lange vorher ausgewählten alten Wurzelstock und mehreren Farnen wurde die Einfahrt verblendet. Das Beste der ganzen Angelegenheit aber war ein speziell dafür angefertigter Kasten, einen Meter lang, 50 Zentimeter breit und ebenfalls 50 Zentimeter hoch, in dem sich drei Abteile befanden. Auch dieser Kasten wurde mit mehreren Farnen verblendet. In das erste Abteil am Ende des Rohres konnte der Hund einschliefen und ein im zweiten Abteil befindliches Kaninchen verbellen. Beide Abteile waren durch ein kräftiges Gitter getrennt, so dass dem Kaninchen nichts passieren konnte. Neben dem ersten Abteil befand sich ein weiteres schmales drittes Abteil, das durch einen Schieber abgetrennt war. Darin war vorher ein Hasenfell deponiert worden. Wie an einem Naturbau wurde der Hund nun an der Einfahrt angesetzt, nahm den Bau an und verbellte, wie erwartet, das Kaninchen. Das funktionierte immer, nach einigen Übungen auch dann, wenn gar kein Kaninchen drin war. Hatte der Hund zur Freude der Zuschauer lange genug gebellt, wurde der Schieber gezogen und der Hund kam rückwärts mit dem Hasenbalg wieder aus dem Bau heraus. Nur einmal brachte eine meiner Hündinnen das Fell nicht. Aber wozu hat man denn als Züchter meist mehrere Hunde zur Verfügung. Mein Sohn Ronald leinte die erste Hündin an und ich schickte die zweite in den Bau und unter großem Applaus brachte diese nun den Balg heraus.
Nicht immer waren sich alle jagdlichen Akteure bei der Vorbereitung einig, so auch einmal Anfang der 1980-er Jahre, als das Fest auf der Kippe stand. Ich verabrede mich mit meinen Weidgenossen Rolf und Wilfried, um ein neues Programm auf die Beine zu stellen. Dazu treffen wir uns in meiner Jagdhütte, um einen von mir entworfenen Ablaufplan zu beraten. Diese Jagdhütte stand damals am Rande des Roten Luches auf der Hofstelle eines der beiden Torfhäuser. Vier Wände, ein Dach, ein Fenster, eine Bettstelle, ein kleiner Ofen und eine Kochgelegenheit reichen aus, um das zuvor beschriebene Revier in den Torfstichen problemlos zu bejagen, ohne jedes Mal abends nach Hause fahren zu müssen.
Der künstliche Fuchsbau zum Jägerfest in Waldsieversdorf
Nach unserer Beratung wollen wir uns in meinem Pirschbezirk ansetzen, danach grillen, etwas trinken und uns dann verabschieden. Als ich eine halbe Stunde vor der verabredeten Zeit an der Hütte ankomme, sind meine Weidgenossen bereits da und haben schon eine halbe Pulle Schlehenlikör intus. Die Programmpunkte für das nächste Jägerfest sind schnell durchgesprochen, alle meine Vorschläge werden einstimmig angenommen. Mit dem vorgesehenen gemeinsamen Ansitz wird es jedoch zunächst nichts. Wir wollen erst grillen und etwas trinken und uns dann ansetzen. Die Einigung ist ja sehr schnell gegangen und bis zur Dämmerung ist es noch eine Weile hin. Als wir dann doch aufbrechen, fährt einer meiner Freunde gleich mit seinem Moped nach Hause, mit dem anderen setze ich mich an. Er auf meiner Eichenkanzel, ich 200 Meter davon entfernt auf einer Leiter. Während das Büchsenlicht langsam zu schwinden beginnt, knallt es bei ihm. Als er mich einweist, erkenne ich, dass er die aus den Torfstichen auswechselnde Sau erst im allerletzten Moment gesehen und beschossen hat. Wir finden keinen Schweiß und auch keine weiteren Pirschzeichen. Mit meinem Utz suchen wir noch bis an den Rand des Torfstiches und tragen dann den Hund ab. Der wehrt sich zwar dagegen, aber ich schlage vor, wegen der fortgeschrittenen Dunkelheit die Nachsuche für heute abzubrechen. Wilfried fährt nach Hause und ich verspreche ihm, dass ich am nächsten Morgen vor Dienstbeginn noch einmal nachsuchen werde.
Am nächsten Morgen klingelt der Wecker gegen 5:00 Uhr. Ich wache mit dröhnendem Kopf auf und „Lassmann“ flüstert mir ins Ohr: „Warum willst Du jetzt schon aufstehen. Ihr habt doch gestern Abend schon nach-gesucht und nichts gefunden. Was soll schon passieren. Und außerdem sind die Torfstiche fast undurchdringlich, ein verludertes Schwein findet dort eh’ keiner und Du musst erst um 7:00 Uhr im Dienst sein.“ „Lassmann“ und „Fassmann“ hat Ehm Welk in seinem Buch „Die Lebensuhr des Gottlieb Grambauer“ sehr anschaulich beschrieben. Wenn der eine in ihm sagte: „Fass man zu!“, so antwortete der andere: „Lass man lieber!“
Es vergehen mehrere Minuten und ich bin fast wieder am Einschlafen, da meldet sich „Fassmann“ zu Wort: „Wenn die Sau aber doch liegt! Du wirst darüber nicht sehr froh sein! Du, der bei jeder Gelegenheit den Weidgenossen ins Stammbuch schreibt: „Nach jedem Schuss eine Kontrollsuche!“. Außerdem bist Du im Vorstand der Jagdgesellschaft für das jagdliche Brauchtum und das Hundewesen verantwortlich. Stell Dir die Blamage vor, wenn das Stück durch einen unglücklichen Zufall gefunden wird. Denke daran: Der Wald hat tausend Augen.“ Das wirkt auf mich so nachhaltig, dass ich sofort hellwach bin. Nach einem erfrischenden Kaffee mache ich mich mit „Utz“ auf den Weg. Es ist inzwischen hell geworden und ich setze den Hund nochmals am Anschuss an. Er führt mich wie am Vorabend an die gleiche Stelle, an der wir abends abgebrochen haben. Dann in den Torfstich hinein und nach wenigen Metern wird der Schweißriemen schlapp und ich stehe vor der schon am Abend verendeten Sau. Was bin ich froh, dass ich mich durch die mahnenden Worte von „Fassmann“ trotz meines schweren Kopfes doch aufgerafft und die Nachsuche durchgeführt habe. Und wieder einmal muss ich erkennen: Der Hund hat immer recht!
