Jenny Menzel

Dresden - HeimatMomente


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von Pillnitz oder Radebeul und jagten in den Wäldern um Moritzburg bereitgestellte Hirsche und Wildschweine. Später genossen Semperoper-Kapellmeister Richard Wagner oder die Pianistin Clara Schumann Stadt-Auszeiten in Graupa oder Maxen. Heute machen wir Dresdner es ihnen gern nach: auf gemütlichen Kaffeefahrten mit der Weißen Flotte in Richtung Meißen, beim Klettern in der Sächsischen Schweiz und auf Schusters Rappen im Osterzgebirge.

      Ein Kurztrip nach Dresden genügt bei Weitem nicht, um diese vielfältige Stadt von allen Seiten kennenzulernen. Nehmen Sie sich die Zeit, um das echte Dresden zu entdecken; in den Gassen der Altstadt, aber auch in den Straßen der Neustadt und am Elbufer von Loschwitz, auf den Weinbergen von Pillnitz genauso wie im verträumt-verfallenen Übigau. Nicht zu vergessen Dresdens wunderschöne Umgebung; von den Sandsteinfelsen der Sächsischen Schweiz über die Silberminen des Erzgebirges bis zu den vulkanischen Basaltsäulen an der Burg Stolpen. Reden Sie mit den Dresdnerinnen und Dresdnern, hören Sie ihnen zu, fordern Sie sie heraus – und machen Sie sich Ihr eigenes Bild. Ich bin sicher, es wird bunt.

      DER SEHENSWÜRDIGKEITEN IN DRESDEN

       Sie müssen nicht alle Highlights von Dresden „abhaken“, wenn Sie zum ersten Mal hier sind. Ich bin sicher: Sie kommen sowieso wieder. Lassen Sie sich Zeit, anstatt wie die asiatischen Reisegruppen durch das historische Zentrum zu hetzen und dabei den eigentlichen Charme von Dresden zu übersehen: die beschauliche Atmosphäre an der Elbe, die wuselige Äußere Neustadt und die netten Bewohner, die Besuchern immer gern den Weg beschreiben und Tipps fürs Sightseeing haben.

      1Frauenkirche: Wer kennt nicht das Wahrzeichen von Dresden? Bis 1993 lag dort, wo heute Touristen aus aller Welt staunend die Köpfe zur 91 Meter hohen Kuppel der Frauenkirche heben, ein Haufen rußgeschwärzter Trümmer. Die Ruine der Frauenkirche, im Februar 1945 zerbombt, stand jahrzehntelang als Mahnmal im Stadtzentrum. Heute ist sie ein Denkmal für Frieden und Versöhnung, wieder aufgebaut mit Spenden aus der ganzen Welt. Und wunderschön anzusehen!

      2Zwinger: Wenn der Sohn heiratet, braucht man eine angemessene Location – Kurfürst August der Starke ließ kurzerhand ein Festgelände erbauen. 40 Tage dauerte die prunkvolle Hochzeit von Friedrich August II. und Maria Josepha von Österreich, für die Dresden gründlich aufgehübscht wurde. Der Zwinger, damals noch aus Holz, ist eines der bekanntesten Barock-Bauwerke Deutschlands. Auf seinen fein manikürten Rasenflächen finden immer noch Konzerte und Theateraufführungen statt, aber berühmt ist er heute für die Weltklasse-Museen in seinen Flügeln: allen voran die Gemäldegalerie Alte Meister mit der Sixtinischen Madonna und die Porzellansammlung.

      3Semperoper: Was die Biermarke aus dem nahegelegenen Radeberg mit ihrem Werbespot angerichtet hat, konnten sich PR-Strategen gar nicht ausdenken – aber sie sind bestimmt nicht traurig, dass alle Welt heute die Semperoper für den Sitz einer Brauerei hält. Die Enttäuschung ist nur kurz, wenn man die opulenten Hallen des fast 180 Jahre alten Opernhauses betritt, wo schon Richard Wagner Kapellmeister war. Zweimal brannte das Opernhaus ab, zweimal wurde es wiederaufgebaut. Einer der jährlichen Höhepunkte Dresdens ist der Semperopernball, wenn drinnen die Prominenz tanzt und draußen auf dem Theaterplatz die Menschen.

