geritzt sind. Vielleicht war er eine Art Audienzsaal, denn an der Wand befindet sich unter Glas ein Kalksteingebilde, auf dem der Abdruck eines ehemaligen Thrones (oder Altars) erkannt worden ist.
Nördlich der Königssuiten befanden sich die ehemaligen Werkstätten. In der Steinmetzwerkstatt 27 hat man Basalt vom Peloponnes gefunden, der für die Herstellung von Siegelsteinen verwendet wurde. Nebenan lagen Töpferscheiben 28. An verschiedenen Stellen kann man im Boden Reste der Kanalisation erkennen, die noch vom ersten Palastbau stammen. Das benötigte Wasser wurde vom Berg Joúchtas aus in den Palast geleitet. Geradeaus liegen Magazine, in denen Tonpithoi mit vielen Griffen stehen 29. Nach rechts führt eine Treppe hinunter zur Ostbastion, von wo aus man zum direkt darunter liegenden Flussufer gelangen konnte (das Tor ist versperrt).
An der Treppe findet sich eins der bemerkenswertesten Beispiele minoischer Kanalisationskunst 30. An der rechten Seite der Stufen führt ein enger Kanal hinunter. Die minoischen Ingenieure haben ihn mit sinnreichen Biegungen (Parabelkurven) und Sinkbecken für mitgerissenes Erdreich so konstruiert, dass das Wasser nur halb so schnell strömt, als wenn es in gerader Linie herunterfließen würde. Außerdem kommt es unten so sauber an, dass es noch zum Waschen geeignet ist. Vielleicht lag hier die Wäscherei des Palastes.
Die Treppe wieder hinauf, gelangt man zum sog. Korridor des Schachbretts 31. Hier wurde das berühmte Spielbrett gefunden, das heute im Saal 4 des Arch. Museums zu bewundern ist. Im vergitterten Boden des Korridors sieht man wieder die modern anmutenden Tonröhren der Kanalisation. Benachbart gibt es ein Magazin 32, in dem große Pithoi mit Medaillonschmuck noch an der ursprünglichen Stelle stehen. Darüber (nicht mehr erhalten) lag ein großer freskengeschmückter Saal - vielleicht, im Gegensatz zum eher kultisch-religiös genutzten Thronsaal im Westflügel, der eigentliche Thronsaal des Herrschers, in dem die politischen Entscheidungen getroffen wurden.
Der Nordeingang
Nordflügel: Vom Zentralhof führt ein abschüssiger Korridor zum Nordeingang des Palastes 33. Links und rechts davon standen zwei hohe Bastionen, von denen Evans die westliche wieder aufgebaut hat, genannt Nordwestportikus 34. An der Wand hinter den Säulen sieht man den Teil eines rekonstruierten, aber mittlerweile stark beschädigten Relieffreskos, das vielleicht das Einfangen eines wilden Stieres zeigt. Am unteren Nordende des Korridors liegt ein großer Saal mit acht Pfeiler- und zwei Säulenstümpfen. Hier endete die Straße vom Hafen von Knossós und vielleicht diente dieser Saal zum Stapeln und Sortieren der ankommenden Waren. Evans nannte ihn Zollstation 35.
Westlich der Bastion mit dem Stierkopf ist ein weiteres (heute überdachtes) Kultbecken 36 erhalten. Es ist mit Alabaster verkleidet und war früher mit Fresken ausgemalt, vielleicht ein Reinigungsbecken für gerade angekommene Palastbesucher.
Heilige Straße: Wenige Meter nördlich vom Kultbecken verläuft die sog. Heilige Straße. Sie führte in minoischer Zeit von der „Zollstation“ Richtung Westen bis nach Amnissós, dem Hafen von Knossós. Wahrscheinlich zogen hier oft feierliche Prozessionen entlang. In ihrer Mitte verläuft eine Doppelreihe von rechteckigen Platten - so konnten hier auch Wagen bequem fahren. Unter der Straße hat man einen noch älteren Weg gefunden, er gilt als eine der ältesten Verkehrsadern Europas. Nördlich der Straße stößt man nach wenigen Metern auf das Theater 37. Um einen gepflasterten Hof erheben sich zwei rechtwinklig zueinander gebaute Stufenreihen, hier standen wohl die Zuschauer. Im Schnittpunkt der beiden Treppen war vielleicht die königliche Loge untergebracht. Der Sockel ist noch erhalten. Wahrscheinlich diente der Platz auch als Empfangs- und Versammlungsort bei kultischen Zeremonien, vielleicht sogar zeitweise als Gerichtshof. Die Heilige Straße zieht sich jetzt noch durch eine leichte Senke etwa 150 m nach Westen und endet dort an einem versperrten Tor an der Autostraße nach Iráklion. Bereits kurz hinter dem Theater führt linker Hand ein Weg zur Kasse zurück. Wer möchte, kann von diesem Weg zum Westhof abzweigen und sich noch einmal in den Palast begeben.
