geworden.
Es war der wiederholte Hinweis einer von Thomas Schooley, DO, erfolgreich behandelten Patientin, welcher mich dazu brachte mit großer Beklommenheit an einem Kurs über das umstrittene Thema der Kranialen Osteopathie in Denver teilzunehmen. William Garner Sutherland hielt den Einführungskurs über das Erbrechen bei Neugeborenen. Er beschrieb das Geburtstrauma, die daraus resultierende Verformung des Okziput und die dadurch ausgelöste Beeinträchtigung des Nervus vagus. Eine schnelle und einfache Technik, so behauptete er, würde das Problem umgehend lösen. Ich hatte kurz zuvor ein Baby mit unkontrollierbarem Erbrechen, trotz aller Maßnahmen, verloren und konnte kaum glauben, was ich gerade gehört hatte. Es war einfach zu logisch, zu simpel. Aber mein Baby hatte tatsächlich eine harte Geburt hinter sich gehabt und war mit einem verformten Kopf geboren worden. Ich musste einfach herausfinden, ob diese Theorie der Wahrheit entsprach. Obwohl ich nur ein paar Wochen Erfahrung in Kranialer Osteopathie hatte, überzeugte ich das örtliche osteopathische Krankenhaus mir zu erlauben, Neugeborene zu untersuchen. Mit der Naivität eines Neulings war ich mit einer verheerenden Unzulänglichkeit der palpatorischen Fähigkeiten konfrontiert. Mit Hilfe der Schriften des bekannten Klavierprofessors Tobias Matthay und der Erkenntnis, dass die Fertigkeit Klaviertasten zu manipulieren, um wahre Musik zu erzeugen, viel mit der Technik der osteopathischen, palpatorischen Diagnose und Behandlung gemeinsam hat, wurde ein Workshop für Palpation entwickelt. Erst nach einer ausführlichen palpatorischen Ausbildung war ich in der Lage Rückschlüsse in Bezug auf Neugeborene zu formulieren.
Es war eine Zeit der Skepsis. Außer es könne im Forschungslabor nachgewiesen oder durch ein Diagramm gezeigt werden, dass sich die Schädelknochen bewegen, erklärten die Doktoren der Osteopathie mit Vehemenz, habe dieses Konzept keinerlei Gültigkeit. Ein weiterer Patient kam mir zu Hilfe. F. George Steele, ein Pionier in der frühen Computerentwicklung, nahm diese Herausforderung an und einige Jahre lang mühten wir uns Feierabend für Feierabend gemeinsam ab, bis es auf einmal am 30. Mai 1968 gelang, den Kraniosakralen Rhythmus mit einem Oszillografen aufzuzeichnen. Die große Freude und ein neuer Weg für grundlegende osteopathische Forschung waren eröffnet.
Der wunderbare ehemalige Schüler von William Garner Sutherland, Rollin Becker, DO, sagte immer zu mir: „Es sind unsere Patienten, die uns lehren“. Und schließlich war es wieder ein Patient, der mir eine Pionierin auf dem Gebiet der Lernschwierigkeiten bei Kindern, Amorita Treganza, OD, vorstellte. Tatsächlich wuchsen sie und ich auf diesem Gebiet zusammen und wir veröffentlichten einen gemeinsamen Artikel im Jahre 1973. Harold Magoun Sr., DO, FAAO, ein weiterer früher Schüler von Dr. Sutherland und unermüdlicher Verfechter der Kranialen Osteopathie forderte mich mit der Frage heraus: „Was ist beim Schädel von Kindern mit Lernbehinderungen anders?“ Ich hatte keinerlei Antwort darauf, aber ich hatte Hunderte von Aufzeichnungen, aus denen man die Ätiologie von Lernstörungen herausfinden konnte.
„1976 bat mich Eugene Dyer, DDS, ein Professor der Zahnheilkunde an der USC School of Dentistry, telefonisch um ein 8-stündiges Seminar für Zahnärzte über temporomandibuläre Dysfunktion!“ Ich versuchte ihn davon zu überzeugen, dass alles, was ich darüber weiß, in einer Viertelstunde gesagt werden kann, aber er ließ sich nicht abwimmeln. Wieder einmal tauchte der notwendige Patient auf. Als ich mit einer Mutter zusammen saß, die mir die Krankengeschichte ihrer Tochter erzählte, faszinierten mich die abwegigen Bewegungen ihres Kiefers beim Sprechen. „Haben Sie ein Problem?” fragte ich. In ihrer Antwort beschrieb sie ihre unerträglichen Schmerzen und Dysfunktion in beiden Kiefergelenken nach starkem Zusammenbeißen ihrer Zähne während einer schweren Geburt. Sie wurde meine Patientin und damit zugleich Lehrerin bei der Vorbereitung dieses Zahnseminars. Das Seminar öffnete die Tür zu den Zahnärzten. Sie begannen zu erkennen, dass sie Einfluss auf mehr als nur Zähne haben: dass Zähne Auswüchse von Knochen sind, die direkt oder indirekt mit allen Knochen des Kopfes artikulieren, welche wiederum mit dem gesamten Patienten in Beziehung stehen. Außerdem könnte die Kraniale Osteopathie Okklusionsstörungen tiefgreifend verbessern; Kieferorthopäden entdeckten, dass ihre Arbeit auf bedeutende Weise bereichert werden könnte, wenn sie die Möglichkeit hätten einen Osteopathen zu konsultieren und mit ihm zusammenzuarbeiten.
