adiit (…)”
Das heißt in etwa: „Und nachdem Cenn (?) diese Stadt (Brandenburg) eingenommen hatte, zog er gegen Gana, die er einst zurückließ, diese nahm er am zwanzigsten Tag ein. Nachdem er die Beute der Stadt an die Soldaten verteilt hatte, tötete er alle Erwachsenen, Knaben und Mädchen wurden der Gefangenschaft anvertraut (sie wurden versklavt). Danach ging er. Er zog nach Prag.” Mit „Cenn” ist vermutlich Heinrich I. gemeint. Sicher ist das jedoch nicht.
Nach Abschluss des Feldzuges gegen die Daleminzier ließ Heinrich I. noch im Jahr 929/30 zur Sicherung des eroberten Gebietes hoch über der Elbe auf einem Felssporn eine Burg errichten. Sie war der Ursprung der späteren Stadt Meißen. In den Jahren danach wurden weitere Festungswerke entlang der Elbe (Burg auf den Spitzhäusern bei Zehren, Althirschstein bei Boritz und Strehla-Görzig) zur Sicherung des Gebietes errichtet. Gleichzeitig sollten von diesen Burgen aus weitere Eroberungszüge in slawisches Gebiet erfolgen. Andere benachbarte Slawenstämme versuchten dem Schicksal der Daleminzier zu entgehen, indem sie erbitterten Widerstand leisteten. Letztendlich aber unterlagen sie der militärischen Übermacht der Deutschen. Heinrichs I. Nachfolger, Otto I. (912-973), setzte diese Politik rigoros fort. Im Ergebnis dieser Eroberungen wurden zwei große Marken geschaffen.
So ähnlich, wie die in Raddusch (bei Vetschau) rekonstruierte Slawenburg, könnte auch die Feste Gana ausgesehen haben.
Die Ostmark, die das Gebiet von Brandenburg bis zum heutigen Erzgebirge erfasst, wurde ab 937 als Mark Meißen vom Markgraf Gero (um 900-965) regiert. Über ihn berichtet uns der Chronist Widukind, dass er falsch und verschlagen gewesen sei und ihm jedes Mittel recht war, die Slawen zu unterwerfen. Unter anderem schreibt er, „indem er fasst 30 Fürsten der Barbaren die bei einem Gelage geschwelgt hatten und vom Wein betrunken waren, in einer Nacht erschlug“. Dieses hinterhältige Massaker an den slawischen Fürsten soll sich in der Burg „Alten-Salzwedel“ zugetragen haben.
Die Ostmark wurde nach dem Tode Geros in die Marken Meißen und Lausitz aufgeteilt. Letztere wurde im Westen von Elbe und Saale und im Osten von Oder und Neiße begrenzt. Dahlen und Umgebung aber waren zunächst Königsland.
Das Land musste auf Verteidigung und Abwehr eingestellt werden. Dazu teilte man es in Burgwarde ein. Das sind einer Burg unterstellte Landgebiete. Die Anlage dieser Burgwarde richtete sich häufig nach der slawischen Verwaltungsstruktur. Oft begegnen uns ehemalige Supansitze wieder als Burgwarde, so auch der Burgward „ad Ganam“. Die Mark Meißen wurde in 14 (?) Burgwardbezirke aufgeteilt, deren Burgwarde sich fast ausnahmslos an Flussläufen befanden. Zur Absicherung des Landes und zur Kontrolle der alten Handelswege wurden einige Burgen auch in unbesiedeltem Land errichtet. Die Besatzungen der Wallanlagen sowie die übrigen Bewohner waren Slawen, die unter deutscher Herrschaft angesiedelt wurden und in deutschen Diensten standen. Ein Ergebnis dieser Politik war die Errichtung der Wallanlage auf dem Burgberg Dahlen, aber auch die Wallanlage auf dem Collm. Zur Versorgung der Burg entstand am Fuße des Burgberges Dahlen die Siedlung Zissen. Dies beweisen Scherbenfunde am und vom Burgberg sowie nördlich der Graumühle, die ins 10. Jahrhundert gehören.
Die Wallanlage auf dem Burgberg Dahlen diente vor allem der Kontrolle der alten Salzstraße. Diese führte aus Richtung Halle kommend, nördlich an Leipzig vorbei, passierte dann bei Püchau die Mulde und verlief weiter über Meltewitz und Schwarzer Kater nach Dahlen. Von hier ging es in Richtung Lampertswalde über den Liebschützberg nach Strehla, wo man durch eine Furt die Elbe durchquerte, um sich weiter in Richtung Osten zu bewegen. Von diesem Handelsweg zweigte am Töpferplatz in Dahlen ein Weg ab, der über die Holzstraße nach Belgern führte.
Auf dem Dahlener Burgberg ist heute immer noch deutlich die ovale Ringwallanlage zu erkennen, deren Längsachse sich parallel zum Lauf der Dahle zieht und die sich auf dem Flussschotter-Untergrund der Dahleterrasse erhebt. Der heutige Weg führt zum Teil auf der Wallkrone entlang. An den steileren Hängen der Bachseite war sie weniger hoch aufgeschüttet als an der dem flachen Hinterland zugekehrten Seite. Der größte Teil der aufgeworfenen Erde wurde in den letzten Jahrhunderten abgetragen. Genauere Erkenntnisse über den Dahlener Burgberg können nur Ausgrabungen bringen, die bisher nicht durchgeführt wurden. Die gesamte Anlage des Burgberges steht heute unter Denkmalschutz.