Umgebung des Palastes
Außerhalb des Palastes wurde bislang nichts ausgegraben, weder die umgebende Wohnsiedlung noch die Friedhöfe. Das Gebiet besteht deshalb z. T. aus Schutzzonen, in denen nichts gebaut werden darf, aber hunderte von Schwarzbauten stehen - aus diesem Grund wurde Knossós bisher nicht in die Liste des Weltkulturerbes der Unesco aufgenommen.
Zur Weiterfahrt von Knossós nach Süden → Link.
Von Iráklion über Agía Varvára in die Messará-Ebene
Die Schnellstraße von Iráklion über Agía Varvára in die Messará-Ebene ist eine der wichtigsten Querverbindungen zwischen Nord- und Südküste. Sie durchquert das größte zusammenhängende Weinanbaugebiet der Insel.
Auf der neuen Schnellstraße in den Inselsüden
Von Iráklion aus fährt man am besten auf die New Road in Richtung Réthimnon, zweigt dann nach Míres (Moires), Agía Galíni und Timbáki ab und verlässt nach mehreren Ampelkreuzungen allmählich das Stadtgebiet.
Links voraus erkennt man bald den sagenhaften Joúchtas (811 m), dessen Profil aus einem bestimmten Blickwinkel so verblüffend einem Menschenkopf ähnelt, dass er der Sage nach der schlafende Zeus sein soll - besonders gut zu beobachten vom Grab Kazantzákis’ auf der Marengo-Bastion (→ Iráklion).
Zwischen Síva und Agía Varvára werden die Orte Veneráto und Avgenikí von der Schnellstraße umgangen - wer Weingüter besuchen oder das Kloster Palianís ansehen will, muss nach Dáfnes oder Veneráto abfahren.
Nach dem Weinbaugebiet taucht das Ída-Gebirge auf und rückt mit seinen schroffen Felsmassen allmählich näher.
Anfahrt/Verbindungen Etwa vier Busse fahren täglich ab Iráklion nach Festós und Mátala, bis zu 6 x gibt es Verbindungen nach Agía Galíni an der Südküste (Fahrtzeit ca. 2 Std.). Nach Míres, dem Hauptort der Messará-Ebene, sind die Verbindungen deutlich häufiger, von dort kann man nach Léntas weiterfahren (→ Link.
Weinkellereien um Dáfnes
Die Region um Dáfnes und Síva gehört zu den drei Regionen Kretas neben Pezá und Archánes), deren Weine mit geschütztem Ursprungszeugnis ausgewiesen sind (PDO). Mehr als ein Dutzend Weingüter (= ktima) produziert hier Weine aus autochthonen Reben, vor allem Vidiano (weiß) und Liatiko (rot), aber auch Blends mit Trauben vom Festland.
Rizinía: Kretas bedeutendstes Ausgrabungsgelände aus archaischer Zeit
Die weitläufige Ausgrabung liegt wenige Kilometer nördlich von Priniás, das man erreicht, indem man in Agía Varvára abbiegt und Richtung Norden in die Berge fährt. Bereits Anfang des 20. Jh. hat man auf dem knapp 600 m hohen Tafelberg Patéla mit großartigem Blick bis Iráklion zwei Tempel aus archaischer Zeit entdeckt, die als älteste ihrer Art in Kreta gelten, außerdem minoische Überreste, eine Nekropole und ein hellenistisches Kastell. Das Gelände ist 10 Fußminuten vom Parkplatz an der Straße entfernt. Es ist von einem Zaun umgeben, in den letzten Jahren stand das Tor aber offen. Benachbart steht die pittoreske