Wolfram Bücking

Die dentale Trickkiste


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Drehzahl und eingestelltem Drehmoment

      Die Indikationen des Systems sind in der Abbildung 25 zusammengestellt. Man kann die ganze Methode auch händisch mit Ratsche und Schraubenschlüssel durchführen, doch dauert dies wesentlich länger und ist mechanisch nicht klar definiert.

      Abb. 25 Indikationen für den Crown Lifter CL

      Materialliste

      1 Crown Lifter CL (Fa. Bredent, Senden).

      2 Drehmomentmaschine (hier verwendet: Torque Controller, Fa. Nobel Biocare, Köln).

       Das Abnehmen von Brücken

      Problem: Eine zementierte Brücke oder ein verblockter Kronenverbund muss abgenommen werden

      In der täglichen zahnärztlichen Praxis kommt es immer wieder vor, dass eine zementierte Brücke oder ein Kronenverbund abgenommen und rezementiert werden muss. Die Gründe dafür können sein:

       ZementierungsfehlerDie Brücke wurde beim Zementieren verkantet und sitzt nicht passgenau. Nach Entfernung des Zementes sind Randspalten sichtbar.Bruch der metallfreien Keramikschulter durch Verkanten und Spannungen beim Zementieren. Dies wird aber erst nach Aushärtung des Zementes bemerkt.

       Abzementierung an einzelnen Pfeilerzähnen durchokklusale Fehlbelastung,zu große Brückenspannen oderKnochenverwindungen speziell im Unterkiefer.

       ReparaturEine Verblendung ist gebrochen und muss repariert werden.Der Patient ist mit der Farbe oder Form nach einiger Zeit nicht mehr einverstanden und verlangt eine Änderung.

      Ist es möglich, diese Brücken oder Kronenblöcke ohne Zerstörung der Ränder und ohne Bruch der Pfeilerzähnen abzunehmen? Welche technische Möglichkeiten stehen hierfür zur Verfügung?

      Vom Dentalhandel werden eine ganze Reihe von Abnahmehilfen angeboten:

      1 Hammer und Hirtenstab,

      2 Crown Butler mit Federn und Gewichten,

      3 Kronenspreizer,

      4 Kronenkrallen,

      5 adhäsive klebende Kaugummis,

      6 gummibeschichtete Extraktionszangen u. v. a.

      Diese Hilfsmittel haben aber alle den Nachteil, dass die Abnahme von Brücken und Kronenblöcken damit zu einem Vabanquespiel mit hohem Bruchrisiko wird. Das Ziel unserer Methode soll sein, die Brücken mit einem möglichst geringen Risiko für diese selbst und für die Pfeilerzähne abzunehmen.

      Die meisten der oben aufgeführten Methoden beinhalten punktförmige Kraftansätze an den Brückenkörpern, welche meist unkontrollierte Ausbrüche der Verblendungen oder Verformungen der Kronenränder nach sich ziehen, so dass die Brücken und Verbundkronen nicht mehr rezementiert werden können.

      Die mechanische Überlegung führt nun zu folgender Frage: Ist es möglich, die kurzfristig anzuwendende Kraft, also den Impuls, gleichmäßig auf den ganzen Brückenkörper zu verteilen und damit die Bruch- und Verformungsgefahr zu minimieren?

      Die erprobte Lösung: Abnahme von Brücken und Kronenblöcken mit Hilfe der Ummantelungstechnik

      Um den Impuls, d. h. die kurzfristige Schnellkraft, gleichmäßig auf den ganzen Brückenkörper zu verteilen, wird der gesamte abzunehmende Ersatz mit einem langsamhärtenden, kaum Hitze entwickelnden Kaltpolymerisat ummantelt. Als Ansatz für den Impuls dient ein gekrümmter Haken, der im Widerstandszentrum des Festkörpers Brücke einpolymerisiert wird.

      NB: Das Widerstandszentrum ist der Schwerpunkt eines Festkörpers. Eine dort angesetzte Kraft lässt eine lineare Kraftansatzrichtung zu. Kraftansätze außerhalb dieses Widerstandszentrums könnten zu unkontrollierten Drehbewegungen und damit zum Bruch der Pfeilerzähne führen. Eine sehr große Hilfe kann ein Meistermodell leisten, auf welchem die Brücke hergestellt wurde. Darauf lässt sich die Einschubrichtung des Ersatzes im Nachhinein ermitteln.

      Patientenfall

      Bei einem 50-jährigen Patienten wurde vor 5 Jahren eine festsitzende Metallkeramikbrücke 13-15-16 eingegliedert. Aufgrund der Pfeilerdivergenz von Zahn 16 handelt es sich um eine Geschiebebrücke. Das vordere Brückenteil 13-15 wurde bei der definitiven Zementierung in die Krone 16 eingeschoben (Abb. 1 und 2).

      Abb. 1 Loses Brückenteil (Bukkalansicht)

      Abb. 2 Loses Brückenteil (Okklusalansicht)

      Dieses Brückenteil ist jetzt beim Zahn 15 gelockert und beim Zahn 13 noch fest zementiert. Das Abschlagen des Brückenteiles mit Hirtenstab und Hammer würde mit großer Sicherheit ein unkontrolliertes Abplatzen der Keramik zur Folge haben (Abb. 3 und 4).

      Abb. 3 Eingehakter Hirtenstab mit angesetztem Plombierhammer

      Abb. 4 Mit Pfeil markierte lose Krone

      Zur Abnahme des Brückenteils hat sich in unserer Praxis folgendes Vorgehen bewährt:

      1 Ein S-förmiger, an den Enden angespitzter Haken aus Unterzungenbügeldraht für Interimsprothesen wird distal von Zahn 13 durch den Interdentalraum geschoben und ausgerichtet (Abb. 5 bis 7).Abb. 5 S-HakenAbb. 6 S-Haken mit angespitztem EndeAbb. 7 Eingehakter S-Haken

      2 Ein langsamhärtendes provisorisches Kronen- und Brückenmaterial (Dentalon Plus) wird angemischt und der ganze Brückenkörper mit dem platzierten S-Haken ummantelt (Abb. 8 bis 10).Abb. 8 Das Polymerisat wird angeteigtAbb. 9 Ummantelung mit einpolymerisiertem S-Haken (Bukkalansicht)Abb. 10 Ummantelung mit einpolymerisiertem S-Haken (Palatinalansicht)

      3 Die Aushärtung über einen Zeitraum von 6 Minuten wird abgewartet. Das Kaltpolymerisat muss seine Endhärte erreicht haben, damit der Abschlagsimpuls ohne Dämpfung auf den Brückenkörper übertragen wird.

      4 Mit einem Plombierhammer wird das Brückenteil mit einem kurzen, kräftigen Schlag (Impuls) abgeschlagen (Abb. 11 und 12).Abb. 11 Abschlagen des BrückenteilsAbb. 12 Abgeschlagenes BrückenteilNB: Statt des Plombierhammers hat sich das luftdrukkgesteuerte Impulsgerät Coronaflex sehr gut bewährt. Nach praxiseigener Statistik konnten damit 87 % zum Teil auch