„Schweiß Natur“ unter Vorbehalt
Es ist einer dieser heißen Spätsommertage, an denen sich das Wild gern in schattige, kühle Refugien zurückzieht. Aber gegen Abend zieht ein Gewitter herauf und ich bin beizeiten im schönsten und erfolgversprechendsten Teil meines Revieres, den beiden Torfstichen. Ungezählte Jagdfreuden habe ich hier allein, oft auch gemeinsam mit meiner Frau, vor allem aber mit meinen Rauhaarteckeln erleben dürfen. Die beiden Torfstiche liegen nebeneinander in der Wiese und enden etwa 80 Meter von der Waldkante entfernt. Zwischen ihnen blieb bei der Austorfung ein 20 bis 30 Meter breiter Streifen stehen, so dass nach der „Renaturierung“ zwei Einstände entstanden sind. Das Wild muss, wenn es von einem Einstand in den anderen ziehen will, den Wiesenstreifen dazwischen überqueren. Eine hohe Leiter, die ich auf Höhe dieses Streifens an der Waldkante errichtet habe, gibt mir die Möglichkeit, das Wild meist vor dem Austreten zu „verhören“. Aus Erfahrung ahne ich, wohin die Reise der Rotte oder des Rudels gehen könnte. So kann ich rechtzeitig abbaumen und dem Wild im Schutze eines Pirschweges, den ich parallel zur Waldkante im Bestand angelegt habe, den Weg abschneiden. Als wir noch mit Doppelflinte und Flintenlaufgeschoss jagten, war das eine ausgezeichnete Möglichkeit, durch welche sich die Aussichten auf einen jagdlichen Erfolg sehr verbesserten. So geschieht es auch an diesem Abend. Nach dem Gewitter am Nachmittag bin ich beizeiten vor Ort, weil ich aus Erfahrung weiß, dass das Wild dann meist früher als gewöhnlich auswechselt. Der Einstand im Schilf ist sicher pitschnass und ich hoffe auf einen guten Anblick und die Chance auf einen sicheren Schuss. Kaum bin ich angekommen und habe es mir auf meiner Leiter bequem gemacht, steckt ein Alttier Äser und Lauscher6 aus dem Schilf. Wo ein Alttier ist, da ist auch entweder ein Kalb oder ein Hirsch, denke ich. Im nächsten Moment stehen Alttier und Kalb in der Wiese, überqueren den Wiesenstreifen und ziehen in den anderen Torfstich. Ich ahne den Wechsel, den die beiden nehmen wollen und bin im Nu von meiner Leiter herunter, um das Wild auf dem Pirschsteig zu erwarten. Kurz vor dem Wald werde ich gerade noch auf das Kalb fertig, jedoch beide Stücke flüchten weiter.
Ich kann aber noch erkennen, dass das Kalb den rechten Vorderlauf schont. Was tun? Ein auf Schweiß geprüfter und firmer hochläufiger Jagdhund, der auch eine Hetze meistern würde, steht im näheren Umkreis nicht zur Verfügung. Also entscheide ich mich, das Stück ausreichend krank werden zu lassen und am nächsten Morgen mit meinem schweißgeprüften Utz, der sich schon bei mehreren Nachsuchen bewährt hat, die Suche durchzuführen. Vorher muss ich aber noch den Jagdnachbarn informieren und um die Wildfolge bitten, weil die Jagdgrenze keine 100 Meter vom Anschuss entfernt ist.
Am nächsten Morgen sind wir bei ausreichendem Büchsenlicht wieder vor Ort. Wir, das bin ich, mein Hund und ein befreundeter Jäger, den ich für den Fall mitgenommen habe, dass wir den Hauptwechsel in der Bergschäferei abstellen müssen. Die Fährte führt in den angrenzenden Waldbestand und wir überqueren bald die Jagdgrenze. Utz führt durchs Altholz einen Hang hinauf und dann in eine dichte Buchenverjüngung hinein. Unmittelbar vor uns springt plötzlich das Kalb ab; es hat uns bis zum letzten Moment ausgehalten, ist also wahrscheinlich schwer krank. Das Wundbett zeigt viel Schweiß und ich schnalle den Rüden umgehend, der sofort mit Hetzlaut abgeht. „Was soll ich tun, wenn das Kalb sich vor dem kleinen Hund nicht bald stellt“ geht es mir durch den Kopf. Aber wieder hilft mir die