Wolfgang Machreich

360° um die Welt


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      Taktshang-Kloster

       Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

      Der sehr auf das Diesseits gerichtete Wahlspruch Nepals „Janani Janmabhumischa Swargadapi Gariyoshi“ heißt aus dem Sanskrit übersetzt „Das Mutterland ist mehr wert als das Königreich des Himmels“.

Fläche: 147.181 Quadratkilometer, zweimal so groß wie Irland
Einwohner: 29.305.000, sechsmal soviel wie Irland

      Sherpa

      Nepal ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen. Der berühmteste von ihnen ist Tenzing Norgay, der Sherpa, der am 29. Mai 1953 gemeinsam mit dem Neuseeländer Edmund Hillary zum ersten Mal den Mount Everest bestieg. Sein Enkel Tashi Tenzing ist Bergführer und schaffte es wie sein Großvater auf den höchsten Berg der Erde. Zum 50. Jahrestag der Erstbesteigung ergab sich die Gelegenheit mit Tashi Tenzing über seinen Opa, den Everest, das Volk der Sherpa und Nepal zu reden.

      Herr Tenzing, das Bergsteigen wird auch die Eroberung des Unnützen genannt. War die Erstbesteigung des Everest ohne Nutzen?

      Tashi Tenzing: Hillary und Tenzing haben Unglaubliches geleistet, bis dahin Undenkbares denkbar, Unmögliches möglich gemacht. Ich glaube, dass die beiden mit ihrem Erfolg eine Inspiration für alle Menschen gewesen sind. So wie die großen Entdeckungen, so wie die großen Erfindungen, so wie die Mondlandung. Sie haben allem Menschen erneut gezeigt: Wo ein Wille ist, da ist ein Weg.

      Edmund Hillary und Tenzing Norgay

      Was bedeutet es für Sie, ein Tenzing zu sein?

      Tashi Tenzing: Tashi Tenzing: Für mich ist es eine große Ehre, diesen Namen zu tragen. Ich wollte schon von klein auf immer in die Fußstapfen meines Großvaters treten. Ich will, dass er stolz auf mich ist. Ich will sein Erbe weitergeben. Dem Tenzing-Clan anzugehören bedeutet, mit den Sherpa und dem Himalaya, besonders dem Everest, verbunden zu sein. Was weiß der Rest der Welt über die Sherpa? Gepäckträger! Stimmt, und wir Sherpa sind stolz darauf, das Gepäck zu tragen. Mein Volk ist aus dem Nichts gekommen und konnte doch in den letzten Jahrzehnten bewundernswerte Träume erreichen. Sherpa haben nicht nur in der Bergsteigerei Herausragendes geleistet. Sherpa sind Rechtsanwälte, Ärzte und werden heute der Vielfalt des Lebens gerecht. Deswegen erzähle ich die Geschichte meines Großvaters, die Geschichte dieses Volkes, meine Geschichte. Und ich versuche zu zeigen, wo heute die Herausforderungen für die Sherpa liegen.

      Mount Everest

      Nach wie vor ist Nepal eines der ärmsten Länder der Welt. Sie arbeiten im Tourismus, ist das für Sie der Schlüssel zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes? Tashi Tenzing: Tourismus ist für jedes Land eine gute Sache. Und wir besitzen die besten Voraussetzungen dafür. Den Everest im Land zu haben, ist sicher ein immenser Vorteil. Hinzu kommt, dass die Nepalesen gastfreundlich sind, lebensfroh, fleißig und mit einem großen Herzen … Ich höre schon auf mit dem Selbstlob, aber ich bin mir sicher: Diese Menschen und diese Berge werden uns nach oben bringen.

      Und die negativen Auswirkungen des Tourismus?