      4Residenzschloss: Schon im 16. Jahrhundert war das Residenzschloss politisches Zentrum von Dresden. Seitdem ragt das Renaissance-Schloss mit den spitzen Türmen und dem Georgentor als Sitz der albertinischen Linie des Wettiner Geschlechts am Elbufer auf, flankiert von der Hofkirche, dem Taschenbergpalais und dem Zwinger – und natürlich der alles überragenden Frauenkirche. Der lief das Residenzschloss im Jahr 2019 kurzzeitig den Rang als bekanntestes Bauwerk Dresdens ab, als Diebe unbezahlbare Juwelen aus dem Historischen Grünen Gewölbe raubten. Das Historische und/oder das Neue Grüne Gewölbe zu besuchen, ist trotzdem eine gute Idee; selbst wer nicht auf Gold und Glitzersteine steht, wird über Kunstschätze wie den Kirschkern mit den 180 eingravierten Gesichtern staunen (siehe Tipp 1, Seite 32).

      5Fürstenzug: Wer regierte nochmal wann in Sachsen? An der Rückseite des Residenzschlosses findet sich ein „Spickzettel“: Auf der 102 Meter langen Ahnengalerie, die auf rund 23.000 Fliesen aus Meißner Porzellan gemalt ist, ziehen die 34 Markgrafen, Herzöge, Fürsten und Könige von Sachsen aus dem Wettiner Geschlecht entlang, fein säuberlich zum Nachlesen beschriftet. Ein einziger fehlt – Friedrich August III., der letzte König von Sachsen. Genaues Hinschauen lohnt sich: Neben den Herrschern bevölkern zahlreiche andere Personen das Bild, von Soldaten und Handwerkern über Kinder bis hin zu mehreren Tieren. Eine Person wurde erst 2006 entdeckt, als man den Fürstenzug für die 800-Jahr-Feier Dresdens mit echten Menschen nachstellen wollte.

      6Katholische Hofkirche: Schwarz und schlank erhebt sich der barocke Turm der Katholischen Hofkirche neben dem Georgentor des Residenzschlosses, mit dem sie durch einen Übergang verbunden ist. Im Familiengrabmal der Wettiner sind neben Friedrich August II., der die Kirche 1739 errichten ließ, und seiner Frau Maria Josepha noch 47 weitere Familienangehörige begraben, auch der letzte sächsische König Friedrich August III. Kurfürst August der Starke, der sich als König von Polen in Krakau beerdigen lassen musste, hat immerhin sein Herz zurück in die Heimat geschickt – es ruht in einer silbernen Kapsel in der Stiftergruft. Dass es die Hofkirche gibt, ist der Politik zu verdanken: Für die polnische Krone war der Kurfürst zum Katholizismus konvertiert, seine Bevölkerung blieb jedoch eisern evangelisch und erbaute 1726 die Frauenkirche. Zwei Kirchen direkt nebeneinander – so viel religiöse Toleranz war damals in Europa einzigartig.

      7Canaletto-Blick: Dresdens Skyline ist seit Jahrhunderten dieselbe – geprägt von der Frauenkirche, der Hofkirche und der Kreuzkirche, den Rundbögen der Augustusbrücke und dem Residenzschloss. Weltbekannt wurde diese Silhouette im 18. Jahrhundert, als Bernardo Bellotto alias Canaletto sie in Öl malte. Genau dort, wo der Maler 1748 am Neustädter Elbufer stand, steht heute ein Bilderrahmen, durch den man prüfen kann, was sich verändert hat. Spoiler: nicht allzu viel. Dresdens Ruhm als barockes Elbflorenz soll unbedingt erhalten bleiben, deshalb gibt es in der Innenstadt bis heute keinen Wolkenkratzer. Wie man das Hochhausverbot in der Innenstadt geschickt umgehen kann, zeigt übrigens die Yenidze, die ganz knapp nicht mit aufs Canaletto-Panorama passte (siehe Tipp 16, Seite 102).

      8Goldener Reiter: Ein eitler Zeitgenosse war Kurfürst August der Starke durchaus. Die Folgen seines ausschweifenden Lebensstils waren Übergewicht, Diabetes und faulige Zähne – aber das muss die Nachwelt ja nicht wissen. Dachten sich die Bürger der Neustadt, deren abgebranntes Viertel der Kurfürst im schicken Barockstil wiederaufgebaut hatte, und schenkten ihm ein goldglänzendes Standbild, das dem beleibten Herrscher enorm schmeichelt. Wer von der Altstadt über die Augustusbrücke flaniert, stößt am Neustädter Markt auf den Goldenen Reiter und kann dem Herrscher von unten auf die Sohlen seiner römischen Sandalen schauen.

      9Pfunds Molkerei: Ein Milchladen soll eines der zehn Highlights von Dresden sein? Viel mehr: Pfunds Molkerei gilt als schönster Milchladen der Welt. Wer in den kleinen Verkaufsraum an der Bautzner Straße 79 tritt, wird geradezu erschlagen von den Motiven der handbemalten Majolika-Fliesen, die Boden, Wände und Decke überziehen. Mit offenem Mund stehen die Touristen da und staunen über Blumenranken, fantastische Tierwesen und nackte Engel,