Milch, Honig und Datteln aufgepäppelt.
Fläche: | 309.500 Quadratkilometer, ein wenig kleiner als Polen |
Einwohner: | 4.636.000, ein Achtel der Bevölkerung Polens |
Ein Sultan für ewig
Oman ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen. Einer davon ist Abdullah. Er lädt ein Platz zu nehmen, Kaffee zu trinken und zuzuhören: „Gott wird ein neues Fass aufmachen“, ist Abdullah gewiss. Die Männer neben ihm am Tisch nicken. „Wir haben noch für 200 Jahre Öl“, ruft er schließlich aus, die alten Männer nicken wieder – „Inschallah, so Gott will!“
Schnelle und teure Tiere
Abdullah freut sich, dass er die Zeichen der Zeit erkannte und seinen Sohn zum Wirtschaftsstudium nach England schickte. Wenn er zurückkommt, wird er in einer Ölfirma arbeiten, ist der stolze Vater überzeugt – die alten Männer auch, sie nicken jedenfalls.
Der Tisch mit Abdullah und den Männern steht neben dem Tor zum Suk in der omanischen Hauptstadt Maskat. Im Unterschied zum Gesprächsthema riecht es im Eingangsbereich des orientalischen Marktes aber nicht nach Erdöl, sondern nach allerlei Gewürzen – und vor allem nach Weihrauch. Das begehrte Harz war der erste Exportschlager des Omans. Dann ist das Öl gekommen und hat aus dem Sultanat seit den 1970er-Jahren einen reichen Wohlfahrtsstaat gemacht. Doch der Erdölvorrat ist nicht unerschöpflich – und die Zuversicht Abdullahs teilen nur seine Freunde am Tisch. „Die anderen Golfstaaten ertrinken im Öl, wir müssen in die Gehirne, in unsere Ausbildung investieren“, sagt eine Geschäftsfrau am Nebentisch. Omanisierungs-Politik heißt der offizielle Begriff für diese Raus aus der Öl-Wirtschaftsinitiative.
„Gott weiß alles“, sagt Abdullah. „Gott kann man nicht betrügen.“ Abdullah redet viel. Und was er erzählt, ist interessant, fremd, ein wenig schräg, manchmal witzig – nur wenn Abdullah das Gefühl hat, dass jemand Falsches zuhört, dann hält er inne. „Ich kann hier Sachen sagen, die ich woanders nicht sagen kann“, meint ein Journalist und fügt hinzu: „Wie überall gibt es auch bei uns Regeln, aber innerhalb dieser Regeln ist man frei.“ Die Regeln lauten: Nichts Negatives über den Sultan berichten und nichts Negatives über die königliche Familie, keine Personalisierung, nichts Negatives über die Religion und keine Berichterstattung, die Nachbarländer provozieren könnte.
Oman ist eine Oase der Stabilität auf der Arabischen Halbinsel. Seit 1970 regiert Sultan Qabus bin Said. Nachdem er seinen Vater ins Exil putschte und eine kommunistische Revolte niederschlagen konnte, ist er Staatsoberhaupt, Regierungschef, Außen- und Verteidigungsminister sowie Oberbefehlshaber in einer Person. Und um diese Person ranken sich viele Geschichten – so viele wie die Zahl der Omani, mit denen man über den Sultan spricht. Einer, der es wissen muss, stellt klar: „Der Sultan ist geschieden und hat keine Kinder.“ Die Nachfolge sei trotzdem geregelt und gesichert. Oman wird auch nach Sultan Qabus eine Oase des Friedens bleiben. „Gott wird einen Nachfolger finden“, ist auch Abdullah überzeugt. Freilich, so einen wie Sultan Qabus hat es nie vorher gegeben, so einen wie Sultan Qabus wird es nie wieder geben: „Am besten wäre es, Sultan Qabus würde ewig leben!“
Sultan Qabus bin Said
Turkmenistan
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Entstanden durch Probebohrungen, lodern am Derweze-Krater seit über vierzig Jahren ewige Flammen. Das „Tor der Hölle“ im Herzen der Karakum-Wüste soll zu einer Touristenattraktion werden. Für Nervenkitzel ist gesorgt: Die Grube ist nicht abgezäunt.