      Tashi Tenzing: Natürlich hat auch diese Medaille zwei Seiten. Schnell wachsender Tourismus kann negative Nebenwirkungen mit sich bringen. Deswegen müssen wir mehr als in der Vergangenheit aufpassen. Wir erkennen heute, in welcher Gefahr unsere Wälder sind. Wir haben begonnen, unsere Berge vom Müll zu säubern. Das braucht Zeit und große Anstrengungen. Aber wir Sherpa haben den Everest bestiegen, wir schaffen auch diese Herausforderung

       Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

      Auf dem Gipfel des Adam‘s Peak steht ein Kloster, in dem sich ein 1,8 Meter langer Fußabdruck befindet, der als Fußabdruck von Buddha (Buddhisten), Shiva (Hindus), Adam (Muslime) oder dem Apostel Thomas (Christen) verehrt wird.

Fläche: 65.610 Quadratkilometer, so groß wie Litauen
Einwohner: 20.877.000, sieben Mal so viele wie Litauen

      Schwarztee

      Sri Lanka ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen und dem wunderbaren Ceylon-Tee. Die Teeindustrie ist nach den Überweisungen von Exil-Sri-Lankern und Textilexporten die wichtigste Deviseneinnahme der Insel. Die 800.000 Arbeiterinnen und Arbeiter in den Teeplantagen spüren von den Profiten jedoch nichts. Rund 400 Rupien, umgerechnet 2,50 Euro, bekommen sie abhängig von der Pflückmenge pro Tag. Die Plantagenarbeiter stammen von Indern ab. Als die britischen Kolonialherren den Tee einführten, brachten sie Arbeitskräfte aus Südindien in die Kolonie Ceylon. Dort mussten die Migranten in Schuldknechtschaft arbeiten. Seit 1948 ist Sri Lanka unabhängig. Aber in den Teeplantagen hat sich kaum etwas geändert. „Strahlend schönes, königlich leuchtendes Land“, lautet die Übersetzung von Sri Lanka, das früher Ceylon hieß. Diese schwarze Seite der Teeinsel ist jedoch bei Teeliebhabern auf der ganzen Welt nur wenig bekannt.

      „Ihre Vorfahren lebten während der britischen Herrschaft wie Sklaven, und diese Bedingungen herrschen leider noch immer“, zitiert eine „dpa“-Reportage den Gewerkschaftsführer S.P. Anthonymuttu. Der Rest des Landes habe sich verändert, aber die Plantagen nicht, lautete sein bitteres Resümee. Dies sei keine Sklaverei, aber durchaus eine extreme Abhängigkeit, machte Basil Fernando von der Asiatischen Menschenrechtskommission eine kleine Einschränkung: „Die Menschen gehören praktisch zur Plantage, sie kennen die Welt außerhalb nicht.“ Die Plantagenarbeiter stellten aber auch seiner Meinung nach eine der am meisten vernachlässigten Gruppen auf der Insel. Wenn Teepflücker die Plantage auf der Suche nach besserer Arbeit verlassen wollen, verlieren sie ihre Unterkünfte. Also bleiben die meisten. Hinzu kommt ein sprachliches Problem: Die Teearbeiter sind überwiegend Tamilen, sprechen Tamilisch statt dem vorherrschenden Singhalesisch.

      Von 1983 bis 2009 kämpften die „Befreiungstiger von Tamil Eelam“ für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden der Insel. 100.000 Menschen starben während dieses Bürgerkriegs. Die Ursachen des Konflikts, vor allem die Vormachtstellung der singhalesischen Mehrheit, sind jedoch bis heute nicht beseitigt. Dazu kommt der Konfliktstoff Religion, angeheizt durch buddhistische Nationalisten. Ihre Zielscheiben sind Christen und vor allem Muslime.

      Tee-Ernte

      Seit dem Ende des Bürgerkriegs im Mai 2009 wurden in Sri Lanka jedoch keine Terroranschläge mehr verübt – bis zum 21. April 2019: An diesem Ostersonntag sprengten sich Selbstmordattentäter in drei überfüllten katholischen Kirchen des Landes in die Luft. Mit 320 Toten und mehr als 500 Verletzten zählten diese Attentate zu den mörderischsten seit 9/11. Der „Islamische Staat“ reklamierte die Anschläge für sich, verübt wurden sie von Einheimischen. Bleibt zu hoffen, dass die nach den Attentaten