ebenso wie die Nervensubstanz als das Arzneimittel der Natur zu betrachten.43

      Die Osteopathie krönt den Menschen mit einem besonderen Ruhm. Auf einer der Piazzas der Natur stehend, hinausblickend auf die Arena der Natur und des Lebens, ist er der Meister der Natur. Das Leblose und Vernunftlose überragend ist er sich all dessen bewusst, was um ihn und sogar in ihm selbst ist. Im Menschen existiert nicht nur Lebenskraft, sondern auch Geisteskraft, die sich entwickelt und ausdehnt – beschränkt allein durch die Endlichkeit menschlichen Seins. Alles, was wir darüber sagen können, ist:

      „Es kommt, es geht als flüchtig göttliche Flamme.

       Das Leben zu leben gilt es dem Menschen – nicht es zu beschränken.“

      In jedem Zeitalter und Land sind die wahrhaft Großen dazu ausersehen, unsterblich zu werden. Heute ist die Welt am meisten den Wahrheitssuchern verpflichtet, die Vorreiter des menschlichen Fortschritts waren. In diesem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts nähern wir uns der Dämmerung eines ganz erstaunlichen Fortschritts, weil wir in eine Ära eintreten, in der vergangene Fehler verblassen, vergangene Leistungen jedoch im Lichte des Fortschritts der Menschlichkeit und Brüderlichkeit doppelt glorreich erscheinen werden. Die Menschen, die die Welt besser gemacht haben, lieben die menschliche Rasse. Ein solcher Mann ist Andrew Taylor Still, der sich entgegen dem Ratschlag seiner Freunde und trotz der Drohungen seiner Feinde mit einem unerschütterlichen Vertrauen in die Menschheit dahin vorkämpfte, wo selbst Engel nicht hinzutreten wagen. Er zog seine eigenen Schlüsse, experimentierte für sich allein, beobachtete den Fortschritt seiner Forschungen und trägt bis zum heutigen Tag in Kopf und Herz jenes Kind seines Herzens und seines Verstandes. Ich glaube, dass Dr. Still in der Einschätzung seiner Nachfolger nichts so herausragen lässt wie seine Liebe zur Menschheit. Er hat uns gelehrt, dass er durch seine gesamte Berufslaufbahn einen zweifachen Zweck verfolgte: Er hatte den Wunsch, Wissen über den Mechanismus des menschlichen Systems zu erwerben, weil er Wissen um des Wissens willen liebt, aber auch, um es als Mittel zur Heilung von Krankheiten einzusetzen, deren Erbe das menschliche Fleisch ist.

      Kein edlerer Zweck kann Ihr Leben füllen. Auf Sie fällt der Mantel von Dr. Stills Schultern. Möge Dr. Still lange leben, zum Schmuck und zur Ehre der Profession, die er gegründet hat. Noch zu seinen Lebzeiten wirft er seinen Mantel über Ihre Schultern und bittet Sie, die Wahrheit bis in die entferntesten Winkel unseres Landes zu tragen. Was Sie erworben haben, sind lediglich Grundkenntnisse. Das Wesentliche bleibt Ihnen zum Ausarbeiten in Ihrer Praxis überlassen. Es war erst gestern, dass wir begannen, den Körper als einen großen lebendigen Mechanismus zu betrachten. Damit die Lebenskraft durch nichts behindert wird, müssen die verschiedenen Teile der Maschine in Harmonie arbeiten, das Skelett muss an jede Bewegung des Knochens, Ligamente und Muskels angepasst sein, reine Luft muss jede winzige Zelle einer unbehindert funktionierenden Lunge und jede entfernte Mulde gesunden Gewebes durchdringen. Reines Blut muss in jedem Organ und Gewebe zirkulieren. Und eine perfekte Nervensubstanz muss jedes Gewebe und jeden Hohlraum des Körpers beleben. Zu sehen, dass das der Zustand des Körpers ist, darin besteht ihre Funktion als osteopathischer Arzt. Sie werden nicht mit einem Bündel vorgedruckter Rezepte entlassen, noch hat man Sie mit technischen Kniffen ausgestattet, wie sie bei Massage oder von betrügerischen Osteopathen angewendet werden. Was Sie mit hinausnehmen, sind Prinzipien und genaue Kenntnisse der Anatomie und Physiologie, um diese bei der Korrektur von kranken und gestörten Zuständen anzuwenden. Der Poet drückt es, zu sich selbst sprechend, so aus:

      „Egal was die Doktoren sagen:

       Der sicherste Weg zur Gesundheit,

       ist anzunehmen, dass wir niemals krank werden;

       die meisten uns Sterblichen bekannten Übel

       kommen von Doktoren und Illusionen.“

      In vielen Gegenden, wo die Medikamente ausgedient haben, wird man Sie wohlwollend empfangen. Erst vor wenigen Tagen schrieb Robert J. Burdette die folgenden Zeilen:

      „Bewegung und Schlaf, das sind meine einzigen Arzneimittel. Athletisches Training ist nur für Athleten gut. Sie würden dabei zusammenbrechen. Gesund sein bedeutet nicht Athlet sein. Ich glaube auch nicht, dass professionelle Athleten in der Regel sehr gesund sind.“

      Das ist ein vernichtender Schlag für jene, die meinen, Osteopathie stamme aus dem antiken Griechenland. Griechenland produzierte Athleten oder versuchte es zumindest, war aufgrund mangelnden Wissens aber nicht in der Lage, gesunde Männer und Frauen zu schaffen. Dr. Cyrus Edson, der berühmte amerikanische Hygienearzt, sagt, indem er von Elektrizität als Ersatz für Medikamente spricht:

      „Ihr großer Wert liegt in der Tatsache, dass sie das gesamte System stimuliert, ohne irgendwelche beeinträchtigenden Nachwirkungen zu hinterlassen, wie Medikamente und andere innerlich wirkende Stoffe es tun.“

      Um wie viel mehr trifft das auf die Osteopathie zu!

      Es erhebt sich die Frage: Ist die Osteopathie eine ebenso perfekte wie exakte Heilwissenschaft – oder ist sie dazu bestimmt, von der alten Medizinwissenschaft absorbiert zu werden? Wird sie Bestand haben? Werden wir siegen? Warum nicht? –

      „Hier ist das furchtlose Auge der