Fläche: | 488.100 Quadratkilometer, ein wenig kleiner als Spanien |
Einwohner: | 5.758.075, ein Achtel von Spanien |
Weißes Rauschen
Turkmenistan ist ein wundervolles Land mit wundervollen Menschen, die einen Präsidenten mit einem Faible für Rekorde der besonderen Art haben: Mit der über vierzig Meter hohen größten Pferdekopfskulptur der Welt schaffte das Land 2017 einen weiteren Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde. Zu den anderen Rekorden zählt der Weltrekord im Kanon-Singen: 4166 Bürger sangen die vom Staatschef komponierte Hymne „Vorwärts, nur vorwärts, mein liebes Land Turkmenistan“. Darüber hinaus ist Asgabat die Stadt mit den meisten weißen Marmorgebäuden, über 500, und den meisten weißen Autos. Seit 2015 besteht ein Importstopp für farbige Pkw – offiziell aus Gründen des Klimaschutzes, da sich dunkle Fahrzeuge mehr aufheizen. Dass die Lieblingsfarbe des Präsidenten weiß ist, könnte die Entscheidung begünstigt haben. Sollte jemand eine Runde mit dem weltweit größten Riesenrad geschlossener Bauart drehen wollen, wäre Asgabat ebenfalls eine Adresse. Bei der Gelegenheit kann man den längsten handgeknüpften Teppich und den höchsten Fahnenmasten bewundern. Ein weiterer Superlativ gelang dem Land mit dem größten Wassersportpark der Welt. Präsident Gurbanguli Berdimuchamedow, ein früherer Zahnarzt, gilt als großer Sportfreund und holte die Asiatischen Kampfsport-Spiele sowie ein großes Defizit gleichzeitig ins Land.
Derweze-Krater
Berdimuchamedow wollte dem Personenkult ein Ende setzen, mit dem sich sein nicht minder autoritär regierender Vorgänger Saparmurat Nijasow umgab. 2015 konnte er aber der Versuchung nicht länger widerstehen und ließ ein 21 Meter hohes, goldverziertes Reiterdenkmal mit ihm auf hohem Ross errichten. Das Riesenbuch „Ruhnama“, eine Art Manifest des Vorgängers, steht auch noch auf einem großen Sockel. Früher ließ sich der Buchdeckel öffnen, und es erschienen präsidiale Phrasen. Seit dem Tod des ersten Präsidenten 2006 bleibt der Deckel aber zu.
Dafür beglückte Präsident Berdimuchamedow seine Bürger zum Weihnachtsfest 2018 mit einem selbst geschriebenen Lied. Das Staatsfernsehen präsentierte den Song exklusiv: An einem weißen Flügel sitzend, sang Berdimuchamedow das Lied „Traum“ auf Englisch, Turkmenisch und Deutsch, während ihn sein Enkel am Synthesizer begleitete. Im Hintergrund rieselten Schneeflocken. Mit seiner „schönen Melodie und den aus tiefstem Herzen kommenden Worten“ sei das Weihnachtslied „allen Zuhörern zu Herzen gegangen“ und habe „starken Eindruck hinterlassen“, kommentierte ein Moderator.
Asgabat mit über 500 weißen Marmorgebäuden
Im Internetmagazin „Novastan.org“, in dem man weniger geschönte Nachrichten aus der Region findet, heißt es in einem Beitrag über die Knebelung der Presse in Turkmenistan: „In den Neunzigern ging der Scherz um, das Akronym TMT (Turkmenisches Staatliches Fernsehen) als ,dein toter Fernseher‘ (Russisch ,tvoj mertvyj televisor‘) zu entziffern. Später wurden die Fernsehsender umbenannt. Das Fernsehen konnte damit aber nicht wiederbelebt werden und verbleibt nach wie vor größtenteils als weißes Rauschen in der Medienlandschaft des Landes.“
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