Der Burgberg von Dahlen
Zum Ende des 10. und Anfang des 11. Jahrhunderts war die Zentralgewalt des Deutschen Reiches nachhaltig geschwächt. Der deutsche König Otto III. war im Jahr 1002 gestorben, ohne einen Nachfolger zu hinterlassen. Dieses Machtvakuum nutzte der spätere König der Polen, Boleslav I. „der Kühne“ (auch Chroby genannt, 965/967-1025). Noch im selben Jahr begann er von seinem im jetzigen Polen liegenden Reich aus einen Feldzug, um Gebiete der Westslawen zu erobern. Es gibt schriftliche Überlieferungen, aus denen hervorgeht, dass die polnischen Eroberer einen großen Teil der Daleminzier aussiedelten und nach dem Osten verschleppten. Auch Bewohner aus der Umgebung des späteren Dahlen sollen „mit Feuer und Schwert“ als Gefangene nach Polen geführt worden sein. Bei diesem Feldzug wurden unter anderem Belgern und Strehla verwüstet.
Im 11. Jahrhundert kam es im Gau Daleminzien zu einem stärkeren Bevölkerungszuwachs. Damit einhergehend wurden zahlreiche neue Ortschaften durch Waldrodungen gegründet. Ein Beispiel dafür ist der Ort Stolpen (jetzt Wüstung), der südwestlich von Börln, am jetzigen Stolpenteich lag. Anhand von Scherbenfunden konnte nachgewiesen werden, dass Stolpen vom 11. bis 14. Jahrhundert bestanden hat. So hat es vermutlich noch weitere Orte gegeben, für die der archäologische Nachweis aber bisher noch nicht erbracht werden konnte.
König Heinrich IV. (1050-1106) schenkte das Gebiet von Dahlen, im Gau „Talmence“ (Daleminze) gelegen, als Teil des Burgwardes Strehla zusammen mit Boritz, 1065 dem Bistum Naumburg. Die späteren Amtshauptmannstädte Oschatz und Grimma wurden im Zuge dieser Neuordnung ebenfalls dem Bistum Naumburg übereignet.
1106 leitete Wiprecht von Groitzsch (bei Borna) den deutschen Landesausbau im Osten ein. Dieser Prozess entwickelte sich vor allem ab Mitte des 12. Jahrhunderts und führte zwischen Saale und Elbe zu einer größeren Siedlungsbewegung. Aus den inzwischen stark bevölkerten (vor allem Franken und Sachsen, auch Flamen) Teilen Deutschlands siedelten sich nun viele neue Bewohner an. Bei dieser Kolonisation wurden auch slawische Zuwanderer aus Gebieten mit einer höheren Bevölkerungsdichte angesiedelt. Deshalb wurde Wald gerodet, um neue Ortschaften zu gründen. Das zeigt eine große Anzahl von Flur- und Ortsnamen, deren Ursprünge auf slawische Siedler während der Zeit des frühdeutschen Landesausbaues zurückzuführen sind. Die Zuwanderer wurden entweder mit geringen oder einer befristeten Befreiung von Steuern und Abgaben angelockt. In dieser Phase der Entwicklung wurden die Siedlungsstrukturen in der Mark Meißen geschaffen, wie wir sie auch heute noch vorfinden. Ursprünglich existierten eine ganze Reihe weiterer Siedlungen bzw. Dörfer, welche aber deren Bewohner in späteren Jahrhunderten, vor allem aus wirtschaftlichen Gründen, wieder aufließen. So auch einige Orte in der Dahlener Heide.
Die neuen Bewohner brachten aus ihrer alten Heimat ein umfangreiches Wissen bei der Entwässerung von Feuchtgebieten sowie der Regulierung von Gräben und Bächen mit. Die überwiegende Mehrheit der jetzt noch zahlreich vorhandenen Teiche in der Dahlener Heide wurden bereits in dieser Zeit angelegt. Sie waren für einen regulären Mühlenbetrieb ebenso notwendig wie für die Versorgung mit Fisch, zu jener Zeit einer der wichtigsten Eiweißlieferanten.
Obwohl hier die Slawen vermutlich die Mehrheit stellten, setzte sich nach und nach die deutsche Sprache durch. Es gibt allerdings Hinweise auf einzelne abseits bzw. etwas isoliert liegende Orte in der Dahlener Heide, in denen die sorbische Sprache noch viele Jahrhunderte im täglichen Umgang eine Rolle spielte.
Im Jahr 1424 wurde schließlich im Meißner Land der amtliche Gebrauch der wendischen (sorbischen) Sprache verboten. Dennoch haben die Slawen ihre sprachlichen Spuren bei uns hinterlassen.
Bei der viel geringeren Bevölkerungsdichte der damaligen Zeit ist aber nicht anzunehmen, dass jedes Dorf mit slawischem Ortsnamen auch von Slawen