In Kalifornien eröffnete 1978 das College of Osteopathic Medicine of the Pacific seine Türen. Es war nicht meine Absicht, Mitglied der Fakultät irgendeines Colleges zu werden, aber im Januar 1979 forderte mich der Präsident Philip Pumerantz, PhD, auf, den Unterricht in den osteopathischen Prinzipien und der osteopathischen Praxis zu übernehmen, die ich schon so viele Jahre lang gefördert hatte. Nun folgten sieben Jahre, in denen ich pro Woche 800 km pendelte, nebenbei eine Praxis unterhielt und zugleich eine Abteilung für osteopathische Prinzipien und Praxis am College aufbaute. Ein Lehrplan wurde entwickelt, Handzettel zu dessen Unterstützung wurden gestaltet und bestimmte Themen in Bezug auf die Praxis angesprochen. Einer der ersten Studenten, der als Lehrassistent für den Undergraduate-Kurs an der OPP ausgewählt werden sollte, studierte mit einem Stipendium der US-Luftwaffe. Ihm wurde die einjährige Zurückstellung verweigert, die zur Erfüllung seiner Lehrassistenz nötig gewesen wäre. Ich suchte Rat bei Osteopathen innerhalb und außerhalb der US-Luftwaffe, um ein überzeugendes Dokument vorzubereiten, das erklären sollte, warum diese Extraausbildung in osteopathischen Prinzipien und osteopathischer Praxis einem Fliegerarzt zusätzliche Fähigkeiten von großem Wert für Luftwaffenpersonal im Allgemeinen und Flieger im Besonderen vermitteln würde. Dieses Dokument fand seinen Weg durch die Ränge der Stabsärzte der US-Luftwaffe bis zum Schreibtisch des Surgeon General, aber es war vergeblich … außer, dass ich dabei wichtiges klinisches Material erlernte.
Vorsorge ist ein wichtiger Aspekt der osteopathischen Praxis. Ein Artikel wurde formuliert, um den Gedanken- und Argumentationsprozess anzuregen und um wichtige Fragen aufzuwerfen und damit eine Philosophie der Praxis zu prägen.
Zum 21. Jahrestag der Gründung der Osteopathic Physicians and Surgeons of California wurde ich gebeten für ihre Gedenkschrift einen Artikel über die Profession zu verfassen. Ich verfasste eine Vision für die Zukunft und beschrieb ein Zentrum für die osteopathische Behandlung von Kindern, in dem aus Geburtstraumata resultierende Probleme erkannt und behoben werden würden, in dem Vorsorge an erster Stelle stünde und an dem es Kindern ermöglicht würde zu gesunden, glücklichen, leistungsfähigen Bürgern heranzuwachsen. Ein Großvater las diesen neu veröffentlichten Artikel, während ich seinen Enkel behandelte. „Ich möchte Ihnen einen Scheck geben”, sagte er „für dieses, wie heißt es?” Es war nur eine Vision, aber abschließend hieß es im Artikel „Dies ist das Versprechen der Osteopathie an die Kinder”. Ohne es darauf angelegt zu haben, fand die Vision Anerkennung und die gemeinnützige Organisation „Osteopathy’s Promise to Children“ wurde gegründet.
Die Studenten des COMP (College of Osteopathic Medicine of the Pacific) mussten klinische Rotationen durchlaufen. Unsere Praxis in LaJolla hatte seit 1962 ein besonderes Augenmerk auf die Probleme von Kindern gerichtet. Mit Hilfe der großzügigen Unterstützung der Irene Anderson Foundation wurden umfassende Umbaumaßnahmen durchgeführt und 1982 wurde das Osteopathic Center for Children als angeschlossenes Lehrinstitut des College of Osteopathic Medicine in Pomona gegründet.
Damit war ein weiteres Forschungsprojekt möglich geworden, nämlich die Erforschung der Ergebnisse osteopathischer Behandlungen bei Kindern mit neurologischen Entwicklungsstörungen. In Zusammenarbeit mit Peter Springall, PhD, einem Experten für neurologische Entwicklung, wurde ein Entwicklungsprofil dazu entwickelt und verwendet, um den Entwicklungsstand eines Kindes vor, während und nach dem osteopathischen Behandlungsprogramm zu evaluieren. Die bedeutenden Fortschritte als Folge einer solchen Behandlung waren nun in der Literatur erwiesen und dokumentiert.
Abschließend hoffe ich, die von mir auf der Suche nach Antworten erstellten schriftlichen Beiträge als für mich nötige Lernerfahrung erkannt werden und sie den Anforderungen der osteopathischen Leser genügen.
PALPATION UND DARÜBER HINAUS
Ein Interview von Barbara Peterson
Frage Sie sind Engländerin aus Nottingham. Wie wurde aus Ihnen eine Osteopathin in Kalifornien?
Dr. Frymann: Mein Kontakt mit der Osteopathie begann